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Storys: Live - Reviews: B

Live Review des TO KILL / THE CHOSEN / BLACK PALM - Gigs am 15.05.2004 im JUZ, Leer

Bei uns riechen sie in der ersten Reihe

Es war der Tag, an dem es Gewissheit geben sollte, ob Ostfriesland um ein weiteres, großes Kaliber heftiger Tonkunst reicher ist oder nicht. Das Jugendzentrum Leer lud ein, um dem Konzert mit den vier Bands MATHYR, TO KILL, THE CHOSEN und BLACK PALM beizuwohnen. Zuerst musste ich enttäuscht feststellen, dass die Band MATHYR furzkristig, äh kurzfristig abgesagt hatte. Die Hintergründe sind mir nicht bekannt, deshalb also gleich weiter im Text.

Die erste Band des Abends war denn auch gleich mein Grund, um nach Leer zu pilgern. Der allseits bekannte Sänger der viel zu früh verblichenen Band NECROBIOSIS, Frank Jäschke, gab sich ein Stelldichein mit seiner neuen Formation TO KILL und die Erwartungen waren groß, was da auf uns einprasseln sollte. Seine Mitstreiter, Chris am Bass, Krüger an der Schießbude (beide ebenfalls bei den ostfriesischen Kultgrindern MEATKNIFE tätig) und Björn an der Bratpfanne (ex-NEPHASTUS, jetzt MORDRAK) tun ja nun auch nicht erst seit gestern ihren Dienst an der Tatwaffe. So gibt es dann auch gleich munter uffe Zwölf. DEATH METAL! Krüger's Drumming ist schon ganz schön gewalttätig - nicht nur, weil er ohne Schuhe spielt und die erste Reihe im Publikum somit ohne Gasmasken ausgestattet schlechte Karten hat. Nein, es ist schon beeindruckend, wie er das letzte aus sich herausholt. Meister Jäschke ist als Frontmann eine souveräne Erscheinung und weiß der Musik durch sein einzigartiges Organ seinen Stempel aufzudrücken. Auch optisch macht er eine ganze Menge her: wer hat schon in altdeutscher Schrift "Ostfriesland" auf der Plauze eintätowiert? Auch Chris und Björn geben eine routinierte Performance ab, wobei sich Björn auch nicht lumpen lässt und einmal vergisst, den Vergeilerer einzuschalten und so schreddert er denn auch unfreiwillig den Anfang eines Stückes im Clean-Kanal, was für Erheiterung allerseits sorgt. Songtitel wie "Toilet Blow Job" zeigen an, wo bei TO KILL der Hammer hängt - das ist kein Kuschelrock, sondern Musik mit Eiern!

Nach einigen Zugaben geht's dann weiter mit der holländischen Formation THE CHOSEN. Zur Mucke möchte ich jetzt nicht viel sagen, da sie mir überhaupt nichts gibt und ich mich zusammen mit diversen Kollegen, denen es genauso geht, erst einmal in die Cafeteria zurückziehe, um meine durstige Kehle zu balsamieren. Aus informierten Quellen erfahre ich noch, dass der Bassist und der Gitarrist wohl erst kurze Zeit bei der Band sind - seltsamerweise ist Letzterer für meinen Geschmack noch der beste Musiker in ihren Reihen.

Als letzte Band des Abends enterten dann die Leeraner BLACK PALM die Bühne. Zu meiner Überraschung handelt es sich hierbei um eine noch sehr junge Black Metal-Band, deren Mitglieder in martialischem Corpsepaint in die Schlacht ziehen. Auf der einen Seite fand ich das zur Musik sehr unpassend und albern, auf der anderen Seite bin ich so schon auf das Schlimmste vorbereitet und dementsprechend von den Socken, als sie anfangen, ihre Songs vom Stapel zu lassen. Sehr amtlich, was da aus den Boxen hämmert! Irgendwie fühle ich mich zu Anfang ein wenig an ABSU erinnert, ziemlich lange Songs, komplex arrangiert und vielschichtig - so tritt keine Langeweile in den Songs auf. Hier merkt man, dass sich fünf Jungs zusammengetan haben, die es wissen wollen.

Somit können wir zusammenfassen: Emden ist die ostfriesische Hauptstadt in Sachen brutaler Death Metal und TO KILL ein sehr vielversprechender Act, auf dessen ersten Tonträger ich mich schon riesig freue. Auch Leer hat ein neues Ausrufezeichen gesetzt, bleibt zu hoffen, dass BLACK PALM in der Besetzung zusammenbleiben und weiterrocken. Schade um THE CHOSEN, von denen ich mir mehr erwartet hatte, nach dem, was ich vorher über sie in Erfahrung brachte. Schade auch, daß MATHYR nicht anwesend waren - vielleicht bekommt man sie einmal livehaftig zu Gesicht. Dennoch ein gelungener Abend, der Spaß gemacht hat.

Hintern abgewischt - bitte spülen!     Uwe Hansen        (BUGEN HAGEN)

Live Review des MEATKNIFE / BY BRUTE FORCE / TANKARD - Gigs am 23.04.2004 im Zollhaus, Leer

Das Pornokino in Leer

Mai 1987: TANKARD kommen! Die Götterscheibe "Chemical Invasion" macht gerade die Runde und wir müssen die Frankfurter Thekengötter natürlich live sehen.

Setlist BY BRUTE FORCE
Provocation Of Christ
Blade Rider
Let Them Burn
Reborn In Storm
Suicide Bomber
Munera Romanum
Dawn Of Eternity
Anno Demoni
Enjoy The Extreme
Slave Our Souls

 Micha Jehles und Uwe sind beide an diesem Abend im Auricher Schlachthof anwesend, kennen sich jedoch noch nicht persönlich. Micha dreht jedoch während des TANKARD-Gigs dermaßen durch, das er sich von der (ziemlich hohen) Balustrade stürzt und sich die Pfoten bricht.

März 2004: TANKARD kommen! Micha und Uwe sind auch wieder am Start und mit ihnen die komplette Radio Gehacktes-Crew. Diesmal findet der Gig im Zollhaus in Leer statt, denn da gibt es keine Balustrade, von der sich Micha stürzen könnte. Gut so!

