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Reviews: T

Review November 03: TAD MOROSE - Modus Vivendi - 2003 (10 Songs, 47:02 Minuten)

Power Metal aus Bollnäs/Schweden. TAD MOROSE sind schon seit über zehn Jahren aktiv und veröffentlichen in schöner Regelmäßigkeit qualitativ hochwertige Alben. "Modus Vivendi" ist der sechste TAD MOROSE-Longplayer, der Titel bedeutet "Lebensart". Über die Lebensart der Band kann ich nicht viel sagen, aber eines zeichnet die Band mit Sicherheit aus: Beharrlichkeit. Sich nicht entmutigen lassen, wenn die neue Scheibe wieder nicht den ersehnten Durchbruch gebracht hat, trotzdem den Arsch abtouren, nie aufgeben. Jungs? Hey Jungs, psssst.....ich weiß, woran es liegt, das ihr den Durchbruch noch nicht geschafft habt: mit Durchschnitt hat noch keiner die Welt erobert! Das Qualitätslevel, das ihr hier abliefert, erreichen vierhundertsiebenunddreißigtausendachthundertfünfundzwanzig andere Bands auch. Sicher ist eure Scheibe ein gutes Stück Power Metal, gut produziert (Mix: Fredrik Nordström) ist es auch. Du, Urban, bist ein guter Sänger ohne Schwächen, ich weiß ja, dass du dir Mühe gibst. Auch ihr anderen macht einen wirklich guten Job. Sorry, aber das tun andere auch. Ich hör' mir "Modus Vivendi" jetzt schon über eine Woche immer wieder an, ich habe sie sogar schon beim Autofahren gehört, es hat sich nichts geregt, gar nichts. Tut mir leid. Das hier ist einfach nur langweilig. Und nein: bei "Popstars" braucht ihr auch gar nicht erst anklopfen....

Starker Power Metal aus Bollnäs, ohne Schwächen, aber auch ohne Highlights. 4,5 von 10 Punkten  Uwe Harms

Review Dezember 09: TANKARD - Best Case Scenario-25 Years In Beers - 2007 (15 Songs, 64:35 Minuten)

Dreht die Boxen auf volle Leistung und schenkt Bier für alle aus, denn wir haben einen Grund zum Feiern! Seit nun zweieinhalb Jahrzehnten thrashen die Bierkrüge aus Frankfurt durch die Lande und aufgrund dieses Bandjubiläums haben sie den Fans etwas Feines mitgebracht: Das Beste aus 25 Jahren Thrash/Alcoholic Metal! Mit guter Partystimmung, zwei oder auch drei Fässern Bier und dem dicksten aber sowohl auch coolsten Sänger der Welt, Andreas "Gerre" Geremia, schicken TANKARD ihre Fans auf Biervernichtungs-Kreuzzüge in die weite Welt hinaus. Doch vorerst wird vorgeglüht und zwar mit den alten Hits "Zombie Attack" und "Maniac Forces". Hier wird schon ganz klar deutlich, dass der Sound einer hochwertigeren Studiotechnik schon einiges ausmachen kann. Klar ist es beim ersten Mal hinhören etwas ulkig, jedoch beim zweiten Mal spürt man einfach die Power aus den Boxen kommen um die Nackenmuskeln wieder aufzuwärmen. Und wie man es nicht anders kennt, gibt es natürlich wieder kräftige Plauzenschläge auf Gerres dicken Wanst. Weiter geht es mit DER Bandhymne "Empty Tankard". Der langsame Anfang lädt zum gemeinsamen Schunkeln ein, bevor es dann mit einem Prügelarmageddon auf Schlagzeug und Gitarren losgeht. Die "Empty Tankard"-Gesänge sind heute noch berühmt berüchtigt auf Festivals und stimmen bei jedermann die Leber auf ein bevorstehendes Trinkgelage ein. Wer sich die nächsten Tracks anhört wie "Don't Panic", "Chemical Invasion" oder "The Morning After" wird spätestens dann merken, dass sich die vier Frankfurter wirklich die geilsten Stücke rausgesucht haben, auch wenn mir persönlich "Mercenary" auf der Scheibe fehlt. Aber man kann halt nicht alles haben, nicht wahr?  Als nächstes bringen TANKARD mit "Beermuda" die Trauminsel aller Metalheads zum Beben, dicht gefolgt vom Klassiker (und beste Bier der Galaxie) "Space Beer". Besonders bei diesen beiden Songs gefällt mir der neue Sound, viel lauter und energiegeladener als auf der Scheibe "The Meaning Of Life". Nach dem sechsten Bier geht es mit einem Medley weiter, bestehend aus "Alcohol, Puke, Mon Cheri und Wonderful Life", welches die meisten auch sicher von den Konzerten der Frankfurter kennen. Mit "Freibier" beginnt ein weiteres Stück Musikerkultur. Headbangen bis der Nacken einschläft, Crowdsurfen bis zum Bühnenabbau und literweise des köstlichen Gerstensafts; So mag ich das! "Nation Over Nation" und "Two Faced" geben dem Ganzen zusätzlich noch den gewissen Pepp. Doch wie jede gute Party, muss dieses Album auch einmal zu Ende gehen und welcher Song wäre besser dafür geeignet als "Minds On The Moon"? Was die vier Jungs auf diesem Album leisten ist typisch TANKARD: Thrashig und spaßig und so soll es auch bleiben. Deshalb ist dieses "Best of" ein Muss für alte und auch für junge TANKARD-Fans, welches in keiner CD-Sammlung fehlen darf. Und was sagt uns das nun alles? Richtig! Das Geld für die wöchentlich Bierkiste auf die hohe Kante legen und diese Scheibe kaufen! Und wer nicht auf sein Bier verzichten will, der plündert einfach sein Sparschwein!

Fazit: Auf die nächsten 25 Jahre! Proooost! Ohne Wertung   Björn Meyer

Review April 06: TASTER'S CHOICE - Shining - 2006 (11 Songs, 40:26 Minuten)

In Japan bereits 2005 veröffentlicht, ist "Shining" - das Debüt der italienischen MetalCoreler TASTER'S CHOICE - nun auch in Europa erhältlich. Verantwortlich dafür sind meine ganz besonderen Lieblinge aus Essen, Shark Records. Die haben mit ihrem Sublabel "Nu Metal Recordz" - allein der Name ist schon ein Anachronismus - mal wieder ihr Gespür für die richtige Band zur falschen Zeit bewiesen. Will heißen, Shark Records hecheln mit ihrem neuesten Signing wieder einmal einem längst abgefahrenen Zug hinterher, dieses Mal dem MetalCore-Express. Doch bei aller gebotenen Häme: die sieben jungen Italiener machen ihre Sache sehr ordentlich. Sämtliche Trademarks der etablierten MetalCore-Combos sind vorhanden, dazu noch eine Prise LIMP BIZKIT und ein Löffel KORN, fertig ist der neue italienische Chartstürmer. Zumindest theoretisch. In der Realität ebbt der MetalCore-Wahn bereits wieder ab, neue Bands haben es da immer schwerer, wenn sie nicht mit neuen Ideen punkten können. Und genau da liegt auch das Problem von TASTER'S CHOICE: Auf "Shining" gibt es leider nichts, was nicht andere Bands nicht vorher schon besser gemacht hätten. Und auch ein Sponsoring-Deal mit der dem in Hip Hop- und Crossover-Kreisen sehr angesagten Klamottenlabel "Ecko Unltd." sagt leider nichts über die musikalische Qualität der Band aus. Interessierte können sich ja mal den einzigen starken Song auf "Shining", nämlich "Disappear" anhören. Und auf der Homepage der Jungs gibt es auch noch Songs zum downloaden. "Shining" ist am 29.03.2006 über Shark Records erschienen.

Fazit MetalCore aus Italien. As simple as it sounds...   5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Dezember 04: TEARABYTE - Gloom Factory - 2004 (12 Songs, 72:34 Minuten)

Dieses Trio siedelte im Jahre 2000 von Los Angeles nach Dallas um, und hat sich selbst den Auftrag gegeben, "den Old School Thrash Metal in die Welt zu tragen". Seit dem Gründungsjahr 1998 ist "Gloom Factory" das mittlerweile dritte Album der Thrasher. Al Mead, seines Zeichens Shouter von TEARABYTE, sollte dem einen oder anderen vielleicht schon durch GG ALLIN AND THE SCUMFUCKS ein Begriff sein. Auch da hatte Al Mead nämlich seine Griffel im Spiel. Musikalisch hauen TEARABYTE mich nicht gerade vom Melkschemel. Größtenteils pflügen die Jungs derart rumpelig durchs Unterholz, dass man schon den Klempner rufen möchte, um die Heizungsanlage checken zu lassen. Die Songs sind ja nicht wirklich schlecht, aber irgendwie hat man beim Hören der elf Songs (plus Bonussong) das Gefühl, als ob dem Trio die ein oder andere Probestunde mehr doch ganz gut getan hätte. Des Weiteren muss ich dem Sänger leider die rote Karte geben. Er mischt Gesangsstile von SACRED REICH und EVILDEAD ohne auch nur ansatzweise glänzen zu können. Ganz im Gegenteil. Der Gesang nervt sogar des Öfteren. Auch der Gitarrist schüttelt zu 90 Prozent langweilige 08/15 Riffs aus den Ärmeln. Das hat man schon 1000 Mal gehört. Leider schafft es Kevin Mead nicht, den Spannungsbogen weiter zu spannen, als es beispielsweise der Songwriter von CELINE DION vermocht hätte. Einziger echter Lichtblick ist da "Romper Stomper", welches mit einem coolen TERRORIZER-Riff ausgestattet ist. Der Refrain wird in bester Hardcore-Manier runter geschrieen. Da kommt echt noch mal so'n bisschen Euphorie auf. Außerdem fällt mir das Instrumentalstück "All Grey" positiv auf. Hier werden endlich geile Melodien mit groovender Härte verbunden. Ansonsten wie gehabt. Durchschnittlicher bis unterdurchschnittlicher Thrash Metal. Der Höhepunkt des Schlechten ist meines Erachtens der letzte reguläre Song, "Comfortably Numb". Im Originalen von PINK FLOYD geschrieben. Mann, wie kann man diesen Song so vereinfachen und verhackstücken? Zum Schluss wird als "Bonussong" noch ein 31 Minuten langen Live-Mitschnitt geboten, der sich hervorragend der restlichen Qualität der Scheibe anpasst. Soll heißen, dass hier sowohl "witzige" (Porno) Country-Songs, als auch Weihnachtstücke zum Schlechten gegeben werden. Soll wohl spaßig sein, aber bei 'nem Sound wie bei einem billigen Live-Bootleg ist der Hörspaß schnell vorbei. Zu Empfehlen ist dieses Album echt bloß für Die Hard Thrash-Fans der ersten Stunde (Uwe...). Allen anderen sei zu empfehlen, bloß die Finger von diesem Silberling zu lassen.

Fazit: Old School Thrash Metal? Wohl eher Trash (!) Metal der alten Schule. 4,5 von 10 Punkten  Daniel "Toppo" Weßling

Review September 06: TEMPLE OF BRUTALITY - Lethal Agenda - 2006 (10 Songs 33:51 Minuten)

Da veröffentlichen ein paar gestandene Thrash Metal-Veteranen um den deutschstämmigen Gitarristen Peter Scheithauer und Basser Dave Ellefson (ja, der von MEGADETH) zwei Power Metal-Alben in bester JUDAS PRIEST-Spielart unter dem Projektnamen KILLING MACHINE ("Killing Machine", 2000 und "Metalmorphosis", 2005) und keinen interessiert's. Was tut man also? Ein neues Projekt, härter als das letzte und unter neuer Flagge. Scheithauer, Ellefson und auch Drummer Stet Howland (ex-W.A.S.P.) sind wieder mit dabei, der Sänger heißt nun allerdings Todd Barnes und nicht mehr Mike Vescera (ex-LOUDNESS). Die Band heißt TEMPLE OF BRUTALITY und das Album "Lethal Agenda". Statt Power Metal steht nun ballernder Thrash Metal auf der "tödlichen Agenda" und soll ich euch was sagen? Es wird wieder keinen interessieren. Größtes Manko an der handwerklich tadellosen Scheiblette ist das ideenlose Songwriting und das Gebrüll von Todd Barnes. Der gute Todd versucht so zu klingen wie Rob Dukes (EXODUS) und versagt dabei kläglich. Peter Scheithauer rifft und schreddert großartig, sein Kumpel Stet Howland lässt an den Kesseln nichts anbrennen und über die Fähigkeiten von Basser Dave Ellefson muss man eh keine Worte mehr verlieren. Doch all das hilft nichts, wenn die Songs nicht über ein Durchschnittsniveau hinauskommen... Nur drei Songs, "Hammer", "Art Of War" und das Titelstück lassen aufhorchen, der Rest pendelt irgendwo zwischen EXODUS und MELIAH RAGE, ohne jedoch deren Klasse auch nur ansatzweise zu erreichen. Schade, denn bei diesen Mitwirkenden hatte ich mir definitiv mehr erhofft.

Fazit: Bemühtes, aber doch schwaches Thrash Metal-Debüt mit Dave Ellefson. 7 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Oktober 05: TENEBRE - Heart's Blood - 2005 (10 Songs, 41:05 Minuten)

Endgültig mit ihren metallischen Vergangenheit abgeschlossen haben die schwedischen Düsterheimer von TENEBRE. Auf ihrem mittlerweile fünften regulären Album gothrockt sich der gemischte Fünfer (zwei Damen im Line-Up) durch zehn ultra-eingängige Songs, die an Vorhersehbarkeit kaum zu überbieten sind und gerade deshalb den zur Zeit vorherrschenden Musikgeschmack genau treffen dürften (das is' mal 'n Satz, häh?). Irgendwo zwischen H.I.M., THE 69 EYES, den SISTERS OF MERCY ("Vision Thing"-Phase) und THE CULT haben TENEBRE ihre Nische gefunden. Schade nur, dass ich auf "Heart's Blood" aber auch gar nichts entdecken kann, was die genannten Bands nicht schon viel besser gemacht haben. Sicher, Schmachtfetzen wie "Blue", "Nightmare" oder den treibenden Rocker "Pray" muss man erst einmal schreiben können. Aber auch wenn ich anerkenne, dass das gute Songs sind: irgendwie ist mir das alles zu leblos, wie nach Schema F zusammen gestöpselt. Die kühle Produktion und die Computerdrums helfen da auch nicht wirklich weiter. Kleine Fledermäuschen, die die achtziger Jahre nicht (oder nur als Kleinkind) erlebt haben und jetzt überall Heartagrams in alle Schulhefte malen, können aber hier gerne mal reinhören. Kostprobe? Hier gibt's den Opener "Silver Flame" in einer Rohmix-Fassung. "Heart's Blood" erscheint am 07.11.2005 über Regain Records.

Fazit: "Vision Thing" Revisited oder "Fick mich, ich bin der Herbst".  6,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Juni 05: DVD - TESTAMENT - Seen Between The Lines - 2005 (6 Livesongs, 4 Clips, ca. 73 Minuten)

Um es mal gleich vorweg zu nehmen: Nein, dies ist keine neue Veröffentlichung der alten Thrash Götter aus der Bay Area. Es handelt sich hierbei nämlich eine remasterte DVD-Version der schon 1991 erschienenen gleichnamigen VHS-Kassette. Und wenn so ein kultiges altes Teil auf DVD wiederveröffentlicht wird, freut man sich doch auf tolle Bildqualität und guten Sound. Aber genau diese zwei Dinge gibt es hier eben nicht. Der Sound während der Konzertmitschnitte ist teilweise so mies, so dass man manchmal Mühe hat, die Songs zu erkennen. Dagegen ist die Bildqualität eigentlich noch in Ordnung. Wie früher auf Video eben. Der einzige Unterschied zur VHS scheint zu sein, dass die Sprache der Untertitel frei wählbar ist. Rieche ich da die schnelle Mark, die Escapi Musik hiermit verdienen möchte? Wie auch immer, es ist trotzdem ein Spaß zuzusehen (die Betonung liegt auf Sehen!), was für eine enorme, energetische Spielfreude die Herren Chuck Billy (Vocals), Eric Peterson (Guitar), Alex Skolnik (Guitar), Louie Clemente (Drums) und Greg Christian (Bass) an den Tag legten. Gezeigt werden Live-Auftritte an verschiedenen Orten, in denen sie auf ihrer "Souls Of Black"-Welt Tournee auf der Bühne standen. Zwischen den einzelnen Stationen gibt es immer wieder wissenswerte oder lustige Statements seitens der Musiker. Ferner gibt es massig Backstage-Eindrücke sowie kurze Filmschnipsel, welche die Band kurz vor oder nach ihren Shows zeigen. Nach nur sechs Livesongs gibt es noch die Videoclips zu folgenden Songs: "Nobody's Fault", "Practice What You Preach", "Souls Of Black" und "The Legacy". Und diese machen richtig Spaß, denn hier ist der Sound natürlich um Längen besser. Eine Wohltat, nach dem Soundbrei zuvor. Die Rubrik "Extras" beinhaltet zum einen ein "Dinner With Testament", bei dem die Musiker beim Verzehren allerlei japanischer Köstlichkeiten zu sehen sind. Dass das natürlich nicht ohne Blödeleien und zum schmunzeln animierende Kommentare abgeht, brauch ich eigentlich nicht zu erwähnen. Ebenso amüsant ist das folgende "Testament In Tokio", wo die Band von der Ankunft auf dem örtlichen Flughafen bis zu einem Besuch in einem Tempel gefilmt wurde. Und glaubt mir, irgendeiner schneidet immer blöde Grimassen in die Kamera. Desweiteren gibt es auf der DVD noch eine Biografie, die komplette Diskografie und eine sehenswerte Fotogalerie der Tour zu bestaunen. Tscha, wem soll ich denn nun den Kauf dieser DVD ans Herz legen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn ein TESTAMENT-Freak hat eh die Kassette von 1991. Und die paar Extras, welche sich nun auf dieser Wiederveröffentlichung befinden, rechtfertigen meines Erachtens nicht den Kauf. Auch TESTAMENT-Neueinsteiger sollten lieber ob des grottigen Sounds die Finger davon lassen. Dann lieber die aus dieser Zeit stammende Scheibe "Souls Of Black" zulegen. Das wäre sinnvoller. Wer soll "Seen Between The Lines" denn nun kaufen? Klar! Old School TESTAMENT-Fans, die keinen Videorekorder mehr besitzen, nie einen besessen haben und somit nie in den Genuss des 91er Tapes gekommen sind. Für die wäre "Seen Between The Lines" anno 2005 durchaus interessant.

