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Storys: Live - Reviews: W

Live Review des WINTER OF SIN / MOURNING CARESS / BK 49 / BUGEN HAGEN - Gigs am 13.09.2003 im JUZ Leer

Versetzung gefährdet

Die mittlerweile 13. Metal Party im Jugendzentrum Leer steigt am heutigen Samstag. Für mich persönlich endlich einmal die Gelegenheit, meine neuen Helden BK49 live zu sehen, nachdem ich beim letzten Gig der Jungs leider verhindert war und ich beim Auftritt der Zombiejünger auf dem Ear Terror Festival 2002 zu spät kam. Dass heute Abend noch andere Bands auf dem Billing stehen, nehmen Micha, Nina und ich natürlich gerne mit. (uwe)

Den Anfang macht heute die einzige Band aus unserem liberalen Nachbarland, die Groninger Band WINTER OF SIN. Schneller Black Metal wird hier präsentiert, und ich bin schon dabei, mich gelangweilt abzuwenden, als WOS die Old School - Keule auspacken und mich wieder zurück in den Saal holen. Den rasenden Black Metal immer wieder durch melodische Leads zu aufzulockern, ist in diesem Fall eine echte Bereicherung für den Sound des holländischen Sextetts. Wokkel (vox), Christiaan (bass), Gert (keys), Maarten (drums) und die beiden Gitarristen Ricardo und Dick bezeichnen ihre Mucke als "Black Metal with some Doom" und nennen als ihre Vorbilder Bands wie SATYRICON, GORGOROTH, ABIGOR und MY DYING BRIDE. WINTER OF SIN wurden 1998 gegründet und haben es bis jetzt auf zwei Veröffentlichungen gebracht: "Hailstorm" (1999) und "Obscura" (2001). Eine eventuell geplante Stage Performance wird von den sehr beengten Verhältnissen auf der JUZ Bühne leider zunichte gemacht, da bleibt kaum noch Platz zum Atmen. Übrigens ist Wokkel nebenher DJ im Groninger Club Vera, Radio DJ sowie recht begabter Künstler, der seine Arbeiten unter www.wokkel.nl vorstellt. (uwe)

MOURNING CARESS aus Münster sind eine Person und ein Keyboard weniger auf der kleinen Bühne, so dass etwas mehr Platz zum Bangen bleibt. Sehr beliebt machen sich die Münsteraner dadurch, dass sie ein Radio Gehacktes-Shirt über die Monitor Box drapieren. "Das gibt Pluspunkte!", meint Nina, die daraufhin gleich todesmutig in die Front Rows marschiert, um Nahkampfaufnahmen zu machen. M C wurden 1999 gegründet, die aktuelle Besetzung besteht neben Shouter Gerrit Mohr aus Daniel Busche (Bass), Florian Ehrhardt (Gitarre), Benedikt Bjarnason (Gitarre und: ja, er hat isländische Vorfahren; fließend spanisch spricht der Mann auch noch...) und Drummer Dominik Schlüter. Nettes Merchandise haben die Jungs auch am Start, sogar Girlie Shirts und Longsleeves sind im Programm. Aber auch die Mucke ist nicht von schlechten Eltern und kann wohl am einfachsten als melodischer Death 'n' Roll kategorisiert werden. Sänger Gerrit Mohr erinnert dabei an den IN FLAMES-Shouter Anders Fridén in dessen Frühphase. "So, und jetzt gibt`s ein Stück von unserem Debüt-Album, ist aber auch unser einziges, hihi". Das Stück heißt "The Chain", das Album "Imbalance" und ist 2002 auf dem spanischen Arise-Label erschienen. "Imbalance" enthält aber auch vier Stücke von der in Eigenregie veröffentlichten Vorgänger-EP "Perspectives" aus dem Jahr 2000, die Gerrit uns glatt unterschlagen hat. Sei's drum: nette Leute, feine Mucke: well done! (uwe)

