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Review Juni 05: OBITUARY - Frozen In Time - 2005 (10 Songs, 34:36 Minuten)
Oh mein Metalgod, dass ich das noch erleben darf: ein neues OBITUARY-Album! Aber nun wollen wir mal versuchen, das Album einigermaßen objektiv zu besprechen. Hm, das wird schwierig, denn zum einen freue ich mich wie ein Schneekönig darüber, das OBI mit "Frozen In Time" (das ursprünglich schlicht "Obituary" heißen sollte) ein Album mit allen Trademarks eingetrümmert haben, die ich von den Floridianern erwarte. Keine Experimente, sondern simpler Florida-Death Metal straight in your face. Auf der anderen Seite ist das am 11. Juli 2005 erscheinende Album so "oldschoolig" und eingängig, dass die Langzeitbegeisterung sich erst noch erweisen muss. Fangen wir von vorn an: Der Opener "Redneck Stomp" ist ein Instrumental, bei dem man sehnsüchtig den ersten John Tardy-Vocals seit acht Jahren entgegen fiebert - und dann ist der Song zu Ende. Hrmpf... Doch dann überfällt uns "On The Floor" und wir sind wieder im Jahr 1990! Und binnen drei Minuten ist die Wohnung verwüstet.... bis uns auffällt, dass wir nicht mehr die Kondition haben, um länger als 5 Minuten zu moshen, so dass wir bei "Insane" schnaufend ins Sofa sinken.... Mann, ist das geil! "Blindsided" sollte eigentlich "Samurai" heißen und ist eines der ersten Stücke, dass die Jungs für das Album geschrieben hatten. Ein klassischer OBI-Stampfer mit fetter CELTIC FROST-Schlagseite. "Blindsided" gibt uns Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie es die Jungs geschafft haben, sich völlig freizumachen von etwaigen modernen Einflüssen. Sicherlich hat es geholfen, dass die Band immer noch im klassischen Line Up am Start ist: John Tardy (Vocals), Donald Tardy (Drums), Trevor "Bone" Peres (Guitar), Allen "Big Al" West (Guitar) und Frank Watkins (Bass). "Back From The Dead" (1997) war das letzte Studio-Album der Tampa-Boys, und hatte bis auf den Übertrack "Threatening Skies" (ImhO) nicht viel zu bieten. Doch nun ist wieder alles gut, John Tardy hat wieder Lust aufs Touren bekommen, die anderen waren eh immer hochmotiviert und Trevor's Augenringe sind tiefer als je zuvor. Das mag am Alter, sicher aber auch an seiner sagen wir mal, "leichten Affinität" zu gewissen Substanzen liegen. Egal, der nächste Song heißt "Back Inside" ist ein schneller Brecher aus der Feder von Trevor Peres mit super simplen Riffing. Zack, und schon wieder purzel' ich schreiend durch die Bude wie 'ne Ente auf Spüli. Genau so muss ein OBITUARY-Song klingen! A Propos klingen: aufgenommen wurde "Frozen In Time" von der Band in Zusammenarbeit mit Mark Prator und (natürlich) Scott Burns in den Red Room Studios, gemixt und gemastert wurde das Album von Tom Morris im legendären Morrissound Studio. Doch zurück zu den Songs. "Mindset": grollend, bedrohlich, simpel, perfekt. "Stamp Alone": ungläubiges Staunen. Aaaaarrrrrghhhh!!!!!! Das ist es! Darauf hab' ich all die Jahre gewartet! "Slow Death" bestätigt wieder einmal meine Meinung, dass es neben John Tardy keinen besseren Death Metal-Sänger geben kann. Was für ein Kehlen-Inferno! Und sein Bruder Donald bringt mit seinen Töpfen meinen Subwoofer an den Rand des Suizids. "Denied" und "Lockjaw" sind dann nicht die beiden letzten Stücke, sondern nur die Songs, bevor man wieder auf "Play" drückt. Hiermit möchte ich mich auch im Namen der Hifi-Industrie für ein mehr als gelungenes Comeback bedanken. Oder wie ABBA sangen: "Thank You For The Music".....
