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Review Juni 05: NAGLFAR - Pariah - 2005 (9 Songs, 39:09 Minuten)
Es hat sich was getan im Lager von NAGLFAR. Der langjährige Shouter Jens Rydén hat sich aus der Band ausgeklinkt, um sich die nächsten zwei Jahre nur auf sein Studium konzentrieren zu können. Seinen Part hat nun Bassist und Gründungsmitglied Kristoffer W. Olivius mit übernommen, der nebenbei noch bei SETHERIAL kreischt. NAGLFAR anno 2005 sind also als Quartett unterwegs. Der "Neue" am Mikro erledigt seinen Job auch recht anständig und ein nicht so großer Kenner der Band wird wohl auch keinen großen Unterschied bemerken. Aber die überlangen Schreie von Jens vermisse ich schon jetzt. An der musikalischen Ausrichtung hat sich natürlich nichts geändert. NAGLFAR spielen immer noch kalten, düsteren Black Metal. Teilweise sehr melodisch, in die Richtung von DIMMU BORGIR gehend. Oft atmosphärisch, aber immer bis zur Perfektion ausgefeilte Riffs und Blast-Parts. Das ist aber auch das große Manko von "Pariah": zu wenig herausragende, überraschende Momente. Alles klingt in meinen Ohren einfach zu glatt gebügelt und teilweise sehr stumpf. Genrefans schreien nun wohl auf : "das muss im Black Metal auch so sein, du Hansel!" Stimmt, trotzdem konnte mich der Vorgänger "Sheol" (und natürlich das Debüt "Vittra") mehr mitreißen. Das soll beileibe nicht heißen, dass der neue Output schlecht ist. NAGLFAR werden mit "Pariah" wohl einen noch größeren Bekanntheitsgrad erlangen, als sie eh schon inne haben. Die Schweden sind nun mal mit federführend in ihrer Zunft und das wird sich auch wohl erst mal nicht ändern. Der Grund liegt in der Fähigkeit der Band, Songs zu schreiben, die trotz aller Härte nie den Faden verlieren, und durch geile Refrains glänzen. Und obendrauf gibt's die kalten, perfekten Gitarrenläufe. So auch im Opener "A Swarm Of Plagues", der für mich auch Dank seiner klasse Melodielinien ein Highlight darstellt. Diabolische Blast-Attacken gibt es im folgenden "Spoken Words Of Venom", welche immer wieder abgelöst werden durch Midtempo-Passagen. Einen Refrain zum Mitgröhlen kann der Song "Revelations Carved In Flesh" vorweisen. Die Gitarrenläufe sind auch hier mal wieder Extraklasse. Eingeleitet durch ein Piano-Intro, kommt "None Shall Be Spared" sehr melodisch, aber trotzdem düster und kalt daher. NAGLFAR-Trademarks also, trotzdem kann mich das alles nicht restlos begeistern. Ein bisschen mehr Härte könnte nicht schaden. Wesentlich aggressiver und mit rasend schnellem Gesang kann "And The World Shall Be Your Grave" dann doch noch mächtig punkten, ein weiteres Highlight. Nähmaschinen-Drums und zackig gespielte Gitarren lösen (endlich einmal) ein heftiges Kopfnicken bei mir aus. Zur Mitte des Songs wird das Gaspedal etwas gelupft und ein geiles melodisches Solo ertönt. Geht doch! In die selbe Kerbe haut auch der Rausschmeißer "Carnal Scorn & Spiritual Malice". Eine versöhnliches Ende gibt es also auf "Pariah". Dennoch: "The Murder Manifesto" oder "The Perpetual Horrors" zum Beispiel sind Songs, die völlig ohne Wirkung an mir vorbeisausen. An der guten Produktion liegt es nicht und an der handwerklichen Qualität von NAGLFAR sicher auch nicht. Es sind einfach zu wenig Highlights auf "Pariah" und somit kommt schnell Langeweile auf. Das erwartete Höllenfeuer lodert leider nur zu selten auf und kommt über weite Strecken nur einem flackernden Teelicht gleich. Das Erscheinen des letzten Albums "Sheol" liegt erst zwei Jahre zurück. Das ist für NAGLFAR-Verhältnisse ein verdammt kurzer Zeitraum, brauchten sie sonst immer so drei bis fünf Jahre, um ein neues Album auf den Markt zu schmeißen. Da könnte man sich die Frage stellen, ob "Pariah" ein Schnellschuss ist. Für mich hört es sich teilweise echt so an. Trotzdem werden sich eingefleischte Fans der Schweden wohl auch dieses Album ins Regal stellen. Anspieltipps zu geben, fällt mir bei den wenigen richtig guten Songs leicht: Hört euch mal "A Swarm Of Plagues" und "And The World Shall Be Your Grave" an...