Den Anheizer machen heute Abend die Emder Grindkönige von MEATKNIFE. Die passen zwar musikalisch nicht so recht in's Billing, aber wer will es dem MEATKNIFE-Fronter Matze verdenken, wenn er als Veranstalter des Abends seine Band auf die Karten schreibt?

Porn Grind? Cum Core? Die meisten der heute anwesenden Gäste sind sich bei der Kategorisierung der musikalische Ergüsse von MEATKNIFE einig: "Krach!" Was Matze (voc), Thommy (voc), Ali (git), Chris (bass) und Krüger (drums) natürlich nicht davon abhält, cool ihr Ding durchzuziehen. Und so gut und tight wie heute Abend habe ich die Jungs noch nie erlebt, da ist es schon schade, dass nur ein paar Die Hard-Fans vor der Bühne durchdrehen, währen der Rest des Publikums sich im hinteren Drittel des Zollhauses "versteckt". Trotz der reservierten Reaktionen heute Abend: MEATKNIFE haben sich in den letzten Jahren ein treues Following erspielt und sind in der Grindcore-Szene weit über die Grenzen Deutschlands hinaus erfolgreich. Zumindest ich hätte den Jungs in ihren Anfangstagen niemals zugetraut, das Anno 2004 eine MEATKNIFE-DVD, ein Auftritt auf dem "Fuck The Commerce"-Festival sowie eine Japan-Tour anstehen würden. Respekt!

Setlist TANKARD
Need Money For Beer
The Morning After
Zombie Attack
Slipping From Reality
Queen Of Hearts
Space Beer
New Liver Please
Maniac Forces
Die With A Beer In Your Hands
Nation Over Nation
Dancing On Your Grave
Alcohol
Don't Panic
Rectifier
Beyond The Pubyard
Freibier
Chemical Invasion
Alien
(Empty) Tankard

Die zweite Band des heutigen Abends kommt aus der Gegend um Gummersbach und nennt sich BY BRUTE FORCE. Aufmerksamen Lesern unserer Seiten dürften Simone Milizia (voc, git) und Aldo Mancarella (voc, drums) noch als "Zwei Mann-Kommando From Hell" bekannt sein, denn bei ihrem letzten Auftritt in Emden entfachten BBF zu zweit (!) ein Thrash Metal Inferno vom Allerfeinsten. Mittlerweile hat sich das Duo jedoch um zwei weitere Musiker verstärkt: Punker (bass) und Dr. Gasmask (git) machen aus dem Zwei Mann-Kommando eine Thrash Metal-Vollbedienung im Breitwand-Format. Als BY BRUTE FORCE ihren Set mit dem Smasher "Provocation Of Christ" (vom aktuellen Album "By Brute Force") beginnen, sind Micha und ich noch bei TANKARD zum Interview. Als wir jedoch wieder im Saal sind, scheint das Publikum noch nicht gemerkt zu haben, das BBF schon spielen. Gerade einmal drei (!) unentwegte Maniacs schütteln die Rübe vor der Bühne, hinter ihnen gähnende Leere im Saal. Dabei machen BY BRUTE FORCE alles richtig: das famose Old School Death / Thrash Songmaterial lädt förmlich zum Amoklauf ein und auch das Zusammenspiel der Musiker ist tight wie der viel zitierte Entenarsch. Und natürlich gibt es auch heute wieder die ultimative Coverversion: "Dawn Of Eternity" (MASSACRE) wird "allen Old School Thrashern" gewidmet. Klar, dass sich mein Körper spontan angesprochen fühlt und mich in wilde Zuckungen wirft. Und endlich entsteht auch vor der Bühne mehr Bewegung. Geiler Auftritt von einer großen deutschen Thrash Metal-Hoffnung, Thumbs Up!

In der Pause verteilen wir die Goodies an die Gewinner unserer TANKARD-Verlosung. Herzlichen Glückwunsch nochmal!

Als die "Beer Metal"-Veteranen um die letzten beiden Gründungs-Mitglieder Andreas "Gerre" Geremia (Kehle) und Frank Thorwarth (tiefe Töne) die Bühne entern und mit "Need Money For Beer" einsteigen, ist es vorbei mit der Zurückhaltung des Publikums, die Meute geht ab wie ein Tabasco-Zäpchen. Über 22 Jahre gibt es TANKARD nun schon. Und auch, wenn die Frankfurter Thrasher die Band nur noch semi-professionell betreiben: ein TANKARD-Gig ist auch 2004 noch immer ein Spaßgarant. Was soll auch schief gehen, wenn man Songs wie "Maniac Forces", "Chemical Invasion", "Freibier" oder "Empty Tankard" im Gepäck hat? Frank wütet wie immer mit Dauergrinsen über die Bretter, der "wohlbeleibte" Gerre zeigt "Bäuchlein" und macht seine Witzchen ("Seid ihr schon VOLL, LEER?").  Gitarrist Andreas Gutjahr ist zwar technisch makellos, aber einfach nicht hässlich genug für einen Musiker von TANKARD. Drummer Olaf Zissel, der gerade Backstage während des Intis noch geschlafen hat, ist aufgewacht und einfach gut. Auch die Songs vom neuen Album "Beast Of Bourbon" fügen sich optimal in den Set ein, besonders "Die With A Beer In Your Hand" kommt super an. Und im krassen Gegensatz zu seiner körperlichen Erscheinung ist Gerre mit geschätzten 130 Kilogramm Lebendgewicht erstaunlich agil unterwegs und hat immer genügend Puste. Auch für den "Tobi-Sprung": während des Intis erzählt uns Gerre, wie fasziniert er von der körperlichen "Spannkraft" von Tobias Sammet (EDGUY, AVANTASIA) sei: "Der springt im Spagat glatt 'nen Meter hoch!". Und so kommen auch wir in den Genuss eines solchen angedeuteten Spagat-Sprungs. Hm, das sieht bei Tobi etwas besser aus, Gerre... Aber auch unsere Crew lässt sich nicht lumpen: Unser Rezensent Joe D. Fister (EBOLA BEACH PARTY) und unser Micha müssen bei "Chemical Invasion" unbedingt auf die Bühne und hüpfen einträchtig zwischen den Musikern umher. Gerre erzählt uns, er sei immer noch erstaunt, dass es in Leer "ja sogar ein Porno-Kino gibt!" Und bei "Freibier" holt Gerre einen Banger zum Duett auf die Bühne. Die Wahl hätte nicht treffender sein können: ausgerechnet Michael "Gonny" Gontjes, Frontmann der Emder "Happy Metal"-Legende BEERBUSTERS, trällert mit Gerre den alten Gassenhauer, geil! Natürlich wird zum Abschluss der "(Empty) Tankard" geleert und das Publikum verlässt ausgepowert und zufrieden den Saal. Und unser Micha ist heute nirgendwo runter gesprungen, ein gutes Konzert!

