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Live Review des TO KILL / THE CHOSEN / BLACK PALM - Gigs am 15.05.2004 im JUZ, Leer
Es war der Tag, an dem es Gewissheit geben sollte, ob Ostfriesland um ein weiteres, großes Kaliber heftiger Tonkunst reicher ist oder nicht. Das Jugendzentrum Leer lud ein, um dem Konzert mit den vier Bands MATHYR, TO KILL, THE CHOSEN und BLACK PALM beizuwohnen. Zuerst musste ich enttäuscht feststellen, dass die Band MATHYR furzkristig, äh kurzfristig abgesagt hatte. Die Hintergründe sind mir nicht bekannt, deshalb also gleich weiter im Text.
Die erste Band des Abends war denn auch gleich mein Grund, um nach Leer zu pilgern. Der allseits bekannte Sänger der viel zu früh verblichenen Band NECROBIOSIS, Frank Jäschke, gab sich ein Stelldichein mit seiner neuen Formation TO KILL und die Erwartungen waren groß, was da auf uns einprasseln sollte. Seine Mitstreiter, Chris am Bass, Krüger an der Schießbude (beide ebenfalls bei den ostfriesischen Kultgrindern MEATKNIFE tätig) und Björn an der Bratpfanne (ex-NEPHASTUS, jetzt MORDRAK) tun ja nun auch nicht erst seit gestern ihren Dienst an der Tatwaffe. So gibt es dann auch gleich munter uffe Zwölf. DEATH METAL! Krüger's Drumming ist schon ganz schön gewalttätig - nicht nur, weil er ohne Schuhe spielt und die erste Reihe im Publikum somit ohne Gasmasken ausgestattet schlechte Karten hat. Nein, es ist schon beeindruckend, wie er das letzte aus sich herausholt. Meister Jäschke ist als Frontmann eine souveräne Erscheinung und weiß der Musik durch sein einzigartiges Organ seinen Stempel aufzudrücken. Auch optisch macht er eine ganze Menge her: wer hat schon in altdeutscher Schrift "Ostfriesland" auf der Plauze eintätowiert? Auch Chris und Björn geben eine routinierte Performance ab, wobei sich Björn auch nicht lumpen lässt und einmal vergisst, den Vergeilerer einzuschalten und so schreddert er denn auch unfreiwillig den Anfang eines Stückes im Clean-Kanal, was für Erheiterung allerseits sorgt. Songtitel wie "Toilet Blow Job" zeigen an, wo bei TO KILL der Hammer hängt - das ist kein Kuschelrock, sondern Musik mit Eiern!
Nach einigen Zugaben geht's dann weiter mit der holländischen Formation THE CHOSEN. Zur Mucke möchte ich jetzt nicht viel sagen, da sie mir überhaupt nichts gibt und ich mich zusammen mit diversen Kollegen, denen es genauso geht, erst einmal in die Cafeteria zurückziehe, um meine durstige Kehle zu balsamieren. Aus informierten Quellen erfahre ich noch, dass der Bassist und der Gitarrist wohl erst kurze Zeit bei der Band sind - seltsamerweise ist Letzterer für meinen Geschmack noch der beste Musiker in ihren Reihen.
Als letzte Band des Abends enterten dann die Leeraner BLACK PALM die Bühne. Zu meiner Überraschung handelt es sich hierbei um eine noch sehr junge Black Metal-Band, deren Mitglieder in martialischem Corpsepaint in die Schlacht ziehen. Auf der einen Seite fand ich das zur Musik sehr unpassend und albern, auf der anderen Seite bin ich so schon auf das Schlimmste vorbereitet und dementsprechend von den Socken, als sie anfangen, ihre Songs vom Stapel zu lassen. Sehr amtlich, was da aus den Boxen hämmert! Irgendwie fühle ich mich zu Anfang ein wenig an ABSU erinnert, ziemlich lange Songs, komplex arrangiert und vielschichtig - so tritt keine Langeweile in den Songs auf. Hier merkt man, dass sich fünf Jungs zusammengetan haben, die es wissen wollen.
