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Storys: Live - Reviews: O

Live Review des OPETH - Gigs am 04.10.2003 im Halford / Berlin

An evening with Opeth...

  …von dem man im vornherein hörte, dass es sich bei diesem Gig um einen mit den ruhigeren Songs von OPETH handele. Und da das Neueste auf Scheibe gebannte Werk "Damnation" ausschließlich ruhige Stücke enthält, konnte man vermuten, dass sie hauptsächlich diese Stücke spielen werden. Meiner bescheidenen Meinung nach zieht "Damnation" jedoch, im Gegensatz zu den Vorgängern, nicht wirklich den Hering vom Teller.  Durch diesen Sachverhalt beunruhigt, war ich zum Anfang nicht sonderlich gewillt, 16,50 € im VVK für diese Veranstaltung auszugeben. Doch was so ein richtiger „die-hard-OPETH-Fan“ ist, lässt sich auch davon nicht abschrecken. Die Zeit verstrich, und es näherte sich der Abend, an dem OPETH eines ihrer wenigen Deutschlandkonzerte im Berliner "Halford" der breiten Masse darbieten sollten. Nach ca. 15 Minuten Anstehen und 15 Minuten Angst, doch noch vom drohenden Regen durchgeweicht zu werden, wurde die wartende Meute allmählich in's "Halford" eingelassen. Kurz nachdem ich die Ordner passiert  hatte, besuchte ich den Merchandise Stand. Mein Vorhaben, ein OPETH T-Shirt käuflich zu erwerben, wurde aber durch die knallharte Preispolitik zunichte gemacht. 28 € für ein T-Shirt bzw. 40 € für ein Longsleeve erschien mir dann doch ein wenig übertrieben. Die 20 € für das Girlie-Shirt wären ja noch halbwegs im Rahmen gewesen, aber irgendwie wollte das nicht passen J. Davon leicht  deprimiert, wurde auf das was noch kommen sollte gewartet, und der Beschallung in Form von progressive Rock - anstatt dem sonst so vertrauten Metal klängen – gelauscht. Erstaunlich war eigentlich auch, dass eine Supportband gänzlich fehlte. Na ja, aber dafür gab es eben diesen progressiven Rock, war ja auch nicht schlecht J.

Doch dann war es soweit. OPETH gaben sich die Ehre, dieses Mal sogar mit Verstärkung in Form eines Keyboarders. In bekannter Manier wurde sofort musiziert, anstatt dem sonst so üblichen „The Leper Affinity“ als Opener, wurde nun „Windowpane“ geträllert. Als sich der Song dem Ende neigte, wurde dann auch das Publikum mit den Worten „We are OPETH from Stockholm, Sweden“ begrüßt. Der nächste Song war dann „In my time of need“ gefolgt von „Death whispered a lullaby“, „Closure“, „Hope leaves“, „To rid the disease“,  „Ending credits“ und „Weakness“. Zugegeben, bei solchen Songs wären Sitzplätze eher angebracht gewesen, denn wirklich zum Headbangen animierte diese Songauswahl nicht. Was jetzt nicht heißen soll, dass die Songs schlecht sind bzw. waren! Beeindruckend war auch das Mitglied der Crew, der hin und wieder inmitten der Songs die E-Gitarre von Mikael Åkerfeldt bzw. Peter Lindgren gegen eine Akustik- bzw. andere E-Gitarre austauschte. Sich aber auch nicht scheute - bevor Akustik Passagen begannen - einen Barhocker für die beiden auf die Bühne zu stellen. Nach „Ending credits“ verschwanden die beiden Martins und Peter Lindgren von der Bühne, denn „Weakness“ benötigte anscheinend nur eine Akustik Gitarre und das Keyboard. Bis hier hin war es nicht sonderlich schwierig, sich die Setlist zu merken, da sie genau der Reihenfolge der "Damnation" - CD entsprach. Mikael Åkerfeldt war inzwischen allein auf der Bühne und startete mit „Benighted“ vom "Still Life" - Album, nach und nach gesellten sich auch die anderen Bandmitglieder während des Songs wieder auf die Bühne, um nach Beendigung des Akustikparts wieder fröhlich zu musizieren. Nachdem dieser Song beendet war, wurde dem Publikum mitgeteilt „We give a fuck wether you want to hear the "Damnation" stuff, you have to! But now we play the songs you want to hear!” Nach dieser Ansage kam das, was niemand zuvor vermutete, vom phänomenalen "Morningrise" - Album wurde „To bid you farewell“ gespielt, in meinen Augen der Höhepunkt des Abends, wird aber wahrscheinlich auch daran liegen, dass das einer meiner All time-Favoriten ist... Dann gab es das DEEP PURPLE - Cover „Soldier of Fortune“ und „Face of Melinda“ vom "Still Life" - Album. Das schien es dann wohl gewesen zu sein, OPETH verabschiedeten sich und gingen von der Bühne... Doch sie haben anscheinend nicht mit der Hartnäckigkeit des Publikums gerechnet, das lautstark eine Zugabe verlangte. Doch nach ein paar Minuten haben sie sich dann noch einmal erbarmt und betraten die Bühne erneut. Mikael erzählte dem Publikum, dass er bei diesem Song irgendwann aufhören würde zu singen, und wenn dann die Meute nicht mitsingt, würden sie endgültig von der Bühne verschwinden. Dann kam „Harvest“ vom "Blackwater Park" - Album, irgendwann mittendrin hörte er auch auf zu singen, doch alle gröhlten mit J. Danach war aber wirklich Schluss, OPETH verabschiedeten sich erneut von ihren Fans und verschwanden im Backstage-Bereich. 