BEKAH NEUNUNDVIERZICH. Es wäre schön, wenn ich schreiben könnte: "Diese Jungs muss man wohl nicht mehr vorstellen". Aber leider gehören die BK 49 nicht zu den Bands, die drei Mal die Woche proben und sich den Arsch abtouren, um ihr Album zu promoten. Dabei eignet sich wohl kaum ein Album so gut wie "Join the Dead", um in die erste Liga aufzusteigen. Absolut mitreißender, gnadenloser Death / Thrash Metal, Old School as fuck. Mit "House on Massgrave Hill" gibt es heute Abend den ersten Nackenkiller, dann geht es mit "Zombified", dem Titeltrack des Debüts aus dem Jahr 2000, weiter. Ansonsten wird das Hauptaugenmerk heute auf "Join the Dead" gelegt: "Fleshripping Horror", "Morbid Funeral", "Death is the crown of creation", "Join the Dead": nur Hits, die einem die Kartoffel vom Hals hauen. Und das mir auf meine alten Tage. Besonders "Buried, but not deep enough" (das ich in meinem Review noch sträflicherweise als "Filler" bezeichnet hatte, und das mir mittlerweile fast am besten gefällt), entwickelt sich live zu einem echten Knaller, insbesondere mit dem kurzen Bass -Zwischenspiel von "Dr. Frankenfeist". Als Rausschmeißer gibt es dann noch AUTOPSY`s "Ridden with Disease", dann ist Schluss. Aber mehr hätte mein Nacken eh nicht durchgehalten. Die glorreichen Fünf: Arne Berents (git), Bernd Reiners (voc), Klaus Kessemeier (git), Patrick Feist (bass) und Marc-Andree Dieken (drums). Nach dem Konzert schreibt mir mein "Spezi" Klaus Kessemeier noch in meine Kladde: "Uwe ist unartig und beteiligt sich nicht am Bangen, die Versetzung ist gefährdet..." Dabei habe ich mir bangtechnisch nun wirklich nichts vorzuwerfen. Ungerecht! Aber so sind sie - die Metal Teacher!  Uwe Harms

Für die Besprechung der nächsten Band gebe ich mit schmerzendem Nacken ab an die Kieler Exilsprodde:

Tja, liebe Metalgemeinde, nach dem uns BK49 standesgemäß die Rübe abmontiert haben, denke ich: "Alter, das war`s jetzt. Schöner Abend, lass uns nach Hause fahren. Jetzt kann nix mehr kommen!" Aber Mooooment: BUGEN HAGEN stehen noch auf dem Programm. Nie gehört den Namen, aber die kommen aus Leer. Quasi Heimspiel, demzufolge sind BH auch Headliner. Also: Umbaupause abgewartet, noch´n Bier besorgt (in umgekehrter Reihenfolge allerdings). Was dann auf der Bühne fabriziert wird, überrascht mich doch sehr. Sehr netter Old School - Thrash im Stil der 80er und frühen 90er! Torsten Buss (Drums), Günther Siemens (Bass), Jörg Seegers (Voc), Uwe Hansen (Git) und Ulf Schraplau (Git), geben alles, der Sound (Mischer Jürgen Eckart) lässt auch keine Wünsche offen. Besonders hervor zu heben ist auf jeden Fall der stets präsente Sound der Bassgitarre. Kommt wirklich gut. Die Vocals bieten eine gute Mischung aus KREATOR und CARCASS (Bill Steer). Die Bassgitarre erinnert an SODOM, wie ich finde. Schlagfertig sind die Jungs auch noch, was folgende Anekdote beweist: Von Gitarrist Uwe Hansen bekommt man ständig die verschwitzten Achselhaare zu Gesicht. Dies veranlasst mich dazu, einfach mal so auf die Bühne zu brüllen: "Rasier dir mal die Achselhaare". Prompt brüllt es von der Bühne zurück: "Rasier dir mal den Schwanz.......ab!!!" Ich kann die Setlist hier nicht vollständig wiedergeben, aber Stücke vom neuesten Output "Expulsion" werden ebenso gezockt wie ein zwölf Jahre alter Demosong namens "Banished". Mit "I wish I was dead", ereilt uns sogar ein Schunkelstück und als Zugabe gibt es "Infernal Death" von DEATH! Schönes Ding. Ein sehr schöner Konzertabend geht zu Ende, und glück- und bierselig fahren wir nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind... Bla bla bla..       Michael Jehles
 
