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Storys: Live - Reviews: C

Live Review des MACABRE / CEPHALIC CARNAGE / BRUTUS - Gigs am 04.02.2004 im Debaser / Stockholm / Schweden

Warte noch ein Weilchen...

Gerade Mal einen Tag vor dem Konzert hatte ich durch einen glücklichen Zufall erfahren, dass MACABRE in Stockholm Live ihre Meisterwerke zum Besten geben würden. Wenige Minuten später hatte ich auch schon die Eintrittskarte gebucht und konnte es kaum erwarten, die drei Amerikaner endlich einmal Live erleben zu dürfen. Schon am Merchandisestand wurde man auf das kommende Ereignis eingestimmt: Außer T-Shirts, CD's und Aufklebern konnte man hier nämlich auch ein paar Büchsen "Menschenfleisch-Eintopf" (à la Jeffrey Dahmer) käuflich erwerben. Freudig angeekelt schlenderte ich daraufhin in den Saal, in gieriger Erwartung auf die kommenden brutalen musikalischen Orgien.

Um 20:30 warfen dann die Jungs von BRUTUS den "Headbang-Propeller" an und ließen ihre Haare wie die Flügel von mächtigen Metal-Windmühlen kreisen. Der 30-minütige Set, der größtenteils aus Songs von der Debut-CD "Schlachtbeest" bestand, wurde von den vier Holländern gnadenlos durchgebolzt. Ich stehe zwar persönlich mehr auf Songs, die auch etwas langsamere Parts beinhalten (mit anderen Worten: etwas mehr Variation), aber wer auf kompromisslosen Death Metal mit mindestens 350 bpm steht, dem werden BRUTUS mit Sicherheit zusagen. Interessant: Die Band hat drei Frontmänner, da die beiden Gitarristen und der Basser die Gesangspartien demokratisch untereinander aufgeteilt haben. Cool ist auch, dass die Jungs auf holländisch singen, was ich allerdings ehrlich gesagt, nicht raushören konnte.

Um 21:15 war es dann Zeit für die zweite Vorband des Abends, CEPHALIC CARNAGE. Gleich von der ersten Sekunde an zappelten, hüpften und bangten die Boys aus Denver / Colorado (vor allem Gitarrist Zac und Basser Jawsh) auf der Bühne herum, als gäb's kein Morgen. Hut ab, eine wahrhaft klasse Bühnenpräsenz! Die Musik von CEPHALIC CARNAGE zu beschreiben, fällt da schon ein wenig schwerer. Ich würde sagen dass es eine Mischung aus Grindcore, Death Metal und Jazz (!) ist. Als ich Zac nach der Show fragte, wie er denn die Musik seiner Band beschreiben würde, sagte er: "Unsere Songs bestehen aus vielen verschiedenen Stilrichtungen. Ich würde das Ganze ganz einfach >Metal< nennen!" Was er vom amerikanischen Präsidenten hält, lies er mich kurz darauf wissen, als er mir die Homepage der Band aufschrieb und ein "Fuck George W.!!!" drunter setzte. Gute Musik, gute Show und außerdem noch politisch mit einer gesunden Einstellung, besser kann's eigentlich gar nicht werden. Wurde es aber. Gegen Ende ihres Sets setzten sich die fünf Amerikaner "Corpse-Paint-Masken" und anschließend Baseball-Mützen auf und machten sich kräftig über die Black Metal- und Stoner-Szene lustig. Nach verrichteter Arbeit (d.h. 45 Minuten Intellekto-Hau-Drauf-Musik) verließen CEPHALIC CARNAGE die Bühne und ließen eine Menge neuer Fans im Publikum zurück.