Somit können wir zusammenfassen: Emden ist die ostfriesische Hauptstadt in Sachen brutaler Death Metal und TO KILL ein sehr vielversprechender Act, auf dessen ersten Tonträger ich mich schon riesig freue. Auch Leer hat ein neues Ausrufezeichen gesetzt, bleibt zu hoffen, dass BLACK PALM in der Besetzung zusammenbleiben und weiterrocken. Schade um THE CHOSEN, von denen ich mir mehr erwartet hatte, nach dem, was ich vorher über sie in Erfahrung brachte. Schade auch, daß MATHYR nicht anwesend waren - vielleicht bekommt man sie einmal livehaftig zu Gesicht. Dennoch ein gelungener Abend, der Spaß gemacht hat.
Hintern abgewischt - bitte spülen! Uwe Hansen (BUGEN HAGEN)
Live Review des MEATKNIFE / BY BRUTE FORCE / TANKARD - Gigs am 23.04.2004 im Zollhaus, Leer
Mai 1987: TANKARD kommen! Die Götterscheibe "Chemical Invasion" macht gerade die Runde und wir müssen die Frankfurter Thekengötter natürlich live sehen.
Setlist BY BRUTE FORCE |
Provocation Of Christ |
Blade Rider |
Let Them Burn |
Reborn In Storm |
Suicide Bomber |
Munera Romanum |
Dawn Of Eternity |
Anno Demoni |
Enjoy The Extreme |
Slave Our Souls |
Micha Jehles und Uwe sind beide an diesem Abend im Auricher Schlachthof anwesend, kennen sich jedoch noch nicht persönlich. Micha dreht jedoch während des TANKARD-Gigs dermaßen durch, das er sich von der (ziemlich hohen) Balustrade stürzt und sich die Pfoten bricht.
März 2004: TANKARD kommen! Micha und Uwe sind auch wieder am Start und mit ihnen die komplette Radio Gehacktes-Crew. Diesmal findet der Gig im Zollhaus in Leer statt, denn da gibt es keine Balustrade, von der sich Micha stürzen könnte. Gut so!
Den Anheizer machen heute Abend die Emder Grindkönige von MEATKNIFE. Die passen zwar musikalisch nicht so recht in's Billing, aber wer will es dem MEATKNIFE-Fronter Matze verdenken, wenn er als Veranstalter des Abends seine Band auf die Karten schreibt?
Porn Grind? Cum Core? Die meisten der heute anwesenden Gäste sind sich bei der Kategorisierung der musikalische Ergüsse von MEATKNIFE einig: "Krach!" Was Matze (voc), Thommy (voc), Ali (git), Chris (bass) und Krüger (drums) natürlich nicht davon abhält, cool ihr Ding durchzuziehen. Und so gut und tight wie heute Abend habe ich die Jungs noch nie erlebt, da ist es schon schade, dass nur ein paar Die Hard-Fans vor der Bühne durchdrehen, währen der Rest des Publikums sich im hinteren Drittel des Zollhauses "versteckt". Trotz der reservierten Reaktionen heute Abend: MEATKNIFE haben sich in den letzten Jahren ein treues Following erspielt und sind in der Grindcore-Szene weit über die Grenzen Deutschlands hinaus erfolgreich. Zumindest ich hätte den Jungs in ihren Anfangstagen niemals zugetraut, das Anno 2004 eine MEATKNIFE-DVD, ein Auftritt auf dem "Fuck The Commerce"-Festival sowie eine Japan-Tour anstehen würden. Respekt!
Setlist TANKARD |
Need Money For Beer |
The Morning After |
Zombie Attack |
Slipping From Reality |
Queen Of Hearts |
Space Beer |
New Liver Please |
Maniac Forces |
Die With A Beer In Your Hands |
Nation Over Nation |
Dancing On Your Grave |
Alcohol |
Don't Panic |
Rectifier |
Beyond The Pubyard |
Freibier |
Chemical Invasion |
Alien |
(Empty) Tankard |
Die zweite Band des heutigen Abends kommt aus der Gegend um Gummersbach und nennt sich BY BRUTE FORCE. Aufmerksamen Lesern unserer Seiten dürften Simone Milizia (voc, git) und Aldo Mancarella (voc, drums) noch als "Zwei Mann-Kommando From Hell" bekannt sein, denn bei ihrem letzten Auftritt in Emden entfachten BBF zu zweit (!) ein Thrash Metal Inferno vom Allerfeinsten. Mittlerweile hat sich das Duo jedoch um zwei weitere Musiker verstärkt: Punker (bass) und Dr. Gasmask (git) machen aus dem Zwei Mann-Kommando eine Thrash Metal-Vollbedienung im Breitwand-Format. Als BY BRUTE FORCE ihren Set mit dem Smasher "Provocation Of Christ" (vom aktuellen Album "By Brute Force") beginnen, sind Micha und ich noch bei TANKARD zum Interview. Als wir jedoch wieder im Saal sind, scheint das Publikum noch nicht gemerkt zu haben, das BBF schon spielen. Gerade einmal drei (!) unentwegte Maniacs schütteln die Rübe vor der Bühne, hinter ihnen gähnende Leere im Saal. Dabei machen BY BRUTE FORCE alles richtig: das famose Old School Death / Thrash Songmaterial lädt förmlich zum Amoklauf ein und auch das Zusammenspiel der Musiker ist tight wie der viel zitierte Entenarsch. Und natürlich gibt es auch heute wieder die ultimative Coverversion: "Dawn Of Eternity" (MASSACRE) wird "allen Old School Thrashern" gewidmet. Klar, dass sich mein Körper spontan angesprochen fühlt und mich in wilde Zuckungen wirft. Und endlich entsteht auch vor der Bühne mehr Bewegung. Geiler Auftritt von einer großen deutschen Thrash Metal-Hoffnung, Thumbs Up!