Fazit: Im direkten Vergleich zum Meilenstein "Vittra" leider sehr schwach. 6,5 von 10 Punkten Michael Jehles
Review August 04: NAPALM DEATH - Leaders, Not Followers Pt. II - 2004 (19 Songs, 43:16 Minuten)
Da ist sie nun, die erste Veröffentlichung der Grind-Urväter unter dem Banner von CENTURY MEDIA! Der Nachfolger der legendären, 1999 erschienenen "Leaders Not Followers"-EP. NAPALM DEATH haben mal wieder auf dem Dachboden oder im Keller gewühlt und einige alte, längst vergessen geglaubte Perlen des Punk, Grind, oder Thrash rausgekramt, covern diese und zollen ihren alten Helden mächtig Tribut! Mit reinen Coveralben ist es ja immer eine zwiespältige Sache, entweder werden die Songs bis zur Unkenntlichkeit verwurstelt, oder die Band versucht dann um's Verrecken den eigenen ach so tollen Stil den Songs auf's Auge zu drücken. Aber nicht so bei ND, denn das hätten sie wohl kaum nötig. Jeder Song ist - so gut es bei ND geht - erkennbar (auch wenn ich längst nicht alle kenne) und trotzdem klingt natürlich alles nach den guten alten Helden aus Birmingham. Und das ist auch gut so, sehr gut! Das Album macht ganz derbe Spaß! Schon beim Opener "Lowlife" (CRYPTIC SLAUGHTER) ist man versucht, mal wieder auszutesten, wie weit man die Anlage aufreißen kann bis es anfängt zu qualmen, oder die Bullerei vor der Tür seht. Ganz großer Pogo! Im Refrain ist übrigens Bassist Jim Whiteley zu hören, der infernalisches, richtig dreckiges Gebrüll von sich gibt und auch schon bei der legendären "Scum" EP zu hören war. Die Jungs haben's absolut nicht verlernt. Ganz viel Laune macht es vor allen Dingen zu lauschen, wenn NAPALM DEATH zu ihren Wurzeln zurückkehren und Punk-, oder Hardcore-Songs covern. Wie zum Beispiel "Victims Of A Bombs Raid" von ANTI CIMEX, (was für ein Monster-Solo!) oder das gerade mal etwas über eine Minute lange "War Is No Fairytale" von DISCHARGE! DAS sind NAPALM DEATH, wie ich sie liebe. Dürfte ich eigentlich nur in einer Gummizelle hören, da kann man nichts kaputt pogen... Im Gegensatz zu dieser Eruption dann das sehr düstere "Messiah" (HELLHAMMER), mit viel Echo in Barney's Stimme. Großartig! Die Death Metal-Keule wird mit "Master" natürlich von MASTER ausgepackt, Old School Fanatiker werden mit INSANITY's "Fire Death Fate" fürstlich bedient. Die ganze Chose ist von den Altmeistern mehr als genial umgesetzt; druckvolle schmutzige Produktion, wie sich das bei NAPALM DEATH nun mal so gehört und Barney Greenway brüllt wie zu ganz alten Zeiten. Mit jedem Song steigert sich meine Begeisterung in ungeahnte Höhen, genau wie der Lautstärkepegel meiner Boxen. Zu jeder Minute ist der Band der Spaß anzumerken, die sie ohne Zweifel bei den Aufnahmen des Albums hatte und dieser überträgt sich ohne Umwege auf den Hörer. Wenn sich die Band dann auch noch durch die über fünf Minuten meines Lieblingssongs von KREATOR, "Riot Of Violence" "quält", ist alles aus! Mir fehlen da fast die Worte, das ist einfach nur noch geil! Wo ist denn die nächste Gummizelle? Ich dreh' durch hiär! Weitere Highlights: "Troops Of