Gegen 22:30 stieg der Jubel in dem mit 350 Leuten ausverkauften Debaser an, als Schlagzeuger Dennis the Menace, Gitarrist/Sänger Corporate Death (den man vor der Show noch mit einer Jack Daniels-Flasche am Hals gesichtet hatte) sowie Bassist/Sänger Nefarious, oder kurz und gut MACABRE die Bühne betraten. Und der Jubel war nicht unverdient, denn MACABRE zeigten vom ersten bis zum letzten Augenblick an wer hier die Grindcore-Hosen anhat. Ehrlich gesagt bin ich beim Zählen der Songs irgendwann nicht mehr mitgekommen, aber es waren viele Songs von der "Murder Metal"-CD und auch Klassiker wie "Nightstalker", "Dr.Holmes" und die Ballade "Mary Bell" darunter. Irgendwie bekam der MACABRE-Gig auch etwas von einer Unterrichtsstunde, da "Lehrer" Corporate Death vor jedem Song den Mörder präsentierte, von dem der nächste Song handelte. Ein weiterer Höhepunkt war "Fritz Haarmann der Metzger", ein Lied mit deutschem Text ("Warte noch ein Weilchen... dann kommt der Haarmann auch zu dir... mit dem Hackebeilchen... macht er Leberwurst aus dir..."). Während der Zugabe wurden dann auch (neben dem genialen "Ed Gein") zwei weitere Songs über deutsche Mörder zum Besten gegeben: "The Wüstenfeld Man Eater" (Armin Meiwes) und "Vampire of Düsseldorf" (Peter Kurtin). Als ich nach dem Konzert ein paar Metallern nebenbei erzählte, ich sei Deutscher, sind die doch einfach abgehauen... seltsam... Naja, wie auch immer: Gegen Mitternacht ging ein wirklich gutes Konzert zu Ende, und MACABRE kündigten an, dass sie die schwedischen Fans nicht wieder zehn Jahre auf ihren nächsten Auftritt in Schweden warten lassen würden.

Martin Missy

Bilder von diesem Gig gibt es hier

Live Review des CANDLEMASS / TROUBLE / FORCE OF EVIL - Gigs am 29.11.2003 im Klubben / Stockholm / SWE

Doom’n’Roll!

Da war ich nun also auf dem Weg zu meinem ersten Doom Metal-Konzert. Ort des Geschehens war das „Klubben“ in Stockholm. Nur fünf Tage vorher hatte eine Etage höher, in der „Arena“, DANZIG ein cooles Konzert abgehalten. Doch nun war Doom angesagt... Beim Gang durch's Publikum hörte ich, außer schwedisch, auch deutsch, finnisch und englisch. Einer der englischsprechenden Konzertbesucher war zusammen mit acht Kumpels extra für dieses Konzert aus London angereist. Im Publikum wurden außerdem (Ex-) Mitglieder von OPETH, ENTOMBED und HYPNOSIA gesichtet.

Kurz nach 19 Uhr enterte die dänische Band FORCE OF EVIL die Bühne. Obwohl die Band größtenteils aus gestandenen Musikern wie den Gitarristen Michael Denner (Ex- MERCYFUL FATE, Ex- KING DIAMOND) und Hank Sherman (MERCYFUL FATE), dem Bassisten Hal Patino (KING DIAMOND) sowie dem Schlagzeuger Bjarne T. Holm (MERCYFUL FATE) besteht, konnten die Jungs um Frontmann Martin Steene mit ihrem Heavy (und teilweise doomigen) Metal den Großteil des Publikums nicht sonderlich begeistern. Einzig bei den MERCYFUL FATE-Coverstücken „Curse of the Pharaos“ und „Evil“ kam richtig Stimmung im Zuschauerraum, der zu dem Zeitpunkt vielleicht zu zwei Dritteln gefüllt war, auf. Nach einer Stunde hatten die Dänen ihren Dienst als Anheizer getan und gingen von der Bühne, um der amerikanischen Band TROUBLE Platz zu machen.