Uwe Harms

Bilder von diesem Gig gibt es hier

Notizen am Rande: ---Jäschke (TO KILL) erklimmt die Bühne und wetteifert mit Gerre während des Gigs um den "Mister Bauch"-Titel---Uwe Hansen, Gitarrist von BUGEN HAGEN, gibt bereits bei MEATKNIFE und BBF alles und verdient sich den Titel "Banger des Tages"---Veranstalter Martin Janssen ist mit den 230 zahlenden Gästen des Abends nicht zufrieden: "300 hätten kommen müssen, um unsere Unkosten zu decken"---Wir erfahren, dass sich die BEERBUSTERS wieder zusammengerauft haben. Leider ist die Band mittlerweile bereits wieder Geschichte---TANKARD Manager Buffo ist erstaunt, "wie betrunken die Leute hier alle sind! Ist das normal bei euch?" Klar, Buffo: Ostfriesland, Home Of The Kampftrinker...---

Live Review des MACABRE / CEPHALIC CARNAGE / BRUTUS - Gigs am 04.02.2004 im Debaser / Stockholm / Schweden

Warte noch ein Weilchen...

Gerade Mal einen Tag vor dem Konzert hatte ich durch einen glücklichen Zufall erfahren, dass MACABRE in Stockholm Live ihre Meisterwerke zum Besten geben würden. Wenige Minuten später hatte ich auch schon die Eintrittskarte gebucht und konnte es kaum erwarten, die drei Amerikaner endlich einmal Live erleben zu dürfen. Schon am Merchandisestand wurde man auf das kommende Ereignis eingestimmt: Außer T-Shirts, CD's und Aufklebern konnte man hier nämlich auch ein paar Büchsen "Menschenfleisch-Eintopf" (à la Jeffrey Dahmer) käuflich erwerben. Freudig angeekelt schlenderte ich daraufhin in den Saal, in gieriger Erwartung auf die kommenden brutalen musikalischen Orgien.

Um 20:30 warfen dann die Jungs von BRUTUS den "Headbang-Propeller" an und ließen ihre Haare wie die Flügel von mächtigen Metal-Windmühlen kreisen. Der 30-minütige Set, der größtenteils aus Songs von der Debut-CD "Schlachtbeest" bestand, wurde von den vier Holländern gnadenlos durchgebolzt. Ich stehe zwar persönlich mehr auf Songs, die auch etwas langsamere Parts beinhalten (mit anderen Worten: etwas mehr Variation), aber wer auf kompromisslosen Death Metal mit mindestens 350 bpm steht, dem werden BRUTUS mit Sicherheit zusagen. Interessant: Die Band hat drei Frontmänner, da die beiden Gitarristen und der Basser die Gesangspartien demokratisch untereinander aufgeteilt haben. Cool ist auch, dass die Jungs auf holländisch singen, was ich allerdings ehrlich gesagt, nicht raushören konnte.

Um 21:15 war es dann Zeit für die zweite Vorband des Abends, CEPHALIC CARNAGE. Gleich von der ersten Sekunde an zappelten, hüpften und bangten die Boys aus Denver / Colorado (vor allem Gitarrist Zac und Basser Jawsh) auf der Bühne herum, als gäb's kein Morgen. Hut ab, eine wahrhaft klasse Bühnenpräsenz! Die Musik von CEPHALIC CARNAGE zu beschreiben, fällt da schon ein wenig schwerer. Ich würde sagen dass es eine Mischung aus Grindcore, Death Metal und Jazz (!) ist. Als ich Zac nach der Show fragte, wie er denn die Musik seiner Band beschreiben würde, sagte er: "Unsere Songs bestehen aus vielen verschiedenen Stilrichtungen. Ich würde das Ganze ganz einfach >Metal< nennen!" Was er vom amerikanischen Präsidenten hält, lies er mich kurz darauf wissen, als er mir die Homepage der Band aufschrieb und ein "Fuck George W.!!!" drunter setzte. Gute Musik, gute Show und außerdem noch politisch mit einer gesunden Einstellung, besser kann's eigentlich gar nicht werden. Wurde es aber. Gegen Ende ihres Sets setzten sich die fünf Amerikaner "Corpse-Paint-Masken" und anschließend Baseball-Mützen auf und machten sich kräftig über die Black Metal- und Stoner-Szene lustig. Nach verrichteter Arbeit (d.h. 45 Minuten Intellekto-Hau-Drauf-Musik) verließen CEPHALIC CARNAGE die Bühne und ließen eine Menge neuer Fans im Publikum zurück.

Gegen 22:30 stieg der Jubel in dem mit 350 Leuten ausverkauften Debaser an, als Schlagzeuger Dennis the Menace, Gitarrist/Sänger Corporate Death (den man vor der Show noch mit einer Jack Daniels-Flasche am Hals gesichtet hatte) sowie Bassist/Sänger Nefarious, oder kurz und gut MACABRE die Bühne betraten. Und der Jubel war nicht unverdient, denn MACABRE zeigten vom ersten bis zum letzten Augenblick an wer hier die Grindcore-Hosen anhat. Ehrlich gesagt bin ich beim Zählen der Songs irgendwann nicht mehr mitgekommen, aber es waren viele Songs von der "Murder Metal"-CD und auch Klassiker wie "Nightstalker", "Dr.Holmes" und die Ballade "Mary Bell" darunter. Irgendwie bekam der MACABRE-Gig auch etwas von einer Unterrichtsstunde, da "Lehrer" Corporate Death vor jedem Song den Mörder präsentierte, von dem der nächste Song handelte. Ein weiterer Höhepunkt war "Fritz Haarmann der Metzger", ein Lied mit deutschem Text ("Warte noch ein Weilchen... dann kommt der Haarmann auch zu dir... mit dem Hackebeilchen... macht er Leberwurst aus dir..."). Während der Zugabe wurden dann auch (neben dem genialen "Ed Gein") zwei weitere Songs über deutsche Mörder zum Besten gegeben: "The Wüstenfeld Man Eater" (Armin Meiwes) und "Vampire of Düsseldorf" (Peter Kurtin). Als ich nach dem Konzert ein paar Metallern nebenbei erzählte, ich sei Deutscher, sind die doch einfach abgehauen... seltsam... Naja, wie auch immer: Gegen Mitternacht ging ein wirklich gutes Konzert zu Ende, und MACABRE kündigten an, dass sie die schwedischen Fans nicht wieder zehn Jahre auf ihren nächsten Auftritt in Schweden warten lassen würden.