Fazit: Ein mehr als würdiges Comeback! Thank you, guys... 9 von 10 Punkten Uwe Harms
Review September 06: OBSCENE GESTURE - Demo 2005 - 2005 (7 Songs, 10:58 Minuten)
Keine Scheibe befand sich in letzter Zeit so oft in meinem Player wie das 2005er Demo der Kalifornier OBSCENE GESTURE. Sieben Songs in knapp elf Minuten, wobei eine Minute schon für das coole Intro draufgeht. Die restlichen sechs Songs zerschroten auf sehr erfrischende Weise alle in den vergangenen Jahren angewöhnte Hörgewohnheiten und katapultieren mich direkt zurück ins Jahr 1985. D.R.I. veröffentlichten "Dealing With It" und S.O.D. "Speak Englisch Or Die". Und genau diesem Sound widmen sich die vier Verrückten von der "OG-Crew". Die sechs Songs knallen sofort ins Stammhirn, sind von jeglichem Ballast befreit und kommen sofort auf den Punkt. Sänger/Gitarrist Guy Green schreit seinen Frust in bester Billy Milano-Manier heraus und gniedelt dazu die schönsten Kerry King-Gedächtnis-Leads seit "Show No Mercy". Groß! Die Köpfe hinter OBSCENE GESTURE sind Sänger/Gitarrist Guy Green (GUTTERTHUG) sowie Drummer Chuck Profus. Die beiden spielten dieses Demo auch zu zweit ein, wobei Green alle Gitarren- und Bass-Spuren einspielte und sang und Profus für das wummernde Fundament zuständig war. Im April 2006 waren dann endlich die richtigen Mitmusiker gefunden, um aus OBSCENE GESTURE eine vollständige Band zu machen. Guy rief seinen alten AGENT STEEL-Kumpel George Robb (die beiden spielten zusammen auf dem Klassiker "Skeptics Apocalypse"; übrigens auch 1985 veröffentlicht), der sofort begeistert war, den Bass bei OG zu übernehmen. Die Lead-Gitarre ging an den Ex-BODY-COUNT-Recken Vince "Vincident" Dennis. Zurzeit arbeitet die Band am Full Length-Debüt, das Ende 2006/Anfang 2007 erscheinen soll. Also: wer einen SLAYER, D.R.I. oder S.O.D.-Aufnäher auf seiner Kutte hat und schon zur Hochzeit des Thrash Metal dabei war, der sollte - nein, muss - OBSCENE GESTURE lieben. Hörproben gibt es auf der My Space Seite der Jungs. Egal, ob man es Crossover, Thrash oder Metalpunk nennt: Dieses Demo atmet, scheißt und LEBT den Spirit der 80er Jahre! Now raise your middle finger! This is the shit!
Fazit: Großartige Zeitreise. Wann hätte ich je einem Demo neun Punkte geben sollen, wenn nicht jetzt? 9 von 10 Punkten Uwe Harms
Review: THE OCEAN - Fogdiver - 2003 (5 Songs, 30:02 Minuten)
Das 8-köpfige Kollektiv aus Berlin bemusterte auch Metal-Presse mit ihrem neusten Output "Fogdiver", weswegen der Name auch in unserer Szene in letzter Zeit häufiger auftauchte. Zweifellos sind einige Aspekte dabei, die es rechtfertigen, den Schritt zu den Mattenträgern zu wagen. So klingen doch gerade zu Beginn der CD die Akkorde durchaus nach NEUROSIS und verbreiten eine etwas experimentell-düstere Stimmung. Doch Vorsicht! Wenn diesem Album etwas fehlt, ist es die Konsistenz und man sollte bloß nicht aufgrund kurzfristiger Höreindrücke versuchen, die Musik schon mal irgendwo einzuordnen. Spätestens nach ein paar Minuten sollten die jazzigen Fragmente hellhörig machen, dass hier nichts ist, wie es scheint. THE OCEAN zelebrieren hier eine wilde Mixtur aus harten Akkorden, jazziger Spielerei, und leider auch einer Menge deutschtümlicher Alternativ-Retro-Mucke der frühen 80er. Das sehr verspielte "Endusers" ist ungefähr so gut zu beschreiben wie Barmusik im 3. Jahrtausend, ersonnen in der Fantasie eines David Lynch. Heavy stuff, aber für Musiker durchaus nicht uninteressant. Texte gibt es ohnehin nur in der Form, dass verfremdete Stimmen im Off ein paar Weisheiten von sich geben. Ansonsten sprechen alle Instrumente, die man sich so vorstellen kann. Härte ist leider ein zu seltener Gast auf diesem Album. Jeder Song ist etwas abgespaceter als sein Vorgänger, und wenn es zum Schluss wieder etwas härter werden sollte, geschieht dies nur deswegen, weil THE OCEAN die Bratgitarren als Element unserer Metal-Musik einfach entliehen haben, genau wie sie alle Stilelemente in sich aufsaugen und verwerten. Dieses Album ist alles andere als Metal und hat in dieser Rubrik auch nichts verloren. Der künstlerische Aspekt, der hier zelebriert wird und nicht vordergründig eine Alibi-Funktion ausübt, verbietet eine schlechte Bewertung, aber wer aufgrund manch interessanter Aspekte über einen Kauf nachdenkt, sollte sich vorher den letzten Song mal beispielhaft komplett durchhören und seine Leidensfähigkeit oder Offenheit überdenken.