Fazit: Mir sind schon sinnvollere Outputs untergekommen. Ohne Wertung Michael Jehles

Review März 05: THE AWAKENING - Promo 2004 - 2004 (2 Songs, 10:01 Minuten)

Ja, was geht denn hier ab? Diese fünf Burschen aus Oldenburg prügeln sich dermaßen heftig und flott durch die zwei Songs, dass einem Angst und Bange wird. Wir konnten uns ja schon im letzten Jahr auf dem EAR TERROR-Festival in Emden von der Livequalität überzeugen, aber dass der Kram auf Scheibe so geil kommt, ist doch ziemlich überraschend. Aber der Reihe nach. THE AWAKENING sind seit 1998 aktiv und haben bislang zwei Alben ("Deamonswords", 1999 und "The Age Of Storm", 2000) veröffentlicht. Ebenfalls zu Promo-Zwecken schleuderte man 2002 noch eine EP Namens "Planet Psycho" unters Volk. Unzählige Besetzungswechsel und Konzerte später scheint nun ein stabiles Line Up zu bestehen: Sascha Rauer "singt", Volkert Reiß und Ralf Büsing zerren an den Gitarren, Bassist Axel Rolfs ist unter anderem auch bei den Fun-Grindern EBOLA BEACH PARTY für den Rhythmusteppich zuständig. Seit Januar 2003 schwingt Sascha Knust (ex-OBSCENITY) die Drumsticks. Nun, diese "Promo 2004" soll man eigentlich als Appetizer auf die kommende EP "www.countdown-to-misantrophy.com" verstehen. Ja, die soll wirklich so heißen, zumindest ist das der Arbeitstitel. Und die beiden Songs auf der mir hier vorliegenden Promo werden auf "www.countdown-to-misantrophy.com" auch vertreten sein. Der erste Knaller "The Kaos Engine" überrollt einen wie eine eiskalte, fiese und verdammt schnelle Schneelawine, der man nicht mehr zu entkommen vermag. Rasende Drums im besten KRISIUN-Stil, die Shouts und abgrundtiefen Growls erinnern mich dauernd an den bekloppten Glen Benton von DEICIDE/VITAL REMAINS. Pausenlos wird ein geiles Riff-Feuerwerk alter amerikanischer Schule abgefeuert. Die Produktion ist mehr als oberamtlich. Death Metal voll aufs Maul trifft's wohl am besten. Der zweite Song "Payment In Skin" kann bei mir noch besser zünden. Richtig klasse Ideen haben die Jungs, was die Gitarrenarbeit angeht. Zahlreiche Tempowechsel geben sich hier die Klinke in die Hand, sägende Soli fressen sich durchs Gehirn und ein für den Nacken gefährlicher Moshpart wird auch noch eingestreut, bevor die Geschwindigkeit und das schnelle, abgefahrene Geriffe seinen Höhepunkt erreicht. Mein Gott, was hat der Rauer eigentlich für eine Hammerstimme? Ultrabrutal und ebenso tief! Tja, da bin ich mal gespannt, was uns die EP (auf der insgesamt sechs Songs enthalten sein werden) so bringen wird. Für einen kompletten "Rundhuldschlag" reicht das mir vorliegende Material natürlich nicht aus, es schraubt allerdings meine Erwartungen in Schwindel erregende Höhen. Schade nur, dass die Band immer wieder vom Pech verfolgt wird. Nun mussten die Deather auch noch auf die geplante Teilnahme an der EASTERN TERROR TOUR mit GOREZONE und den Mannen von TEARS OF DECAY verzichten, da sich der Trommler eine Wadenverletzung zuzog. Es wäre ihnen zu gönnen gewesen. Nur nicht unterkriegen lassen, kann ich nur sagen. Für die "Promo 2004" gilt: beide Daumen nach oben. Noch was? Logo! Die beiden Songs gibt es auf der bandeigenen Heimseite zum Download. "Binford 2000 Männergrind" steht dort geschrieben. Hell Yeah, genau so ist es! Also, zack zack. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!

Fazit: Brutal Death/Grind vom Feinsten, ein leckerer Appetizer! Ohne Wertung   Michael Jehles

Review Januar 06: THE BRONX CASKET CO. - Hellectric - 2005 (12 Songs, 62:43 Minuten)

Das selbstbetitelte Debüt dieses New Jersey-Fünfers um den OVERKILL-Bassisten DD Verni und den Ex-MISFITS-Sänger Mike "SpY" Hideous kam 1999 heraus und zählt für mich zu den zehn wichtigsten Düsterscheiben überhaupt. "The Bronx Casket Co." steht somit für mich in einer Reihe mit Meisterwerken wie "Vision Thing", "Bloody Kisses" oder "Etwas Kommt In Deine Welt". Das zweite Album der amerikanischen Sargrocker, "Sweet Home Transylvania" (2002), konnte dagegen nur bedingt punkten, zu einfallslos waren die Kompositionen geraten, die morbide Intensität des Erstlings wurde zu keinem Zeitpunkt erreicht. Nun folgt mit "Hellectric" der dritte Streich. Der Opener "Little Dead Girl" (zu dem ihr auch ein Video auf der Homepage der Band findet) lässt auf jeden Fall schon mal aufhorchen, ein superber Dark Rocker, der zu den Highlights der Band gezählt werden muss. Auch "Everything I Got" hat einen ähnlich hohen Wiedererkennungsfaktor, jedoch nerven mich die etwas überpräsenten Keyboards etwas, außerdem singt SpY in einer viel zu hohen Tonlage. Das ändert sich über die gesamte Albumdistanz nicht mehr, außerdem hat auch Bandkopf DD Verni einige Gesangspassagen auf "Hellectric" übernommen, was dem Ganzen einen etwas "zerfaserten" Geschmack verleiht (besonders bei "Free Bird" kackt Verni völlig ab, wenn ich das mal so salopp sagen darf). Mittlerweile hat SpY die Band verlassen, weswegen DD Verni neben dem Bass in Zukunft auch den Gesang komplett übernehmen will. Auch OVERKILL-Drummer Tim Mallare hat BBC mittlerweile verlassen, jetzt trommelt Rob Pallotta. Und die Keyboards auf "Hellectric" hat nicht der etatmäßige Tastenmann Michael Calv eingespielt, sondern Michael Romeo von SYMPHONY X, der ein alter Kumpel von DD ist. Fehlt noch einer? Ja klar, Jack Frost! Der Gitarrenwizard von SEVEN WITCHES, METALIUM, SPEEED, SAVATAGE und fünfzig anderen Bands ist auch (noch) bei BBC dabei. So viel zum ständig in Bewegung stehenden Bandgefüge, die einzige Konstante ist wohl Mr. Verni. Doch zurück zur Musik: "Dream Of Angels" ist eine etwas schwülstige Ballade, die mich ziemlich kalt lässt. "Sherimoon" ist wohl Sheri Moon Zombie gewidmet, der Frau von Rob Zombie (der mit "The Devil's Rejects" gerade einen saugeilen Horrorfilm abgeliefert hat, in dem Sheri Moon eine Hauptrolle spielt). Leckeres Mädchen übrigens.. aber ich schweife ab. Die beiden Sechs-Minuten-Schwergewichte "Bleed With Me" und "Let My People Go" sind gewohnt gute BBC-Kost, "Motorcrypt" ist ein kurzer Rocker und "Freebird" eine recht gewöhnungsbedürftige Coverversion des LYNYRD SKYNYRD-Klassikers. Dazwischen gibt es noch einige Songs, die nicht so schlecht, aber auch nicht sooooo gut sind. Produziert hat das Album Mr. Verni himself in seinem "Gear Recording Studio" in New Jersey, erscheinen wird die CD über die schwedische Plattenfirma Regain Records. Insgesamt ist "Hellectric" nicht so stark ausgefallen wie der alles überragende Erstling, kommt aber immer noch überzeugender rüber als "Sweet Home Transylvania". Kaufen oder brennen? Das müsst ihr selbst entscheiden.....

Fazit: Das Sargrock-Debüt bleibt unerreicht... 7 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Mai 05: THE MISTRAL - Demo 2004 - 2004 (5 Songs, 19:47 Minuten)

Seit dem Jahr 1997 existiert die Band THE MISTRAL bereits. Trotz zweier in der Gründungszeit aufgenommenen Demos ("Embraced By Dark Emotions" und "Storm Quiers") konnte man bislang nicht den ersehnten Plattendeal unterzeichnen, was wohl vor allem am sich schnell drehenden Besetzungskarussell lag. So war auch zwischen dem Gründungsjahr und heute mehr oder weniger Funkstille. Nun melden sich THE MISTRAL mit "Demo 2004" wieder zurück. Grob betrachtet, könnte man THE MISTRAL in die Melodic Death-Ecke zwängen. Dieses passt wie gesagt allenfalls grob, denn es finden sich allerlei Tupfer aus anderen Bereichen der harten und düsteren Kost auf dem Demo. Für alle, denen der Bandname nichts sagt, sollten folgende Fakten Abhilfe schaffen. Ansässig ist das Sextett in der Gegend um die Stadt Emden. Lokale Helden also. Die (nun hoffentlich gefestigte) Bandbesetzung setzt sich aus Johannes Fassbender (Vocals), Timo Weßel und Jens Bruns (Guitar), Dennis Extra (Drums), Stefan Weßel (Bass) und Bernd Ammerman (Keyboard) zusammen. Zur Musik: wie gesagt, Melodic Death Metal trifft es nicht genau. Die düsteren Melodiebögen und Keyboardteppiche, die sich wie ein roter Faden durch jeden Song ziehen, sind wohl eher dem Gothic Metal zuzuordnen. Der Opener "Dreadful Signs" besticht durch einen düsteren, aber sehr eingängigen Refrain. Mir persönlich sind die Keyboardklänge hier allerdings etwas zu dominant. Das Gitarrenspiel von Jens (welcher übrigens einst bei den Emdern ANASARCA zockte) und Timo ist abwechslungsreich, genau wie die Schlagzeugarbeit von Dennis. Shouter Johannes' Stimme bewegt sich gekonnt im Keller. Das alles allerdings leider ohne dass es einen so wirklich vom Hocker reißt. Da fehlt definitiv noch etwas Pfeffer in der Suppe. Anders sieht es da schon bei "My World" aus. Schöne Tempowechsel, Doublebass vom Feinsten und sehr gute Ideen, was das Riffing angeht. Und permanent wird eine dunkle Stimmung verbreitet, die bei einem besseren und druckvolleren Sound sicher für die eine oder andere Gänsehaut gut wäre. Was aber mitnichten heißt, dass die Produktion völlig für den Popo ist. Das folgende "Purgatory" glänzt nach einem atmosphärischen Anfangspart mit rasend schnellen Death Metal-Riffs und gekonnt platzierten Breaks. Im Gegensatz dazu steht der eingängige, schleppende Refrain, untermalt von schnellem Doublebass Gewitter. Mein persönlicher Favorit auf der Scheibe. Der düstere, tiefe Gesang kommt in "The Sleep" so richtig schön zur Geltung. Und auch hier gibt es wieder haufenweise Keyboard-Parts, die aber zu diesem Song mal richtig passen und ihn nicht überladen wirken lassen. Der Rausschmeißer "Wargasm" steht dem in nichts nach und überrascht den Hörer mit einem absolut geilen, langen Gitarrensolo. Schönes Ding! Halten wir fest: Potenzial ist massig vorhanden und mit einem Deal im Koffer und einer knackigeren Produktion werden die Burschen noch so einiges an Staub aufwirbeln in der Szene! Eine Punktevergabe behalte ich mir für den kommenden Longplayer vor. Hoffen darf man ja und zu gönnen ist es der Band in jedem Fall!

Fazit: Düstere Heavyness, mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit, geilen Melodien und guten Ideen. Kleine Abstriche in Sachen Produktion. Ohne Wertung Michael Jehles

Review Juni 06: THE MISTRAL - Infected Souls - 2006 (10 Songs, 45:32 Minuten)

Das ist sie also, die erste Full Length der Melodic-Deather aus Emden. Im Vergleich zum Demo aus dem Jahre 2004 hat die Soundqualität einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Und das trotz der Tatsache, das auch "Infected Souls" komplett in Eigenregie und Selbstfinanzierung entstanden ist, Respekt! Zumal es diesmal ein richtig schönes Cover plus Booklet zu bestaunen gibt. Was hat sich sonst noch getan im Lager der Ostfriesen? Gitarrist Jens Bruns hat die Band letztes Jahr verlassen, die daraus resultierende Lücke wird nun von Dennis Eickenhorst gefüllt. Nach eigenen Angaben zockt man immer noch Melodic-Death Metal. Das kann man aber meiner Meinung nach nur bedingt so stehen lassen, da - wie beim Vorgänger - die düsteren Gothic Elemente in Form von melodischen Keyboardklängen deutlich hervorstechen. Wie eingangs bereits erwähnt: ein großes Plus von "Infected Souls" ist der wesentlich kraftvollere und differenziertere Sound. Das gilt sowohl für die Shouts und tiefen Growls von Johannes Fassbender, als auch für die übrige Instrumentierung wie den Bass, die Gitarren und nicht zuletzt das Keyboard. Besonders deutlich wird das bei den fünf Songs, die schon auf dem Demo enthalten waren, aber nun offensichtlich neu eingespielt wurden. Auch wenn Keyboards allgemein nicht so meine Baustelle sind, funzt die Mischung bei THE MISTRAL ungemein gut. Besonders reizvoll ist dies beim Song "Disspassionate" gelungen, in dem das Keyboard ein völlig geiles Wechselspiel mit den Gitarren eingeht. Das harmoniert prächtig und ist fast schon als bombastisch zu bezeichnen, ohne dabei in schwülstige Gefilde abzugleiten. Das Titelstück, gleichzeitiger Opener der Scheibe, kommt schon fast hymnenartig mit einem klasse Chorus aus den Speakern. Und auch hier kommen sauber gespielte Gitarrenmelodien und Soli zum Einsatz, welche die Gehirnwindungen so schnell nicht mehr verlassen. THE MISTRAL variieren zwar des öfteren das Tempo, dennoch ist der Grossteil der Songs im Midtempo unterwegs, was ich persönlich als etwas langatmig empfinde, letztendlich ist aber ja alles eine Frage des Geschmacks. Und klasse arrangiert sind die Songs allemal, was auch bei "Black Abyss" (in dem FEARER's Tom Zorn ein kurzes Vocal-Gastspiel gibt) der Fall ist. Der Song "Purgatory" mit seinen vergleichsweise schnellen Parts zählte für mich bereits auf dem Demo zu den Highlights, daran ändert sich auch nichts auf "Infected Souls". Wie bereits erwähnt, sind diese Songs neu eingespielt und tönen nun um Längen druckvoller aus den Boxen. Das wird auch an den Vocals von Johannes Fassbender deutlich, der eine gute Schippe mehr Kraft in die Stimme legt. Empfehlen kann man "Infected Souls" letztendlich den Death Metal-Freaks genauso wie Anhängern der etwas düsteren Gothic-Kost. Auch wenn mich nicht alles dargebotene vom Hocker zu reißen weiß: in Punkto Eigenständigkeit und Songwriting ist das Material beachtlich. Und unter der Berücksichtigung, dass die Burschen immer noch kein Label im Rücken haben und alles selbst produziert und finanziert haben, umso beachtlicher!