Doom" von SEPULTURA, MASSACRE's "Clangor Of War" (Unglaublich!), oder das herrlich rumpelige, schnelle und knapp einminütige "I'm Tired" von DIE KREUZEN. Mit dem Hardcore-Brett "Blind Justice" der großartigen AGNOSTIC FRONT haben ND ebenfalls gar nichts verkehrt gemacht. Ich könnte nun jeden Song aufzählen, denn hier gibt es gar nichts auszusetzen. NAPALM DEATH pur und dennoch sehr vielschichtig. Absolut jeder Song knallt dermaßen, dass ich vor Freude an die Decke springen möchte! Wenn die mal ein Konzert nur mit diesen Coversongs spielen würden und ich wäre zufällig dabei, würde ich das wohl nicht überleben! Gibt es überhaupt ein besseres Cover-Album? Das Album kann ich nur absolut jedem Anhänger harter Kost ans Herz legen, auch solchen, die mit NAPALM DEATH bislang nicht so viel anfangen konnten (gibt's die überhaupt?). Da es natürlich alles keine neuen Songs in dem Sinne sind, werde ich die Scheibe nicht benoten. Andernfalls würde ich hier ohne mit der Wimper zu zucken die "Zehn" zücken! Für mich wird dieses wahre Fest von einem Album definitiv zu den ganz großen des Jahres gezählt werden! KAUFEN!
Fazit: Großartige Umsetzung der Songs, großartige Band. CD einlegen und ausflippen! Ohne Wertung Michael Jehles
Review April 05: NAPALM DEATH - The Code Is Red…Long Live The Code - 2005 (15 Songs, 45:13 Minuten)
Mit dem 1987 veröffentlichten Album "Scum" kann man NAPALM DEATH wohl als DIE Urväter des Grindcore bezeichnen. Die Frühwerke der Band waren vor allem in ihrer Rohheit kaum zu übertreffen, bis NAPALM DEATH 1994 mit "Fear Emptiness Despair" eine neue Ära einleiteten. Die Songs wurden rhythmischer und vor allem langsamer. Nach wie vor geile Mucke, aber der ursprüngliche Charme der Band war verloren gegangen. "The Code Is Red…Long Live The Code" kehrt über weite Strecken zu den Wurzeln NAPALM DEATH's zurück. Der Sound ist roh aber trotzdem transparent, das Songwriting ist größtenteils wahnsinnig stumpf und der Blastbeat dominiert! Bereits der Opener "Silence Is Deafening" vereint alle wichtigen NAPALM DEATH-Trademarks. Verdammt geiles Stück! Der Titeltrack hingegen will anfangs nicht so recht zünden, was vor allem am recht eigenwilligen Hauptriff liegt. Nach einigen Hördurchläufen ist der Song allerdings nicht mehr wegzudenken. Ein würdiger Titeltrack. Die nächste hervorzuhebende Station ist "The Great And The Good". Bei diesem Song holt sich Mr. Greenway Unterstützung von keinem geringeren als Jello Biafra von den DEAD KENNEDYS ans Mikro. Und ich muss ganz klar sagen, dass ich lange nichts cooleres gehört habe als diese Kombination aus lupenreinem Grindcore und dem kranken Gesang des Herrn Biafra. Das folgende "Sold Short" würde ich ganz klar als eines der Highlights des Albums bezeichnen und dem geneigten Käufer als Hörprobe empfehlen. Den einzigen Totalausfall gibt es kurz vor dem Outro der Scheibe ("Our Pain Is Their Power") mit "Morale". Absolut lahmarschige Nummer, die "The Code Is Red…Long Live The Code" die Höchstnote kostet! Ansonsten gibt's hier aber keinen Grund zum Meckern!