Alles in allem war es wieder ein gelungenes Konzert - bis auf die T-Shirt Preise - welches das Geld wert war. Absolut keine Anzeichen von Starallüren seitens der Band, denn kurz darauf mischten sie sich unter das Volk, gaben Autogramme, ließen sich mit den Fans fotografieren oder / und unterhielten sich mit ihnen. Zudem ist noch zu sagen, dass sie es spieltechnisch auch trotz der langsameren Songs einfach drauf haben, da könnte sich so manche Hartwurst-Combo noch was abschneiden!    Patrick Schwenkler

Live Review des OZZFEST 2002 mit BLACK LABEL SOCIETY, OOMPH!,  SUCH A SURGE, BAD RELIGION, TOOL und OZZY OSBOURNE am 20.05.2002, VW-Halle Braunschweig

Pfingstmesse aus dem Teleprompter

Wegen des zu erwartenden Pfingst-Rückreiseverkehrs entschließen wir uns, bereits um 12 Uhr mittags die Segel gen Braunschweig zu setzen, was sich als gute Entscheidung herausstellt: Erst um 15:30 Uhr stehen wir endlich vor der VW-Halle. Der Einlass hat bereits begonnen, die Atmosphäre vor der 5000er-Halle ist sehr entspannt. Wir beschließen, uns noch mit einer Dose Beck´s vor dem Eingang ins Gras zu setzen. Das wiederum entpuppt sich als Fehler, denn um 15.50 Uhr erkenne ich im Soundmatsch, der nach außen dringt, „Bleed for me“ vom aktuellen Album der BLACK LABEL SOCIETY. Zakk fängt an zu spielen, ohne mir Bescheid zu sagen? Frechheit!! Also schleunigst irgend jemandem das Bier an den Kopf geworfen und in die Halle gerannt. Tatsächlich! Skelette, Totenköpfe und dicke Ketten überall am Stage-Equipment, Bassist Rob Trujillo in tiefergelegter Korn-Pose und in der Mitte ein bärtiger Waldschrat, der Bierdosen an seiner Stirn aufschlägt. Die BLACK LABEL SOCIETY spielt drei Songs vom neuen Album "1919 Eternal", zwei vom letzten, Zakk gniedelt ein Solo mit den Zähnen, dann ist der Ofen aus. Nettospielzeit: 25 Minuten!! Nicht nur wir kommen uns ziemlich verarscht vor. Also wieder nach draußen in die Sonne setzen und Bier saufen! Pustekuchen: „Bei Verlassen der Halle verliert die Karte ihre Gültigkeit!“ Scheiße, ok, dann trinken wir unser Bier eben hier.  „Zwei Bier, ein Wasser, bitte“     „9,80 €!" „Entschuldigen Sie, aber ich wollte nur zwei Bier und ein Wasser, nicht ihre Zapfanlage kaufen" „9,80 €, sind aber drei € Pfand drin"    „Na dann...“! Eine Bretzel 2,60 €, eine Portion Pommes von vorgestern 2,20 €! Nächstes Mal lasse ich meinen Magen zu Hause. „Ich schlender` mal zum Merchandising-Stand.“ OZZY - sowie TOOL - T-Shirts für 30 €, Caps 25 €, TOOL-Worker-Shirts 70 €. Hallo? Geht`s noch? Auch für die T-Shirts von BAD RELIGION am zweiten Merch-Stand sollen 30 € hingelegt werden. Pure Abzocke... Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, dass jede Band, die auf dem Ozzfest spielt, dem Management von OZZY OSBOURNE (namentlich Sharon Osbourne) 75.000 $ (in Worten: fünfundsiebzigtausend US-Dollar!) dafür zahlt, auf dieser Tour dabei sein zu können, fasst man sich an den Kopf. Sind Ozzys Medikamente (60 Tabletten täglich!) so teuer?