Fazit: Klasse arrangierte Songs und haufenweise tolle Melodien mit dem Hang zur Düsternis. 7,5 von 10 Punkten Michael Jehles

Review: THE SIXTH INCUBATOR - Live-Reincarnation-Ground Zero - 2002  (14 Songs, 44:27 Minuten)

Wie ein düsteres Mahnmal an die Unzuverlässigkeit geistert diese CD jetzt bereits seit Monaten durch unsere Hallen. Sänger Chris hat mir die CD irgendwann im Herbst 2002 geschickt, seitdem habe ich mir dieses Machwerk mindestens 15 Male angehört, und immer wieder habe ich sie völlig ratlos wieder beiseite gelegt. Unser Herbert, dem sonst nichts zu krank oder zu abgefahren ist, hatte die CD auch vier Wochen und sah sich nicht im Stande, ein Review zu schreiben: "Ich mochte INCUBATOR und will den Mummelthey nicht verreißen". Zur Erklärung für Unwissende: Christian Mummelthey war Sänger der früheren deutschen Death Metal Hoffnung INCUBATOR, THE SIXTH INCUBATOR ist sein neues Vehikel, mit dem er "die deutsche Death Metal Fahne wieder ein Stück höher in den Wind halten" will, wie aus dem beiliegenden Info-Blatt hervorgeht. Mit von der Partie ist der ex-SHELLFISH Mann Stefan Schunke, der die Studio-Technik (Programming) und die Instrumente bediente. Der Opener "Back @ 2002" ist ein sehr vielversprechender Auftakt, ein recht eingängiges Death Metal Stück, in eine Live-Atmosphäre gehüllt. Die Live-Atmosphäre wurde im Studio gezaubert und wird über die gesamte Distanz der CD von knapp 45 Minuten beibehalten, was interessant klingt, der Produktion aber vieles an Druck nimmt, außerdem klingt der Drumcomputer schrecklich. Das zweite Stück "Weihnachten" verbreitet eine ganz besondere Atmosphäre, textlich eine Hommage an Klaus Kinski`s Werk "Jesus Christus Erlöser", die Stimme wurde durch den Verzerrer gejagt, was zusammen mit dem bereits erwähnten Live-Feeling, den fetten Gitarren und anderen Samples ein faszinierendes Resultat ergibt. Ein klassischer Fall für die "Repeat"-Taste. Mummelthey und Schunke kennen wahrlich keine musikalischen Scheuklappen, Grindcore, Techno, Death Metal, Industrial, Country, Jazz, alles wird in den großen Bottich gekippt und kräftig verrührt. Dass daraus nicht zwangsläufig auch ein schmackhaftes Gericht werden muss, ist jedem Hobby-Koch klar. Und so verzettelt sich das Duo zu oft in "und das muss auch noch mit in den Topf"-Orgien und verliert dabei  den Hörer und dass wichtigste, den Song, aus den Augen. Grindcore mit Country- und Westernmusik zu vermengen, wie im Song "Western Puss'n Roll" ist zwar eine coole Idee, anhören kann man sich das jedoch nur mit Ohren-Karies im Endstadium. Und so sind T6I immer dann am besten, wenn die Gitarren schön tief braten, die Samples und der kalte Drumbeat den November in der schmuddeligsten Ecke von Moskau in dein Hirn projizieren und Chris dazu den Kettenhund in seiner Kehle von der Leine lässt, wie bei "Terrarism" oder beim Stück "Burrrrrn". Hits wie "Hymn of Skorragh" oder dem bereits erwähnten Opener "Back @ 2002" stehen Krämpfe wie "Dance-Gore", "Failed Sorrow" oder "---" gegenüber. Die Zutaten zu diesem Gericht sind reichhaltig, manchmal ist weniger aber mehr.

Fazit: Einfallsreichtum vs. Hörgenuss: 2 : 1    5 von 10 Punkten  Uwe Harms

Review: THE SIXTH INCUBATOR - Inphonoir - 2003 - (21 Songs, 65:03 Minuten)

Es ist dunkel hier. Schemenhafte, flackernde, kalte Lichter im Raum. Ich bin wie gelähmt, scheine gefesselt zu sein. Irgendjemand drückt mir einen harten Gegenstand an die Schläfe, es schmerzt. Eine Schlinge schnürt mir den Hals zu, das Atmen fällt mir schwer. Was ist hier los? Wo bin ich? Schreie, Trommeln, kalt, metallisch, dazu ein infernalischer, undefinierbarer Lärm. Gestalten schweben vor meinem Gesicht, weiß, schimmernd. Sie erinnern mich an die Schreckensbilder befreiter KZ-Häftlinge. Sie wollen nach mir greifen, strecken ihre Arme nach mir aus, stumme Münder zum Schrei geöffnet. Panische Angst erfasst mich, ich schlage um mich. Irgendetwas packt mich, schüttelt mich. "Schaatz! Schaaaatz!!!" Entsetzt wache ich auf, mein Herz rast. Über mir das vertraute, besorgte Gesicht meiner Freundin. "Kannst du mal aufhören, mich zu schlagen?" "Ich krieg' keine Luft!" krächze ich, noch immer schlaftrunken und unfähig, mich zu bewegen. "Kein Wunder, du hast dir das Kopfhörer-Kabel um den Hals gewickelt!" "Das Review!", denke ich . Jetzt bin ich wach. Ich hatte die neue THE SIXTH INCUBATOR in meinen CD-Wecker gelegt, um vor dem Einschlafen noch ein paar Eindrücke für das Review zu sammeln, und bin dabei wohl eingeschlafen. Mit dem Kopf auf der offenen CD-Hülle, aua! Nun ja, jetzt ist an Schlaf eh' nicht mehr zu denken, da kann ich mich ja auch der CD widmen, die solch beängstigende Bilder in meinem Kopf entstehen ließ. "Inphonoir" heißt das neue Werk von den APHEX TWIN des Death Metal, THE SIXTH INCUBATOR (T6I). Wie schon auf dem Vorgänger "Live-Reincarnation-Ground Zero" zelebrieren Stefan Schunke (Instruments, Programming) und Christian Mummelthey (vocals) auch hier ihre Vision vom modernen Death Metal. Wobei sich ihr Verständnis von Death Metal grundlegend von dem unterscheidet, was der gemeine Metal Fan sich hierunter vorstellt. Bei T6I geht es mehr um das Ganze, um das provozierende, audio-visuelle Konzept, das anecken und aufrütteln will. Die Musik setzt sich aus Industrial-, Death Metal-, Elektro-Einflüssen und diversen anderen Versatzstücken zusammen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass T6I erst mit "Inphonoir" ihren eigenen, unverwechselbaren Stil gefunden haben. Experimente wie "Western Puss 'n' Roll", "Dance Gore" oder "Weihnachten" sind passé, auch die billig wirkenden Publikumsreaktionen von "Live-Reincarnation-Ground Zero" sind dieses Mal im Speicher des Effekt-Gerätes geblieben. "Inphonoir" ist ein Wortspiel aus den Wörtern "Information", "Phono" und "Noir" (französisch für "Schwarz"). Dahinter steht eine Anklage an die Medien, die mit einer "schwarzen Pest" aus Fehlinformation und machtpolitisch motivierter Manipulation die Köpfe der Menschen infiltrieren. Als mir Christian auf dem diesjährigen Wacken Open Air die CD in die Hand drückte, meinte er in Anspielung auf mein letztes Review: "Wenn du mit der letzten CD Schwierigkeiten hattest, wirst du die Neue hassen!" Das Gegenteil ist der Fall, Chris. Mir gefällt "Inphonoir" um Längen besser als "Live-Reincarnation-Ground Zero". Mit "Burrrn" (hatte beim letzten Mal aber noch zwei "r" mehr im Titel und war zwei Sekunden kürzer; ein Zeichen?) und "The Hymn of Skorragh" (gegenüber der ersten Version um 14 Sekunden verkürzt und um einiges knackiger arrangiert) wurden zwei Stücke vom Vorgänger hier noch einmal verwurstet. Insgesamt sind die Kompositionen auf "Inphonoir" abwechslungsreicher, fesselnder, ideenreicher. T6I sammeln mit "Inphonoir" aber auch Pluspunkte, die nicht in vollem Umfang in die Wertung einfließen: So haben sich T6I entschlossen, unter dem Motto "Support The Grind" einer unbekannteren Combo Platz für zwei Lieder auf diesem Silberling einzuräumen. Den Zuschlag erhielten MY COLD EMBRACE aus Kassel, die die Stücke "My Cold Embrace" und "Bloodlust" beisteuerten. Beide Stücke stammen vom MCE-Album "...zurück aus Hölle" und bieten eine sehr originelle Mischung aus Crustcore und melodischem Death Metal, was hier aber nicht Gegenstand der Rezension sein soll. Lobenswert ist die ganze Sache auf jeden Fall. Darüber hinaus verdient auch die visuelle Umsetzung der Musik von T6I lobende Erwähnung. Dazu zähle ich auch die morbiden Foto-Arbeiten, die Christian Mummelthey sowohl im Booklet der CD als auch auf seiner Seite www.mummelthey.com vorstellt. Besonders das Bild "Alone With Ghosts", welches für die alptraumhaften Visionen in meinem Traum die Vorlage bot, hat es mir angetan und dürfte auch andere Fans morbider Kunst von Künstlern wie Hieronymus Bosch, H.R. Giger oder auch Joel-Peter Witkin ansprechen. Fassen wir zusammen: Mit "Inphonoir" haben sich THE SIXTH INCUBATOR endgültig freigeschwommen, haben die ominösen Diskussionen um Christians Vergangenheit bei INCUBATOR hinter sich gelassen und es sich in ihrer ganz eigenen Nische bequem gemacht. "Inphonoir" ist auf 500 Exemplare limitiert und kann über die Cudgel Agency bezogen werden. Alternativ dazu vertreibt Chris die Scheiben von T6I auch bei ebay für zehn Euro incl. Porto und Verpackung. Sucht bei ebay einfach nach dem Verkäufer "the_sixth_tribe" oder klickt auf diesen link. Anspieltipps gibt es keine, diese Scheibe will am Stück erobert werden. Aber bitte nicht dabei einschlafen!

Fazit: (Alp)traumhaft...... Don't Try This At Home!   7,5 von 10 Punkten  Uwe Harms

Review April 07: THE STONE - Magla - 2006 (6 Songs, 43:55 Minuten)

Die anfänglich von Millennium Metal produzierte (meines Wissens aus Tschechien stammende) (Serbien, Schatzi, ist aber ganz um die Ecke... -uwe) Band legt, nunmehr bei Folter Records unter Vertrag, mit "Magla" ihre neueste Veröffentlichung vor. Geboten wird dabei eine Mischung traditionellen Black- und Death-Metals, die sich überwiegend im Bereich hohen Tempos bewegt. Auffällig dabei ist, dass es der Band zwar recht gut gelingt, druckvolle sowohl als auch wohl strukturierte Songs zu schreiben, sie es mitunter aber nicht schafft, die beiden eingangs erwähnten Stile homogen miteinander zu verbinden. So wechseln sich ein ums andere Mal brutale Death Metal- ohne intentiöse Übergänge mit atmosphärischen Black Metal-Riffs ab. Durch diese plötzlichen Stilwechsel büßt die Musik oftmals an Atmosphäre ein. Abgesehen von einigen unsauberen Tempiwechseln weiß "Magla" aber durchaus zu überzeugen. Insbesondere die überwiegend atmosphärisch orientierten Death Metal-Elemente zaubern dem geneigten Hörer ein Grinsen auf's Gesicht. Besonders begeistern dabei natürlich die wenigen Momente, in denen es der Band gelingt diese, entgegen oben beschriebenen Sachverhalts, homogen mit den Black Metal-Elementen zu verknüpfen. Ein passables Beispiel bietet sicherlich das letzte Stück "Moon's Ray", in dem elegant Rhythmusgitarren um die Melodie-Linien variiert werden. Ebenfalls hingewiesen sei auf den kraftvollen Gesang, der tatsächlich eine sehr gute Verbindung zwischen Black- und Death-Metal darstellt, ohne dabei variiert werden zu müssen. Der Sound der Veröffentlichung ist durchweg druckvoll und homogen. Lediglich die Drums hätten etwas differenzierter abgemischt werden können. Auch klingen die Toms etwas kraftlos.

Fazit: Ein solides Album, das sowohl Black- als auch Death-Metal-Fans überzeugen dürfte. 7 von 10 Punkten Björn "Trial" Erbe

Review November 04: THE TANGENT - The World That We Drive Through - 2004 (5 Songs, 59:06 Minuten)

Das Progrock-Kollektiv THE TANGENT besteht aus dem PARALLEL OR 90 DEGREES-Mastermind Andy Tillison (Keyboards, Vocals) dem FLOWERKINGS-Präsi Roine Stolt (Electric Guitar, Vocals) sowie den Musikern Jonas Reingold (Bass), Zoltan Csorsz (Drums), Sam Baine (Keyboards, Vocals), Guy Manning (Acoustic Guitars, Vocals) und dem Saxophonisten und Flötisten Theo Travis. Allesamt Ausnahmemusiker, keine Frage. Die Frage, die ich mir stelle, ist: warum machen diese Musiker keine Musik? Für mich hört sich das vorliegende Material so an, als hätten sich die sieben Jungs getroffen, um eine CD aufzunehmen, die dem potentiellen Hörer größtmöglich auf die Nerven geht. Fast eine Stunde proggen sich die Kerle auf "The World That We Drive Through" um Kopf und Kragen, wenn sie nicht gerade an ihren Instrumenten einschlafen. Warum man das Ganze auch noch in fünf Tracks unterteilt hat, bleibt mir schleierhaft. Sicher, es gibt sie, die Momente, in denen alle sieben Musiker an einem Strang ziehen und so etwas wie ein "Lied" entsteht. Nur leider fallen diese Momente immer in meine Tiefschlaf-Phase. Natürlich hat auch eine solche Mucke ihre Berechtigung. Beschallt man damit z.B. Bahnhofstoiletten, bleibt niemand länger als unbedingt nötig. So hält man z.B. Junkies davon ab, sich hier einen Schuss zu setzen. Was? Ich habe keine Ahnung von guter Musik und bin eine blöder Ignorant? Ja, stimmt. Ich bin der, der bei BOLT THROWER in der ersten Reihe stumpf seine Kopf schüttelt. Und progressive Musik höre ich ab und zu auch gerne, aber zu Hause unter dem Kopfhörer, nicht auf dem Bahnhofsklo. Ihr findet THE TANGENT toll? Prima! Schreibt mir 'ne email und verfasst ein Gegen-Review, ich poste das dann hier. Aber bis dahin stehen da unten fette, fiese zwei Punkte.......

Fazit: Auf Gleis zwei fährt ein der ICE 2545 aus.... bitte Vorsicht auf dem Bahnhofsklo....  2 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Oktober 05: THE UNIVERSAL INDICATOR - Grandstand Of Horror EP - 2005 (6 Songs, 33:36 Minuten)

Einiges abverlangt hat mir diesmal mein Anspruch, mir jedes Album mindestens zehn Mal anzuhören, bevor ich eine Kritik verfasse. Aber auch, wenn "Grandstand Of Horror" nur ne knappe halbe Stunde dauerte, sind das bei zehn Durchgängen eben auch 300 Minuten. Eine verdammt lange Zeit, wenn einem die Scheibe schon nach einem Durchgang auf die Nerven geht. Die vier Jungs aus dem rheinland-pfälzischen Reil spielen einen derart belanglosen Punkrock (oder auch Emocore, ganz wie ihr wollt), dass es mir wirklich schwer fällt, hier konzentriert zuzuhören. THE UNIVERSAL INDICATOR (Martin Becker [Guitar / Vocals], Sebastian Barzen [Guitar], Tim Kreis [Bass / Backing Vocals] und Markus Schneiders [Drums, Vocals]) machen seit sieben Jahren zusammen Mucke. Die hier vorliegende EP ist das vierte Lebenszeichen der Band. Und ich persönlich brauche auch kein weiteres. Sorry, Jungs. Für mich klingen die hier vorgestellten Songs bestenfalls austauschbar. Vom besten Song, "Sioux Man" gibt es als "Hidden Track" noch eine unterirdische Akustikversion zu hören (Track 29 von 69). Wer's braucht... Vergleiche zu anderen Bands? Hm, um mal bei deutschen Bands zu bleiben: Wem DAYS IN GRIEF zu hart und LINKWORK zu fluffig sind, der kann sich TUI (sie haben es sich verdient?) gerne mal zu Gemüte führen. Von mir gibt's 3 Punkte für die Mucke plus einen für das wirklich gut gemachte Artwork und Layout. Tut mir leid, mehr ist nicht drin.

Fazit: Emopunk 'n' Roll, den keiner braucht. 4 von 10 Punkten   Uwe Harms.

