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Storys: Live - Reviews: L

Live Review: "Grind Assault" mit LA BAD TASTE / PENIS JUICE / MEATKNIFE und COHORT am 23.11.02 im JUZ Leer

Long live the Nachwuchs

Martin von MEATKNIFE lud zum "Grind Assault" in das JUZ Leer. 8 Euro für 4 Grind Bands, das geht voll in Ordnung. Im JUZ Leer tummelt sich überwiegend junges Publikum, anders als beim EAR TERROR vor drei Wochen, wo der Altersdurchschnitt mindestens 5 Jahre höher lag. Den Opener machen heute LA BAD TASTE aus Zeven. Als Intro hat man das Theme von "Saber Rider" gewählt, cool. Sechs Leute stehen da auf der Bühne, zwei Gitarristen, zwei Sänger, von denen einer die hohen Schreie übernimmt und der andere grunzt. Bassist Matthias bedient verletzungsbedingt heute den Camcorder, Aushilfsbasser Christoph steht für ihn auf der Bühne. LA BAD TASTE würzen ihren Grindcore mit diversen Zitaten aus der Film- und Fernsehgeschichte, so werden u.a. "Saber Rider", "Bonanza"  und einige andere Themes durch den Grind- Wolf gedreht. Auch das Riffing lässt den (älteren) Zuhörer an diverse Klassiker des Genres denken, die Musiker von LA BAD TASTE dürften jedoch in den Erscheinungsjahren von Klassikern wie "World Downfall", "Scum" oder "Purity Dilution" wohl eher dem Trröörrööö-Core von Benjamin Blümchen gelauscht haben. Sei's drum, der rhythmische und fast schon poppige "Pogo Grind" der Zevener lädt zum Hüpfen ein. Die Ansagen des dreadgelockten Sängers Jockel sind jedoch teilweise etwas befremdlich, jedenfalls wischt er jeden Verdacht, er würde Germanistik studieren, locker beiseite: "Ein verzinktes Arschloch is' halt besser beim Kacken, rostet nich' und so, ey" oder "Das nächste Lied handelt von Bauern in Amerika. Ihr kennt doch bestimmt die Cartwrights?" caused Stirnrunzeln bei mir, ey. Zum Abschluss gibt es noch eine Coverversion von DISCHARGE. Nette Band, das günstigste Merchandise: T-Shirts für 3,50 Euro, das dürfte der Preisknaller des Jahres sein. Das Demo "Grindnanza" könnt ihr für günstige 2 Euro bei Jarno bestellen.

Auch PENIS JUICE sind vor drei Wochen auf dem EAR TERROR-Festival mit Aushilfsbasser aufgetreten, heute ist die Band komplett. Natürlich dreht sich auch heute wieder (fast) alles um ein Thema: Körperflüssigkeiten. Stücke wie "Pipi" oder "A A" (Pipi Teil 2) lassen keine Fragen offen. "Dirty Hole" ist schon jetzt so etwas wie ein Klassiker, "Big Dry Elephant Cunt" oder "Knüppel auf'n Kopp", das auch genau so klingt, reißen zwar keinen mit, haben aber Unterhaltungswert. Wie auch überhaupt der ganze Gig der Band: Olli mit einrasiertem und gemalten Stierschädel auf der Brust, am Anfang noch mit Mantel und Zorro-Maske, Drummer Basti mit Schottenrock und Socke um das Gemächt, sowie Basser Manni mit Corpse Paint. Nur Gitarrist Andi sieht ganz "normal" aus. Olli gurgelt sich mit Hilfe des allmächtigen Pitchshifters durch's Programm (Kumpel André sagt bei solchen Sängern immer: "Holt den Mann aus dem Wasser!"), Basti liefert die hohen Schreie dazu. Bin mal gespannt, wie das Material auf  Tonträger klingt.