Fazit: 6 von 10 Punkten Gastrezensent: Stefan "Steve" Machwirth von http://www.was-ist-Fido.de
Review: OF TREES AND ORCHIDS (INGURGITATING OBLIVION) - Thought Cathedral - 2001
Diese Band macht es einem Rezensenten wirklich nicht leicht. Das fängt schon bei den zwei Namen an. ??? Tja, nach der Veröffentlichung dieser CD haben sich OTAO in INGURGITATING OBLIVION umbenannt, weil die Band der Meinung war, der alte Bandname passe nicht mehr zur textlichen und musikalischen Ausrichtung. Nun gut, aber damit hören die Schwierigkeiten für den geplagten Kuli-Quäler noch lange nicht auf. Ich könnte ja jetzt schreiben, die Norddeutschen spielen seit 1997 Death Metal, komplex und vielschichtig, klingen ähnlich wie Morbid Angel. Basta, 5 Punkte. Geht aber nicht: zunächst einmal ist der Sound von INGURGITATING OBLIVION zwar unleugbar stark von MORBID ANGEL - Einflüssen geprägt. Aber alleine der Umstand, das auf "Thought Cathedral" vier Vocalisten (drei Männer, eine Frau) zu hören sind, verbietet eine solch simple Beurteilung. Von der textlichen Ausrichtung ganz zu schweigen: Was sich Texter, Bassist, Sänger und Gitarrist Florian Engelke da so an Lyrics ausgedacht hat, entzieht sich zum Teil meinem Urteilsvermögen, da fehlt mir der "intellektuelle Zugang". Beispiel gefällig? "Sometimes silence tortures the lucid consciousness to such a degree that the quality of observation dilutes in the passionless void of my apathy. From time to time it oppresses reflection and gnaws at its wings until croaking delusions rot in the blood of their self -caused wounds." (aus: "What might await me beyond the thought – cathedral´s gorge ?") Das klingt toll, begreifen tu ich's aber nicht. Höchstens Sachen wie "During serenades of Chopin and Tschaikowsky the horned serpent Ninnghizhidda winded up the arcades murmuring cryptic spells. Enki, the father of deep sang ancient poems in a warlike manner, and I saw the majestic gardens of Babylon and Ur in their spendid times." (aus "Thought Cathedral"), so etwas spricht mich an, da denke ich an H.P. LOVECRAFT. INGURGITATING OBLIVION jonglieren mit Sprachen, Literatur, Bildern, Jazz-Versatzstücken, setzen weibliche Vocals (Gast-Sängerin Elfi Ballman) ein, Florian schreibt Lyrics über Bilder von Joel Peter Witkin ("Harvest"), interpretiert Werke von Wolfgang Borchert. Ob der wohl auch mal einfach nur "FICKEN!" schreit? Na, muss man ja auch nicht, kann aber befreiend wirken, hehe. Die technische Seite ist über jeden Zweifel erhaben: Was Florian (rhythm and lead guitars, bass, guitar synthesizer, screams), Karsten Schöning (rhythm and lead guitars, growls) und Drummer Dirk Janssen sich hier aus dem Ärmel schütteln, ist wirklich erstklassig, nach der Produktion (Soundlodge Studio) des Albums hat man sich noch Sascha Hermesdorf (bass) ins Boot geholt. Also, wer Lust hat, sich mit einem komplexen, unglaublich variantenreichen Death Metal Album richtig lange zu beschäftigen, wer nicht vor hörspielartigen Intermezzi und effektvoll eingesetzten Synthesizern zurückschreckt, der sollte sich "Thought Cathedral" auf jeden Fall mal anhören. Wer aber bei Death Metal an BOLT THROWER denkt und sauer ist, wenn sich nach 14 Minuten "schon" das zweite Riff durch die Boxen schiebt, für den ist "Thought Cathedral" pure Zeitverschwendung.
Fazit: Death Metal für intellektuelle Überflieger. 7 von 10 Punkten Uwe Harms
Review September 06: OLD - Down With The Nails - 2006 (9 Songs, 34:18 Minuten)
Rumpelröchelpolterschepper. Wer der Meinung ist, Black Metal müsse genau so klingen, als wären wir immer noch im Jahr 1983, der ist bei OLD (sinniger Name) genau richtig. Wer der Meinung ist, Schwarzmetall war nie besser und intensiver als zu Zeiten der Frühwerke von BATHORY, HELLHAMMER und SODOM, der wird an "Down With The Nails" seine helle Freude haben. Das erst 2003 gegründete Quintett aus dem rheinischen Siegen rotzt seinen Black Metal so räudig und authentisch raus, dass man die Jungs glatt für Veteranen halten könnte. Ein übriges leistet die "herrliche" 20 Mark-Kellerproduktion mit tonnenweise Hall auf den Vocals von Frontköter Reaper. Die einzelnen Songs klingen aufgrund der selbst auferlegten stilistischen Limitierungen erwartungsgemäß recht gleichförmig, enthalten aber jede Menge cooles Riffing und mit dem Opener "Black Jewel Throne" sowie dem Titelsong und Rausschmeißer "Down With The Nails" zwei kleine Hits. Rein objektiv reicht das für knappe sieben Punkte, die oben genannte Zielgruppe darf aber noch einen Zähler hinzufügen. So, ich werd' jetzt erstmal die alten HELLHAMMER-Tapes rauskramen. EAT METAL, LOSER! UUHH!