In der Pause verteilen wir die Goodies an die Gewinner unserer TANKARD-Verlosung. Herzlichen Glückwunsch nochmal!
Als die "Beer Metal"-Veteranen um die letzten beiden Gründungs-Mitglieder Andreas "Gerre" Geremia (Kehle) und Frank Thorwarth (tiefe Töne) die Bühne entern und mit "Need Money For Beer" einsteigen, ist es vorbei mit der Zurückhaltung des Publikums, die Meute geht ab wie ein Tabasco-Zäpchen. Über 22 Jahre gibt es TANKARD nun schon. Und auch, wenn die Frankfurter Thrasher die Band nur noch semi-professionell betreiben: ein TANKARD-Gig ist auch 2004 noch immer ein Spaßgarant. Was soll auch schief gehen, wenn man Songs wie "Maniac Forces", "Chemical Invasion", "Freibier" oder "Empty Tankard" im Gepäck hat? Frank wütet wie immer mit Dauergrinsen über die Bretter, der "wohlbeleibte" Gerre zeigt "Bäuchlein" und macht seine Witzchen ("Seid ihr schon VOLL, LEER?"). Gitarrist Andreas Gutjahr ist zwar technisch makellos, aber einfach nicht hässlich genug für einen Musiker von TANKARD. Drummer Olaf Zissel, der gerade Backstage während des Intis noch geschlafen hat, ist aufgewacht und einfach gut. Auch die Songs vom neuen Album "Beast Of Bourbon" fügen sich optimal in den Set ein, besonders "Die With A Beer In Your Hand" kommt super an. Und im krassen Gegensatz zu seiner körperlichen Erscheinung ist Gerre mit geschätzten 130 Kilogramm Lebendgewicht erstaunlich agil unterwegs und hat immer genügend Puste. Auch für den "Tobi-Sprung": während des Intis erzählt uns Gerre, wie fasziniert er von der körperlichen "Spannkraft" von Tobias Sammet (EDGUY, AVANTASIA) sei: "Der springt im Spagat glatt 'nen Meter hoch!". Und so kommen auch wir in den Genuss eines solchen angedeuteten Spagat-Sprungs. Hm, das sieht bei Tobi etwas besser aus, Gerre... Aber auch unsere Crew lässt sich nicht lumpen: Unser Rezensent Joe D. Fister (EBOLA BEACH PARTY) und unser Micha müssen bei "Chemical Invasion" unbedingt auf die Bühne und hüpfen einträchtig zwischen den Musikern umher. Gerre erzählt uns, er sei immer noch erstaunt, dass es in Leer "ja sogar ein Porno-Kino gibt!" Und bei "Freibier" holt Gerre einen Banger zum Duett auf die Bühne. Die Wahl hätte nicht treffender sein können: ausgerechnet Michael "Gonny" Gontjes, Frontmann der Emder "Happy Metal"-Legende BEERBUSTERS, trällert mit Gerre den alten Gassenhauer, geil! Natürlich wird zum Abschluss der "(Empty) Tankard" geleert und das Publikum verlässt ausgepowert und zufrieden den Saal. Und unser Micha ist heute nirgendwo runter gesprungen, ein gutes Konzert!