Review Oktober 05: THINE EYES BLEED - In The Wake Of Separation - 2005 (9 Songs, 36:24 Minuten)

Nu isses soweit, die erste Blackcore-Band ist da. THINE EYES BLEED aus Kanada setzen sich mit ihrem Erstling so ziemlich zwischen alle Stühle. Das fängt schon bei der Besetzung an, denn hier treffen der KITTIE-Gitarrist Jeff Phillips und der Bassist John Araya (Bruder von Tom Araya, remember BLOODCUM?) aufeinander. Die Richtungslosigkeit bei der Musik jedoch setzt Maßstäbe. Mal klatscht die Breaklastigkeit von MESHUGGAH auf den Wahnsinn von NEURAXIS, dann wieder prallt das Psycho-Element von NEUROSIS auf HEAVEN SHALL BURN, natürlich wird aber nie die Klasse der eben genannten Bands erreicht. Und über allem thront mit Justin ein Shouter, der ständig zwischen Metalcore und Norwegen wechselt. Ey Junge, was denn nu? Kopfsocke oder Corpsepaint? Montreal oder Bergen? COREpsepaint? Verstörende Breaks und Disharmonien sind ja schon mal per se nix für mich, wenn aber die Gitarristen (wie hier) wirklich schöne Soli (!) dazwischen kullern lassen, geht mein Fassungsvermögen schlagartig in den Streik. Tilt! Ich glaube, ich bin echt zu alt für eure Musik, Jungs... Wessen Geschmack jedoch noch nicht so verkrustet ist, der kann ja mal in den Track "Cold Victim" reinhören, der hier zum Download bereit liegt. Zwar sind auf "In The Wake Of Separation" durchaus einige gute Songideen enthalten, allerdings so inspirationslos zusammengesetzt, dass kein Hörgenuss aufkommt. Ich jedenfalls werde mir THINE EYES BLEED nie wieder freiwillig anhören.

Fazit: Wem STRAPPING YOUNG LAD zu normal (und zu gut) ist.... 4 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Juli 05: THOU ART LORD - Orgia Daemonicum - 2005 (10 Songs, 36:28 Minuten)

Drei griechische Düsterheimer machen Old School Thrash. Sakis Tolis (Vocals, Guitar) und Themis Tolis (Drums) von ROTTING CHRIST bilden zusammen mit George "The Magus" Zaharopoulos (Bass, Vocals) von NECROMANTIA die Band THOU ART LORD. "Orgia Daemonicum" ist bereits die sechste (incl. Split und EP) Veröffentlichung des griechischen Extrem Metal-Projektes. Drei Jahre ist die letzte Veröffentlichung "DV 8" nun schon wieder alt, es wird also - nach Angaben des Trios - wieder dringend Zeit für "pure, satanic, extreme Metal! Raw and powerful shit in your fucking face!" Jahaa, ich dir auch, dooooh! Raue, kraftvolle Scheiße in dein fickendes Gesicht! Die Wirklichkeit hört sich - wie immer - anders an. Die gesamte Scheibe klingt, als wären die drei Griechen permanent mit ihren Instrumenten die Treppe runter gefallen. Von kraftvoll keine Spur, Timing? Ach, woher denn! Simpelstes, holpriges Riffing und dazu ein singender Hamster mit Kehlkopfkrebs. Für mich klingt das Ganze nach einer schlechten Demoband, die Stücke von ABOMINATION und UNLEASHED nachpoltert. Doch im Gegensatz zu ihren Vorbildern können THOU ART LORD leider keine guten Songs schreiben. Dass es auch 2005 noch Plattenfirmen gibt, die solch einen Scheiß veröffentlichen (in diesem Fall Black Lotus Records) ist nicht zu entschuldigen. Außer dem recht netten "He, The Great Worm" ist wirklich nur noch nichtssagendes Gepolter auf der "Dämonen-Orgie" enthalten; dass TAL mit "Power From Hell" den ONSLAUGHT-Klassiker völlig versaubeutelt haben, fällt da schon fast gar nicht mehr negativ ins Gewicht. Es bleibt dabei: diese CD fällt unter die Rubrik Rohstoff-Verschwendung!

Fazit: Auf dem Cover gibt's Titten zu sehen. Dafür einen Punkt extra...  2 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review: THRASH TILL DEATH - Sampler Vol. 1 - 2002

www.thrashtilldeath.de ist ein Webzine, das von absoluten Thrash Maniacs betrieben wird. Susi, Lieschen & Co. sind absolute Szene-Urgesteine, die auf jedem Konzert bzw. Festival zu finden sind. Nach langer Vorbereitungszeit hat man es nun geschafft, den ersten THRASH TILL DEATH - Sampler in Eigenregie herauszubringen. Darauf vertreten sind 15 deutsche sowie eine brasilianische Band, alle mehr oder weniger im Underground verwurzelt und schon allein deswegen unterstützenswert. Die meisten Bands verschreiben sich dem Old School-Thrash und haben die Classics von DESTRUCTION, KREATOR, SODOM, HOLY MOSES, DEATHROW, EXUMER usw. mit der Muttermilch aufgesogen. Los geht es mit den Kalbachern WITCHBURNER. Deren Song "Ultra Violence" brettert gleich ordentlich nach vorne und klingt nach einer Melange der Einflüsse aller oben genannten Bands in ihrer Frühphase, 1985 hätten die Jungs mit diesem Stück sicher Furore gemacht. Auch BYWAR, die einzigen Nicht-Deutschen auf diesem Sampler, haben Schmier als Vocalist 1985 geklont, eingefroren und anno 2002 in Brasilien wieder aus dem TOPPITS Gefrierbeutel geholt. "Thrasher's Return" heißt dann auch bezeichnenderweise das Stück und das Riffing klingt wohl nicht ganz zufällig nach "United By Hatred" von DESTRUCTION´s 86er Kult-Album "Eternal Devastation", der Refrain ist `ne Kopie vom KREATOR`s Classic "Riot Of Violence". Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen kann mich das Stück begeistern. Wenn die Songs auf der CD "Invincible War" von BYWAR alle so sind, ist das ein Pflichtkauf, aber sowas von. UPPERCUT sind 1997 von Frontfrau Daniela und Drummer Olaf gegründet worden, "Dying Passion" ist der CD "Shroud Shifter" entnommen worden und klingt vocaltechnisch nach PROTECTOR in der Martin Missy - Phase, ein schöner Stampfer, sehr eingängig. Schönes Ding, das! Die Berliner DELIRIOUS schieben mit "Quima de Araquivo" den ersten Bay Area-Thrasher ein, das Riffing sowie die ersten Vocal-Lines schielen eindeutig zu Chuck Billy, Eric Peterson & Co von TESTAMENT zu "Legacy"-Zeiten. DORMITORY aus dem Osnabrücker Raum sind schon seit 1990 dabei und stellen "Suicide" ihre neuen CD "Inhuman Conditions" (hieß so nicht mal `ne Scheibe von MASSACRE?) vor, das Stück geht eher in Richtung räudiger Death/Thrash und haut mich nicht wirklich um. Auch die Franken von DELIRIUM TREMENS haben die alten deutschen Heroes im Proberaum oft gehört. Die Jungs aus Bamberg haben ihr Stück "Rot In Hell" (Drumming wie auf "Chemical Invasion" von TANKARD) von der Debut-Scheibe "Violent Mosh-Ground" hergegeben und sind so Old School wie meine Oma. Sehr gutes Stück. Track Nr. 07 kommt von einer Band namens MECHANIX, und nach 17, spätestens aber nach 48 Sekunden weiß man auch, warum die so heißen: Eine perfektere MEGADETH-Kopie hab ich noch nicht gehört, unglaublich. FINAL CRY sind, Susi`s Aussagen zufolge, live der Bringer, das Stück "Raven Rosary" von der aktuellen CD "Wolves Among Sheep" kann mich aber nicht überzeugen, auch wenn ihr melodischer Thrash technisch und auch produktionstechnisch einwandfrei rüberkommt. BETRAYED sind zwar schon 1996 gegründet worden, haben jedoch erst jetzt ihr erstes Demo "The Purity Of Pain" aufgenommen. Und eine Demo-Band werden sie auch wohl bleiben - Jungs, bringt euren Sänger in's Tierheim! Nee, also so was....tststs. ANTAGONIST aus Bremen kenne ich nicht, aber ihre CD "Perfect Human Comprehension", von der das hier vorgestellte Stück "The Traveller" stammt, schreit nach Oberliga. Anspruchsvoller, technischer Thrash, Richtung ATHEIST oder (teilweise) DEATH in ihrer Spätphase, sehr gut umgesetzt, hier sind absolute Könner am Werk! Gekauft! SPECTRE DRAGON, auch schon über 10 Jahre dabei, beweisen Mut: Eine Rehearsal-Version ihres Stückes "Deceiver's Blood" (die CD "Under Hell's Command" ist noch in Arbeit) haben die Thrasher für diesen Sampler hergegeben, für ein Rehearsal-Stück ist das Teil verdammt tight eingespielt, der Dialog am Ende ist cool: "Das war ja scheiße...". SPECTRE DRAGON kommen aus der Stadt, die es Gerüchten zufolge gar nicht gibt, nämlich Bielefeld. REPENT`s zweite CD "Disciple Of Decline", von der das Stück "Trapped" stammt, bietet sicher eine "Deadly Thrash Attack" so hieß nämlich auch das Demo, auf dem dieses Stück zum ersten Mal auftauchte. Tut mir leid, das einzig tödliche ist der Rülpser am Ende. "Thrash Attack" heißt denn auch gleich das nächste Stück, eingerappelt von NOCTURNAL, den Jungs um den ehemaligen BESTIAL DESECRATION-Gitarristen, wobei hier darauf Wert gelegt wurde, das Drumkit nach Pappe klingen zu lassen, damit der Sänger völlig übersteuert in sein Mikro brüllen und den letzten Funken hörbare Professionalität zunichte machen kann. Genialer Track, aber könnt ihr den bitte in einem guten Studio noch mal aufnehmen? Danke. PAINFUL DEATH bringen "Forcible Man", einen Old School-Thrasher mit early HOLY MOSES- Einschlag. Die FALLEN SAINTS mit ihrem abwechslungsreichen Track "A Deeper Kind" sind technisch zwar vom feinsten, jedoch spuckt auch hier der Sänger seinen Mitmusikern wieder in die Suppe. NECRONOMICON kennt jeder, der deutschen Thrash mag, sind die Jungs doch schon seit 1984 in der Szene aktiv, warum diese jedoch im Gegensatz zu DESTRUCTION niemals den großen Erfolg feiern konnten, entzieht sich meiner Kenntnis. Am Songmaterial kann es nicht liegen, wie das von dem 2000er Demo entnommene Stück "Bone Daddy" eindrucksvoll unter Beweis stellt. Warum z.B. eine Firma wie Nuclear Blast NECRONOMICON nicht unter Vertrag nimmt, ist mir ein Rätsel. Alleine NECRONOMICON`s Backkatalog rechtfertigt ein Signing. Also Markus, ran da! Alles in allem hat das Team von www.thrashtilldeath.de hier einen genialen Sampler für den interessierten Thrash-Lunatic zusammengestellt, der für 5 € (plus Porto) wirklich "Value for money" bietet. Der Sampler ist nur in limitierter Stückzahl über susi@thrashtilldeath.de zu beziehen. Kaufen!

Fazit: Wo bleibt Volume 2? Ohne Wertung  Uwe Harms

Review: THRESHOLD - Critical Mass - 2002

THRESHOLD wurde 1988 in Surrey, Großbrittannien, von den beiden Gitarristen Karl Groom und Nick Midson sowie dem Sänger Jon Jeary gegründet, haben eine bewegte Geschichte sowie mehrere Besetzungswechsel hinter sich (unter anderem tauschte besagter Jon Jeary 1992 sein Mikro gegen den Bass aus und machte Platz für den Vocalisten Damien Wilson, der mittlerweile von Andrew "MAC" MacDermott ersetzt wurde, zum jetzigen Line-Up gehören noch Drummer Johanne James sowie Keyboarder Richard West). Sieben Studio- sowie zwei Live-Scheiben haben die Prog-Könige von der Insel seitdem veröffentlicht, ich bin jedoch erst mit dem großartigen 2001er Werk "Hypothetical" auf die Proggies aufmerksam geworden. "Critical Mass" ist die logische Weiterentwicklung einer begnadeten Band, die sich 1998 vor den Aufnahmen zu "Clone" mit MAC (ex- Sargant Fury) einen absoluten Ausnahmesänger ins Boot geholt hat. MAC haucht jedem der genialen, aber eher kühlen Songgerüste den extra Touch Leben ein, erst mit ihm als Piloten fliegen die fragilen Fluggeräte und versetzen den Zuhörer in die seltsame Verfassung, sich mit Gefühlen auseinander zu setzen, die vielleicht schon lange verdrängt wurden. Gleich der Opener "Phenomenon" ist so ein Gefühls-Sturm, der dich aufwühlt, der sofort hängen bleibt, den man immer wieder hören muss und der immer mehr Wirkung entfaltet, je öfter man ihn "erlebt". Du weißt schon, so ein Stück, bei dem man unwillkürlich die Augen schließt, um sich voll auf dieses wohlige Gefühl zu konzentrieren. "Choices" dagegen ist etwas vertrackter, baut diesen "ich bin unwürdig" - Faktor in über 8 Minuten langsam auf. "Falling Away" beginnt sehr entspannt und gefühlvoll und zwingt dich dann mit einem monumentalen Refrain in die Knie: "We're Powerless, We're Paranoid, We`ll Never Know What We Destroyed". Ganz großes Kopfkino. "Fragmentation" beginnt als aggressiver Stampfer und steigert sich zur zwingenden Emo-Hymne. "Echoes of Life" beginnt mit einem unglaublich schönen Piano-Intro, entwickelt sich zu einem Prog-Gewitter erster Kajüte, landet aber immer wieder beim gefühlvollen Anfangsthema. "Can't Rely On Reality, Things Ain't What They Appear To Me. When You Visit, Please Don't Forget - The Fragile Mess Of This Nervous Wreck" beginnt "Round And Round" und ist wieder so bombastischer Augenschließer, der Text, stammt aus der Feder von Saitendehner Jon Jeary. "Avalon" ist eine Ballade. Und was für eine. Ein romantischer Sonnenuntergang, du sitzt allein an einem Strand irgendwo, um über alles nachzudenken. Aus der Bar hinter dir dringen leise Piano-Klänge. Jetzt den Kopfhörer auf, sich den Himmel ansehen und im noch warmen Sand zu "Avalon" leise vor sich hin weinen. Geht es dir jetzt besser? Fein, denn jetzt kommt mit "Critical Mass Part 1-3" ein dreizehneinhalb Minuten Prog-Lehrstück, das deine ganze Aufmerksamkeit fordert. Ein "kannmirmaljemandsagenwarumdieseJungswenigerPlattenverkaufenalsDREAM THEATER?"-Stück. Ein "wosindmeineKopfhörerdasistjaunglaublich"-Stück. THRESHOLD haben die Messlatte wieder einmal ein gewaltiges Stück höher platziert. Wer DREAM THEATER, RUSH, SPOCKS BEARD, BEYOND TWILIGHT oder auch ARK mag, muss dieses Album haben. Kaufen!!

Fazit: Eine Stunde emotionsgeladenes Kopfkino. 9,5 von 10 Punkten  Uwe Harms

Review August 04: THRESHOLD - Subsurface - 2004  (9 Songs, 58:34 Minuten)

Ich bin in der (un)glücklichen Lage, eine Band zu bewerten, deren Lebenszeichen ich erst mit dieser Scheibe erkannt habe. Von daher kann ich ziemlich unbefangen in Sachen Kritik zuschlagen. THRESHOLD anno 2004, das sind Richard West (Keyboards), Karl Groom (Guitar), Nick Midson (Guitar), Andrew "Mac" McDermott (Vocals), Johanne James (Drums) und der 2003 eingestiegene Basser Steve Anderson, der Gründungsmitglied Jon Jeary ersetzte. Die drei erstgenannten bilden das kreative Grundgerüst. Der erste Song "Mission Profile" ist für eine progressive Rockband ein exzellent ausgewählter Opener. Der Song beginnt mit einem kurzem Robot-Intro, anschließend wird treibender, technischer Rock vom Feinsten geboten. Im Gegensatz zu anderen Genrekollegen schafft es diese Band trotz spielerisch höchstem Niveau, niemals den roten Faden zu verlieren. Ich bekomme hammerfette Gitarrenriffs um die Ohren gehämmert. Die Rhythmus-Abteilung ist unglaublich tight, selbst die wahnwitzigen Keyboardsoli wirken alles andere als aufgesetzt. Richard West schafft es immer wieder, mit seinem Tasteninstrument die Songs entscheidend aufzulockern, um  im nächsten Moment mit großartigen Soli sein Können unter Beweis zu stellen. Ganz großes Tennis! Der Bassist stellt sich einwandfrei in den Dienst seiner Kollegen. Ultratight kommen seine Zupforgien aus den Boxen. Für mich ist ja immer wieder der Sänger der Knackpunkt einer progressiven Rockband. "Mac" fügt sich unglaublich gut in die neun Songs ein. Er besitzt eine sanfte, jedoch sehr druckvolle und glasklare Stimme. Kurzum, diese Scheibe hat alles, um einen Fan dieser Musikrichtung glücklich zu machen. Fette, manchmal aber auch sehr ruhige Gitarrenriffs, druckvolle Drums. Perfekt aufeinander abgestimmte Keyboards und fette Bassläufe. Die sehr eingängigen Refrains werden oft noch zusätzlich von Keyboarder und zweitem Gitarrist untermauert. Dies hat den Effekt, dass dieselben sehr fett und chorlastig rüberkommen. Einziger Kritikpunkt: Trotz der überfetten Produktion (Thin Ice Studios, England) driften die Jungs hin und wieder in zu seichte, fast poppige Gefilde ab ("Flags And Footprints" sei jetzt mal als Beispiel angeführt). Dies sollte den geneigten Hörer jedoch nicht abschrecken. Ist ja auch Geschmacksache. Zu den Texten sei gesagt, dass "Subsurface" an das Vorgängeralbum "Critical Mass" anknüpft. Sozialkritisch ist, glaube ich, das Zauberwort. Es geht um die Anprangerung von Gleichgültigkeit statt Menschlichkeit, um den potenziellen Zerfall der Gesellschaft. Es wird versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben. Also hat auch hinsichtlich der Texte diese Band einiges zu bieten. "Subsurface" erscheint als reguläre Ausgabe im Jewel Case sowie als Special Edition im Pappschuber, mit erweitertem Booklet, dem Bonustrack "What About Me" (fetter, sehr eingängiger Song, der seinen Songkollegen in Nichts nachsteht), einem Videoclip zum Albumtitel "Pressure" (nichts wirklich aufregendes) sowie einem Multimedia-Part. Diese komplexe Scheibe braucht schon ein paar Durchläufe, um sich voll entfalten zu können. Aber genau solche Scheiben find' ich geil, da man ständig neue interessante Parts entdeckt und die Scheibe nicht so schnell langweilig wird. Hier wird einem echt was geboten für sein Geld. Ich werde mir die Vorgängeralben auf jeden Fall noch zu Gemüte führen. Diskographie: "Wounded Land"(1993), "Psychedelicatessen" (1994), "Livedelica" (1995), "Extinct Instinkt"  (1997), "Clone" (1998), "Hypothetical" (2001), "Critical Mass" (2002). Mich haben THRESHOLD auf jeden Fall schon als neuen Fan dazu gewonnen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese begnadete Band auch endlich mal kommerziell durchsetzen kann. Nur vom Titel "Album des Monats" (Rock Hard, Hammer, Rock It) kann man sich nämlich nichts kaufen, ne?