Fazit: Räudiges Old School Black Metal-Debüt. 7 von 10 Punkten Uwe Harms
Review: OLD MAN'S CHILD - In Defiance of Existence - 2003
Au weia. Black Metal ist nun wirklich nicht mein Ding, bis auf ein paar Standard-Werke (EMPEROR, IMMORTAL, MARDUK und DIMMU BORGIR) habe ich Black Metal-mäßig nichts im Regal. Letztens habe ich in Köln mal CRADLE OF FILTH gesehen, was für ein Kasperle-Theater. OLD MAN'S CHILD also, und hier ist nicht Alm Öhi und seine Heidi gemeint. O.M.C. haben bereits fünf Alben veröffentlicht, die Band existiert seit 1993. Galder heißt der Kopf dieser Band, hauptamtlich klampft er bei DIMMU BORGIR, bei O.M.C. darf er neben den Klampfen (lead, acoustic und bass) auch das Mikro anschreien und die Tasten malträtieren, produziert hat Galder das Album in den Fredman Studios auch noch selbst, Fredrik Nordström durfte zusehen und das Engineering übernehmen. Und weil Nordström gerade da war und mit seiner Band DREAM EVIL die neue Scheibe "Evilized" aufnahm, durfte DREAM EVIL's Gitarrenwizard Gus G. auch noch ein paar Gitarren-Leads beisteuern. Tja, und nun lieg ich hier im Bett, hab' Kopfhörer auf, das Notebook auf den Knien und muss zugeben: das Ding gefällt mir! Galder, Jardar und "Uncle Fester" Nicholas Barker blicken auf "In Defiance of Existence" mehr als einmal über den Rand ihres schwarzen Tellers und bauen Death Metal-Elemente (Gesang) und Thrash Metal Riffing in ihre Songs ein. Der zweite Gitarrist Jardar gibt sich Galder gegenüber keine Blöße, Barker trümmert sein Kit in gewohnter Präzision in Grund und Boden, Mannomann, der Typ ist eine Maschine! Braucht ihr 'ne Schublade? OLD MAN'S CHILD spielen symphonischen Black Metal mit Death- und Thrash Metal Anleihen, absolut hochklassig instrumentiert. Die meisten Songs sind im Up-Tempo Bereich gehalten, wenn auch nicht so schnell wie MARDUK auf "Panzerdivision Marduk". "In Defiance of Existence" ist ein gutes Black Metal Album geworden, DIMMU BORGIR Fans kaufen das Ding sowieso, alle anderen sollten mal ein Ohr riskieren. Anspieltipps: Der Opener "Felonies of the Christian Art" und Track Nummer vier, das Titelstück der Scheibe.
Fazit: Pflichtkauf für DIMMU BORGIR Fans... 7,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review: OMEN - Reopening the Gates - 1997
Zehn Jahre hatte man die Fans auf neues Ohrenfutter warten lassen und dann das. 1983 von Leadgitarrist und Hauptsongwriter Kenny Powell gegründet, veröffentlichten OMEN in den Achtzigern Jahrhundertscheiben wie "The Curse", "Battle Cry" und "Warning of Danger". 1987 stieg der Göttersänger J.D. Kimball aus, wurde von Coburn Pharr ersetzt, mit dem man 1988 das (zumindest für OMEN-Verhältnisse) zweitklassige Album "Escape to Nowhere" aufnahm, dann wurde es still. 1996 hatte Kenny Powell das Rentnerdasein satt und startete neu durch. Mit neuen Kompositionen im Gepäck rief er seinen alten Kumpel J.D. Kimball an - und bekam einen Korb. Kimball hatte kein Interesse an einem Comeback mit seiner ehemaligen Combo. Frustriert wollte Kenny aufgeben, als sein 18-jähriger Sohn am Frühstückstisch zu ihm sagte: "Papa, warum lässt du mich nicht die Songs einsingen?". Und so kommen wir in den "Genuss", auf einer offiziellen OMEN-Veröffentlichung das Organ von Kenny Powell's Sohn Gregg zu hören. Der Junge hört sich über weite Strecken so an wie James Hetfield 1987. Das ist, für sich genommen, ja nun wirklich kein Grund, diese Scheibe in den Shredder zu schieben. Wenn die Vocallines aber so unausgegoren wie im vorliegenden Fall klingen, schon. Irgendwie klingt die ganze Scheibe so, als hätte der Sohnemann auf die fertig instrumentierte Scheibe mal eben in fünf Minuten ein paar Vocals eingesungen, damit das Ding veröffentlicht werden kann. Dabei hätte man aus dem größtenteils im Mid-Tempo Bereich gehaltenen Material durchaus mehr machen können, besonders der tonnenschwere Stampfer "Marching the Dead" ist ein Ohrendübel allererster Kajüte. Leider ist von der genialen Leadgitarren-Arbeit Kenny Powells nicht viel übrig geblieben, die Leadgitarre ist schmerzhaft übersteuert abgemischt, das Riffing dagegen ist erstklassig. Nein, von einem OMEN-Album mit diesem Titel erwarte ich etwas anderes. "Reopening the Gates" hat mit den Klassikern von OMEN nichts gemein. Letzte Meldung: Gregg Powell ist ausgestiegen, die Band hat einen neuen Sänger verpflichten können. Er hört auf den Namen Kevin Goocher, nach Aussagen der Band klingt er "wie eine Mischung aus J.D. Kimball und Ronnie James Dio". Ein neues Album hat man mit dem neuen Mann auch schon eingespielt. "Eternal Black Dawn" geht nach Aussagen von Powell musikalisch in die Richtung der Klassiker und soll 2003 veröffentlicht werden. Ok, eine Chance gebe ich euch noch. Und wehe, dat Dingen wird wieder so'n Unfall, dann schick' ich euch meine Omma vorbei, die erzählt euch wat von wegen Old School....