Bilder von diesem Gig gibt es hier

Live Review des WU:NDID / SLOPE / EMBEDDED / RUMBLE MILITIA - Gigs am 14.06.02 im JZ Langholt / Rhauderfehn

Rumble on the Fehn

...ist die Überschrift der e-mail von Jörg Uken, seines Zeichens Master of all Knöpfchen im Soundlodge Studio sowie Drummer der legendären RUMBLE MILITIA. Einen Warm-up - Gig im Jugendzentrum Langholt wollen die reanimierten Punk-Rocker spielen, als Gäste dabei: WU:NDID, SLOPE und EMBEDDED. Ob wir kommen wollen? Och nöh, Jörg, lass mal. NATÜRLICH KOMMEN WIR !!! Auf dem Parkplatz vor dem JZ die üblichen Verdächtigen: Alf von Sirens, Susi und Lieschen von Thrash till death, auch Henne von OBSCENITY ist da, der sich besorgt Gedanken darüber macht, ob OBSCENITY´s Basser Alex jetzt fest bei den Rumbles einsteigt. Nein, tut er nicht, ist nur "ausgeliehen". 

Um 21.45 Uhr eröffnen dann WU:NDID ihren Gig. Vor dem Gig erklären mir Oliver (v), Jens (g), Carsten (g), Heinz (dr) und Marco (b) aus Leer, dass sie sich in der Tradition von Bands wie TURBONEGRO sehen. Ihren Musikstil bezeichnet die 2000 gegründete Band als Noise Punk. Da die Bühne des JZ sehr klein ist, lässt Sänger Oliver seinen Bewegungsdrang im Zuschauerraum freien Lauf. Show wie auch Musik erinnern frappierend an REFUSED. Auf diesen Einfluss angesprochen, verweist der Sänger dann auch auf sein verwaschenes REFUSED - T-Shirt, dass ich erst jetzt bemerke. Die Frage hättest du dir sparen können, Harms. "Wir sind so froh, für die großartigen RUMBLE MILITIA spielen zu können". Ja, ist klar. Nach der vierten derartigen Ansage  habe ich auch kapiert, dass ihr Rumble-Fans seid, hihi. Die Debüt-CD von WU:NDID, "Killingrockmusic" ist seit 2001 im Handel. Ist nicht meine Richtung, einzig der Song "If  Pat Bateman was Hardcore, he would like this" (geiler Songtitel!) kann mir gefallen, handwerklich aber für ein Debüt mehr als ordentlich. Besonders die Website www.wounded.de, von Gitarrist Jens Werner gestaltet,  macht mich neidisch. Sehr gute Site! 

SLOPE aus Oldenburg haben sich 2000 zusammengefunden und zelebrieren nach eigenen Aussagen eine Mischung aus Hardcore und Southern Rock. Down, die Texaner um Pantera´s Phil Anselmo, werden als Referenz genannt. S.B.A., der Sänger der Band, tritt normalerweise nur grellstens geschminkt vor das Publikum. Heute nicht,  dafür  trägt er ein Shirt mit der Aufschrift "Saunaclub Melanie", was im Publikum zu Geschmunzel führt. "Tuffig, oder? Wir machen ja auch tuffige Musik!" Nun, dem ist dann glücklicherweise doch nicht so, die Band intoniert ihren energiegeladenen "Southern-Core" mit viel Inbrunst. S.B.A.(v), Wiggum (g), Bridge_It (b) sowie I.K. (dr) geben sich spieltechnisch keine Blösse. Besonders das Stück "Me against the loser" von der Slope-CD "Music is my heroine" gefällt mir sehr gut - auch wenn das restliche Material dem intoleranten Metal-Head in mir noch nicht so recht reinlaufen will. Trotzdem: Daumen hoch!