Martin Missy

Bilder von diesem Gig gibt es hier

Live Review des WINTER OF SIN / MOURNING CARESS / BK 49 / BUGEN HAGEN - Gigs am 13.09.2003 im JUZ Leer

Versetzung gefährdet

Die mittlerweile 13. Metal Party im Jugendzentrum Leer steigt am heutigen Samstag. Für mich persönlich endlich einmal die Gelegenheit, meine neuen Helden BK49 live zu sehen, nachdem ich beim letzten Gig der Jungs leider verhindert war und ich beim Auftritt der Zombiejünger auf dem Ear Terror Festival 2002 zu spät kam. Dass heute Abend noch andere Bands auf dem Billing stehen, nehmen Micha, Nina und ich natürlich gerne mit. (uwe)

Den Anfang macht heute die einzige Band aus unserem liberalen Nachbarland, die Groninger Band WINTER OF SIN. Schneller Black Metal wird hier präsentiert, und ich bin schon dabei, mich gelangweilt abzuwenden, als WOS die Old School - Keule auspacken und mich wieder zurück in den Saal holen. Den rasenden Black Metal immer wieder durch melodische Leads zu aufzulockern, ist in diesem Fall eine echte Bereicherung für den Sound des holländischen Sextetts. Wokkel (vox), Christiaan (bass), Gert (keys), Maarten (drums) und die beiden Gitarristen Ricardo und Dick bezeichnen ihre Mucke als "Black Metal with some Doom" und nennen als ihre Vorbilder Bands wie SATYRICON, GORGOROTH, ABIGOR und MY DYING BRIDE. WINTER OF SIN wurden 1998 gegründet und haben es bis jetzt auf zwei Veröffentlichungen gebracht: "Hailstorm" (1999) und "Obscura" (2001). Eine eventuell geplante Stage Performance wird von den sehr beengten Verhältnissen auf der JUZ Bühne leider zunichte gemacht, da bleibt kaum noch Platz zum Atmen. Übrigens ist Wokkel nebenher DJ im Groninger Club Vera, Radio DJ sowie recht begabter Künstler, der seine Arbeiten unter www.wokkel.nl vorstellt. (uwe)

MOURNING CARESS aus Münster sind eine Person und ein Keyboard weniger auf der kleinen Bühne, so dass etwas mehr Platz zum Bangen bleibt. Sehr beliebt machen sich die Münsteraner dadurch, dass sie ein Radio Gehacktes-Shirt über die Monitor Box drapieren. "Das gibt Pluspunkte!", meint Nina, die daraufhin gleich todesmutig in die Front Rows marschiert, um Nahkampfaufnahmen zu machen. M C wurden 1999 gegründet, die aktuelle Besetzung besteht neben Shouter Gerrit Mohr aus Daniel Busche (Bass), Florian Ehrhardt (Gitarre), Benedikt Bjarnason (Gitarre und: ja, er hat isländische Vorfahren; fließend spanisch spricht der Mann auch noch...) und Drummer Dominik Schlüter. Nettes Merchandise haben die Jungs auch am Start, sogar Girlie Shirts und Longsleeves sind im Programm. Aber auch die Mucke ist nicht von schlechten Eltern und kann wohl am einfachsten als melodischer Death 'n' Roll kategorisiert werden. Sänger Gerrit Mohr erinnert dabei an den IN FLAMES-Shouter Anders Fridén in dessen Frühphase. "So, und jetzt gibt`s ein Stück von unserem Debüt-Album, ist aber auch unser einziges, hihi". Das Stück heißt "The Chain", das Album "Imbalance" und ist 2002 auf dem spanischen Arise-Label erschienen. "Imbalance" enthält aber auch vier Stücke von der in Eigenregie veröffentlichten Vorgänger-EP "Perspectives" aus dem Jahr 2000, die Gerrit uns glatt unterschlagen hat. Sei's drum: nette Leute, feine Mucke: well done! (uwe)

BEKAH NEUNUNDVIERZICH. Es wäre schön, wenn ich schreiben könnte: "Diese Jungs muss man wohl nicht mehr vorstellen". Aber leider gehören die BK 49 nicht zu den Bands, die drei Mal die Woche proben und sich den Arsch abtouren, um ihr Album zu promoten. Dabei eignet sich wohl kaum ein Album so gut wie "Join the Dead", um in die erste Liga aufzusteigen. Absolut mitreißender, gnadenloser Death / Thrash Metal, Old School as fuck. Mit "House on Massgrave Hill" gibt es heute Abend den ersten Nackenkiller, dann geht es mit "Zombified", dem Titeltrack des Debüts aus dem Jahr 2000, weiter. Ansonsten wird das Hauptaugenmerk heute auf "Join the Dead" gelegt: "Fleshripping Horror", "Morbid Funeral", "Death is the crown of creation", "Join the Dead": nur Hits, die einem die Kartoffel vom Hals hauen. Und das mir auf meine alten Tage. Besonders "Buried, but not deep enough" (das ich in meinem Review noch sträflicherweise als "Filler" bezeichnet hatte, und das mir mittlerweile fast am besten gefällt), entwickelt sich live zu einem echten Knaller, insbesondere mit dem kurzen Bass -Zwischenspiel von "Dr. Frankenfeist". Als Rausschmeißer gibt es dann noch AUTOPSY`s "Ridden with Disease", dann ist Schluss. Aber mehr hätte mein Nacken eh nicht durchgehalten. Die glorreichen Fünf: Arne Berents (git), Bernd Reiners (voc), Klaus Kessemeier (git), Patrick Feist (bass) und Marc-Andree Dieken (drums). Nach dem Konzert schreibt mir mein "Spezi" Klaus Kessemeier noch in meine Kladde: "Uwe ist unartig und beteiligt sich nicht am Bangen, die Versetzung ist gefährdet..." Dabei habe ich mir bangtechnisch nun wirklich nichts vorzuwerfen. Ungerecht! Aber so sind sie - die Metal Teacher!  Uwe Harms