Fazit: "Reopening the Gates" hat mit den Klassikern von OMEN nichts gemein. 4 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Januar 06: ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET - 21st Century Killing Machine - 2006 (12 Songs, 47:37 Minuten)
Er steckte voller Tatendrang, als er 2002 wieder zurückkehrte. Nachdem sich Johan Lindstrand eine Auszeit genommen hatte, um ein bürgerliches Leben zu führen, wollte er nun wieder all seine Energie in seine Band THE CROWN einbringen. Doch während seiner Abwesenheit war auch innerhalb der Band der Frust gewachsen, nicht so richtig vom Fleck zu kommen, dazu gab es Unstimmigkeiten über die musikalische Zukunft der Band. Es kam, wie es kommen musste: nach dem Release der grandiosen Scheibe "Possessed 13" (2003) lösten sich die Schweden auf. Zurück blieb ein frustrierter Johan Lindstrand. Doch anstatt seinen Chef zu fragen, ob er seinen alten Job wieder haben könne, fing Johan an, Songs zu schreiben und sich nach geeigneten Musikern für seine neue Band ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET umzusehen. Lindstrand-Intimus und IMPIOUS-Gitarrist Valle Adzic war der Erste, allerdings wollte er im Undead Quartet lieber den Bass übernehmen. Valle kannte wiederum den Lead-Gitarristen Mikael Lagerblad, der bei einer METALLICA-Coverband spielte und sofort Lust hatte, mitzumachen. Rhythmus-Gitarrist Pekka Kiviaho wurde von FRACTION OF CHAOS abgeworben und da man auf der Suche nach einem Drummer noch nicht fündig geworden war, wurde das 2005er Demo "When Hatred Comes To Live" kurzerhand mit einem Drumcomputer eingespielt, dem man den sinnigen Namen Fredrik "Mysterious" Bergqvist gab. Nuclear Blast signten die Band umgehend und man begab sich wieder auf die Suche nach einem "echten" Drummer, der in RECLUSION-Fellgerber Marek Dobrowolski auch gefunden wurde. Die Band war komplett, das Material geschrieben, die Aufnahmen im Götheborger Studio Bohus Sound mit Produzent Dragan Tanaskovic konnten beginnen. Nun liegt uns seit dem 06. Januar 2006 das Ergebnis dieser Bemühungen vor - ein starkes, abwechslungsreiches Metal-Album mit den schon bekannten Death-Vocals von Johan Lindstrand. Das war es aber auch schon mit den Ähnlichkeiten zu THE CROWN, denn in Sachen Geschwindigkeit nehmen sich OMAATUQ merklich zurück. Blastbeats sind passé, Midtempo ist Trumpf. Fettestes Riffing, bollernde Doublebass und Death-Vocals - eigentlich die richtigen Zutaten für ein richtig gutes Album. Leider lässt bei mir nach ca. 20 Hördurchgängen die Begeisterung deutlich nach, ohne dass ich benennen könnte, warum das so ist. Es wird euch also leider nichts anderes übrig bleiben, als euch das Album irgendwo testweise zu besorgen. Kurzentschlossene sollten sich mal den Song "So Grim, So True, So Real" antun, zu dem die Band auch ein cooles Video gemacht hat. Produziert hat das Video übrigens niemand Geringeres als Maurice Swinkels, der neben seiner Video-Produktionsfirma Low Life Media auch noch den Sängerposten bei LEGION OF THE DAMNED (ex-OCCULT) hat. Ich persönlich finde die Scheibe der Schweden recht gelungen, besonders für ein Debüt, mach' aber jetzt wieder die neue MASTER an...
Fazit: Anständiges Death 'n' Roll Debüt des Ex-THE CROWN-Sängers. 7 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Januar 05: OPHIS - Nostrae Mortis Signaculum - 2004 (4 Songs, 24:51 Minuten)
Ursprünglich als Soloprojekt von RAIN OF ASHES-Drummer Philipp in den Tiefen des Underground erschaffen, steht OPHIS (griechisch: "Schlange") für eine düstere, melancholische, aber auch hasserfüllte Mischung aus Doom Metal und Einflüssen aus dem Death Metal Genre. Entstanden im Laufe des Jahres 2000, wuchs OPHIS kurzzeitig zu einer kompletten Band heran, die jedoch im Jahre 2001 wieder auseinanderbrach, ohne etwas veröffentlicht zu haben. Danach lag das Projekt einige Zeit auf Eis, bis die Schlange sich Ende 2002 erneut erhob, als Philipp die Demo-CD "Empty, Silent And Cold" veröffentlichte, die er komplett im Alleingang einspielte und produzierte. Daraufhin wurde die Band im Oktober 2003 reformiert. Die aktuelle Besetzung besteht aus Philipp (Vocals, Guitar), Jan (Guitar), Olli (Bass) und Richard (Drums). Es folgten die ersten Gigs als Support für PRIMORDIAL und HARMONY DIES. Im Oktober 2004 enterten OPHIS das 3rd Alliance Studio in Wedel und spielten die vorliegende MCD "Nostrae Mortis Signaculum" ein, die ausschließlich neue Songs enthält. Soweit die Fakten, die mir das Infoblatt beschert. Allerdings vermisse ich auf der CD einen Aufkleber, der uns auf erhöhte Einschlafgefahr hinweist. Die vier Songs dieser MCD bringen es auf eine Spielzeit von fast 25 Minuten, die "gefühlten" Werte liegen aber bei mindestens zwei Stunden. Die Gitarristen Jan und Philipp (letzterer ist gleichzeitig verantwortlich für's überaus monotone Röcheln) haben mal eben das Anfängerkapitel von Peter Bursch's Gitarrenbuch durchgeackert, ansonsten kann ich mir das lustlose Rumzupfen nicht erklären. Drummer Richard spielt hierzu meist dermaßen langsam, das es mir schwer fällt, wach zu bleiben. Sorry Jungs, diese Art von Musik ist mir echt zu langweilig. Wer auf Doom der alten Schule á la WINTER abfährt, sollte mal 'n halbes Ohr riskieren. Allen anderen rate ich, die Finger von diesem Schlafmittel zu lassen.