TROUBLE, die bereits 1984 ihre erste Scheibe herausgebracht hatten, waren extra für diesen Gig (sowie für ein weiteres Konzert in den Niederlanden) von Chicago herübergekommen. Um 20:35 Uhr betraten sie dann die Bühne des mittlerweile mit 500 Zuschauern gefüllten Klubben. Die fünf US-Boys bretterten ihren BLACK SABBATH - inspirierten Doom Metal Rock ins Publikum, und schon bei einer der ersten Songs („At the End of My Daze“) sangen viele im Publikum begeistert mit. Die Gitarristen Rick Wartell und Bruce Franklin feuerten Doom-Breitseite auf Doom-Breitseite auf die Fans ab, und der Sonnenbrille tragende Sänger Eric Wagner ließ sich auf der Bühne einige Biere schmecken. Nach anderthalb Stunden mit Doom-Krachern wie „Run to the Light“, „Psalm 9“, „The Misery Shows“ und „The Tempter“ zogen sich TROUBLE in den Backstage-Bereich zurück, um sich noch ein paar schwedische (hoffentlich nicht Klass II-) Biere schmecken zu lassen.

Als um 22:30 Uhr ein Roadie auf die Bühne kam und 14 schwarze Kerzen, die in zwei großen Kerzenständern steckten, anzündete, stieg die Erwartung ins schier Unermessliche. TROUBLE in allen Ehren, aber als Leif Edling, Messiah Marcolin & Co. kurze Zeit später loslegten, merkte man recht schnell, dass die meisten Zuschauer an diesem Abend wegen CANDLEMASS gekommen waren. Eröffnet wurde der Set mit dem mächtigen „Demon’s Gate“, worauf die Songs „The Prophecy“, „The Well of Souls“, „Into the Unfathomed Tower“, „Ancient Dreams“ sowie „The Bells of Acheron“ folgten. An diesem Punkt angekommen, kündigte Messiah, der an diesem Abend wirklich glänzend aufgelegt war und auch wie üblich seinen klassischen Doomdance zum Besten gab, das „erste neue CANDLEMASS-Lied seid mehreren Jahren“ an: „Witches“. Anschließend konnte der Verfasser beruhigt feststellen, dass der Song sich nahtlos in die Phalanx der anderen CANDLEMASS-Songs einreiht. Bleibt nur zu hoffen, dass „Witches“ bald auch auf einer CD zu hören sein wird. Und weiter rollte eine Doomwelle nach der anderen über die headbangende Meute (selten so viele blonde Mähnen gesehen!) hinweg: „Mirror Mirror“, „A Cry From the Crypt“, „Mourner’s Lament“, „Black Stone Wielder“ und „Solitude“. „At the Gallows End“ rundete um Mitternacht herum einen Super Auftritt der fünf Schweden ab, und das zufriedene Publikum entschwand doomigen Schrittes in der nasskalten Stockholmer Nacht.

P.S.: Da der gesamte Gig  mit Kameras festgehalten wurde, kann man mal gespannt sein, was da demnächst eventuell doomiges auf DVD rauskommt. Dann kann sich jeder selbst ein Bild von dem Konzert machen. Ein paar Bilder dieses Abends gibt es vorab hier  

 Martin Missy

Live Review SHADOWS FALL / SOILWORK / CHILDREN OF BODOM am 26.04.2003 im Podium, Hardenberg/NL

Flip hatte Tourette

Hab' mich lange nicht mehr so auf ein Konzert gefreut wie heute. SHADOWS FALL, SOILWORK und CHILDREN OF BODOM. Alle drei Bands mit guten (SHADOWS FALL) bis genialen Alben (SOILWORK, COB) im Gepäck, die wir uns natürlich auf dem Weg nach Hardenberg ausgiebig über den Akustikspender in Günters Auto einführen. Erster Anruf von Tourmanager Fleisch (ja, genau der...), der mit uns die Interviewtermine abkaspern soll: "Hallo Uwe, du sach ma, wollen wir die Interviews nicht an einem der nächsten Tage in Deutschland machen? Das wird doch viel zu teuer heute, ich bin mit den Bands doch noch in Holland?" "Wieso wird das zu teuer?" "Ja, so wegen Telefon und so..." "Wieso Telefon? Wir sind doch schon auf dem Weg! Live Interview!" "Ach so? Ja dann, ruf mich an, wenn ihr da seid". Gut gelaunt kurven wir durch Holland, vorbei an grasenden Pulloverschweinen und dünnen Pferden. Einsatz unserer Kieler Exil-Sprotte Jehles: "Alder, guck dir mal die Häuser an! Mann, ham die Holländer ein Geld! Aber so dünne Pferde, geben die denen nix zu fressen?...ey Günner, halt ma an, ich muss pissen, auch". Die ersten Schmunzler. "Wieso musst du jetzt schon wieder pinkeln?" "Tja, my body is a wonderland". Irgendwie kommt das Thema auf das Tourette -Syndrom. "Ham'  Tiere eigentlich auch Tourette?" Jehles: "Der Flip von Biene Maja, der hadde das! Hüüühüpf...". In Hardenberg auf dem Parkplatz des "Podium" angekommen, rufe ich erst einmal Fleisch an. Zwei Meter von mir greift einer zum Telefon: "Fleisch hier!" "Ähm, Hallo, wie du siehst, wir sind hier". J Radio Chaos ist wieder unterwegs....