Fazit: Für Fans dieser Musikrichtung ein Muss! 9 von 10 Punkten  Daniel "Toppo" Weßling

Review: THUNDERSTONE - Thunderstone - 2002

Finnischer Papa: "Und, Sohn? Weißt du denn jetzt, was du aus deinem Leben machen willst?" Sohn: "Ach, weißt du, Papa, ich glaube, ich werde Jura studieren und dann Staatsanwalt werden" Papa: "Was? Staatsanwalt?? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Warum willst du nicht was Vernünftiges machen? Werd' doch Metal Musiker!" So stelle ich mir die Gespräche zwischen Vater und Sohn in Skandinavien vor, wo es Heerscharen von unglaublich talentierten Musikern aus dem Bereich Metal gibt, gemessen an der Gesamtbevölkerung wohl mehr als irgendwo sonst auf der Welt. THUNDERSTONE besteht aus fünf Jungs, alle in Helsinki geboren und mit putzigen Namen wie Pasi, Kari, Nino, Mirka und Titus ausgestattet. Wie es sich für einen guten finnischen Staatsbürger gehört, gründete Gitarrist Nino Laurenne im Jahr 2000 die Metal Band THUNDERSTONE. Mann, wird sein Vater stolz gewesen sein! Nino hat das meiste Material komponiert, Bassist Titus Hjelms ist Kiss-Fan, Keyboarder Kari Tornack steht auf Korg Synthesizer, sein Lieblingsdrummer? "Casio!". Ach so. Drummer Mirka Rantanen hat auch ein tolles Hobby: "Lego Building". Was auch sonst? Das Debüt "Thunderstone" beinhaltet zehn klassische Metal Tracks incl. Halbballade ("Weak"), die die Stahlfelge nicht neu erfinden, aber doch jedem Fan von Bands wie z.B. STRATOVARIUS oder HAMMERFALL gefallen dürften. Die Keyboards erinnern mich an DREAM THEATER, was ja nun wirklich nicht negativ zu sehen ist. Timo Tolkki hat bei "Like Father, Like Son" ein Solo beigesteuert, Anspieltipps sind "Virus", die erste Single-Auskopplung, sowie das 8 Minuten Überstück "Will To Power", bei dem Sänger Pasi Rantanen zeigen kann, zu welchen Leistungen er fähig ist. Respekt! 

Fazit: Für ein Debüt ist das ganze mehr als beachtlich! 6,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Juli 04: THUNDERSTONE - The Burning - 2004 (10 Songs, 48:52 Minuten)

Ha! Da sind sie wieder, meine kleinen Schnuckis Pasi, Kari, Nino, Tipsy, Tinky Winky, Lala und ihr Po. Wie schon auf dem Debüt-Silberling "Thunderstone" (2002) ballern sich die fünf Putzis aus Helsinki auch diesmal wieder durch alle True, ähm Melodic Power Metal-Standards. Kompositorisch sind die Finnen auf jeden Fall mächtig gewachsen und mittlerweile auf einer Stufe mit Kollegen wie DREAM EVIL oder NOCTURNAL RITES. Und ein High Speed-Stampfer wie "Tin Star Man" macht zumindest mir mehr Spaß als der komplette letzte STRATOVARIUS-Output. Ob das daran liegt, das der Chorus mich an PRIEST's Classic "The Sentinel" erinnert? Egal. Viel zu meckern gibt es auf "The Burning" nicht, alle wichtigen Ingredienzen (oder sagt man jetzt dazu auch schon "Cerealien"?) für ein gutes Power Metal-Album sind vorhanden, die Produktion ist erstklassig und natürlich fehlt auch die obligatorische Ballade nicht. Allerdings braucht niemand wirklich "Sea Of Sorrow", der Track tut aber auch niemandem weh. THUNDERSTONE-Fans werden sich natürlich auf die limitierte Digipack-Version von "The Burning" stürzen, denn auf dem hier enthaltenen Bonus-Silberling versuchen sich THUNDERSTONE an einigen Heavy Metal-Classics. Allerdings müsste man den Jungs alleine für die arg kraftlose Version von "Welcome Home (Sanitarium)" (METALLICA) schon eine scheuern. Bei "Diamonds And Rust" (war bei JUDAS PRIEST schon eine Coverversion, das Original stammt von JOAN BAEZ) wünscht man sich, dass Rob Halford mit einigen kräftigen Leatherboys nach Finnland reist und den Donnersteinis eine ordentliche Rektal-Erweiterung verpasst. Die Verwurstung von MANOWAR's "Heart Of Steel" kommt schon fast einer Beleidigung gleich, außerdem frage ich mich, ob Tinky Winky überhaupt weiß, was er da trällert. Auf sicherem Terrain sind THUNDERSTONE dann wieder bei den Neueinspielungen der Tracks "Let The Demons Free" "Me, My Enemy" und "Voice In A Dream" vom Debüt, die anno 2004 um einiges kraftvoller kommen. Alles in allem haben die Tele Tubbies ein nettes Album eingetütet, dass Freunde des Debüts zufrieden stellen dürfte. Auf die Coverversionen hätte man jedoch gerne verzichten können.

Fazit: Noch lange kein Meilenstein, aber besser als das Debüt. 7 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review: THYRANE - Hypnotic - 2003 (10 Songs, 50:42 Minuten)

Ich behaupte mal, dass THYRANE viele ihrer alten Fans verlieren werden. Herrschte auf den Vorgängeralben ("Symphonies Of Infernality", 1999 und "The Spirit Of Rebellion", 2000, das 98er Demo "Black Harmony" wurde mehrfach veröffentlicht) noch düsterer, symphonischer Black Metal im Stile der Frühwerke von DIMMU BORGIR vor, gibt es auf "Hypnotic" nun gänzlich andere Kost. Black Metal-Puristen werden sich angewidert abwenden, denn "Hypnotic" ist über weite Strecken (Achtung, jetzt kommt das böse Wort:) TANZBAR! Pandas go Streichelzoo, Schwarzheim goes Elektrolurch? Gehen jetzt die Elchschubser zum Tanztee? Nun, wenn das Ergebnis so mitreißend daherkommt wie die beiden Smash Hits auf "Hypnotic", "Human Weed" und "Firework", dann lasse ich mir das gerne gefallen.  Neueinsteiger in Sachen THYRANE (wie ich) werden mit dem Material eher warm als vorbelastete Fans der Band um Frontkasper, Gitarrist und Hauptsongwriter Blastmor. Die Finnen haben sich einer (Schwarz-) Wurzelbehandlung unterzogen und der Doc hat festgestellt: "Die Zähne sind in Ordnung, nur das Zahnfleisch muss raus!" Nun liegen die messerscharfen Riffs auf einem kalten, elektronischen Rhythmus-Teppich. Die Keyboards, und das ist die einzige Verbindung zu den Frühwerken der Band, sind allgegenwärtig und legen sich wie ein schützendes Netz um die Kompositionen. An neuralgisch wichtigen Positionen sind sie fest mit dem Soundgerüst verbunden, was die Songs zu einer stimmigen Einheit macht. Frontköter Blastmor hat seine Vocals merklich zurückgenommen, der rhythmische Sprechgesang auf "Hypnotic" erinnert nur noch in Ansätzen an die Kreischvocals von früher. Nietzsche schrieb schon 1888 (im Vorwort von "Der Antichrist") zum Thema "Menschen, die ihrer Zeit voraus sind", es brauche "neue Ohren für neue Musik". Genau. 

Fazit: Black Metal Goes EBM. Mutig und gut!  8 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review: TIAMAT - Prey - 2003 (13 Songs, 55:24 Minuten)

Es scheint grundsätzlich nur zwei Arten der Herangehensweise an ein neues TIAMAT-Album zu geben. Zum einen die "Old School Methode" für die Jünger der Frühwerke der ehemaligen Deather: "Ham die wieder ihre umgedrehten Kreuze im Schriftzug? Nicht? Dann kann die neue Scheibe nur scheiße sein!" Die andere Möglichkeit ist, sich ein neues Album der Schweden um Johan Edlund unabhängig vom Namen TIAMAT anzuhören. Nein, auch "Prey" (heißt übrigens so viel wie "Beute" oder "Opfer") ist kein Metal. Ich weiß auch nicht, wie man die Musik von TIAMAT nennen soll. Vielleicht Ambient Goth Rock? Tatsache ist, mit TIAMAT-Alben wie "Sumerian Cry" (1990), "The Astral Sleep" (1991) oder "Clouds" (1992) haben TIAMAT im Jahr 2003 so gut wie nichts mehr zu tun. "Prey" ist eher eine Bestätigung, eine Verfeinerung des auf "Skeleton Skeletron" (1999) und "Judas Christ" (2002) eingeschlagenen Weges. Wer sich erst seit diesen Alben zu den Fans von TIAMAT zählt, dem wird, nach einer gewissen Einarbeitungszeit, sicherlich auch beim neuen Output warm ums schwarze Herz werden. Anhänger der Schweden, die sich (wie ich) nach "Wildhoney" (1994) von der Band abgewendet haben, finden auch in "Prey" nur eine erneute Bestätigung ihrer Entscheidung und werden sich nicht die Mühe machen, Perlen wie dem Opener "Cain" für sich zu entdecken. Musikalisch wie auch textlich ist "Prey" gewohnt vielschichtig. Von seinem Vorhaben, ein Konzeptalbum über das Leben und Werk des Großmagiers Aleister Crowley zu schaffen, ist Edlund jedoch entweder wieder abgerückt, oder er ist daran gescheitert. Übrig geblieben ist mit "The Pentagram" nur ein vertontes Crowley-Gedicht, für das sich Edlund von Crowley`s Nachlassverwaltern, dem Ordo Templi Orientes extra das OK eingeholt hat. Butter bei die Fische: Der bereits erwähnte Opener und auch "Wings Of Heaven" und "Clovenhoof" sind romantische Hits mit Suchtpotenzial, bei dem Schmachtbatzen "Carry Your Cross And I´ll Carry Mine" hat sich Edlund irgendeine Nachbarin zum Duett in's Wohnzimmer geholt und "Love In Chains" könnte auch von H.I.M. stammen. Davor, dahinter und dazwischen gibt es jede Menge Gezirpe, Geklimper und Geklingel. Auch wenn mit "Cain" (ist auch die Single-Auskopplung) ein aussagekräftiger Anspieltipp vorhanden ist, empfiehlt es sich, die CD ohne Vorurteile am Stück zu hören. Erst wer nach dem fünften Durchlauf noch immer ratlos, schläfrig oder gelangweilt ist, darf sich mit stolzgeschwellter Brust "wahrer Verfechter der Ignoranz" nennen. A propos Ignoranz: obwohl Edlund bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont, wie gut "die Band" funktioniert, gilt: Ohne Johan Edlund gibt es keine "Band". Edlund ist TIAMAT. Dass sich die "Band" (Johan Edlund (vocals, guitars & keys), Anders Iwers (bass), Lars Sköld (drums) und der zweite Gitarrist Thomas Petersson) während der Aufnahmen zu diesem Album kein einziges Mal persönlich getroffen hat, spricht wohl für sich. "Prey" wurde von Johan Edlund in seinem Homestudio fast im Alleingang eingespielt und produziert, abgemischt und gemastert wurde das ganze dann in den Finnvox Studios, Helsinki. TIAMAT werden sich mit diesem Album sicherlich keine alten Fans zurückholen, aber wer bis jetzt alle Entwicklungsstufen (schließlich ist dieser Silberling schon der neunte Longplayer in fast 15 Jahren Bandgeschichte) als Fan mitvollzogen hat, für den ist "Prey" wahrscheinlich eine weitere Offenbarung. Für mich nicht.

Fazit: Zum Entspannen, nicht zum Autofahren   7,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review Oktober 04: TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS - Hartes Land - 2004 (10 Songs, 50:21 Minuten)

Als "Hartes Land" zum ersten mal in meinem Player rotierte, dachte ich zuerst an einen musikalischen Scherz. Etwa eine Kollaboration der Berliner Weirdos KNORKATOR mit J.B.O.. Wie sonst wäre es zu erklären, das aus einem Trio plus Sänger fünf Leute werden? Und dann behauptet das Infoblatt, diese finnische Band mit Platinstatus würde nun ihre Lieder in deutscher Sprache veröffentlichen! Kann doch nur ein Scherz sein, oder? Mit Neffen, äh mitnichten. Kein Scherz: TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS haben mit ihrem 2002er Album "Rajaportti" in Finnland eine Platin-Auszeichnung eingefahren und selbst der Nachfolger "Kylmä Tila" (2004, bereits der vierte Longplayer) wurde bereits eine Woche nach Erscheinen vergoldet. Und auch, wenn ich mal wieder völlig ahnungslos war: "Hartes Land" ist bereits das zweite deutschsprachige Album. Im Jahr 2001 erschien "In frostigen Tälern", das eine Auswahl der besten Songs aus den ersten zwei Alben "Lopunajan Merkit" (1999) und "Itku Pitkästä Ilosta" (2000) enthielt. Folgerichtig enthält "Hartes Land" die Hits von "Rajaportti" und "Kylmä Tila" in deutscher Bearbeitung. Dass es für unsere Ohren befremdlich klingt, wenn ein Finne düstere finnische Weisen auf deutsch vorträgt, dürfte jedem klar sein. Zumal Timo offenbar keinen blassen Schimmer von der deutschen Sprache und ihrem Klang hat. Aber Übersetzer Pekka Kujamäki hat die finnischen Originaltexte recht bemüht in's Deutsche übertragen und "Aussprache Assistentin" Nina Nieminen hat Timo beim richtigen Einsingen geholfen. Dass die ursprüngliche finnische Düsternis der Texte am Ende doch noch den deutschen Hörer erreicht, das liegt an Timo Rautiainen, dessen klagende Stimme wie geschaffen ist, um Lieder von Kälte, Tod, Krankheit und Armut zu singen. Musikalisch (endlich kommt Labertasche Harms mal zum Wesentlichen) wird schleppender Heavy Rock an der Schwelle zum Doom geboten, bei dem das Wort "Heavy" durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn die Mischung aus schwerfälligen Rhythmen und dem Gitarren-Massiv, dass die drei (!) Gitarristen hier auftürmen, ist wirklich tonnenschwer. Das größte Manko dieser CD offenbart sich sofort: Drummer Seppo Pohjolainen schaltet bereits beim Opener sein Kit auf "Auto-Pilot" und weigert sich fortan strikt, von diesem Takt wieder abzuweichen. "Für Breaks werde ich nicht bezahlt!" Natürlich macht das stumpfe Drumming viel Platz für die Gitarren, die sich bis auf Kino-Format ausbreiten können. Trotzdem hätte ich mir eine etwas abwechslungsreichere Drumarbeit gewünscht. Doch auch so sind eingängige Hymnen wie "Trauerkleid" (Hit!), "Nyt on Mies!" (mit eruptivem Mittelpart und trotz der Sprachbarriere umwerfender Bildsprache) "Zeit der steigenden Säfte", "Elegie" sowie das geniale Titelstück für die eine oder andere Gänsehaut gut. Ich kann mir nur ausmalen, welche Wirkung die düsteren und bildhaften Texte der Original-Versionen zusammen mit der an Simplizität kaum zu überbietenden Musik auf die von Haus aus schon melancholischen Finnen haben muss. In ihrem Heimatland erfreuen sich TR&TN  großer Popularität, weswegen es nicht verwundert, dass sich die prominenten Gastmusiker im Studio die Klinke in die Hand gaben. So hat z.B. der NIGHTWISH-Mastermind Tuomas Holopainen die Keyboard-Parts bei "Kalter Zustand" und "Zeit der steigenden Säfte" eingespielt, das Cello bei "Zeit der steigenden Säfte" hat Eicca Toppinen (APOCALYPTICA) bedient und FINNTROLL Frontmonster Tapio Wilska ließ es sich nicht nehmen, persönlich für die Death-Vocals in "Niet on Mies!" zu sorgen. "Elegie" wartet mit grandiosen Leads auf, die mir die Gänsehaut auf die Arme treiben. Minimalistische Songstrukturen, holprige Texte und immer derselbe Takt: normalerweise wäre ich der Erste, der hier von "kitschigem Scheiß" reden würde. Aber damit wird man "Hartes Land" nicht gerecht. Diese Jungs schaffen es, selbst auf deutsch eine Atmosphäre zu schaffen, als lausche man andächtig am Lagerfeuer den düsteren Geschichten eines alten Mannes. Wer also genügend Toleranz, Fantasie und einen gewissen Hang zur Melancholie mitbringt, der darf mitkommen in das "Harte Land". Wenn alle Stücke so großartig wären wie "Trauerkleid", "Elegie", "Nyt on Mies", "Hartes Land", "Der gute Mann" und "Zeit der steigenden Säfte", könnte man hier von einem Klassiker-Album reden. Ich habe mich entschieden, auf eine Wertung zu verzichten, da es sich bei "Hartes Land" de facto um eine "Best Of" handelt. Klasse hat dieses Album aber allemal. Kaufen!