Fazit: "Nostrae Mortis Signaculum" wäre der perfekte Soundtrack für Kevin Kostner's Kinoepos "Postman". Da passiert nämlich genauso viel. 4 von 10 Punkten Daniel Weßling
Review Februar 04: ORPHANED LAND - Mabool - The Story Of The Three Sons Of Seven - 2004 (12 Songs, 68:04 Minuten)
"Sieben Jahre Windstille sind nun vorüber. Der mächtige Sturm namens ORPHANED LAND fegt wieder über das Land - dieses Mal so gewaltig und atemberaubend, dass nichts mehr so sein wird wie bisher." Dieses Zitat aus dem Infoblatt der Plattenfirma als bloßes Geschwafel abzutun, greift hier ausnahmsweise nicht. Denn "Mabool - The Story Of The Three Sons Of Seven" IST über weite Strecken gewaltig und atemberaubend. Was die sechs Israelis hier an traumhaften Melodien und musikalischem Können auffahren, ist in dieser Form wirklich einzigartig. Die Zutaten: Orientalische Einflüsse, Death Metal, Black Metal, Progressive Metal, dazu das Gespür für fesselnde Melodien und die Fähigkeit, all das zu einem faszinierenden Ganzen zusammenzufügen. Das textliche Konzept: "Mabool ('Die Flut') - The Sory Of The Three Sons Of Seven ('Die Helden') ist ein Konzeptalbum, auf dem jeder Song einen anderen Teil der Geschichte widerspiegelt. Es beginnt mit der Geburt der drei Söhne, führt durch ihre gesamte Reise mit all den Abenteuern und endet mit der Flut, die das sündhafte 'Orphaned Land' überschwemmt und mit einem wütenden Sturm zerstört. Die drei Helden sind die Schlange, der Adler und der Löwe, die als die drei Söhne der Sieben beschrieben werden. Sie sind die Söhne der drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) und ungeachtet der heutigen Realität versuchen sie, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Leider schlägt ihre Mission fehl und sie werden der Flut ausgeliefert." Wie das textliche Konzept ist auch die Musik: vielschichtig. Über 30 Gastmusiker sind eingeladen worden, ihr Talent einzubringen, die Vocals wurden in fünf Sprachen (Englisch, Hebräisch, Arabisch, Jemenitisch und Lateinisch) aufgenommen, dazu haben die Musiker noch eine eigene Kunstsprache kreiert, Gibberish. Zehn verschiedene Percussion-Instrumente, dazu - neben der metallischen E-Gitarre - Violinen, Saz, Bouzuki und Oud, Cello, Klavier und klassische Akustikgitarre. Cleane Gesänge, Growls, Gekeife, orientalische Chants. Hier trifft Muezzin auf Metaller, der indische Schlangenbeschwörer auf den amerikanischen Prog-Freak. Alles auf einer CD. Und das erstaunliche daran: alles wirkt wie aus einem Guss, wie natürlich gewachsen. Crossover im wahrsten Sinne des Wortes. "Mabool - The Story Of The Three Sons Of Seven" ist ein Album, bei dem die Kopfhörer eigentlich beigelegt werden müssten. Ein Album, das dich beim Hören weit weg trägt. Und eines, das sich jedem Versuch einer Kategorisierung verweigert. Sänger und Bandkopf Kobi Farhi dazu: "Unsere Musikrichtung ist eine Mischung aus der Vielfalt des Metal, von Progressiv bis Black Metal. Ich würde es 'Middle Eastern Metal' nennen". Ich auch.
Fazit: Eine musikalische Traumreise. Einzigartig. 9 von 10 Punkten Uwe Harms
Review April 06: OSI - Free - 2006 (11 Songs, 48:17 Minuten)
Das "Office Of Strategic Influence" besteht aus den zwei Masterminds Kevin Moore (CHROMA KEY, ex-DREAM THEATER) und Jim Matheos (FATES WARNING). Jim schreddert die Gitarre, Kevin haut dazu in die Tasten und singt. Getrommelt wird auch, standesgemäß kann dieser Slot nur an Mike Portnoy (DREAM THEATER) gehen und wenn man einen Basser braucht, dann fragt man natürlich einfach Joey Vera (ARMORED SAINT, FATES WARNING, ex-ANTHRAX). Nun klingt das Ergebnis nicht annähernd so spektakulär, wie man es anhand des Namedroppings erwarten könnte. Grob umrissen, handelt es sich bei OSI um eine aufwändiger instrumentierte und rockigere Version von CHROMA KEY, dem Elektro-Ambient-Projekt von Kevin Moore. Einige Songs wie z.B. "Kicking" und "Simple Life" hätten auch auf den CHROMA KEY-Werken "Dead Air For Radios" (1998) und "You Go Now" (2000) eine gute Figur gemacht. Doch abseits der ruhigen Momente gibt es auch noch eine andere Facette des OSI-Sounds. Die Songs "Batter", "Free" sowie der Opener "Sure You Will" lassen auch Matheos mal von der Kette und rocken ordentlich. Insgesamt jedoch ist mir "Free" etwas zu elektronisch und zu entspannt geraten. Für CHROMA KEY- bzw. Kevin Moore-Fans mag "Free" - wie auch schon der Vorgänger "Office Of Strategic Influence" (2003) - essentiell sein. Wer allerdings beinharter Metaller ist, der greift wohl besser zu den Stammbands der beteiligten Musiker von OSI. "Free" erscheint am 21.04.2006 über Inside Out Music.