Bilder von diesem Gig gibt es hier
Notizen am Rande: ---Jäschke (TO KILL) erklimmt die Bühne und wetteifert mit Gerre während des Gigs um den "Mister Bauch"-Titel---Uwe Hansen, Gitarrist von BUGEN HAGEN, gibt bereits bei MEATKNIFE und BBF alles und verdient sich den Titel "Banger des Tages"---Veranstalter Martin Janssen ist mit den 230 zahlenden Gästen des Abends nicht zufrieden: "300 hätten kommen müssen, um unsere Unkosten zu decken"---Wir erfahren, dass sich die BEERBUSTERS wieder zusammengerauft haben. Leider ist die Band mittlerweile bereits wieder Geschichte---TANKARD Manager Buffo ist erstaunt, "wie betrunken die Leute hier alle sind! Ist das normal bei euch?" Klar, Buffo: Ostfriesland, Home Of The Kampftrinker...---
Live Review des TO KILL / FLESHLESS / DEATH BY DAWN / DAWN OF DISEASE - Gigs am 27.03.2004 im JuZ Alte Post, Emden
Nachdem sich Martin van Drunen auf dem "Voices From The Darkside"-Festival (Bilder gibt's hier) eindrucksvoll wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, war ich gespannt, wie sich seine neue Kapelle DEATH BY DAWN präsentieren würde. Da uns die Obersympathen aus dem Bergischen gleich nach der Begrüßung ein Interview "aufdrängen", verpassen wir leider den Special Guest des Abends: Die ostfriesische Allstar-Combo TO KILL um den ostfriesischen Tanzbär Jäschke ist kurzfristig aufs Billing aufgesprungen und macht, Augenzeugenberichten zufolge, ihre Sache sehr gut. Mehr Informationen zu TO KILL gibt es nach dem Konzert am 15.05.2004 im JuZ Leer. Gitarrist Björn, der sonst bei MORDRAK den Panda gibt, MEATKNIFE-Basser Chris sowie "Ich trommel' bei jeder Band, deren Proberaum ich zu Fuß erreichen kann"- Krüger sollen sich laut unserer Nina souverän durch einen Old School Death Metal-Set geholzt haben. Getreu dem Bandmotto: "Death Is A Lifestyle".
Warum die Tschechen von FLESHLESS so früh spielen, erklärt mir Bandleader und Frontgaul Vladimir: "Wir fahren gleich noch wieder zurück nach Tschechien. Schließlich haben wir Frauen und Kinder....". An einem Tag über 15 Stunden im Auto sitzen, nur um eine dreiviertel Stunde lang vor knapp 100 Freaks zum Death Metal-Tango aufzuspielen: Respekt! Musikalisch gibt es eine Mischung aus altbewährten Death Metal-Trademarks und den üblichen Tschechen-Geprügel, allerdings erinnert besonders das Riffing oft an die Legende TERRORIZER. Shouter Vladimir gurgelgrunzt dagegen wie sein Kollege von den Landsmännern FLESHGORE. Nun ja, Geschmackssache.
DEATH BY DAWN beginnen mit "Hope" vom zweiten Demo "Dedicated To The Oppressed". Und die sympathischen Vier haben das Publikum vom ersten Ton an auf ihrer Seite. Sie sind aber auch zu knuffig: Martin, der hünenhafte Womanizer mit dem verschmitzen Lächeln, hat für jede Situation ein lockeres Sprüchlein parat. Wenn er nicht gerade schreit und mit seinen Vocals beweist, dass er auch 2004 auch noch zu den ganz Großen in der Death Metal-Szene gehört. Bassbärchen Gino wobbelt im Tiefflug über die Bühne und will mit seinem Dauergrinsen so gar nicht ins Death Metal-Klischee passen. Neugitarrist Jeff Belane (ex-SUDDEN DEATH, heißt eigentlich Jens Geldon und ersetzt Gründungsmitglied Marcus Schacht) markiert den in sich versunkenen Saitenwizard und ist bei den simplen Songstrukturen sichtlich unterfordert. Das Songmaterial ist nämlich sämtlich vor dem erst kürzlich erfolgten Einstieg von Belane erfolgt. Bleibt also zu erwarten, dass das zukünftige Songmaterial mehr Auslauf für den Gitarristen bietet. Und Drummer Pippo? Schnuckelchen Pippolino zerballert vor lauter Begeisterung gleich zweimal das Drumkit, was zu kurzen Setunterbrechungen führt. Zum Abschluss gibt es dann noch eine Coverversion. Allerdings wird "The Ace Of Spades" so zerschrotet, dass man das Original nur schwer erkennt. Egal: Daumen hoch!