"Mien lüttje Lateern, ik heb di so geern....". MEATKNIFE aus Emden lassen sich feiern. Dass die Fans vor dem Gig der selbsternannten "Porno Grinder" heute Abend Martini-Gesänge anstimmen, ist aber kein gutes Omen: Am Anfang hört das Publikum von den beiden Shoutern Matze und Thommy nichts, Basser Chris ist so bedröhnt, dass er sich selbst und sein Instrument nicht hört, dafür wummert sein Bass aber bis nach Meppen. Mischer Jürgen verzweifelt zu mir: "Was soll ich machen? Die haben alles aufgerissen! Das ist die erste Band, die mit 1200 Watt Monitorsound nicht auskommt!" Nach 15 Minuten klingt dann aber doch alles so, wie es soll, die Party kann losgehen. MEATKNIFE-Gigs sind immer etwas besonderes, die Band um Matze, Thommy und Ali hat sich über die Jahre eine treue Fangemeinde erspielt. Mindestens ein Lied wird bei jedem Auftritt dem leider viel zu früh verstorbenen Bassisten und Gründungsmitglied Ralph Janssen gewidmet. Musikalisch huldigt man Bands wie GUT oder MORTICIAN. Als Matze "Dead Whore" ankündigt, fragt Sieler: "Wieso "Der Rohr?" Das heißt "Das Rohr"! MEATKNIFEs Band-Maskottchen Weddermann steigt bei "Tombstonesucker" in den Ring und übernimmt die Vocals, für Jäschke wird "Corporal Punishment" gespielt, der bedankt sich, in dem er auf die Bühne steigt und stolz sein "Bäuchlein" mit "OSTFRIESLAND"-Tattoo entblößt. Auch Basti von PENIS JUICE steigt auf die Bühne, lüftet seinen Schottenrock und entblößt sein Gesäß. Ali O. aus O. von der Band E.B.P. gibt vor der Bühne alles und auch der Rezensent hängt mit dem Kopf in der Box. Schönes Fest!

 Die Berliner COHORT sind seit 1996 aktiv, die aktuelle Veröffentlichung heißt "Zombie halb und halb". Vierzig Leute tummeln sich noch vor der Bühne, die Grinder aus der Hauptstadt haben es jedoch mit einem recht ausgepowerten Publikum zu tun, der Funke will nicht so recht überspringen. Das ändert sich jedoch mit zunehmender Spielzeit. Sänger E. Konroth kann nicht nur grunzen, er hat auch die hohen Schreie drauf. Wer als Grindcore-Fronter ohne Effekte wie Pitchshifter auskommt, kann kein schlechter Mensch sein. "Das nächste Stück heißt: "Nur noch ein blutiger Stumpf"". Ah ja. Ob die Jungs nur deutsche Texte verbraten, wie man aufgrund der Songtitel vermuten könnte? Ein Blick auf die Homepage bringt Klarheit: nein, auch englische Texte sind im Angebot, mein Liebling ist jedoch der deutsche Text zum Song "52". Textauszug: "Wie schön kann doch der Anblick sein - von perforierten Innereien". Verstehen kann ich heute Abend aber trotzdem kein Wort. Ist ja auch egal: je länger COHORT spielen, desto mehr geht das Publikum mit, am Ende gibt es mit "Blitzkrieg Bop" noch eine astreine Ramones-Coverversion, "Hey ho, let's go" habe ich auch noch nie von einer Grindcore-Combo gehört. Nach dieser musikalischen Verneigung verabschieden sich COHORT und alle wanken taub aus dem Saal. 

Sehen und gesehen werden oder "Ich war da": Joe D. Fister von EBOLA BEACH PARTY, alle Members von MORDRAK, Aargoroth von TO KILL, Trial vom Online Mag www.twierdza.de, Dirk Janssen von DESPONDENCY, Stefan Sieler von BITTER SILENCE.

Bilder vom "Grind Assault" gibt es hier                          Uwe Harms