Fazit: CHROMA KEY mit "richtigen" Instrumenten. 6,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review März 03: OVERKILL - Kill Box 13 - 2003
"Kill Box 13" also. Komischer Titel? Nun, die "Kill Box" ist das Fadenkreuz im Bildschirm eines Kampfjetcockpits, mit dem der Pilot den Gegner anvisiert, "13" deshalb, weil es sich um das dreizehnte Studioalbum handelt. Wo ist nur die Zeit geblieben? Über 20 Jahre OVERKILL, und eine der besten Livebands dieses Planeten ist immer noch mit dem gleichen Enthusiasmus dabei wie anno Kraut. Die beiden Gründungsmitglieder und Hauptsongwriter Bobby "Blitz" Ellsworth und D. D. Verni haben sich von diversen Line Up-Wechseln nie entmutigen lassen und stehen immer noch an vorderster Front. Der Bass von Verni ist auf "Kill Box 13" sehr viel dominanter als noch auf den letzten Scheiben und auch Blitz setzt sein Organ noch variabler ein als sonst. Unglaublich, was dieser Mann nach so vielen Jahren noch an Schreien drauf hat. Anders als bei den etwas uninspiriert wirkenden Vorgängeralben "Necroshine" (1999) und "Bloodletting" (2001) hat man sich wieder vorrangig auf gutes Songwriting konzentriert und das zahlt sich aus: der Opener "Devil By The Tail" ist ein ganz fetter Ohrwurm, auch "The One" und "Crystal Clear" bleiben schnell im Ohr hängen. Das düstere "No Lights" kann noch einmal Akzente setzen, der Rest des Materials kann dieses Niveau leider nicht halten. Nein, ein zweites "Feel The Fire" ist auch "Kill Box 13" nicht geworden. Aber ein verdammt starkes Thrash Metal Album allemal.
Fazit: Quality made in New York. 7,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review April 07: OVERKILL - ReliXIV - 2005 (10 Songs, 50:39 Minuten)
Die Thrash-Götter sind zurück. Auch diesmal wieder mit Dave Linsk und Derek Tailer an der Klampfe (wechselt ja gerne mal bei OVERKILL). Den Titel liest man nicht in einem Wort, sondern wie schon bei der "Killbox 13" ist dies das vierzehnte Studioalbum und heißt daher "Reli XIV". Der Opener "Within Your Eyes" geht nicht - wie von OVERKILL gewöhnt - krachend los, sondern langsam, aber heavy. Gipfelt aber nach einer Minute in einem Thrashfeuerwerk, wie man es von einem anständigen OVERKILL-Opener gewohnt ist. Die zweite Nummer ist sowohl vom Titel, als auch vom Aufbau etwas gewöhnungsbedürftig und die schlechteste Nummer des Albums : "Love" kommt ein wenig schleppend daher und Bobby "Blitz" Elsworth' Stimme ist eher quälend und nervig, obwohl er wesentlich besser (auch clean) singen kann. Als wollten die Jungs sich dafür entschuldigen, gehen "Loaded Rack", "Bats In The Belfry" und "A Pound Of Your Flesh" wieder direkt in die Fresse und D.D. Verni zeigt mal wieder, was für ein verdammt guter Songwriter er ist und dass man sehr wohl kontinuierlich gut bleiben kann, ohne seinen Stil zu verkaufen oder langweilig zu werden (Böse Kritik an den Verrat am Speedmetal von METALLICA). Auch die folgenden Nummern sind gute OVERKILL, aber im Gegensatz zu den drei eben erwähnten keine Nummern für ein Best of (bei vierzehn Alben wohl gemerkt). Eine Überraschung hat "ReliXVI" aber trotzdem noch zu bieten. Der letzte Song "Old School" ist nach ungefähr 20 Jahren ein würdiger Nachfolger der OVERKILL-Hymne "Fuck You". Eine Melodie die ins Ohr geht und zum mitgrölen einlädt. Die Musik ist eher Hardcore als Thrash, aber OVERKILL sind ja gern experimentell und das erfolgreich. Auf dem WOA 2005 habe ich erlebt, das die Fans "Old School" sogar lauter gesungen haben als "Fuck You", obwohl das Album dort erst ein paar Monate auf dem Markt war. Respekt! Wer immer noch denkt, das OVERKILL zum alten Eisen gehören, wird hier eines Besseren belehrt.