Für die Besprechung der nächsten Band gebe ich mit schmerzendem Nacken ab an die Kieler Exilsprodde:

Tja, liebe Metalgemeinde, nach dem uns BK49 standesgemäß die Rübe abmontiert haben, denke ich: "Alter, das war`s jetzt. Schöner Abend, lass uns nach Hause fahren. Jetzt kann nix mehr kommen!" Aber Mooooment: BUGEN HAGEN stehen noch auf dem Programm. Nie gehört den Namen, aber die kommen aus Leer. Quasi Heimspiel, demzufolge sind BH auch Headliner. Also: Umbaupause abgewartet, noch´n Bier besorgt (in umgekehrter Reihenfolge allerdings). Was dann auf der Bühne fabriziert wird, überrascht mich doch sehr. Sehr netter Old School - Thrash im Stil der 80er und frühen 90er! Torsten Buss (Drums), Günther Siemens (Bass), Jörg Seegers (Voc), Uwe Hansen (Git) und Ulf Schraplau (Git), geben alles, der Sound (Mischer Jürgen Eckart) lässt auch keine Wünsche offen. Besonders hervor zu heben ist auf jeden Fall der stets präsente Sound der Bassgitarre. Kommt wirklich gut. Die Vocals bieten eine gute Mischung aus KREATOR und CARCASS (Bill Steer). Die Bassgitarre erinnert an SODOM, wie ich finde. Schlagfertig sind die Jungs auch noch, was folgende Anekdote beweist: Von Gitarrist Uwe Hansen bekommt man ständig die verschwitzten Achselhaare zu Gesicht. Dies veranlasst mich dazu, einfach mal so auf die Bühne zu brüllen: "Rasier dir mal die Achselhaare". Prompt brüllt es von der Bühne zurück: "Rasier dir mal den Schwanz.......ab!!!" Ich kann die Setlist hier nicht vollständig wiedergeben, aber Stücke vom neuesten Output "Expulsion" werden ebenso gezockt wie ein zwölf Jahre alter Demosong namens "Banished". Mit "I wish I was dead", ereilt uns sogar ein Schunkelstück und als Zugabe gibt es "Infernal Death" von DEATH! Schönes Ding. Ein sehr schöner Konzertabend geht zu Ende, und glück- und bierselig fahren wir nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind... Bla bla bla..       Michael Jehles
 
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Live Review des STILLBIRTH / BK 49 - Gigs am 07.06.2003 im Treff am Markt, Emden

Was heißt Bekah neunundvierzich?

Besuch ! Von Pascal ! Am Tag der Radiosendung ! Stress ! Ich hatte nämlich Nachtschicht und musste noch einkaufen. Ich habe auch alles bekommen. Nur keine Filme für meine Kamera. Die habe ich nämlich vergessen. Ich Held <g> Nur mal zur Erklärung, warum keine Fotos da sind. Aber ich habe die Rettung ! Auf der Page (www.bk49.de) von denen sind welche. Habe ich gerade rescherschiert. Oder wie man das schreibt. Wo war ich ? Ach ja, Release Party von BK49 im "Treff am Markt in Emden. Ich bin also mit meinem Düsseldorfer Metal Brother Pascal von Hutten Freiherr zum Stolzenberg und unseren holden weiblichen Begleitungen los, um die ca. 10 Minuten in die Stadt zu laufen. Nach endlosem Rumgenerve von meinem Metalbrother "Sind wir bald da ? ; "Warum sind wir nicht mit dem Wagen gefahren?" usw. kamen wir nach 10 endlosen Minuten  am Laden an, wo vorne die üblichen Verdächtigen standen. :-} Die beiden holden Weiblichkeiten hatten aber keine Lust auf den Krach, der da nach draußen drang. "Wenn die CD`s schon so klingen, wie wird erst das Konzert ?" Sind dann ins Ei**tei*. Wir sind dann rein. Da hat auch schon STILLBIRTH den Reigen eröffnet. Also nichts mit CD. Sound war gut (was für eine Überleitung). Die kommen aus Olpe (das liegt bei Köln) und waren wegen der wenigen Zuschauer etwas überrascht. Ich nicht, ich hatte sowas ja schon befürchtet. Hatte die Band nicht verdient, die waren nämlich sehr nett. Musikalisch wie auch nicht musikalisch. Haben noch einen "Gastsänger" mitgebracht. Der kam aus Texas und hat noch Schnaps mit mir getrunken. Irgendjemand muss sich ja um Leute kümmern, die erst so einen Arsch als Gouvernor (?) hatten, sich jetzt mit seinem Bruder rumärgern können und auch noch den Kriegstreiber als Präsi haben. Hm, ob der wohl auch nur Saft trinkt ? Aber ich schweife ab. Die haben also dann Ihren "Groove Death Grind" dem anwesenden Volk vor die Birne geblasen. Es war übrigens SEHR heiß in dem Laden. Also so wirklich heiß. War aber eigentlich der Stimmung nicht abträglich. Die Leute, die da waren, kamen auf Ihre Kosten Aber das waren leider nicht viele. Die CD von STILLBIRTH könnt ihr euch für faire sieben Euro (incl. P&V) auf der Page ordern. 