Zweite Band des Abends: OOMPH! Die selbsternannten Elektro-Metaller haben seit ihrer Gründung im Jahr 1989 auch schon sieben reguläre Alben am Start, heute Abend kommen die meisten vorgestellten Songs von dem 99er Album "Plastik" und dem aktuellen Rundling "Ego". Da mich Dero (v, dr), Crap (g, keys) und Flux (g, Samples) auch schon auf CD nicht vom Hocker reißen, schaue ich mir das ganze von der Tribüne aus an. Die Band ist in rote Arbeitsanzüge gekleidet, die Musik fällt mehr oder weniger eindeutig in die vielzitierte Schublade "Neue Deutsche Härte". Ist mir zu langweilig....

SUCH A SURGE - 10 Jahre sind die Hamburger Kreuzüber-Fetischisten jetzt schon im Business. Metal, Jazz, Hip Hop und diverse andere Musikrichtungen versuchen sie zu vermengen, unterstützt werden sie dabei von DJ Stylewarz. Schön, aber nicht das, was einen Old School Banger wie mich begeistert. Da gefällt mir die Mucke von PAIN IN THE ASS, einem Side Project von den Surgis, schon besser. Das Publikum ist jedoch begeistert und jumpt, was das Zeug hält. Nur ich stehe wieder mit verschränkten Armen da (Langeweile-posing from Hell!). Irgendjemand aus der ersten Reihe schreit: „Ihr seid Scheiße!“, voraufhin Sänger Olli meint: „Wirklich? Mann, siehst du böse aus, du kommst doch bestimmt direkt aus der Hölle“. Gitarrist Dennis Graef stimmt das Anfangsriff von „A new level“ (PANTERA) an, und ich denke noch: „Geil, doch noch Metal“ – aber da fangen sie auch schon alle wieder zu hüpfen an: „Jump, jump!“     Ja,ja, später....

Zwei Bier später ertönen die ersten Licks von „Supersonic“ vom neuen Album "Process of  Belief" der amerikanischen Punk Rocker BAD RELIGION. Die haben in 20 Jahren nur ein Lied geschrieben, können mich aber von Anfang an begeistern. Songs wie „Generator“, „Recipe for Hate“, „Modern Man“ und „21st Century Digital Boy“ treiben nicht nur mich in die Front Rows, wo schnell ein wildes Geschubse herrscht. Den zurückgekehrten Brett Gurewitz kann ich auf  der Bühne  nicht ausmachen, die Spielzeit beträgt nicht mehr als 45 Minuten. Trotzdem ein Super-Gig, aber „Against the Grain“ hätten sie spielen müssen.

Zwanzig Minuten Umbaupause, dann stehen TOOL auf dem Programm. Die Esoterik Freaks aus L.A. geben alles, um ihrem Image von weltfremden "Entrückten" gerecht zu werden. Zu einem Musik-Medley aus den bereits erschienenen Alben "Opiate", "Undertow", "Aenima", "Salival" sowie "Lateralus" werden auf drei großen Leinwänden psychedelische Farbverläufe und geometrische Figuren abgespult, so dass ich mich in die Kindheit zurückversetzt fühle, weil einige dieser Farben und Muster damals die Wände der elterlichen Wohnung schmückten. Maynard Keenan steht völlig entrückt mit dem Rücken zum Publikum und seine Mitstreiter Justin, Danny und Adam spülen ihre Parts in die PA, als wären sie zum Chill-Out hier. Wie kann man Stücke von der genialen „Lateralus“ nur so unbeteiligt und gelangweilt runterpupsen? Nee, Kerls, nich` mit mir. Na ja, Nina und Manuel gefällt es besser als mir und vielleicht bin ich ja auch nur missgestimmt, weil draußen immer noch die Sonne scheint und das Bier hier drinnen so teuer ist...!