Fazit: Düster, schwer und verdammt gut.  Ohne Wertung   Uwe Harms

Review Dezember 06: TODTGELICHTER - Was bleibt... - 2005 (9 Songs, 53:19 Minuten)

Gegründet um Anfang 2003, legen die Hamburger Schwarzmetaller von TODTGELICHTER mit "Was bleibt ..." ihre nunmehr zweite Veröffentlichung nach dem 2004 erschienenen Demo vor. TODTGELICHTER bietet auf "Was bleibt ..." recht melancholischen, jedoch wenig getragenen Black Metal, der sich überwiegend im oberen Geschwindigkeitssegment bewegt. Die Musik lebt dabei im Wesentlichen von den wirklich guten und effektvollen Gitarrenlinien deren - vom kompositorischen Gesichtspunkt aus gesehen - einzige Schwäche die mitunter etwas sehr drucklose Auslegung ist. Besonders deutlich wird dies beim zweiten Stück des Albums, bei dem die Musik teilweise doch sehr dünn wirkt. Der Gesang ist stimmlich durchaus in der oberen Liga anzusiedeln, über das gesamte Album jedoch mitunter ungünstig eingesetzt. So kreischt der Sänger über weite Strecken schlicht ohne jede erkennbare Phrasierung über die Gitarrenlinien und raubt der Musik damit einen Großteil ihrer Atmosphäre. Nur zu wenigen Zeitpunkten, wie beispielsweise zu Beginn des dritten Stückes, weiß er wirklich durchweg zu überzeugen. Besonders hervorzuheben seien insgesamt die durchweg hervorragenden Arrangements der Stücke, die sehr stark an die NAGELFARs erinnern. Rein kompositorisch also ist "Was bleibt ..." ein wirklich solides Album - die Hauptmängel liegen in den musikalischen Fähigkeiten der Gitarristen. So sind die Stücke mitunter etwas unsauber eingespielt. Insbesondere in den Solo-Sequenzen der Gitarre stößt dies übel auf und trübt den ansonsten hohen Hörgenuss doch erheblich. Es wäre angebracht gewesen, solche spielerischen Mängel vor den Aufnahmen zu beseitigen. Klangtechnisch hat die Veröffentlichung durchaus Einiges zu bieten, sind doch vor Allem die Gitarren mit einem wirklich guten Sound versehen und bilden mit dem Gesang eine angenehm homogene Mischung. Lediglich das Schlagzeug ist bei Weitem zu wenig dominant abgemischt, so dass es sich völlig in den Gitarren verliert. Was TODTGELICHTER textlich vorlegen, vermag ich nicht zu beurteilen, liegen mir doch lediglich die Titel der Stücke vor, die teilweise interessant, teilweise klischeehaft klingen.

Fazit: Insgesamt stellt "Was bleibt ..." einen soliden Einstand dar, der vor Allem Freunde der NAGELFAR-Frühwerke, sowie melancholischeren NARGAROTH-Veröffentlichungen gefallen dürfte. Mich jedenfalls weiß das Album, trotz der aufgeführten Mängel, durchaus zu begeistern.  6,5 von 10 Punkten Björn "Trial" Erbe

Review Juni 06: TONY MACALPINE - Collection-The Shrapnel Years - 2006 (16 Songs, 61:39 Minuten)

Onkel Tony ist nicht nur ein begnadeter Gitarrenspieler, auch den Tasten eines Keyboards entlockt der Amerikaner die abgefahrensten Klangfolgen. Ehrensache, dass er auf seiner "Best Of"-Scheibe sämtliche Gitarren- und die meisten Keyboardspuren selbst eingespielt hat. Neben MacAlpine waren Herren wie Bassgott Billy Sheehan, Jens Johansson (Keyboards, STRATOVARIUS) und Weltklasse-Drummer wie Steve Smith, Deen Castronovo und Mike Terrana an der Entstehung der hier enthaltenen Songs beteiligt. Wie beim namensgleichen VINNIE MOORE-Best Of kommt auch MACALPINE's "Collection-The Shrapnel Years" ohne Gesang aus. Auch sonst gibt es Parallelen zu Mr. Moore: Blutjunger Gitarrist und Keyboarder zieht nach Kalifornien, spielt sich in das Herz, den Proberaum und die Plattenfirma von Mike Varney und zählt bereits kurze Zeit später zur Weltelite der Musikvirtuosen. Genau wie MOORE veröffentlicht auch MACALPINE kontinuierlich weitere Alben, in der heutigen Zeit sind die Zeiten für reine Instrumental-Alben jedoch schlechter geworden. Und auch vorliegende Compilation wird sicherlich kein Doppelplatin einfahren. Mir doch egal....

Fazit: "Best Of"-Scheibe eines tollen Musikers. Hüstel...  Ohne Wertung   Uwe Harms

Review Mai 05: TORMENT - Tormentation - 2005 (61 Tracks (16 Songs, 64:27 Minuten)

Erst kürzlich hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, TORMENT im Vorprogramm von GWAR live zu "bewundern". Ich will das Erlebte mal mit den Worten meines Kumpels "Tiergehirn" umschreiben. Dieser sagte beim Anblick der Band nämlich weder "Mann, sind die gut", noch "Verdammt, sind die schlecht", sondern "Der Sänger sieht aus wie Frank Zander". Leider warteten wir vergeblich auf Gassenhauer der Marke "Hier kommt Kurt" oder "Nur nach Hause". Stattdessen boten TORMENT 80er-Thrash der stumpfen Sorte. War irgendwie nicht wirklich schlecht, rauschte aber ohne echte Highlights an den meisten Anwesenden in der Halle vorbei. Ähnlich verhält es sich auch mit "Tormentation". Eingeleitet durch ein Kettensägen-Intro (klingt leider eher wie 'ne 25er Puch) gibt es mit "New World Terror" und "Tormentation" gleich mal eben zwei Nummern, die wie 'ne Mischung aus RUMBLE MILITIA, SODOM und ganz alten MOTÖRHEAD klingen. Das folgende "P.C. (Porn Casting)" hingegen klingt fast wie 'ne BÖHSE ONKELZ-Nummer mit englischem Text und gehöriger Punk-Schlagseite. Danach geht's leider wieder recht unspektakulär weiter. Mal überwiegen Uralt-Thrash-Riffs der Marke alte SODOM, dann wieder MOTÖRHEAD B-Ware. Letztere gipfelt dann im MOTÖRHEAD/GIRLSCHOOL-Cover "Please Don't Touch" (übrigens mit Sabina Classen von HOLY MOSES als Gastsängerin), wohingegen das ANTI-NOWHERE LEAGUE-Cover "Woman" durchaus zu gefallen weiß. Von der Gesamtspielzeit kann man übrigens etwa sieben Minuten abziehen, da der Hörer von Track 18 bis Track 61 lediglich die Endlosschleife eines Riffs zu hören bekommt. Nach den berühmten Hidden-Bonus-Tracks und Grindcore-Karaoke-Versionen definitiv das albernste Mittel, um die Gesamtspielzeit einer CD aufzupushen! Die Erstauflage von "Tormentation" kommt übrigens mit einer Bonus-CD, die allerlei Raritäten und Coverversionen enthält.

Fazit: Für Leute, denen SODOM's "In The Sign Of Evil" zu progressiv ist! 6 von 10 Punkten  Ali

Review November 04: TORN TO PIECES - Mastering The Arts Of Death - 2004 (13 Songs, 44:17 Minuten)

Eingeleitet durch ein geschmackvolles Sample aus dem Film "Der Totmacher" bekommt der Hörer auf "Mastering The Arts Of Death" soliden Death Metal der alten Schule um die Ohren geballert. Dabei ist der Titel der CD keineswegs auf die musikalischen Fähigkeiten der Musiker gemünzt, sondern bezieht sich auf das erste Demo der Band ("Mastering The Arts Of Suff") und soll den Werdegang von TORN TO PIECES widerspiegeln. Auf die Musik bezogen, wäre der Titel "Mastering The Arts Of Death" auch eine glatte Lüge, denn eine Lehrstunde in Sachen komplexes Songwriting sieht definitiv anders aus. Und trotzdem versprüht die Scheibe einen ganz besonderen Charme. Es gibt nämlich nicht mehr viele Bands, die stumpfen Death Metal der Marke alte COMECON oder PUNGENT STENCH zu "For God Your Soul..."-Zeiten spielen. Aber genau jenes tun TORN TO PIECES. Räudig produziert, rocken die Songs einfach nach vorne los und versprühen Underground- und Konzert-Feeling im heimischen Wohnzimmer. Aufgelockert wird das Ganze durch gelungenen Grunz-Kreisch-Wechselgesang. Der einzige - leider nicht ganz unwesentliche - Kritikpunkt, den man nennen muss, ist die Tatsache, dass die Songs sich doch sehr ähneln. Etwas mehr Abwechslung wäre definitiv auch in diesem klar abgesteckten Terrain möglich gewesen. Andererseits muss man aber auch sagen, dass keiner der Songs wirklich schlecht ist. Es fällt nur leider schwer, echte Highlights zu nennen. So bleibt unterm Strich eine Scheibe, die auf jeden Fall eine Hörprobe wert ist. Ob man dann allerdings wirklich sein sauer verdientes Geld für den Silberling ausgibt, muss jeder selbst entscheiden. Live hingegen, mit ein paar Bier im Genick, lässt sich zu der Mucke aber definitiv ordentlich abfeiern. Und ich glaube, viel mehr wollen TORN TO PIECES auch gar nicht.

Fazit: Einfach mal reinhören und selbst entscheiden! 6,5 von 10 Punkten Ali

Review Juli 04: TO SEPARATE THE FLESH FROM THE BONES - For Those About To Rot - 2004 (10 Songs, 9:25 Minuten)

Wer in Finnland etwas auf sich hält, der darf nicht nur in einer einzigen Band zocken, beziehungsweise sich nicht nur auf eine Stilrichtung limitieren. Diese Tatsache trifft auch auf die Mucker vorliegender EP zu, denn bei dieser als Trio fungierenden Krachcombo zocken laut hartnäckiger Gerüchte Mitglieder von HIM und AMORPHIS. Es ist allerdings nicht ganz einfach herauszufinden, wer das nun genau sein soll, denn weder der Blick ins spärlich gestaltete Booklet, noch das Studium der Homepage von TSTFFTB oder irgendwelche Interviews geben Aufschluss darauf. Die Mucker haben sich tolle Pseudonyme zugelegt, als da wären: Herr Arschstein (Git., Voc.), Rot Wailer (Bass) und Pus Sypope (Drums). Nach intensivster Recherche (danke Mikki...) konnte zumindest herausgefunden werden, dass der HIM Drummer Gas Lipstick hier zu Werke geht. Was diese Geheimnistuerei nun soll, weiß ich auch nicht. Jedenfalls wird hier Grindcore allerderbster Manier geboten. Ich freue mich diebisch auf irgendwelche HIM-Jünger, die ungehört diese Scheibe kaufen, nur weil der HIM-Fellverklopper mit dabei ist und denen dann beim Genuss dieses infernalischen Geballers das fucking Heartagramm stehen bleibt! Ha, was für ein Spaß! Die Produktion ist so richtig schön roh und verzerrt, die Vocals von Herr Arschstein sind so krank, wie es nur geht. An Songtiteln wie "Rotten Vagina", "Genital Massacre", oder "Fistfucked Til Death" nur um einige zu nennen, lässt sich ebenfalls erahnen, was hier geboten wird. Meistens rasend schneller Blast wie in "Filthy Cunt", selten aber auch mal etwas gezügeltes Tempo Marke "Fistfucked Till Death" (mit absolut geiler Mosh-Einlage!) Beeindruckend gut, dieses Scheibchen. Alles in Allem kann man es am ehesten mit ganz alten CARCASS oder NAPALM DEATH vergleichen. Roh, dreckig und brutal. Macht echt Laune, das Teil. Für eine Bewertung ist diese EP aber definitiv zu kurz, bei voller Albumlänge wäre auf jeden Fall eine Bewertung im oberen Bereich drin. Ich für meinen Teil sehe diesen Output allenfalls als Appetizer und warte auf das Album in voller Länge, das wahrscheinlich Ende dieses Jahres erscheinen soll. Appetit hab ich jedenfalls schon mal bekommen... lecker!

Fazit: Wohl mehr als Spaß-Projekt zu betrachten, trotzdem bester Porn / Grindcore!  Ohne Wertung.  Michael Jehles

Review März 2005: TO SEPARATE THE FLESH FROM THE BONES - Utopia Sadistica - 2005 (25 Songs, 27:25 Minuten)

Dies ist er also, der lang erwartete erste Longplayer der finnischen All Star-Formation. Die beknackten Pseudonyme haben die Burschen ebenso wenig abgelegt wie den offensichtlichen Spaß am heftigen Grindcore ohne technische Frickeleien. Für alle, die es noch nicht wissen (oder zu faul sind, sich mein Review zur Vorgängerscheibe durchzulesen), bringe ich noch mal kurz Licht ins Wirrwarr der Bandbesetzung, denn um diese macht die Band immer noch ein Geheimnis. Da wären also: "Herr Arschstein" (Pasi Koskinen), Gitarre und Vocals, ehemals bei AMORPHIS aktiv und nun bei den Düstermetallern von AJATTARA am Mikro. "Rot Wailer" (Niclas Etelävuori) vergewaltigt den Bass, tat dieses auch schon bei MOONSPELL und ist immer noch bei AMORPHIS für den Dicksaiter zuständig. Die Felle verdrischt "Pus Sypope" (Mika "Kaasu" Karppinen), Mika ist hauptberuflich bei HIM angestellt und des öfteren bei GANDALF als Session Musiker aktiv. Mein Gott, kann sich das einer merken? Finnland hat eben nicht viele Einwohner, aber eine Menge Musiker bzw. Bands. Und diejenigen, welche das einsame Land hervorgebracht hat, kommen wohl alle vor Langeweile um, anders kann ich mir obenstehende Inzest-Beziehungen nicht erklären. Nun, die unter dem Banner von Spikefarm Records am 17.01.2005 erschienene Scheibe fängt genau da an, wo die Vorgänger-EP "For Those About To Rot" aufhörte: knackiger Porn/Grindcrustcore mit vielen Death Metal-Einflüssen und Texten, die man als erwachsener, normal denkender Mensch nicht allzu ernst nehmen sollte. Oder kann. Musikalisch wird auf "Utopia Sadistica" nichts Neues geboten. Mal wird in alter CARCASS-Manier drauflos gehämmert wie in "Condition Dead", dann wieder wird das Tempo gedrosselt und in Songs wie "The Final Extinction" der Groovehammer aus dem Sack geholt. Besonders geil sind TSTFFTB immer dann, wenn sie halbminütige, punkige Stücke rausrotzen. "Absolute Holocaust" und "The Spoon" seien da stellvertretend genannt. Dazu mixen die Finnen im weiteren Verlauf eine gute Prise NAPALM DEATH, geben noch eine Messerspitze wildeste Aggressionen nach NASUM-Art dazu und alles ist gesagt. Gut? Natürlich! Spaß macht es auch, aber es ist nichts zwingendes, was einen auf Dauer vom Hocker reißt. Wie auch immer: auch wenn hier natürlich genrebedingt keine technischen oder virtuosen Kapriolen zu erwarten sind, ist das hier Gebotene durchaus ansprechend. Die Produktion ist - wie auch schon auf dem Vorgänger - mächtig dreckig, macht aber noch genug Dampf. Für absolute Genre-Fans kann ich eine Kaufempfehlung abgeben, alle anderen sollten erst mal reinhören. Objektiv betrachtet ist "Utopia Sadistica" einfach zu kurzlebig, es hinterlässt kaum bleibende Eindrücke. Die bekannten Namen des Haufens sind halt nur die halbe Miete...