Im Laden angekommen, krallen wir uns erst einmal die Jungs von SOILWORK zum Interview, bevor um 19:20 Uhr SHADOWS FALL die Bühne entern: "Hello, we are SHADOWS FALL from Massachusets" ruft Shouter Brian Fair, dann ballern die sympathischen Amis ihren druckvollen Thrash in`s "Podium". Die Publikumsreaktionen sind noch ein wenig verhalten, trotzdem geben SHADOWS FALL mächtig Gas. Fair hat ca. 1,60 m lange Rastazöpfe, die er ausgiebig herumschleudert. Dass er mit den Dingern keine Lampen aus der Traverse reißt oder einen seiner Mitstreiter erschlägt, ist reine Glückssache. Einige Tracks jüngeren Datums, besonders "Idle Hands" und "The Idiot Box" vom neuen Album "The Art of Balance" scheinen dem Publikum vertraut zu sein, mit jedem Stück geht die Menge mehr mit, so dass die Band zufrieden sein kann: "We are the first time around here, and you are great! Thank you so fuckin` much!".

SOILWORK ballern ein  50-minütiges Best of -Programm in die Menge, die allerdings (für`s Podium typisch, hier gehört es wohl zum guten Ton, erst den Headliner richtig abzufeiern) nicht so recht abgeht. Obwohl sich die Band in bester Laune präsentiert und sich auch Fronter Björn "Speed" Strid redlich um Publikumsreaktionen bemüht, kommt die Menge nur langsam in Schwung. Nur bei "Follow the Hollow", "As we speak" und dem Titeltrack des neuen Albums "Figure number five" kommt mächtig Leben in die Bude und endlich grinst auch Fronter Speed zufrieden ins Rund. Vier Songs vom neuen Album werden gespielt, allerdings sind bis jetzt nur wenige mit dem Material der Scheibe vertraut. Leider ist auf Grund der begrenzten Spielzeit kein Platz für alle Hits der Band. So vermisse ich zum Beispiel "Black Star Deceiver" und "Like an average Stalker". Aber zumindest "Natural born Chaos" wurde gespielt. Die Band um die beiden Gitarristen Ola Frenning und Peter Wichers legt eine beeindruckende Spielfreude an den Tag. Selbst Basser Ola "Prinz Valium" Flink hat seinen planmäßigen Joint von der Größe einer gerollten Tageszeitung auf die Zeit nach dem Gig verschoben und fegt wie ein Derwisch über die Bühne. Keyboarder Sven Karlsson steht mit reichlich verknautschtem Gesicht und einem Feilchen auf der Bühne, das Mike Tyson gut zu Gesicht stehen würde. "Wir haben ein wenig gefeiert und ... naja... Sven ist gefallen", erzählt mir nach der Show der Bandopa Ola Frenning und lässt die Details bewusst aus. SOILWORK sind auch heute wieder live die Macht und ich warte auf die längst fällige Headliner-Tour. Verdient haben es sich die Jungs aus Helsingborg schon lange. 