Kurzes Intro, dann die ersten Klänge von „Gets me through“, ein kleiner Lichtkegel fällt auf einen schwarzgekleideten Mann mit irrem Blick und zuviel Mascara um die Augen. Sofort breitet sich in der gesamten Halle meterdicke Gänsehaut aus... OZZY OSBOURNE! Nach diversen  „Farewells“, „No more Tours“ und  „Last concerts“ hat sich der Madman aus Birmingham noch einmal aufgerafft, ein paar Shows in good old Europe zu spielen. Der allmächtigen Sharon sei Dank, dass sie ihren Göttergatten, oder besser, was noch von ihm übrig ist, noch einmal vom Sofa hochbekommen hat. Und so bemühen sich Ozzys Mitstreiter Rob Trujillo (b, ex - Suicidal Tendenzies), Zakk Wylde (g), sowie Mike Bordin (dr, ex - FAITH NO MORE) nach Kräften, Ozzys offensichtliche Schwächen auszugleichen. Der Madman, der sich in seinen exzessreichen wilden Jahren auch mal Ameisen statt Koks (aus dem Buch "the Dirt") in die Nase gepfiffen hat, ist nicht mehr in der Lage, sich seine Texte zu merken und muss sie statt dessen von einem Teleprompter, der zu seinen Füßen steht, ablesen. Das Osbourne schon seit Jahren einen Backing-Sänger braucht, der „mir nur bei den Harmonien hilft“ (O-Ton Ozzy) ist ein offenes Geheimnis. Und so schmettert er die unzähligen Klassiker seiner Laufbahn ins Publikum, das jeden seiner Töne begeistert abfeiert. Natürlich fehlen "Iron-Man",  "Paranoid" und "Black Sabbath" nicht. Ozzy versucht, „to entertain you the best I can“ (aus „Gets me through”vom aktuellen Album "Down to Earth") und wir alle sind ihm dankbar dafür. Trotzdem ist es bedrückend zu sehen, wie krank dieser Mann wirklich ist. Zwischen den Liedern zittert Ozzy so wie der Papst beim Lesen der Ostermesse. Und auf Grund der genannten Gedächtnisschwäche darf er sich nie zu weit von seinem Mikroständer bzw. Teleprompter entfernen. Aber Ozzy nimmt`s mit Humor, auch als einmal der Teleprompter ausfällt und er sich die Anfangszeilen vom nächsten Stück von seinem Gitarristen und langjährigen Vertrauten Zakk Wylde soufflieren lassen muss. Sei`s drum. OZZY OSBOURNE ist eine (hoffentlich noch lange) lebende Legende und die Musik, die er geschaffen hat, wird uns für alle Zeiten bewegen. Nach 90 Minuten Spielzeit verneigen sich unsere tapferen vier Ritter, bevor sie das alte Schlachtross wieder in seine Box schieben. Natürlich hätte jeder der Anwesenden gerne noch das ein oder andere Lied mehr gehört (Z. B. fehlten mir das geniale „Shot in the dark“ sowie „Killer of Giants“) aber für so was gibt es ja die bald erscheinende DVD „Ozzy live at Budokan“.  Nina hat ihr erstes Heavy-Metal-Konzert bravourös gemeistert, war tapfer die ganze Zeit bei Ozzy in der ersten Reihe und hat am Ende auch noch ein Stück von Ozzys Handtuch abbekommen, Glückwunsch! Gruß an Manuel ("Testament rulez!") aus Köln. Vielleicht sollte sich Ozzy nun doch endlich zur Ruhe setzen. „No more Tours“!!! Schließlich bringt Sharon für die zweite Staffel von „The Osbournes” auf  MTV ja auch noch schlappe 20 Millionen $ nach Hause. Damit sollte Ozzys Medikamentation für die nächsten Jahre gesichert sein J                                                 Uwe Harms