Dann haben BEKAH NEUNUNDVIERZICH aufgebaut und gleich danach sind die auch angefangen. Im Gegensatz zu unserem "Ohne Haare Harms" bin ich ja immer etwas vorsichtig mit Superlativen, aber die Band ist nur Killer !! Thrash der alten Schule ! Auf die Fresse ! Allein die Drums sind den Kauf der Scheibe wert (wobei man sich dann auch die OBSCENITY-Scheiben kaufen muss, da spielt der ja auch. Aber das muss man eigentlich sowieso :-}). Wer mir nicht glaubt, kann sich bei BEKAH NEUNUNDVIERZICH (www.bk49.de) "I`ll dig your grave" ziehen. Oder Uwe`s Review lesen. Ich habe mal meinen Metal Brother Pascal gefragt was er zum Konzert meinte : 
"Es war heiß und der Club war eng, aber BK 49 gingen trotzdem ab wie eine Rakete. Irrsinnig schnell und tight gespielt, brannten sich die gelegentlich an SLAYER erinnernden Riffs durch die Hirnwindungen. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Anwesenden aufgrund der Hitze aber leider allerhöchstens zu leichtem Kopfwippen in der Lage, auch die komische Raumaufteilung trug dazu irgendwie bei - ansonsten wäre bestimmt die Hölle losgewesen, denn schon die Vorband hatte den Anwesenden schon ordentlich einen vor den Latz geknallt. PvH"

Nach dem Konzert bin ich dann zum Klaus (Kessemeier - Gitarrist). Habe ihn gefragt "Was heißt eigentlich BEKAH NEUNUNDVIERZICH ? " "Hm, ja, das ist 
schwierig. Eigentlich heißt das nichts!" "Jaa, wie, nichts ? Ich habt doch nicht zusammen gesessen und gedacht, Hey wie heißt die Abkürzung von irgendeinem 
Konservierungsmittel ?" "Nee, auch nicht. Aber ist doch cool, dass sich die Leute Gedanken machen. Ich habe neulich gelesen, das einer meinte, das 
wäre ein Mittel, aus dem Zombies entstehen. Das ist es nicht. Aber die Idee ist lustig" "Und was heißt das jetzt ?" "Ach, ich kann das auch nicht so gut erklären. Frag mal ihn!" (deutet zum Sänger). Ich zum Sänger. "Was heißt BEKAH NEUNUNDVIERZICH ?" "Äh, Wieso fragst du mich? ""Weil dein Gitarrist gesagt hat, du weißt das." "Da kannst ihn auch selber fragen. Der weiß das genauso gut. " Blödarsche. Dann eben nicht :-}}}

 Fazit : Wir haben THE HAUNTED, wir haben BEKAH NEUNUNDVIERZICH, Wer braucht Slayer ? Czelle

Live Review des BY BRUTE FORCE / VAGINAL INCEST / SARX Gigs am 19.10.02 im JZ Harsweg, Emden

Stiefel from Hell

Ich komme wieder mal zu spät zum Gig, da wir (wieder mal) vorher noch Sendung hatten. Da vorne steht einsam ein Mann und schreit ins Mikro. "Wer ist das?" "By brute Force!" Ah ja. BY BRUTE FORCE kommen aus Gummersbach und sind heute Abend in absoluter Minimalbesetzung angetreten: Simone Milizia spielt Gitarre und singt, Aldo Mancarella singt und spielt nebenbei Schlagzeug. "Unser Basser ist vor 3 Wochen ausgestiegen". Macht nichts, BY BRUTE FORCE rattern ihren räudigen "Rumpel Death Metal" mal eben ohne Tieftonunterstützung in das dankbare Publikum und nicht nur ich bin erstaunt: Wie kann man zu zweit nur ein solches Inferno entfesseln? Auch Fronter Simone trägt nicht unerheblich zum Gesamteindruck bei: Das Old School Bühnenoutfit mit Nieten, Leder und Arms full of Spikes, dazu "Stiefel from Hell" mit riesigen Spikes, die Glen Benton und Kerry King neidisch machen würden, Kult!! Nur Abbath und seine Pandafressen von IMMORTAL stiefeln mit noch mehr Eisen durch die Botanik. Lieder wie "Let them burn", "God is guilty" (klickt mal auf den Text!) und "Provacation of Christ" machen keine Gefangenen, die beiden Italiener, die auch noch miteinander verwandt sind (Aldo hat's mir erklärt, aber ich hab's wieder vergessen, leider, irgendwie ist der Vetter des Vaters von Simone die Nichte von.. ääh, keine Ahnung) geben alles und niemand fragt mehr nach einem Bassisten. Ein selbst produziertes demo haben BY BRUTE FORCE auch schon eingeballert, ich bin mal auf den ersten Longplayer gespannt... "Wer das nächste Stück erkennt, gewinnt eine CD". Wahrscheinlich jeder im Saal erkennt "From Beyond" von MASSACRE sofort, eine so fette Version dieses Klassikers mit zwei Leuten hinzutrümmern, ist echt 'ne Kunst. Respekt!

"Hallo Emden, wir sind VAGINAL INCEST aus Bielefeld". Selten bescheuerter Name, denke ich so bei mir, dann überrollt mich der Zug. ICE? Von Leer nach Oldenburg?? Aaaahhh!!! Mannomann, was für ein Geschepper! Hey Leute, Künstler kommt von Kunst, Kunst kommt von können, oder so... VAGINAL INCEST spielen ultraschnellen Grindcore der fiesen Art, ohne Drummer, mit gesampleten Drumspuren und unter Zuhilfenahme einer Menge Effekten, Gitarrist David "Genital Grinder" murmelt "Hallo" in sein Mikro und heraus kommt: "GRRROOOAAARRR", Shouter Sebastian "Vaginal Jesus" Schäfer schreit wie ein junger Bill Steer auf Steroiden, um zehn Sekunden später das Publikum ganz lieb aufzufordern: "Geht ihr noch nach vorne und mosht 'n bisschen?" Einzig  Bassist "Intimate Torchurer" alias Sascha spielt einfach nur Bass. "Techno vs. Grind" heißt eines der Stücke des VI-Demos "Cuntcore", heute Abend geht der Kampf  Techno gegen Grind leider unentschieden aus, da beide Kontrahenten  "k.o." zu Boden gehen. Die Quittung lässt nicht lange auf sich warten: "Ihr seid scheiße, wie der HSV" - Sprechchöre beantwortet "Vaginal Jesus" mit: "Wir sind nicht nur scheiße wie der HSV, wir sind der HSV!" Nach dem Gig auf die "Leistung" heute Abend angesprochen, ist Sebastian dann auch nicht sehr zufrieden mit dem heutigen Auftritt. Auf die Frage, warum man ohne Drummer lärmt, meint der Vaginal Jesus, der übrigens selbst Drummer ist, man habe "einfach keinen Drummer gefunden, der das Material umsetzen kann". Nun ja.