DAWN OF DISEASE haben heute in mehrfacher Hinsicht einen schweren Stand. Zum einen sind nur noch wenige Banger anwesend, zum anderen hat Shouter Thomas (alias "Grindgod") mit einer fiebrigen Erkältung zu kämpfen, die ihm das Growlen nicht gerade erleichtert. Und eine Veröffentlichung haben die Youngster auch noch nicht vorzuweisen. Sei's drum. Mit fettem Old School Death Metal-Riffing, das irgendwo zwischen BOLT THROWER und MASSACRE liegt, kann man nie was falsch machen. Nur die wenig abwechslungsreichen, in den tiefen Bereichen an Kam Lee erinnernden Vocals stören ein wenig den Gesamteindruck. Bin mal gespannt, wie die Jungs auf Tonträger klingen. For Updates Check: www.dawn-of-disease.tk
Bilder von diesem Gig gibt es hier
Notizen am Rande: Mike von ANASARCA hat ein paar Exemplare der neuen CD "Dying" im Gepäck, Release-Party von "Dying" am 24.4.04 in Lachheim. Gäste: DISAVOWED, PYAEMIA, TEARS OF DECAY sowie SADISTIC BLOOD MASSACRE. Jens Geldon erzählt zu seinem Pseudonym: "Jeff Belane ist die Romanfigur des letzten Charles Bukowski-Romans!" Man lernt nie aus... Veranstalter Martin Janssen ist mit den 95 zahlenden Gästen des Abends nicht zufrieden: "Eindeutig zu wenig".
Live
Review des CANDLEMASS / TROUBLE / FORCE OF EVIL -
Gigs am 29.11.2003 im Klubben / Stockholm
Da war ich nun also auf dem Weg zu meinem ersten Doom
Metal-Konzert. Ort des Geschehens war das „Klubben“ in Stockholm. Nur fünf
Tage vorher hatte eine Etage höher, in der „Arena“, DANZIG ein cooles
Konzert abgehalten. Doch nun war Doom angesagt... Beim Gang durch's Publikum hörte
ich, außer schwedisch, auch deutsch, finnisch und englisch. Einer der
englischsprechenden Konzertbesucher war zusammen mit acht Kumpels extra für
dieses Konzert aus London angereist. Im Publikum wurden außerdem (Ex-)
Mitglieder von OPETH, ENTOMBED und HYPNOSIA gesichtet.
Kurz
nach 19 Uhr enterte die dänische Band FORCE
OF EVIL die Bühne. Obwohl die Band größtenteils aus gestandenen Musikern
wie den Gitarristen Michael Denner (Ex- MERCYFUL FATE, Ex- KING DIAMOND) und
Hank Sherman (MERCYFUL FATE), dem Bassisten Hal Patino (KING DIAMOND) sowie dem Schlagzeuger
Bjarne T. Holm (MERCYFUL FATE) besteht, konnten die Jungs um Frontmann Martin
Steene mit ihrem Heavy (und teilweise doomigen) Metal den Großteil des
Publikums nicht sonderlich begeistern. Einzig bei den MERCYFUL FATE-Coverstücken
„Curse of the Pharaos“ und „Evil“ kam richtig Stimmung im Zuschauerraum,
der zu dem Zeitpunkt vielleicht zu zwei Dritteln gefüllt war, auf. Nach einer
Stunde hatten die Dänen ihren Dienst als Anheizer getan und gingen von der Bühne,
um der amerikanischen Band TROUBLE Platz zu machen.
TROUBLE,
die bereits 1984 ihre erste Scheibe herausgebracht hatten, waren extra für
diesen Gig (sowie für ein weiteres Konzert in den Niederlanden) von Chicago herübergekommen.
Um 20:35 Uhr betraten sie dann die Bühne des mittlerweile mit 500 Zuschauern
gefüllten Klubben. Die fünf US-Boys bretterten ihren BLACK SABBATH -
inspirierten Doom Metal Rock ins Publikum, und schon bei einer der ersten Songs
(„At the End of My Daze“) sangen viele im Publikum begeistert mit. Die
Gitarristen Rick Wartell und Bruce Franklin feuerten Doom-Breitseite auf
Doom-Breitseite auf die Fans ab, und der Sonnenbrille tragende Sänger Eric
Wagner ließ sich auf der Bühne einige Biere schmecken. Nach anderthalb Stunden
mit Doom-Krachern wie „Run to the Light“, „Psalm 9“, „The Misery
Shows“ und „The Tempter“ zogen sich TROUBLE in den Backstage-Bereich zurück,
um sich noch ein paar schwedische (hoffentlich nicht Klass II-) Biere schmecken
zu lassen.