Fazit: Wer mal wieder ordentlichen Grind hören will, wird bedient. Nicht mehr und nicht weniger!  7 von 10 Punkten Michael Jehles

Review März 04: TOTENMOND - Unter Knochen - 2004 (12 Songs, 57:08 Minuten) 

Wisst ihr was? Ich spar mir mal Vergleiche mit anderen Bands ("TOTENMOND klingen wie blablabla und soundso..."). Es gibt nämlich keine Band, die so klingt wie TOTENMOND. Jedenfalls keine, die ich kenne. Auf dem mittlerweile sechsten Album der Prügelknaben gibt es keine nennenswerten Änderungen zu verzeichnen. Die Musik kommt teilweise schleppend, um dann wieder in wütende Prügelattacken überzugehen. So wird zum Beispiel im Titelstück monoton ein Riff rauf und runter gespielt, bis es dann von Gebolze abgelöst wird. Ich mag sowas, aber neue Fans werden die Herren Pazzer (Vocals, Gitarre), Senf (Bass), und S.P. Senz (Drums) damit sicher nicht gewinnen. Alte Fans werden begeistert sein. Das einzige, was ich zu verurteilen habe, ist das Outro "Kranz oder Kopf". Da erzählt nur irgendjemand eine Geschichte mit rrrrrollendem rrrrrrrrrrr. Was soll der Mist? Soll ich jetzt Angst haben, oder was? Dafür gibt es einen Punkt weniger. 

Fazit: Monoton? Sich ständig wiederholendes Geprügel? Cool! 8 von 10 Punkten   Czelle

Review Juni 08: TOTENMOND - Thronräuber - 2008 (10 Tracks, 48:44 Minuten)

Dieser neue, innovative Core-, Punk-, Crust-Klumpen aus dem Hause TOTENMOND wird alle alten Fans ordentlich vor den Kopf stossen! Das Black Album von TOTENMOND! Alles ist neu und..... nee, war nur Spass. Eigentlich is' nix neu bei TOTENMOND. Die Musik knallt beim ersten Hören einfach nur in die Fresse und ich schnall' wieder mal die Texte nicht. Die Gründungsmitglieder Pazzer und S.P. Senz sowie Gitarrist Senf haben das Rad auch mit ihrem siebtem Werk "Thronräuber" nicht neu erfunden. Wobei, mittlerweile ist es ja fast schon so was wie "ihr Rad". TOTENMOND haben Ihren eigenen Stil gefunden und den mag man eben oder nicht. Also erwartet keine Überraschungen, aber werdet auch nicht in euren Erwartungen enttäuscht. Irgendwas außergewöhnliches? Jepp, der Opener "Luzifer Stampft" ist zweimal drauf. Einmal als "Knüppel auf den Kopf"-Version und einmal als langsame, stampfende Version. Dann "Sonnenstrahl", das durch einen Golden Shower-Text zu punkten versucht. Musikalisch sicher eines der Highlights, aber der Text is' ja nun nich' so meins. Naja, wer's mag... Das Highlight des Albums ist für mich "Nihil Novi". Wobei ich ja eigentlich gar nicht weiss, was das bedeuten soll. "Novi" könnte von Novize abgeleitet sein. Und das ist, wie wir ja alle wissen, jemand der neu (lat. novus) in einen (religiösen) Orden eingetreten ist. "Nihil" soll dann wohl vom Nihilismus abgeleitet sein (Der Begriff Nihilismus (lat. nihil "nichts") bezeichnet allgemein eine Orientierung, die auf der Verneinung jeglicher Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung basiert. Er wurde in der abendländischen Geschichte auch polemisch verwendet, so etwa für die Ablehnung von Kirche und Religion. quelle:wikipedia.org). "Nihil, Novi alles Lüge", wie es im Songtext heisst. Die Bedeutung kann sich also jeder selber zusammen reimen. Musikalisch gibt es hier erstmal auf die Zwölf, obendrauf gibt's einen coolen Refrain, der sicher auch live gut ankommt.

Fazit: Nix neues, aber bewährtes Gutes! 8,5 von 10 Punkten   Czelle

Review Dezember 06: TOURETTES SYNDROME - Sick Sense - 2006 (11 Songs, 44:05 Minuten)

TOURETTES SYNDROME sind 1999 in der Nähe von Sydney entstanden und frönen seitdem (laut eigener Aussage) Modern Death Metal. Vor kurzem haben sie bei Armageddon, dem Wacken-Label, unterzeichnet und bringen mit "Sick Sense" ihr Debüt auf den Markt. Beim ersten Lied musste ich erst mal nachschauen, ob ich mich nicht verlesen hätte…nein doch nicht…da singt tatsächlich 'ne Frau. Und das gar nach Manier der doch schon bekannten ARCH ENEMY-Sängerin Angela Gossow…. Das war dann aber auch schon das Einzige, was die Band mit ARCH ENEMY zu tun hat, denn Geschwindigkeit oder sogar eine gewisse Aggressivität lässt auch nach dem zweiten Durchhören nicht feststellen, somit hat das Ganze für mich wenig bis gar nichts mit Death Metal zu tun. "Sick Sense" erinnert mich mehr an das Doom-Projekt DOWN von Phil Anselmo (PANTERA) allerdings sind hier zusätzlich noch gewisse elektronische Einflüsse vorhanden, die das Ganze doch etwas konfus, aber nicht übertrieben aufgemotzt erscheinen lassen. Ein Lied, nämlich "Circus", sticht heraus aus dem Tümpel des Midtempos…und ja, bei diesem sind sogar gewisse Züge des klassischen Death Metals zu erkennen…und so toll der eine Song auch ist, umso unpassender ist er im Gesamtbild des ganzen Albums. Und bis auf diesen einen Song blubbert die CD ohne auch nur etwas annähernd packendes an mir vorbei…und das letztendlich drei Mal. Das reicht jetzt auch, sonst fang ich doch noch an zu kiffen. Zusammenfassend kann ich nur sagen, wer auf moderne Musik steht (die man unter anderem auch als Begleitmusik zum Bügeln benutzen kann) der kann sich das gute Stück gerne zulegen. In Zukunft sollte sich die Band aber eher in die etwas schnelleren Gefilde trauen, denn das steht ihnen meines Erachtens besser.

Fazit: Die Punkte gibt's für das Lied "Circus" und für den doch respektablen Gesang. 4 von 10 Punkten.  Harald "Hate Me" Flessner

Review: TOURNIQUET - Where Moth And Rust Destroy - 2003 (9 Tracks, 59:15 Minuten)

Christen machen Metal? Abgelehnt, null Punkte. Ich denk' dann immer an STRYPER, bäh. Auf der anderen Seite: MORTIFICATION sind auch Christen, und die waren genial, zumindest auf "Scrolls Of The Megilloth". Na gut, reinhören kann ich ja mal: Der Opener ist auch der Titelsong, über sieben Minuten lang und bietet in dieser Zeitspanne einen Ohrwurm-Refrain und dazu Leads, Soli und Riffs, aus denen hätten andere Bands 'ne ganze Scheibe gemacht. "Restoring The Locust Years": starker Refrain, geniale Gitarrenarbeit. "Drawn And Quartered" ist dreieinhalb Minuten lang verdammt schnell und mächtig fett unterwegs, dann lullen dich ein paar Akustik-Klampfen ein, bevor dir der Gitarrist wieder die Axt vor die Birne knallt. "A Ghost At The Wheel": Der Refrain wird mich noch nach Wochen verfolgen, genial! Das fünfte Stück heißt "Architeuthis" und macht mit seinen rasenden Drums und schnellen Leads erst einmal hellhörig, dann setzen nach einem kurzen Break fetteste Bratgitarren ein. Der Sänger Luke Easter ist zwar kein Dickinson, aber seine Stimme ist variabel und passt zu den progressiven wie auch zu den thrashigeren Passagen. Wow, das macht echt Spaß, hier zuzuhören, die Amis mixen derben Power Metal mit Thrash und feinsten Melodylines. Und von Scheuklappen haben die Jungs noch nie was gehört, alles, was rockt, kommt hier mit in den Topf. Es gibt Prog-Metal mit klassischen Anleihen, dann wieder rasenden Thrash, aber auch kurze Hardcore-Einlagen, ein kurzes Break hier und da, kleine Samples zur Auflockerung. Verschachtelte Songstrukturen nennt man das wohl. Und am Ende kommen auch noch mehr als überzeugende Songs mit hohem Wiedererkennungswert dabei heraus. Alter Schwede, was sind denn das für Gitarristen? Die kommen ja wohl vom anderen Stern! Mal nachsehen: "featuring Marty Friedman (MEGADETH) and Bruce Franklin (TROUBLE)". Ach so, na dann. Mannomann, ihr macht es einem intoleranten, ewiggestrigen Old School-Verfechter aber auch echt schwer, seine Vorurteile zu pflegen. Track Nummer sechs, "Melting The Golden Calf" erinnert am Anfang stark an die besten Momente von TROUBLE, wird dann, ähm, das kann man nicht beschreiben, das müsst ihr euch anhören!  "Convoluted Absolutes" fällt songwriterisch ein wenig gegenüber dem restlichen Material ab, aber der neun Minuten-Hammer "The Healing Waters Of The Tigris" ist wieder ein Fest für die Sinne, die Saitenhexer und auch Drummer und Mastermind Ted Kirkpatrick liefern hier Überirdisches ab. "In Death We Rise": Doooooooom, CATHEDRAL lassen grüßen. "Where Moth And Rust Destroy" ist übrigens bereits die zehnte Scheibe der 1990 von Ted Kirkpatrick gegründeten Band. Ist mir ein Rätsel, warum die Amis mir bis gestern völlig unbekannt waren, ich werde mir jetzt aber auf jeden Fall auch mal die anderen Veröffentlichungen von TOURNIQUET anhören. Nicht alle Stücke auf  "Where Moth And Rust Destroy" können langfristig fesseln, die Hits auf diesem Album sind eindeutig das Titelstück, der Prog-Thrasher "Architeutis" sowie das orientalische "The Healing Waters Of The Tigris". Hmm, "Drawn And Quartered" ist auch cool, "A Ghost At The Wheel" auch und  "Restoring The Locust Years" und.....

Fazit: Für scheuklappenfreie Metaller zu empfehlen.  8,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review September 04: TOYZ - House Of Cards - 2004 (11 Songs, 53:16 Minuten)

Aus dem Hause Escape Music kommt der "Bauchklatscher des Monats" September. Der im Infoblatt angepriesene "Arena Rock" der Franzosen von TOYZ entpuppt sich als langweiliger, anspruchsloser Hardrock ohne Wiedererkennungswert, ohne Hooklines, ohne Klasse, ohne alles. Warum bekommen solche talentfreien Schwachmaten einen Plattenvertrag? Warum werde ich mit so etwas belästigt? Warum werden für so einen Kram Rohlinge verschwendet? Wenn ihr diesen Monat eine Hardrock-CD kaufen wollt, dann holt euch lieber "Brand New Morning" von MAGNUM. Möchte noch jemand wissen, wie die einzelnen Musiker von TOYZ heißen? Wann die Band gegründet wurde und wer "House Of Cards" produziert hat? Nein? Genau, warum auch...?

Fazit: Warum?  2 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review September 04: TRAUMA - Imperfect Like A God - 2003 (9 Songs, 37:57 Minuten)

Eine recht heftige Mixtur aus technischem Death Metal und brutalem Neo Thrash drücken die polnischen TRAUMA (ex-THANATOS, eine der dienstältesten Death Metal-Bands aus Polen) auf "Imperfect Like A God" in den Skat. Ein bisschen SUFFOCATION, eine Prise VADER, dazu einen Löffel THE HAUNTED. Manchmal erinnert mich die Mucke aber auch an den ersten Output der Italiener DISARMONIA MUNDI (und zwar, bevor sie in SOILWORK, CHAPTER ITALY umbenannt wurden). Mindestens zehn Durchgänge brauchen TRAUMA, bevor sie euch die Rezeptoren mit Dopamin zukleistern, dann aber nachhaltig. Manchmal vergessen TRAUMA bei all ihrem technischen Anspruch jedoch den Song und verlieren sich aus den Augen. Aber spätestens beim nächsten Song sitzen wieder alle Musiker in einem Sandkasten. Cast Of Characters: Arthur "Chudy" Chudewniak (Vocals), Jaroslaw "Mister" Misterkiewicz (Lead Guitar), Pawel "Firana" Krajnik (Bass) und Arkadiusz "Maly" Sinica (Drums). Letztgenannter flabattert (nein, ich weiß auch nicht, was das heißt) auch dann um sein Leben, wenn ihm der Songwriter eigentlich eine kleine Verschnaufpause zugedacht hatte. "Nix da, die Fußmaschine hab' ich stundenweise gemietet, jetzt baller' ich auch, was die Socken hergeben", mag sich "Maly" gedacht haben. Und knallt in bester KATAKLYSM-Manier jedes noch so kleine Soundloch zu. Das kann natürlich für den Hörer auch durchaus mal etwas zu anstrengend werden, was TRAUMA in der Wertung den einen oder anderen Punkt kostet. Trotzdem: wer wissen will, was im polnischen Extrem Hartwurst-Bereich außer BEHEMOTH und VADER (ATROPHIA RED SUN?) noch so geboten wird, sollte TRAUMA mal anchecken. Empire Records bieten euch hier die Möglichkeit, das Stück "Hidden Seed" herunter zu laden. Check It Out!

Fazit: Technischer Death Metal aus Polen, abwechslungsreich, aber auch anstrengend.   6,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review: TRISTANIA - World Of Glass - 2002

Längst kein Geheimtipp mehr sind die Skandinavier mit ihrem bombastischen Mix aus Klassik, Metal und Goth. Sie haben sich durch konsequente Leistung und stilsichere Weiterentwicklung berechtigterweise zu einem gefragten Major-Act gemausert, und die Zeiten der Festival-Tingeleien dürften nun spätestens mit dem aktuellen Output vorbei sein und TRISTANIA die Verträge diktieren. Das Label hat's erkannt und spendiert der Band eine künstlerisch würdige und hochwertige Aufmachung. Die beiden Songwriter, Anders Hidle und Einar Mön haben als Duo mal wieder hochqualitative Arbeit abgeliefert: neben den markanten Chören, wieder durch zahlreiche Non-Members aufgewertet, beweisen sie, dass man auch zu düsterer Stimmung gewaltig rocken kann. Im verspielten Opener "The Shining Path" dröhnen simpel- geniale Heavy-Riffs zu düsteren Growls und Doublebass, und TRISTANIA nehmen Land ein, welches die mittlerweile verpoppten THEATRE OF TRAGEDY niemals erreichten. "Wormwood" setzt den anscheinenden Widerspruch von Klassik und echten Headbangerqualitäten konsequent und unglaublich homogen fort. Die Wucht und der gesangliche Aufwand einer Oper wechseln sich mit der Energie düsterer Metal-Riffs ab, ohne zerrissen zu wirken. Im ruhigen Mittelpart thront die unglaubliche Stimme Vibekes zerbrechlich über sanften Akkorden. Man kann sich dem kaum entziehen. 110%iger Gothic-Rock folgt mit "Tender Trip On Earth". TRISTANIA schaffen es mal wieder, simpelste Akkordfolgen durch ihre aufwendigen Arrangements und Melodielinien zu wahrlich packenden Werken zu schmücken. Die Klassik wird mal weggesteckt, und wenn das Vibeke/Osten-Duo zum Refrain anstimmt, werden live die Feuerzeuge sicherlich eine Halle erleuchten. Akustikgitarren erinnern an die seligen FIELDS OF THE NEPHILIM, bevor den Headbangern wieder ordentliches Mattenmaterial geboten wird. Man muss natürlich ehrlich sein und bekennen, dass Vibekes wunderbare Vocals und ihre Erscheinung auf der Bühne mit zum Erfolg und der Faszination von TRISTANIA beitragen. Eine seltene Kombination von Ausstrahlung und technischer Perfektion, wie ich sie bisher nur LACUNA COILs umwerfender Cristina Scabbia zugesprochen habe. Vibeke, die sich im klassischen Segment in direkter Konkurrenz zu Tarja von NIGHTWISH bewegt, setzt ihre Stimme wesentlich variabler und gefühlvoller ein als ihre Kollegin. Egal, ob fragile Passagen wie in "Deadlocked" oder brillanter, treffsicher Kopfsopran wie in der Mitte des Openers: Vibeke regelt's, als wär's ihr in die Wiege gelegt. Experimentell wirken die gelegentlichen Soundexperimente Einars. Etwas gewagt modern kommen die Loops in "Lost" oder das fast RAMMSTEIN-artige Intro von "Selling out". Ebenfalls im sehr langen und theatralischen "Crushed Dreams" bewegen sich die Keyboard- Sounds an einer stilistischen Grenze - noch nicht störend, aber etwas abseits des restlichen Songmaterials. Bei "The Modern End", dem letzten Stück der Scheibe, kann sich Einar am Keyboard nochmal richtig austoben. Dabei handelt es sich eh um eine SEIGMEN-Coverversion. Gleichzeitig der schwächste Track des Albums. Wer die instrumentale und gesangliche Vielfalt TRISTANIAs kennt, kann sich vorstellen, dass eine Produktion eines TRISTANIA-Albums sicher nicht trivial ist. Hier wurde sie aber bestens gelöst. Der Sound ist dicht, wie es sich gehört, hat genügend Druck und Fundament, und dennoch hat jedes Instrument, sei es noch so fein, seinen Platz im Panorama. Terje Refsnes, der als Mädchen für alles Produktion, Engineering, Mix und Mastering zuständig war, hat einen Bombenjob abgeliefert (und das in wesentlich kürzerer Zeit, als z.B. beim aktuellen KING DIAMOND Album benötigt wurde!) Leider werden heute immer noch begabte Bands durch inkompetente Knöpfchendreher kaputtgemacht, aber Gottseidank nicht hier. Es wäre schade drum gewesen. "World Of Glass" ist ein rundum gelungenes Album. Die volle Punktzahl wird durch einige wenige Längen verwehrt, aber wirkliche Patzer sucht man vergebens. Hätte man das Niveau von "The Shining Path" oder "Tender Trip On Earth" über die 60 Minuten halten können, hätte ich zum ersten mal in meinem Leben volle Punktzahl geben können, aber für eine knappe 9 reicht es auch bei mir Nörgler immer noch!