SARX kommen aus Siegen und spielen, eigenen Aussagen zufolge, "technischen Old School Death Metal". Das kann man wohl so stehen lassen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Bands laufen SARX heute Abend in voller Besetzung auf und haben trotzdem Pech: Das Mikro von Shouter Jost macht keinen Pieps, wahrscheinlich ist irgendwo 'n Kabel gebrochen. Die beiden Gitarristen Christian Treude und Daniel "Kensington" Seifert, Bassist Gregor "Crack" Frischko sowie Florian "Chaos" Dürr geben trotzdem alles, und am Ende gibt es dann auch noch ein paar Stücke mit Jost zu hören, wenn auch nur leise und im Hintergrund. Schade, aber zumindest haben SARX heute Abend ihre Visitenkarte in Emden abgeben können, meint auch Kensington. SARX' aktuelles Album "Of Natural Rage" könnt ihr über die Bandpage für 10 EUR bestellen, unter der Adresse www.mp3.de/home/of_sarx könnt ihr das komplette Album in recht guter Qualität runterladen, auch nicht selbstverständlich, "Fuck the Commerce" quasi. 

Fazit: In der Publikumsgunst waren "By brute 2 Mann-Kapelle" die Abräumer des heutigen Abends, gefolgt von "Ohne Sänger SARX". Schlusslicht "Vaginal Techno Incest" konnten nur wenige überzeugen, auch wenn die technischen Fähigkeiten der Musiker nicht von schlechten Eltern sind. Vielleicht findet der Vaginal Jesus ja bald einen trommelnden Jünger (gibt´s eigentlich auch Jüngerinnen?), der das Material umsetzen kann. Ich lass' mich dann gerne noch mal von dem Zug überrollen...             Bilder von diesem Gig gibt es hier

   Uwe Harms  

Live Review des OZZFEST 2002 mit BLACK LABEL SOCIETY, OOMPH!,  SUCH A SURGE, BAD RELIGION, TOOL und OZZY OSBOURNE am 20.05.2002, VW-Halle Braunschweig

Pfingstmesse aus dem Teleprompter

Wegen des zu erwartenden Pfingst-Rückreiseverkehrs entschließen wir uns, bereits um 12 Uhr mittags die Segel gen Braunschweig zu setzen, was sich als gute Entscheidung herausstellt: Erst um 15:30 Uhr stehen wir endlich vor der VW-Halle. Der Einlass hat bereits begonnen, die Atmosphäre vor der 5000er-Halle ist sehr entspannt. Wir beschließen, uns noch mit einer Dose Beck´s vor dem Eingang ins Gras zu setzen. Das wiederum entpuppt sich als Fehler, denn um 15.50 Uhr erkenne ich im Soundmatsch, der nach außen dringt, „Bleed for me“ vom aktuellen Album der BLACK LABEL SOCIETY. Zakk fängt an zu spielen, ohne mir Bescheid zu sagen? Frechheit!! Also schleunigst irgend jemandem das Bier an den Kopf geworfen und in die Halle gerannt. Tatsächlich! Skelette, Totenköpfe und dicke Ketten überall am Stage-Equipment, Bassist Rob Trujillo in tiefergelegter Korn-Pose und in der Mitte ein bärtiger Waldschrat, der Bierdosen an seiner Stirn aufschlägt. Die BLACK LABEL SOCIETY spielt drei Songs vom neuen Album "1919 Eternal", zwei vom letzten, Zakk gniedelt ein Solo mit den Zähnen, dann ist der Ofen aus. Nettospielzeit: 25 Minuten!! Nicht nur wir kommen uns ziemlich verarscht vor. Also wieder nach draußen in die Sonne setzen und Bier saufen! Pustekuchen: „Bei Verlassen der Halle verliert die Karte ihre Gültigkeit!“ Scheiße, ok, dann trinken wir unser Bier eben hier.  „Zwei Bier, ein Wasser, bitte“     „9,80 €!" „Entschuldigen Sie, aber ich wollte nur zwei Bier und ein Wasser, nicht ihre Zapfanlage kaufen" „9,80 €, sind aber drei € Pfand drin"    „Na dann...“! Eine Bretzel 2,60 €, eine Portion Pommes von vorgestern 2,20 €! Nächstes Mal lasse ich meinen Magen zu Hause. „Ich schlender` mal zum Merchandising-Stand.“ OZZY - sowie TOOL - T-Shirts für 30 €, Caps 25 €, TOOL-Worker-Shirts 70 €. Hallo? Geht`s noch? Auch für die T-Shirts von BAD RELIGION am zweiten Merch-Stand sollen 30 € hingelegt werden. Pure Abzocke... Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass jede Band, die auf dem Ozzfest spielt, dem Management von OZZY OSBOURNE (namentlich Sharon Osbourne) 75.000 $ (in Worten: fünfundsiebzigtausend US-Dollar!) dafür zahlt, auf dieser Tour dabei sein zu können, fasst man sich an den Kopf. Sind Ozzys Medikamente (60 Tabletten täglich!) so teuer?

Zweite Band des Abends: OOMPH! Die selbsternannten Elektro-Metaller haben seit ihrer Gründung im Jahr 1989 auch schon sieben reguläre Alben am Start, heute Abend kommen die meisten vorgestellten Songs von dem 99er Album "Plastik" und dem aktuellen Rundling "Ego". Da mich Dero (v, dr), Crap (g, keys) und Flux (g, Samples) auch schon auf CD nicht vom Hocker reißen, schaue ich mir das ganze von der Tribüne aus an. Die Band ist in rote Arbeitsanzüge gekleidet, die Musik fällt mehr oder weniger eindeutig in die vielzitierte Schublade "Neue Deutsche Härte". Ist mir zu langweilig....

SUCH A SURGE - 10 Jahre sind die Hamburger Kreuzüber-Fetischisten jetzt schon im Business. Metal, Jazz, Hip Hop und diverse andere Musikrichtungen versuchen sie zu vermengen, unterstützt werden sie dabei von DJ Stylewarz. Schön, aber nicht das, was einen Old School Banger wie mich begeistert. Da gefällt mir die Mucke von PAIN IN THE ASS, einem Side Project von den Surgis, schon besser. Das Publikum ist jedoch begeistert und jumpt, was das Zeug hält. Nur ich stehe wieder mit verschränkten Armen da (Langeweile-posing from Hell!). Irgendjemand aus der ersten Reihe schreit: „Ihr seid Scheiße!“, voraufhin Sänger Olli meint: „Wirklich? Mann, siehst du böse aus, du kommst doch bestimmt direkt aus der Hölle“. Gitarrist Dennis Graef stimmt das Anfangsriff von „A new level“ (PANTERA) an, und ich denke noch: „Geil, doch noch Metal“ – aber da fangen sie auch schon alle wieder zu hüpfen an: „Jump, jump!“     Ja,ja, später....