Fazit: Grind-Bolzen! 9 von 10 Punkten Ali
Review Dezember 04: NASUM - Shift - 2004 (24 Tracks, 37:30 Minuten)
Ja, NASUM... alleine der Name klingt schon komisch. Die Vorgängerband NECRONY hat mich damals echt überzeugt. Vor allem deren Album "Pathological Performances" finde ich bis heute perfekt. Was ich in der Vergangenheit von NASUM gehört habe, war für mich allerdings in erster Linie purer Krach. Auf den ersten Blick (bzw. den ersten "Hör") verhält es sich mit "Shift" nicht anders. Hat man sich das Album allerdings drei oder vier Mal reingezogen, weiß es durchaus zu gefallen. Die Mischung aus Grindcore, Death Metal, Punk und nicht selten Crustcore kann richtig Spaß machen. Wer allerdings mit derbstem Geknüppel nichts anfangen kann, wird "Shift" hassen. Zwar gibt es auf dem Album einige groovige Nummern (z.B. "The Clash", "The Smallest Man"), bei 90% des Materials hat man allerdings das Gefühl, Vietnam liege in Schweden und an Stelle von Instrumenten habe jemand den Jungs von NASUM ´ne M16 in die Hand gedrückt. Dass die meisten Songs daher bereits nach weniger als einer Minute Dauerfeuer zu Ende sind, verwundert nicht. Schließlich muss ja mal das Magazin gewechselt werden. Schade eigentlich, denn gerade wenn ein Song anfängt, richtig Spaß zu machen, ist er auch schon wieder vorbei. Viel mehr kann man an „Shift“ allerdings auch nicht kritisieren. Krachfetischisten und Knüppelfreaks werden ihren Spaß haben!
Fazit: Ain't War Hell? 8 von 10 Punkten Ali
Review Januar 05: NEAL MORSE - One - 2004 (8 Songs, 79:57 Minuten)
(Ihr wollt den Anfang der Geschichte? Klickt hier) Der jedoch verstand den Wink von Papa Schlumpf völlig falsch und ging seinem Schöpfer seitdem dadurch auf die Nerven, dass er ihm fünfhundert Mal am Tag sagte, wie toll er (Gott) doch sei. Das ging einige Zeit gut, bis Gott die Nerven verlor: "Neil! Verdammt nochmal! Ich weiß, dass ich 'n toller Typ bin! Ich bin allwissend, schon vergessen? Und jetzt halt die Fresse und mach endlich wieder gute Musik!" Neil tat, wie ihm geheißen und schrieb das Album "Testimony", dass 2003 herauskam und in dem Mr. Morse die Geschichte seiner "Affäre" mit Gott aufarbeitete. Dass er musikalisch rein gar nix verlernt hatte, zeigte sich z.B. bei Klassesongs wie "The Land Of Beginning Again". Natürlich zog es den Meister auch wieder auf die Bühne, "dabei kann man prima Material für eine DVD mitschneiden!" Schwupps, schon hatte der geneigte Fan die "Testimony Live"-DVD im Player liegen. Auf dieser DVD konnte man nun erleben, welch tolle Mitstreiter sich Neal für seine musikalischen Abenteuer ins Boot geholt hatte. Neben anderen Koryphäen sorgte DREAM THEATER-Donnerfuß Mike Portnoy für die Beats unter Neals neuen Lobpreisungen. Und der Fan sah, dass es gut war. Auch bei "One", dem neuesten Output des gläubigen Kaliforniers, ist Mr. Portnoy zu hören. Da Morse außer dem Schreiben der Songs und dem Gesang auch noch die Gitarren und die Keyboards "leidlich" beherrscht, fehlte nur noch ein geeigneter