Nebel, Schwarzlicht, dann ein Intro aus der Rocky Horror Picture Show: "There coming to take me away, hihi, haha, the Funny Farm..." Die Finnen CHILDREN OF BODOM starten mit ihrer neuen Single "Needled 24/7", dann folgen "Triple Corpse Hammerblow" und "Lake Bodom". Der Sound ist fantastisch, die Band in glänzender Form, das Publikum feiert seine Helden. Hunderte von Pommesgabeln sind in die Höhe gereckt. Was für ein Fest. A propos Fest: Für den Keyboarder Janne Wirman ist der Abend ein besonderer. Er feiert nämlich heute seinen 24. Geburtstag. 835 zahlende Zuschauer und etliche Gäste schreien ihm ein herzliches "Happy Birthday" entgegen. Allerdings hat Janne wahrscheinlich Mühe, von diesen Geburtstagsgrüßen noch etwas wahr zu nehmen, da er sich in jeder Sekunde, in der seine Finger nicht über die Tasten fliegen, mit diversen Alkoholika zuschüttet und dem entsprechend voll ist. Trotz dieser Umstände lässt der Mann am Klavier nichts anbrennen und liefert sich mit Alexi ein packendes Gitarren-Keyboard-Duell. Die Menge tobt. Frontmann Alexi ist ein wahres Multitalent: Singen, Gitarre spielen, Akrobatikeinlagen und eine perfekte Interaktion mit dem Publikum bringt er auf der Bühne unter einen Hut. Seine Fans fressen ihm aus der Hand. Alexi bedankt sich artig: "Ich hätte gar nicht erwartet, dass so viele Metalheads kommen. Danke, dass ihr hier seid." "Wenn mal jemand zu Euch kommt und sagt: Why don't you get a haircut and a real job? What do you have to say?" Und alle schreien: "You' re better off dead!" Nina erzählt von ihrem Erlebnis im Fotograben. Die tobende Menge drückte so stark gegen die Absperrungen vor der ersten Reihe, dass die sich gefährlich in Richtung Boden neigten. Nina ergriff nach einigen Bildern vorsichtshalber die Flucht. Passiert ist allerdings nichts - Weiber! Jehles hat ein Problem: Zu viel Bier und nu' is' auch noch seine Jacke weg. "Alter! So'n Schiet! Wie soll ich denn nu agieren?" Insa hilft: "Hier ist deine Jacke!" Jehles: "Aber die Jacke hab ich doch gerade noch für dich gehalten. Ich dachte, das wär' deine?" No comment... Jehles und Günter stehen auf der Empore. Von dort aus will Günter Bilder schießen. Auf Grund der beengten Platzverhältnisse wird Jehles' Blick auf  die Bühne durch einen Pfeiler eingeschränkt. Jehles zu Günter: "Alter! der Pfeiler geht mir so auf'n Sack! Da machsudir kein Bild von!" Günter: "Doch." - KNIPS! Nach einer energiegeladenen Show treffen wir die Bands noch einmal Backstage, wo CHILDREN OF BODOM den Geburtstag von  Janne "Warman" ausgiebig mit Bacardi-Cola begießen. Trotzdem finden die Jungs noch Zeit, uns ein Interview zu geben. Auch Fleisch muss noch ein paar Fragen beantworten. Peter Wichers von SOILWORK empfängt mich nach der COB-Show grinsend mit den Worten: "I saw you banging around!" und geht stolz mit seiner neuesten Errungenschaft spazieren: Ein T-Shirt von Radio Gehacktes. Im Gegenzug haben Nina und meine Wenigkeit uns mit SOILWORK-Merchandise eingedeckt.