Fazit: 9 von 10 Punkten Gastrezensent: Stefan "Steve" Machwirth von  http://www.was-ist-Fido.de 

Review Januar 05: TRISTANIA - Ashes - 2005 (8 Songs, 47:50 Minuten)

Mit der Kombination aus schwarzmetallischer Eiseskälte, Death-Grunts und der warmen, wundervollen Stimme von Front-Elfe Vibeke Stene konnten mich TRISTANIA vor über fünf Jahren mit ihrem Album "Beyond The Veil" begeistern. Danach hatte ich die Norweger völlig aus den Augen (Ohren?) verloren, bis mir Steamhammer/SPV dieser Tage ein neues Lebenszeichen der Band schickte. Der Opener "Libre" zeigt, dass TRISTANIA nichts verlernt haben, ein sehr guter Song mit leichtem FINNTROLL / AJATTARA-Einschlag. Erheblich leisere Töne schlägt "Equilibrium" an, leider kommt der Song überhaupt nicht aus dem Quark. Auch bei den folgenden Songs pendelt (oder sollte ich sagen: eiert) die Band mit den drei Vokalisten zwischen uninspiriertem Gitarren-Indierock ("Shadowman") und völlig belanglosem Gedudel ("Cure") hin und her. Meine Enttäuschung legt sich auch in den nächsten Tagen der Beschäftigung mit "Ashes" nicht mehr, zu experimentell, zu zerfahren, zu wenig songorientiert klingt das Material. Obwohl die handwerkliche Klasse der Norweger unbestritten ist und vom Layout bis zum Sound alles erstklassig ist: nein, das sind nicht mehr die TRISTANIA, die ich einmal gut fand. Auch, wenn es nicht vergleichbar sein mag: ich fühle mich beim Hören von "Ashes" immer wieder an die von mir einstmals so geschätzten THE GATHERING erinnert, die sich auch immer weiter von ihren ursprünglichen Wurzeln entfernen. Wer musikalische Weiterentwicklung jedoch für etwas notwendiges hält, kann sich ja mal meine beiden Anspieltipps "Libre" und Shadowman" durch die Lauscher pfeifen. Ach, übrigens: im Februar 2005 gehen TRISTANIA mit NIGHTWISH auf Tour. Mich werdet ihr da jedenfalls nicht sehen...

Fazit: Musikalische Weiterentwicklung auf Norwegisch. 5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review: TUNNELVISION - Tomorrow - 2002

"Hier - den Scheiß kannst du besprechen - ist so'n Prog-Kram..." - mit diesen liebevollen Worten drückt mir der überzeugte Prog-Hasser und Toleranzbolzen Czelle das aus dem Hause Massacre Records stammende Scheibchen in die Hände. Ick sit da man mit.... Tja, mal reinhören, "Prog-Kram" trifft es schon mal ganz gut, DREAM THEATER als Referenz zu nennen, wäre jedoch vermessen, denn deren Klasse erreichen die fünf Finnen zu keiner Sekunde, auch wenn Sänger Marko Waara seine Sache mehr als ordentlich macht (auf der Website der Band heißt es "...vocals that could be compared to the greats like Dickinson, Ozzy and James La Brie..." - sicher, und ich bin ein ähnlich guter Journalist wie Peter Scholl-Latour...) und auch die restliche Mannschaft sich recht wacker durch das teilweise recht heftige Material schlägt. Laut Infoblatt wurde TUNNELVISION "1995 gegründet mit dem Ziel, den Prog Rock der Siebziger im Stil von YES, GENESIS, UK oder RUSH mit dem Stil von Metalbands wie MAIDEN oder DIO zu verbinden und mit einem zeitgemäßen Sound zu versehen". HURZ! An Ideenmangel scheinen die Jungs zumindest nicht zu leiden, zehn Songs in knapp 64 Minuten sind auf diesem Silberling vertreten .1999 haben TUNNELVISION bereits ihr Debut "While The World Awaits" über Angular Records auf die Zuhörerschaft losgelassen, damals noch mit Tastendrücker Kari Tornack, der 2001 durch den jungen Keyboarder Vili Ollila (Willy? Oh. Lila.) ersetzt wurde. Die Scheibe ließ mich damals ziemlich kalt, ich hielt mich lieber an die Originale, und die heißen nun mal DREAM THEATER. "Tomorrow" ist jedoch in jeder Hinsicht ausgereifter als das Debut, die fünf Saunasitzer wissen, wie man trotz aller technischer Verspieltheit eingängige Songs mit mächtigen Hooklines bastelt. Der 7 Minuten - Hammer "The Hermit (Wait And see)" ist so ein Song, hier blitzen wirklich mehr als einmal die Vorlagen der Prog-Väter aus England und Kanada auf. Feines Teil. "Silence" ist eine sehr eingängige Halbballade, "Parasites" sowie "Lightning" bestechen durch ihre eingängigen Refrains, sind aber ansonsten eher einfallslos instrumentiert. "Time Of The Hunter's Moon" läuft mit seinen AYREON-Anleihen an mir vorbei, ehe dann das schon erwähnte "The Hermit..." den ersten Höhepunkt auf "Tomorrow" markiert. "Don Juan's Triumph" offenbart dann eindrücklich den gesanglichen Abstand zwischen Vorbild James La Brie und Waara. "Ribbon Of Tears" kommt unserem Aushilfs-Ozzy da schon eher entgegen und ist eine eher ruhige Melodic-Prog-Nummer, ganz nett, aber nicht zwingend. Danach folgt mit "Long Voyage Back" ein Track, der als reine Instrumental-Nummer viel besser gewirkt hätte, die Vocals stören hier nur. Aus rein instrumentaler Sicht das Album-Highlight. Das Schlusslicht hört auf den Namen "While The World Awaits", ist elf Minuten lang und zitiert mehrfach die Prog-Freaks SPOCK´S BEARD. Aldi-Dickinson Marko Waara hat übrigens schon eine güldene Schallplatte über dem Klo hängen, er hat  nämlich die Backing Vocals zum vergoldeten "Destiny"-Album von STRATOVARIUS eingesungen. Hurrijasses! Mir doch egal. Alles in allem stört mich an diesem Album nur der wenig außergewöhnliche Sänger. Auf das nächste Album aus Helsinki freu ich mich trotzdem. Bei der nächsten Scheibe heißt es dann aber: Make It Or Break It... (Or Break The Neck Of Your Vocalist...)

Fazit: Prog Metal aus Finnland mit Aldi-Sänger. 6,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review September 04: TURISAS - Battle Metal - 2004 (12 Songs, 57:21 Minuten)

Der Albumtitel sollte eigentlich alles klarstellen. Hier wird mit Pauken und Trompeten in die nächstbeste Schlacht gezogen. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Was die Finnen (benannt nach dem alten finnischen Kriegsgott) um den Frontmann Warlord Nygard auf ihrem Debut fabrizieren, ist epischer Folk Metal, welcher sich aber kaum in irgendeine Schublade stopfen lässt. Als grobe Orientierung seien ENSIFERUM oder FINNTROLL genannt, auch wenn letztere wesentlich Death Metal-lastiger und schneller zur Sache gehen. Das Intro "Victoriae & Triumphi Dominus", hätte sich bestens als musikalische Untermalung der Schlachten bei "Herr der Ringe" gemacht. Heroische Trompeten treffen auf epische Chöre, welche auf den nächsten Kampf einzustimmen scheinen. Das folgende "As Torches Rise" strotzt nur so von Bombast. Ein ganzes Orchester aus Posaunen und Trompeten scheint hier am Start zu sein. Und diese folkloristischen Elemente drängen sich vehement in den Vordergrund, so dass die - wenn auch fett produzierten Gitarrenriffs - zur Nebensache werden. Alles nett in Szene gesetzt, mich nervt es aber nach einiger Zeit, da ich es einfach zu überladen finde. Das im Mittelteil des Songs platzierte schnelle Violinensolo hat im Gegensatz schon seine Reize und zaubert mir doch ein fettes Grinsen auf die Lippen. Die Stimme von W. Nygard hätte nicht passender zur Musik sein können; bis auf ein paar clean gesungene Ausnahmen brüllt er schön rauh. Im Titeltrack "Battle Metal" erinnert mich die Stimme gar an "Das letzte Einhorn" von IN EXTREMO. Nun, es gibt wirklich viel zu entdecken auf der Scheibe. Die erwähnten Posaunen und Trompeten sind ein ständiger Begleiter, aber auch andere Instrumente wie Flöte oder eine Hammond-Orgel kommen zum Einsatz. Wie gesagt, das ist alles nett anzuhören und ist sicherlich mit Liebe zum Detail arrangiert, aber trotzdem wäre auch hier wohl weniger mehr. Ich werde hier ganz klar den Landsmännern von FINNTROLL den Vorzug geben. Denn mit Metal hat "Battle Metal" über weite Strecken nicht allzu viel am Hut. Als Anspieltipp für alle, die sich davon gar nicht abschrecken lassen, empfehle ich das balladeske "One More" und im Gegensatz dazu den mit weiblicher Stimme verzierten Song "Midnight Sunrise", der im Übrigen einen klasse Refrain besitzt und somit zu den eingängigeren Songs gehört. Ich für meinen Teil brauch' aber jetzt erst mal eine große Portion stumpfen Death Metal...

Fazit: Bombastischer, heroischer Folk/Viking Metal, der seine guten Momente hat, mich aber trotzdem nicht mitreißt.  6 von 10 Punkten Michael Jehles

Review Juni 08: TURISAS - The Varangian Way - 2008 (8 Songs, 42:52 Minuten)

Das zweite Album der Finnen nach dem 2004er Debut Album "Battle Metal" kommt weitaus kräftiger daher. Zwar basiert der Stil immer noch auf Folk-Metal, jedoch kommen die Songs auf dem zweiten Longplayer wesentlich härter, schneller und voluminöser rüber. Auch scheint Mathias "Warlord" Nygard an seiner Stimme gearbeitet zu haben, die zwischen klarem kräftigem Gesang und Death Metal Shouts variiert und in sämtlichen Lagen voller Volumen und Virtuosität steckt. Frau würde behaupten die Stimme sei durchaus erotisch. Die Songs sind gespickt mit Folk-Elementen wie Akkordeon, Violine und Orgel, durchweg mit Chören ausgestattet, die einem eine Gänsehaut der Begeisterung über den Körper laufen lassen - dennoch überwiegen die Elemente des Power Metal. Eine grandiose Kombination, die sich in nahezu allen Songs widerspiegelt. Auf der einen Seite entsteht eine mystische Atmosphäre, auf der anderen Seite sind die Songs durch und durch gefühlvoll geschrieben, gespielt und produziert. Man merkt den Jungs den Spaß an der Musik förmlich an. Die Doublebass sorgt für den nötigen Druck und eine hohe Geschwindigkeit, was durch die vor Kraft und Virtuosität strotzenden Gitarren unterstrichen und mit den Folk-Elementen zu einem imposanten, nahezu epischen Gesamtwerk ausgebaut wird. Mein absoluter Anspieltipp aus diesem Album ist Song Nummer acht,  "Miklagard Overture" der mit 8:18 Minuten nicht nur der längste Track der Scheibe ist, sondern auch wirklich das gesamte Können der sechs Finnen zeigt. Von langsam bis schnell, von klarem Gesang bis zum Shouten, von Folk bis Death Metal.

Fazit : Ein Album zum anhören, abfeiern, Party machen. 9 von 10 Punkten  Oliver Kohlhammer

Review November 04: TWILIGHTNING - Plague-House Puppet Show - 2004 (10 Songs, 46:57 Minuten)

Melodischer Power Metal aus Finnland. Wer jetzt schon das nächste Review anklickt, hat selber Schuld. Denn im Gegensatz zu all den anderen Pasis, Rantas, Tapsis, Tipsys und Tinkiwinkys ist die Bezeichnung Power Metal hier absolut treffend. Diese Jungs haben Eier! Sicher, auch hier hört man (nicht verwunderlich bei der Herkunft) jede Menge STRATOVARIUS oder auch KOTIPELTO heraus, aber alleine die beiden Gitarristen Ville Wallenius und Tommi Sartonen fahren eine derart fette Gitarrenwand, dass sich Mr. Tolkki verwundert die Augen reiben würde. Dazu kommt mit Heikki Pöyhiä (das ist mit Sicherheit kein Künstlername...) ein Shouter, der seinem Vorbild James Rivera (HELSTAR, SEVEN WITCHES, DISTANT THUNDER), mächtig nah auf den Fersen ist.  Pöyhiä braucht (im Gegensatz zu seinen eierlosen Sangeskollegen) kein "Sword Of Steel", um den "Dragon" in die Flucht zu schlagen: das macht er mit "Stimmbändern Of Steel"! Auch Keyboarder Mikko Naukkarinen trägt mit seinem 80er Jahre inspirierten Spiel viel zum guten Sound bei. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Ein großes Manko auf "Plague-House Puppet Show" ist das Gros der Songs, das einfach zu gleichförmig ist und zu wenige richtige Hooklines enthält. Positiv heraus stechen hier leider nur die Songs "Diamonds Of Mankind" und "Victim Of Deceit". Bei "Diamonds Of Mankind" z.B. sind alle Stärken von TWILIGHTNING vereint, und Zack! haben wir einen großartigen Song. Doch zu oft verpufft die Wirkung der grandiosen Gitarrenarbeit (was die beiden Axemen hier an Leads, Licks und Soli auffahren, hat Weltniveau), weil dem Song ein Chorus fehlt, der hängen bleibt. Und selbst James Rivera könnte aus einem schlechten Song keinen Hit machen. Und wo ich gerade beim Meckern bin: Welcher Volldepp hat diese grausamen, elektronischen Drumfills über das Fundament von Drummer Juha Leskinen gelegt? Wir sind doch hier nicht bei MODERN TALKING! Wer ist dafür verantwortlich, hä? Raus mit der Sprache! Und wer hat den Track "The Fiend" bei 4:22 Minuten einfach abgeschnitten? Idioten! Zweehundert Puls habbich.... bald! Dooh...! Fassen wir zusammen. Wären alle Songs auf "Plague-House Puppet Show" vom Schlage eines "Diamonds Of Mankind", dann hätten TWILIGHTNING die Genre-Kollegen von THUNDERSTONE rechts überholt und Kurs auf den verwaisten Thron von STRATOVARIUS nehmen können. Dass sich jedoch Flüchtigkeitsfehler gravierend auf die Siegchancen auswirken, weiß jeder Rennsport-Fan. Und so ist es auch hier.

Fazit: POWER METAL aus Finnland mit Macken. 6,5 von 10 Punkten   Uwe Harms

Review April 06: TWILIGHTNING - Bedlam EP - 2006 (5 Songs, 21:22 Minuten)

Spinefarm Records schicken ihre Hopefuls von TWILIGHTNING mit der "Bedlam"-EP in die nächste Runde. Nachdem ich die Musik der sechs Finnen schon im Review des Zweitlings "Plague House Puppet Show" als "Power Metal, aber mit Eiern" beschrieben habe, muss zur musikalischen Ausrichtung wohl nichts mehr gesagt werden. Die Besetzung ist die gleiche wie auf "Plague House Puppet Show", Shouter Heikki Pöyhiä hat immer noch Gold in der Kehle und die beiden Gitarrenwizards Ville Wallenius und Tommi Sartonen brennen auch hier wieder ein fettes Feuerwerk ab - zumindest bei vieren der fünf Songs auf "Bedlam", denn der letzte Song "Train To Bedlam" ist eine akustische Lagerfeuer-Ballade, die hier nicht so recht zum Rest des Materials passen will. Aber ansonsten ist in Finnland der ROCK immer noch HARD. Von den enthaltenen Songs gefällt mir das fluffig arrangierte "Rolling Heads" am besten, aber auch der Opener "Space Of Disgrace" kann einiges. Ob der der angekündigte neue Longplayer auch so gut wird, bleibt abzuwarten. Wenigstens machen die Jungs nun keine Flüchtigkeitsfehler mehr...

Fazit: Die Jungs sind auf der Überholspur. 7 von 10 Punkten   Uwe Harms