Basser - Tour Bassist Randy George hatte Zeit und Lust, es konnte losgehen. Nun hat sicherlich niemand erwartet, dass der neue Output von NEAL MORSE nach DREAM THEATER klingt. Aber das "One" so sehr nach den besten Tagen von SPOCK'S BEARD tönt, hatte selbst ich nicht erwartet. Im Gegensatz zu den MORSEschen Frühwerken ("Neal Morse", 1999 und "It's Not Too Late", 2001), die noch vor seinem Ausstieg bei SPOCK'S BEARD erschienen, geht es auf "One" wesentlich härter zur Sache und bei dem "Prog Thrash"-Überhammer "Author Of Confusion" blieb mir ersma der Mund offen stehen. Alter Schwede! Die anderen Kompositionen klingen so sehr nach SPOCK'S BEARD in ihrer Glanzzeit, dass sich Morse's ehemalige Bandkumpels verwundert die Augen reiben dürften. NEAL MORSE versteht es noch immer meisterlich, uns zu verzaubern und ist als Songschreiber nach wie vor unerreicht. Wunderbare Prog-Lehrstücke wie den in vier Teile unterteilten Opener "The Creation" oder "Help Me / The Spirit And The Flesh" bekommt halt nur einer hin. Das textliche Konzept hinter "One" ist relativ unbescheiden, um es mal vorsichtig auszudrücken. Morse dazu: " 'Testimony' war meine Story, 'One' ist die der Menschheit insgesamt". Die Geschichte der Menschheit in knapp 80 Minuten erzählt - das hatten wir doch schon einmal? Richtig, das englische Kasperle-Theater CRADLE OF FILTH wollte eine ähnlich umfangreiche Story mit dem Album "Damnation And A Day" (2003) erzählen. Natürlich war der Blickwinkel ein anderer, denn NEAL MORSE erzählt die Geschichte aus der Sicht eines Christen, während CRADLE OF FILTH mit dem Christentum möglichst wenig zu tun haben möchten. Die Geschichte von "One" ist ebenso sattsam bekannt wie schnell erzählt: Papa Schlumpf, ähm, Gott und seine Schöpfung, der Mensch, entzweien sich, nach einer Weile schickt Gott seinen Eingeborenen (den Part hab' ich nie verstanden - was hat der "Latten Jupp" mit den Eingeborenen zu tun?), der führt die Menschheit wieder auf den rechten Pfad, zack, Reunion. Bleibt also zu hoffen, das Morse Recht behält und Gott nicht nur die Menschheit wieder zur Besinnung bringt, sondern auch Herrn Morse - damit der wieder zu SPOCK'S BEARD zurück kehren kann. Einstweilen darf sich NEAL MORSE jedoch ans Rever heften, mit "One" die beste SPOCK'S BEARD-Scheibe seit "Day For Night" (1999) veröffentlicht zu haben - Glauben hin, Reunion her. Huch, da fällt mir eine Parallele zu einem anderen "Gott" auf: der "Metal God" ROB HALFORD nämlich, verließ ja bekanntlich auch seine Band JUDAS PRIEST - nur um dann später mit "Crucible" und "Resurrection" zwei Scheiben zu veröffentlichen, die besser waren als das, was die verbliebene PRIEST-Mannschaft so auf die Kette bekam. Das Ende vom Lied ist uns allen bekannt: zack, Reunion. Es besteht also durchaus noch Hoffnung, dass Gott seinen Fehler vom Anfang unserer kleinen Geschichte einsieht und Neal Morse wieder dem Schoß seiner musikalischen Familie zuführt. Bis dahin gibt's für "One" von mir achteinhalb Punkte.