Fazit: Nicht das Beste OVERKILL-Album, aber immer noch Overkill in Bestform. 8 von 10 Punkten Gastrezensent: Mario Naujoks
Review Juni 05: OVERMARS - Affliction, Endocrine…..Vertigo - 2005 (12 Songs, 69:47 Minuten)
Als Sideprojekt der Gruppe DONEFOR gegründet, legen die Franzosen OVERMARS ein ebenso vielschichtiges Album wie merkwürdiges Album vor. Über eine Stunde wird hier mal geröchelt, mal clean gesungen, wird gedoomt, dass ich unter der tonnenschweren Last zusammenzubrechen drohe, dann werden wieder absolut kranke und nicht zu erklärende Passagen ("Buccolision / The Mistaken One Part II (Geography Is Just A Symptom)") aus dem Hut gezaubert. Zwischendurch wird femininer Gesang eingestreut, der sich der morbiden Grundstimmung absolut anpasst. Auf "Affliction, Endocrine…Vertigo" wird weniger auf technische Raffinesse, sondern mehr Wert auf Atmosphäre gelegt. In wechselnder Laut-Leise-Manier wird der Hörer immer wieder geschickt auf eine Reise geschickt, die seinesgleichen sucht. Neunundsechzig Minuten lang ziehen die Baguette-Köpfe ihr eigenes Ding sucht, ohne auch nur ansatzweise irgendwelchen Trends hinterher zu rennen. Genau das muss man den Jungs auch zu Gute halten. Da werden mit "This Is Rape" und "En Memoire Des Faibles Qui Ont Survecu A Darwin" zwei Songs eingestreut, die zusammen schon auf eine stattliche Spielzeit von über vierundzwanzig Minuten kommen. Wenn ich die Musik auch nur annähernd beschreiben soll, dann so: Ich höre ich die Dynamik von ISIS / NEUROSIS, gepaart mit anmutender "Schönheit", die ein bisschen an TIAMAT erinnert. Die vielen, treibenden Instrumentalpassagen lassen dann auch hin und wieder ein bisschen Wüstenrock-Feeling aufkommen. Durch die rohe, ungeschliffene Produktion kommt die morbide Grundstimmung so richtig schön zur Geltung. Als Anspieltipps empfehle ich zum Einen die Instrumentalnummer "Deux Mesures De Solitude". Diese Nummer gewinnt nach beginnender Lethargie immer mehr an Fahrt, und endet in einem Energie geladenen Finale. Geiler Song. Des Weiteren möchte ich euch "Destroy All Dreamers" (alle fünf Teile) wärmstens ans Herz legen. Dieser absolut verträumte Komplex zeigt, dass der Shouter auch gesanglich einiges zu bieten hat. Hier kommen alle Fans der neueren ANATHEMA-Alben voll auf ihre Kosten. Wer sich also gerne neuen Klängen hingibt und seine Scheuklappen beiseite legen kann, sollte sich unbedingt selbst ein Urteil bilden. Derjenige, der sich "Affliction, Endocrine…Vertigo" zulegt, wird noch durch eine Bonus-DVD belohnt. Wenn das kein Anreiz ist…
Fazit: Ein äußerst interessantes Werk, welches leider den roten Faden schmerzlich vermissen lässt. 7 von 10 Punkten Daniel Weßling
Review Juli 07: OZZY OSBOURNE - Black Rain - 2007 (10 Songs, 46:28 Minuten)
Hamburg (dpa): "Ozzy Osbourne ist im siebten Himmel: Da veröffentlicht der Rockstar nicht nur nach sechs Jahren ein neues Album, er wird gleichzeitig auch von seiner Heimatstadt Birmingham mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt. Der 58-Jährige hat zwar schon einen in Hollywood, aber die Präferenzen sind klar: 'Ich habe einen Stern in Hollywood auf deren Walk of Fame, aber ein Stern in meiner Heimatstadt bedeutet mir so viel mehr', sagte Ozzy laut dem Online-Magazin 'Gigwise'. Die Zeremonie wird am 2. Juli in Anwesenheit des 'Prince of Darkness' erfolgen, der in bester Form scheint."
Ah ja. Da lege ich mir nun voller Hoffnung den heiß ersehnten Silberling in die DVD-Lade und ... fall' aus allen Wolken! Eindruckslos ist "Black Rain" geworden, mit dem sich der "Fürst der Dunkelheit" als Überlebender in einer apokalyptischen Landschaft inszeniert. Kraftloser Gesang versuat jeden guten Eindruck von Anfang an. Schade, dass der Großvater des Heavy Metal kein gutes Songwriting mehr hin bekommt, obwohl er sich Zakk Wylde wieder mit ins Studio geholt hat. Die Gitarren und die Drums sind der einzige Lichtblick auf einem ansonsten belanglosen Album. Mit zähflüssigem Gesäusel und dem Bekenntnis, dass mit ihm immer noch zu rechnen sei, eröffnet Ozzy mit "Not Going Away" und "I Don't Wanna Stop" trotzig sein Album, bevor er mit dem Anti-Kriegs-Lied "Black Rain" die persönliche Ebene verlässt und ungewöhnlich politisch wird. Leider ist mir auch nach mehren Durchläufen kein Song in Erinnerung geblieben. Zakk Wylde's Gitarrenarbeit ist zwar gewohnt großartig, aber irgendwie fehlt mir das Hitpotenzial. "The Prince of Darkness" röchelt sich keine einzige, echte Melodie aus den immer älter werdenden Stimmbändern. Schade! Ozzy hat in der Vergangenheit jede Menge Ohrwürmer auf die Tonträger gebracht. Vielleicht sollte Sharon, seine Göttergattin, ihm das Trinken wieder erlauben. Eine gut geölte Stimme würde Wirkung zeigen....
Fazit: "Nett", mehr aber auch leider nicht. Schade... 6 von 10 Punkten Natty