Als
um 22:30 Uhr ein Roadie auf die Bühne kam und 14 schwarze Kerzen, die in zwei
großen Kerzenständern steckten, anzündete, stieg die Erwartung ins schier
Unermessliche. TROUBLE in allen Ehren, aber als Leif Edling, Messiah Marcolin
& Co. kurze Zeit später loslegten, merkte man recht schnell, dass die
meisten Zuschauer an diesem Abend wegen CANDLEMASS
gekommen waren. Eröffnet wurde der Set mit dem mächtigen „Demon’s Gate“,
worauf die Songs „The Prophecy“, „The Well of Souls“, „Into the
Unfathomed Tower“, „Ancient Dreams“ sowie „The Bells of Acheron“
folgten. An diesem Punkt angekommen, kündigte Messiah, der an diesem Abend
wirklich glänzend aufgelegt war und auch wie üblich seinen klassischen
Doomdance zum Besten gab, das „erste neue CANDLEMASS-Lied seid mehreren
Jahren“ an: „Witches“. Anschließend konnte der Verfasser beruhigt
feststellen, dass der Song sich nahtlos in die Phalanx der anderen
CANDLEMASS-Songs einreiht. Bleibt nur zu hoffen, dass „Witches“ bald auch
auf einer CD zu hören sein wird. Und weiter rollte eine Doomwelle nach der
anderen über die headbangende Meute (selten so viele blonde Mähnen gesehen!)
hinweg: „Mirror Mirror“, „A Cry From the Crypt“, „Mourner’s Lament“,
„Black Stone Wielder“ und „Solitude“. „At the Gallows End“ rundete
um Mitternacht herum einen Super Auftritt der fünf Schweden ab, und das
zufriedene Publikum entschwand doomigen Schrittes in der nasskalten Stockholmer
Nacht.
P.S.:
Da der gesamte Gig mit Kameras festgehalten wurde, kann man mal gespannt
sein, was da demnächst eventuell doomiges auf DVD rauskommt. Dann kann sich
jeder selbst ein Bild von dem Konzert machen. Ein
paar Bilder dieses Abends gibt es vorab hier
Live Review des OZZFEST 2002 mit BLACK LABEL SOCIETY, OOMPH!, SUCH A SURGE, BAD RELIGION, TOOL und OZZY OSBOURNE am 20.05.2002, VW-Halle Braunschweig
Wegen des zu erwartenden Pfingst-Rückreiseverkehrs entschließen wir uns, bereits um 12 Uhr mittags die Segel gen Braunschweig zu setzen, was sich als gute Entscheidung herausstellt: Erst um 15:30 Uhr stehen wir endlich vor der VW-Halle. Der Einlass hat bereits begonnen, die Atmosphäre vor der 5000er-Halle ist sehr entspannt. Wir beschließen, uns noch mit einer Dose Beck´s vor dem Eingang ins Gras zu setzen. Das wiederum entpuppt sich als Fehler, denn um 15.50 Uhr erkenne ich im Soundmatsch, der nach außen dringt, „Bleed for me“ vom aktuellen Album der BLACK LABEL SOCIETY. Zakk fängt an zu spielen, ohne mir Bescheid zu sagen? Frechheit!! Also schleunigst irgend jemandem das Bier an den Kopf geworfen und in die Halle gerannt. Tatsächlich! Skelette, Totenköpfe und dicke Ketten überall am Stage-Equipment, Bassist Rob Trujillo in tiefergelegter Korn-Pose und in der Mitte ein bärtiger Waldschrat, der Bierdosen an seiner Stirn aufschlägt. Die BLACK LABEL SOCIETY spielt drei Songs vom neuen Album "1919 Eternal", zwei vom letzten, Zakk gniedelt ein Solo mit den Zähnen, dann ist der Ofen aus. Nettospielzeit: 25 Minuten!! Nicht nur wir kommen uns ziemlich verarscht vor. Also wieder nach draußen in die Sonne setzen und Bier saufen! Pustekuchen: „Bei Verlassen der Halle verliert die Karte ihre Gültigkeit!“ Scheiße, ok, dann trinken wir unser Bier eben hier. „Zwei Bier, ein Wasser, bitte“ „9,80 €!" „Entschuldigen Sie, aber ich wollte nur zwei Bier und ein Wasser, nicht ihre Zapfanlage kaufen" „9,80 €, sind aber drei € Pfand drin" „Na dann...“! Eine Bretzel 2,60 €, eine Portion Pommes von vorgestern 2,20 €! Nächstes Mal lasse ich meinen Magen zu Hause. „Ich schlender` mal zum Merchandising-Stand.“ OZZY - sowie TOOL - T-Shirts für 30 €, Caps 25 €, TOOL-Worker-Shirts 70 €. Hallo? Geht`s noch? Auch für die T-Shirts von BAD RELIGION am zweiten Merch-Stand sollen 30 € hingelegt werden. Pure Abzocke... Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass jede Band, die auf dem Ozzfest spielt, dem Management von OZZY OSBOURNE (namentlich Sharon Osbourne) 75.000 $ (in Worten: fünfundsiebzigtausend US-Dollar!) dafür zahlt, auf dieser Tour dabei sein zu können, fasst man sich an den Kopf. Sind Ozzys Medikamente (60 Tabletten täglich!) so teuer?