Fazit: Obwohl mein Hauptaugenmerk den Schweden von SOILWORK galt, muss ich doch eingestehen, dass mich CHILDREN OF BODOM tief beeindruckt haben, die Finnen hatten die Headliner-Position zu Recht inne. Die Amerikaner von SHADOWS FALL  haben diesen Abend genutzt und dürften sich den einen oder anderen neuen Fan erspielt haben. Zumindest sah man nach dem Konzert einige Besucher, die sich mit SHADOWS FALL-Merchandise eingedeckt hatten. Generell waren die Merchandise-Preise im Rahmen, 15 Euro für ein T-Shirt sind ein fairer Kurs. War ein schöner Abend, wir kommen wieder...  Uwe Harms

Bilder von diesem Gig gibt es hier

Live Review: "Grind Assault" mit LA BAD TASTE / PENIS JUICE / MEATKNIFE und COHORT am 23.11.02 im JUZ Leer

Long live the Nachwuchs

Martin von MEATKNIFE lud zum "Grind Assault" in das JUZ Leer. 8 Euro für 4 Grind Bands, das geht voll in Ordnung. Im JUZ Leer tummelt sich überwiegend junges Publikum, anders als beim EAR TERROR vor drei Wochen, wo der Altersdurchschnitt mindestens 5 Jahre höher lag. Den Opener machen heute LA BAD TASTE aus Zeven. Als Intro hat man das Theme von "Saber Rider" gewählt, cool. Sechs Leute stehen da auf der Bühne, zwei Gitarristen, zwei Sänger, von denen einer die hohen Schreie übernimmt und der andere grunzt. Bassist Matthias bedient verletzungsbedingt heute den Camcorder, Aushilfsbasser Christoph steht für ihn auf der Bühne. LA BAD TASTE würzen ihren Grindcore mit diversen Zitaten aus der Film- und Fernsehgeschichte, so werden u.a. "Saber Rider", "Bonanza"  und einige andere Themes durch den Grind- Wolf gedreht. Auch das Riffing lässt den (älteren) Zuhörer an diverse Klassiker des Genres denken, die Musiker von LA BAD TASTE dürften jedoch in den Erscheinungsjahren von Klassikern wie "World Downfall", "Scum" oder "Purity Dilution" wohl eher dem Trröörrööö-Core von Benjamin Blümchen gelauscht haben. Sei's drum, der rhythmische und fast schon poppige "Pogo Grind" der Zevener lädt zum Hüpfen ein. Die Ansagen des dreadgelockten Sängers Jockel sind jedoch teilweise etwas befremdlich, jedenfalls wischt er jeden Verdacht, er würde Germanistik studieren, locker beiseite: "Ein verzinktes Arschloch is' halt besser beim Kacken, rostet nich' und so, ey" oder "Das nächste Lied handelt von Bauern in Amerika. Ihr kennt doch bestimmt die Cartwrights?" caused Stirnrunzeln bei mir, ey. Zum Abschluss gibt es noch eine Coverversion von DISCHARGE. Nette Band, das günstigste Merchandise: T-Shirts für 3,50 Euro, das dürfte der Preisknaller des Jahres sein. Das Demo "Grindnanza" könnt ihr für günstige 2 Euro bei Jarno bestellen.

Auch PENIS JUICE sind vor drei Wochen auf dem EAR TERROR-Festival mit Aushilfsbasser aufgetreten, heute ist die Band komplett. Natürlich dreht sich auch heute wieder (fast) alles um ein Thema: Körperflüssigkeiten. Stücke wie "Pipi" oder "A A" (Pipi Teil 2) lassen keine Fragen offen. "Dirty Hole" ist schon jetzt so etwas wie ein Klassiker, "Big Dry Elephant Cunt" oder "Knüppel auf'n Kopp", das auch genau so klingt, reißen zwar keinen mit, haben aber Unterhaltungswert. Wie auch überhaupt der ganze Gig der Band: Olli mit einrasiertem und gemalten Stierschädel auf der Brust, am Anfang noch mit Mantel und Zorro-Maske, Drummer Basti mit Schottenrock und Socke um das Gemächt, sowie Basser Manni mit Corpse Paint. Nur Gitarrist Andi sieht ganz "normal" aus. Olli gurgelt sich mit Hilfe des allmächtigen Pitchshifters durch's Programm (Kumpel André sagt bei solchen Sängern immer: "Holt den Mann aus dem Wasser!"), Basti liefert die hohen Schreie dazu. Bin mal gespannt, wie das Material auf  Tonträger klingt.