Im Auto auf der Fahrt nach Langholt kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit der CD "Banished from the Light" von EMBEDDED. Death-Metal amerikanischer Prägung, mir fallen sofort George "Corpsegrinder" Fisher und seine Mannen als Vergleich ein. Im Gespräch mit der Band ernte ich dann auch ungetrübte Zustimmung, als ich CANNIBAL CORPSE als Referenz für EMBEDDED nenne. EMBEDDED kommen aus Osnabrück und sind seit 1994 aktiv. Fronter Rainer legt mit der Ansage "Wir sind EMBEDDED aus Osnabrück and we are booorrn to haaate!!!"  dann auch gleich die Marschrichtung fest. Death Metal Inferno! Die Band kann mich von Anfang an überzeugen, auch wenn sich heute Abend nicht so recht ins Billing passen will. But who cares? "Smell the stench of war, smell the stench of burning flesh!" Jahaa, mit  solchen Old-school-Ansagen macht man meinen Schlüpfer feucht! "Banished from the Light" ist 2001 bei Revenge Productions erschienen. Am besten gefallen mir der Titeltrack sowie das Über-Stück "Sadistic demise". Embedded spielen heute noch eine Monstrosity Coverversion ("The final cremature"), dann ist Schicht. Auch wenn ich über vierzehn Jahre darauf gewartet habe, RUMBLE MILITIA noch einmal live zu sehen: Für  mich ist Embedded die Band des heutigen Abends. ("Jehova! Jehova!" "Steinigt ihn!")

Zum letzen Mal habe ich RUMBLE MILITIA 1988 im Schlachthof Aurich zusammen mit TANKARD und ASSORTED HEAP live gesehen. Staffi und Hacki hatten damals ihre Lederjacken randvoll mit Nieten bestückt, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Ja, so was war damals wichtig (zumindest für mich)! So musste eine Metalkutte aussehen! Wie um mir zu demonstrieren, dass so etwas überhaupt nicht (mehr) wichtig ist, treten die beiden Ur-Rumbles heute ganz ohne Jacken auf, sogar auf  T-Shirts wird verzichtet. "Wir sind RUMBLE MILITIA aus Bremen und wir spielen heute nur altes Zeug. Wer uns damals noch nicht kannte, hat halt Pech gehabt." Rumble Militia haben sich in den fast zwanzig Jahren seit ihrer Gründung immer wieder gegen gesellschaftliche sowie politische Mißstände gewandt, sind keinem Streit, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, was teilweise zu lebensbedrohlichen Umständen für die Mitglieder führte. Songs wie "No Nazis" kennt jeder, ob Punk, Metaller oder Roger Whittaker Fan. OK, die vielleicht nicht. Ist ja auch egal: Heute Abend heißt "No Nazis" "No Bazis" und ist dem K-Fragen-Gewinner Edmund Stoiber gewidmet. Natürlich dürfen auch Stücke wie "Wieviel Hass wollt Ihr noch?" (vom 93er Output "Deutschland 93, wieviel Hass wollt ihr noch?", das aufgrund von rechtlichen Schwierigkeiten nie erscheinen durfte, "Full of Commercial" ("Fuck off commercial", 1987) sowie mein persönlicher RUMBLE MILITIA Lieblingstrack "Full of Danger" nicht fehlen. Fazit: RUMBLE MILITIA haben nichts verlernt, und keiner kann sagen, die Band hätte sich wegen der Kohle noch einmal aufgerafft. Staffi (bürgerlich Efstathios Agoropoulos) und Hacki (Halkan Onuk) haben nämlich aufgrund diverser "Erfahrungen" mit diversen Security-Crews im Jahr 1992 die Sicherheits-Firma F.B.I.S. gegründet, beschäftigen mittlerweile eine Stamm-Mannschaft von 250 Leuten und können sich über eine schlechte Auftragslage wohl kaum beschweren. Nun wollen wir mal abwarten, ob die Jungs demnächst noch einmal ein Album eintüten. Also, ich würd`s kaufen...    Bilder von diesem Gig                   Uwe Harms