Zweite Band des Abends: OOMPH! Die selbsternannten Elektro-Metaller haben seit ihrer Gründung im Jahr 1989 auch schon sieben reguläre Alben am Start, heute Abend kommen die meisten vorgestellten Songs von dem 99er Album "Plastik" und dem aktuellen Rundling "Ego". Da mich Dero (v, dr), Crap (g, keys) und Flux (g, Samples) auch schon auf CD nicht vom Hocker reißen, schaue ich mir das ganze von der Tribüne aus an. Die Band ist in rote Arbeitsanzüge gekleidet, die Musik fällt mehr oder weniger eindeutig in die vielzitierte Schublade "Neue Deutsche Härte". Ist mir zu langweilig....
SUCH A SURGE - 10 Jahre sind die Hamburger Kreuzüber-Fetischisten jetzt schon im Business. Metal, Jazz, Hip Hop und diverse andere Musikrichtungen versuchen sie zu vermengen, unterstützt werden sie dabei von DJ Stylewarz. Schön, aber nicht das, was einen Old School Banger wie mich begeistert. Da gefällt mir die Mucke von PAIN IN THE ASS, einem Side Project von den Surgis, schon besser. Das Publikum ist jedoch begeistert und jumpt, was das Zeug hält. Nur ich stehe wieder mit verschränkten Armen da (Langeweile-posing from Hell!). Irgendjemand aus der ersten Reihe schreit: „Ihr seid Scheiße!“, voraufhin Sänger Olli meint: „Wirklich? Mann, siehst du böse aus, du kommst doch bestimmt direkt aus der Hölle“. Gitarrist Dennis Graef stimmt das Anfangsriff von „A new level“ (PANTERA) an, und ich denke noch: „Geil, doch noch Metal“ – aber da fangen sie auch schon alle wieder zu hüpfen an: „Jump, jump!“ Ja,ja, später....
Zwei Bier später ertönen die ersten Licks von „Supersonic“ vom neuen Album "Process of Belief" der amerikanischen Punk Rocker BAD RELIGION. Die haben in 20 Jahren nur ein Lied geschrieben, können mich aber von Anfang an begeistern. Songs wie „Generator“, „Recipe for Hate“, „Modern Man“ und „21st Century Digital Boy“ treiben nicht nur mich in die Front Rows, wo schnell ein wildes Geschubse herrscht. Den zurückgekehrten Brett Gurewitz kann ich auf der Bühne nicht ausmachen, die Spielzeit beträgt nicht mehr als 45 Minuten. Trotzdem ein Super-Gig, aber „Against the Grain“ hätten sie spielen müssen.