"Mien lüttje Lateern, ik heb di so geern....". MEATKNIFE aus Emden lassen sich feiern. Dass die Fans vor dem Gig der selbsternannten "Porno Grinder" heute Abend Martini-Gesänge anstimmen, ist aber kein gutes Omen: Am Anfang hört das Publikum von den beiden Shoutern Matze und Thommy nichts, Basser Chris ist so bedröhnt, dass er sich selbst und sein Instrument nicht hört, dafür wummert sein Bass aber bis nach Meppen. Mischer Jürgen verzweifelt zu mir: "Was soll ich machen? Die haben alles aufgerissen! Das ist die erste Band, die mit 1200 Watt Monitorsound nicht auskommt!" Nach 15 Minuten klingt dann aber doch alles so, wie es soll, die Party kann losgehen. MEATKNIFE-Gigs sind immer etwas besonderes, die Band um Matze, Thommy und Ali hat sich über die Jahre eine treue Fangemeinde erspielt. Mindestens ein Lied wird bei jedem Auftritt dem leider viel zu früh verstorbenen Bassisten und Gründungsmitglied Ralph Janssen gewidmet. Musikalisch huldigt man Bands wie GUT oder MORTICIAN. Als Matze "Dead Whore" ankündigt, fragt Sieler: "Wieso "Der Rohr?" Das heißt "Das Rohr"! MEATKNIFEs Band-Maskottchen Weddermann steigt bei "Tombstonesucker" in den Ring und übernimmt die Vocals, für Jäschke wird "Corporal Punishment" gespielt, der bedankt sich, in dem er auf die Bühne steigt und stolz sein "Bäuchlein" mit "OSTFRIESLAND"-Tattoo entblößt. Auch Basti von PENIS JUICE steigt auf die Bühne, lüftet seinen Schottenrock und entblößt sein Gesäß. Ali O. aus O. von der Band E.B.P. gibt vor der Bühne alles und auch der Rezensent hängt mit dem Kopf in der Box. Schönes Fest!

 Die Berliner COHORT sind seit 1996 aktiv, die aktuelle Veröffentlichung heißt "Zombie halb und halb". Vierzig Leute tummeln sich noch vor der Bühne, die Grinder aus der Hauptstadt haben es jedoch mit einem recht ausgepowerten Publikum zu tun, der Funke will nicht so recht überspringen. Das ändert sich jedoch mit zunehmender Spielzeit. Sänger E. Konroth kann nicht nur grunzen, er hat auch die hohen Schreie drauf. Wer als Grindcore-Fronter ohne Effekte wie Pitchshifter auskommt, kann kein schlechter Mensch sein. "Das nächste Stück heißt: "Nur noch ein blutiger Stumpf"". Ah ja. Ob die Jungs nur deutsche Texte verbraten, wie man aufgrund der Songtitel vermuten könnte? Ein Blick auf die Homepage bringt Klarheit: nein, auch englische Texte sind im Angebot, mein Liebling ist jedoch der deutsche Text zum Song "52". Textauszug: "Wie schön kann doch der Anblick sein - von perforierten Innereien". Verstehen kann ich heute Abend aber trotzdem kein Wort. Ist ja auch egal: je länger COHORT spielen, desto mehr geht das Publikum mit, am Ende gibt es mit "Blitzkrieg Bop" noch eine astreine Ramones-Coverversion, "Hey ho, let's go" habe ich auch noch nie von einer Grindcore-Combo gehört. Nach dieser musikalischen Verneigung verabschieden sich COHORT und alle wanken taub aus dem Saal. 

Sehen und gesehen werden oder "Ich war da": Joe D. Fister von EBOLA BEACH PARTY, alle Members von MORDRAK, Aargoroth von TO KILL, Trial vom Online Mag www.twierdza.de, Dirk Janssen von DESPONDENCY, Stefan Sieler von BITTER SILENCE.

Bilder vom "Grind Assault" gibt es hier                          Uwe Harms