Zwei Bier später ertönen die ersten Licks von „Supersonic“ vom neuen Album "Process of  Belief" der amerikanischen Punk Rocker BAD RELIGION. Die haben in 20 Jahren nur ein Lied geschrieben, können mich aber von Anfang an begeistern. Songs wie „Generator“, „Recipe for Hate“, „Modern Man“ und „21st Century Digital Boy“ treiben nicht nur mich in die Front Rows, wo schnell ein wildes Geschubse herrscht. Den zurückgekehrten Brett Gurewitz kann ich auf  der Bühne  nicht ausmachen, die Spielzeit beträgt nicht mehr als 45 Minuten. Trotzdem ein Super-Gig, aber „Against the Grain“ hätten sie spielen müssen.

Zwanzig Minuten Umbaupause, dann stehen TOOL auf dem Programm. Die Esoterik Freaks aus L.A. geben alles, um ihrem Image von weltfremden "Entrückten" gerecht zu werden. Zu einem Musik-Medley aus den bereits erschienenen Alben "Opiate", "Undertow", "Aenima", "Salival" sowie "Lateralus" werden auf drei großen Leinwänden psychedelische Farbverläufe und geometrische Figuren abgespult, so dass ich mich in die Kindheit zurückversetzt fühle, weil einige dieser Farben und Muster damals die Wände der elterlichen Wohnung schmückten. Maynard Keenan steht völlig entrückt mit dem Rücken zum Publikum und seine Mitstreiter Justin, Danny und Adam spülen ihre Parts in die PA, als wären sie zum Chill-Out hier. Wie kann man Stücke von der genialen „Lateralus“ nur so unbeteiligt und gelangweilt runterpupsen? Nee, Kerls, nich` mit mir. Na ja, Nina und Manuel gefällt es besser als mir und vielleicht bin ich ja auch nur missgestimmt, weil draußen immer noch die Sonne scheint und das Bier hier drinnen so teuer ist...!

Kurzes Intro, dann die ersten Klänge von „Gets me through“, ein kleiner Lichtkegel fällt auf einen schwarzgekleideten Mann mit irrem Blick und zuviel Mascara um die Augen. Sofort breitet sich in der gesamten Halle meterdicke Gänsehaut aus... OZZY OSBOURNE! Nach diversen  „Farewells“, „No more Tours“ und  „Last concerts“ hat sich der Madman aus Birmingham noch einmal aufgerafft, ein paar Shows in good old Europe zu spielen. Der allmächtigen Sharon sei Dank, dass sie ihren Göttergatten, oder besser, was noch von ihm übrig ist, noch einmal vom Sofa hochbekommen hat. Und so bemühen sich Ozzys Mitstreiter Rob Trujillo (b, ex - Suicidal Tendenzies), Zakk Wylde (g), sowie Mike Bordin (dr, ex - FAITH NO MORE) nach Kräften, Ozzys offensichtliche Schwächen auszugleichen. Der Madman, der sich in seinen exzessreichen wilden Jahren auch mal Ameisen statt Koks (aus dem Buch "the Dirt") in die Nase gepfiffen hat, ist nicht mehr in der Lage, sich seine Texte zu merken und muss sie statt dessen von einem Teleprompter, der zu seinen Füßen steht, ablesen. Das Osbourne schon seit Jahren einen Backing-Sänger braucht, der „mir nur bei den Harmonien hilft“ (O-Ton Ozzy) ist ein offenes Geheimnis. Und so schmettert er die unzähligen Klassiker seiner Laufbahn ins Publikum, das jeden seiner Töne begeistert abfeiert. Natürlich fehlen "Iron-Man",  "Paranoid" und "Black Sabbath" nicht. Ozzy versucht, „to entertain you the best I can“ (aus „Gets me through”vom aktuellen Album "Down to Earth") und wir alle sind ihm dankbar dafür. Trotzdem ist es bedrückend zu sehen, wie krank dieser Mann wirklich ist. Zwischen den Liedern zittert Ozzy so wie der Papst beim Lesen der Ostermesse. Und auf Grund der genannten Gedächtnisschwäche darf er sich nie zu weit von seinem Mikroständer bzw. Teleprompter entfernen. Aber Ozzy nimmt`s mit Humor, auch als einmal der Teleprompter ausfällt und er sich die Anfangszeilen vom nächsten Stück von seinem Gitarristen und langjährigen Vertrauten Zakk Wylde soufflieren lassen muss. Sei`s drum. OZZY OSBOURNE ist eine (hoffentlich noch lange) lebende Legende und die Musik, die er geschaffen hat, wird uns für alle Zeiten bewegen. Nach 90 Minuten Spielzeit verneigen sich unsere tapferen vier Ritter, bevor sie das alte Schlachtross wieder in seine Box schieben. Natürlich hätte jeder der Anwesenden gerne noch das ein oder andere Lied mehr gehört (Z. B. fehlten mir das geniale „Shot in the dark“ sowie „Killer of Giants“) aber für so was gibt es ja die bald erscheinende DVD „Ozzy live at Budokan“.  Nina hat ihr erstes Heavy-Metal-Konzert bravourös gemeistert, war tapfer die ganze Zeit bei Ozzy in der ersten Reihe und hat am Ende auch noch ein Stück von Ozzys Handtuch abbekommen, Glückwunsch! Gruß an Manuel ("Testament rulez!") aus Köln. Vielleicht sollte sich Ozzy nun doch endlich zur Ruhe setzen. „No more Tours“!!! Schließlich bringt Sharon für die zweite Staffel von „The Osbournes” auf  MTV ja auch noch schlappe 20 Millionen $ nach Hause. Damit sollte Ozzys Medikamentation für die nächsten Jahre gesichert sein J                                                 Uwe Harms