Zwanzig Minuten Umbaupause, dann stehen TOOL auf dem Programm. Die Esoterik Freaks aus L.A. geben alles, um ihrem Image von weltfremden "Entrückten" gerecht zu werden. Zu einem Musik-Medley aus den bereits erschienenen Alben "Opiate", "Undertow", "Aenima", "Salival" sowie "Lateralus" werden auf drei großen Leinwänden psychedelische Farbverläufe und geometrische Figuren abgespult, so dass ich mich in die Kindheit zurückversetzt fühle, weil einige dieser Farben und Muster damals die Wände der elterlichen Wohnung schmückten. Maynard Keenan steht völlig entrückt mit dem Rücken zum Publikum und seine Mitstreiter Justin, Danny und Adam spülen ihre Parts in die PA, als wären sie zum Chill-Out hier. Wie kann man Stücke von der genialen „Lateralus“ nur so unbeteiligt und gelangweilt runterpupsen? Nee, Kerls, nich` mit mir. Na ja, Nina und Manuel gefällt es besser als mir und vielleicht bin ich ja auch nur missgestimmt, weil draußen immer noch die Sonne scheint und das Bier hier drinnen so teuer ist...!
Kurzes Intro, dann die ersten Klänge von „Gets me through“, ein kleiner Lichtkegel fällt auf einen schwarzgekleideten Mann mit irrem Blick und zuviel Mascara um die Augen. Sofort breitet sich in der gesamten Halle meterdicke Gänsehaut aus... OZZY OSBOURNE! Nach diversen „Farewells“, „No more Tours“ und „Last concerts“ hat sich der Madman aus Birmingham noch einmal aufgerafft, ein paar Shows in good old Europe zu spielen. Der allmächtigen Sharon sei Dank, dass sie ihren Göttergatten, oder besser, was noch von ihm übrig ist, noch einmal vom Sofa hochbekommen hat. Und so bemühen sich Ozzys Mitstreiter Rob Trujillo (b, ex - Suicidal Tendenzies), Zakk Wylde (g), sowie Mike Bordin (dr, ex - FAITH NO MORE) nach Kräften, Ozzys offensichtliche Schwächen auszugleichen. Der Madman, der sich in seinen exzessreichen wilden Jahren auch mal Ameisen statt Koks (aus dem Buch "the Dirt") in die Nase gepfiffen hat, ist nicht mehr in der Lage, sich seine Texte zu merken und muss sie statt dessen von einem Teleprompter, der zu seinen Füßen steht, ablesen. Das Osbourne schon seit Jahren einen Backing-Sänger braucht, der „mir nur bei den Harmonien hilft“ (O-Ton Ozzy) ist ein offenes Geheimnis. Und so schmettert er die unzähligen Klassiker seiner Laufbahn ins Publikum, das jeden seiner Töne begeistert abfeiert. Natürlich fehlen "Iron-Man", "Paranoid" und "Black Sabbath" nicht. Ozzy versucht, „to entertain you the best I can“ (aus „Gets me through”vom aktuellen Album "Down to Earth") und wir alle sind ihm dankbar dafür. Trotzdem ist es bedrückend zu sehen, wie krank dieser Mann wirklich ist. Zwischen den Liedern zittert Ozzy so wie der Papst beim Lesen der Ostermesse. Und auf Grund der genannten Gedächtnisschwäche darf er sich nie zu weit von seinem Mikroständer bzw. Teleprompter entfernen. Aber Ozzy nimmt`s mit Humor, auch als einmal der Teleprompter ausfällt und er sich die Anfangszeilen vom nächsten Stück von seinem Gitarristen und langjährigen Vertrauten Zakk Wylde soufflieren lassen muss. Sei`s drum. OZZY OSBOURNE ist eine (hoffentlich noch lange) lebende Legende und die Musik, die er geschaffen hat, wird uns für alle Zeiten bewegen. Nach 90 Minuten Spielzeit verneigen sich unsere tapferen vier Ritter, bevor sie das alte Schlachtross wieder in seine Box schieben. Natürlich hätte jeder der Anwesenden gerne noch das ein oder andere Lied mehr gehört (Z. B. fehlten mir das geniale „Shot in the dark“ sowie „Killer of Giants“) aber für so was gibt es ja die bald erscheinende DVD „Ozzy live at Budokan“. Nina hat ihr erstes Heavy-Metal-Konzert bravourös gemeistert, war tapfer die ganze Zeit bei Ozzy in der ersten Reihe und hat am Ende auch noch ein Stück von Ozzys Handtuch abbekommen, Glückwunsch! Gruß an Manuel ("Testament rulez!") aus Köln. Vielleicht sollte sich Ozzy nun doch endlich zur Ruhe setzen. „No more Tours“!!! Schließlich bringt Sharon für die zweite Staffel von „The Osbournes” auf MTV ja auch noch schlappe 20 Millionen $ nach Hause. Damit sollte Ozzys Medikamentation für die nächsten Jahre gesichert sein J Uwe Harms