Fazit: God Has Entered The Building. 8,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review April 04: NECRONOMICON - Pharao of Gods - 2001 (9 Songs, 54:08 Minuten)
Hinter dem unoriginellen und mittlerweile bis zum Erbrechen abgenutzten Namen verbirgt sich eine kanadische 3-Mann, bzw, Frau-Truppe. Das Logo des amerikanischen Obergemörtel-Labels "Unique Leader" ließ bei mir zunächst auf das derbste Überschall-Geprügel schließen, aber dieses bestätigte sich nach dem ersten Höreindruck erstaunlicherweise nicht. Wie bereits dem Titel der Scheibe und auch den Pyramiden auf dem Frontcover zu entnehmen ist, haben die amerikanischen Ägyptologen-Deather von NILE anscheinend einen erheblichen Einfluss auf das Bandkonzept (Musik, Layout und Lyrics) von NECRONOMICON ausgeübt. Auch die Frühwerke von MORBID ANGEL dürften bei den Damen und Herren schon mal auf der einen oder anderen Party gedudelt haben. Wer jetzt allerdings glaubt, bei solch großen Namen zuschlagen zu müssen, der sei gewarnt. NECRONOMICON erreichen zu keinem Zeitpunkt auch nur Ansatzweise die Klasse dieser Death Metal - Größen. Zu uninspiriert, langweilig und schwach sind die songwriterischen Fähigkeiten der Kanadier. Versteht mich nicht falsch; natürlich können auch NECRONOMICON das Rad im Death Metal nicht neu erfinden, aber diese Scheibe ist in allen Belangen mehr als dürftig. Dies fängt allein schon bei der Covergestaltung an (grünes Logo auf lila Hintergrundhimmel und darunter goldfarben leuchtende Pyramiden). Wie bereits erwähnt, lässt das Songwriting der Kanadier stark zu wünschen übrig: Der Sound ist viel zu drucklos und jeder Song besteht maximal aus drei Riffs (ungelogen, hab' mitgezählt), die uninspiriert zusammengeklatscht wurden. Hier hat man versucht, im Stil von Nile, einige orientalisch klingende Riffs einzubauen und auch die obligatorischen ägyptischen Samples und Zwischenspiele dürfen nicht fehlen. Diese klingen jedoch, als hätte man Karl Sanders seinen PC weggenommen und ihm stattdessen einen alten C64 in's Studio gestellt, so dass höchstens Jahrmarktsatmosphäre aufkommt! Ansonsten gibst auch reichlich schnellen Blast-Stoff und Doublebassgewitter, welches stellenweise an alte MORBID ANGEL-Klamotten "erinnert". Als Krönung kommt noch das Geträller der Bassistin hinzu, welches einem die Fußnägel hochklappen lässt. Allein die Soloarbeit geht z.T. in Ordnung und kling in einigen Passagen eher traditionell metallisch, wobei durch die fehlende Rhythmus-Spur jedoch einiges an Druck verloren geht. Gerade bei der heutigen Veröffentlichungsflut im Death Metal und den horrenden CD-Preisen sollte doch ein gewisser Qualitätsstandard vorhanden sein. Dies ist sicher nicht die Schuld der Bands, sondern der Labels, die Bands wie NECRONOMICON mit Plattenverträgen bombardieren, obwohl ihnen ein paar Stunden mehr im Proberaum sicherlich ganz gut getan hätte.
Fazit: Uninspiriert, langweilig und schwach. 3 von 10 Punkten Bernd Reiners von BK49
Review August 04: NECRONOMICON - Construction Of Evil - 2004 (14 Songs, 49:52 Minuten)
Das soll er nun also sein, der ersehnte (und mehrfach verschobene) Befreiungsschlag für die ewigen Underdogs von NECRONOMICON. Seit über 20 Jahren stehen die Jungs nun - ob verdient oder unverdient - im Schatten von Schmier, Mille, Tom und Co. Besonders die stilistische (und gesangliche) Nähe zu DESTRUCTION brachte den Süddeutschen den Ruf ein, nur ein DESTRUCTION Ripp-Off zu sein. Dass dem keineswegs so ist, beweisen die Veteranen aus Weil am Rhein mit "Construction Of Evil" eindrucksvoll. Neben den Gründungsmitgliedern Freddy (Vocals, Guitar), Axel (Drums) und Jogi (Guitars, der auch schon seit 1984 dabei ist und derzeit wegen einer Tinitus-Erkrankung bei Konzerten von Andi vertreten wird) ist Nesthäkchen Mac seit 2002 für die dicken Taue verantwortlich. NECRONOMICON haben im März 2004 einen Vertrag mit dem Hamburger Label Remedy Records abgeschlossen und wollen jetzt mit "Construction Of Evil" noch einmal voll durchstarten. Ich wünsche Euch viel Glück dabei, Jungs. Verdient habt ihr es schon lange. Auch wenn die zwölf Songs (plus zwei Liveversionen von "Hard Pain" und "Insanity") alleine aufgrund von Freddy's Gesang stark nach DESTRUCTION klingen: NECRONOMICON gehen erheblich variabler zu Werke als die Zerstörer und scheuen auch nicht davor zurück, balladeske Töne anzustimmen, wenn es songdienlich ist. Aber natürlich geht es hier hauptsächlich um den guten alten (deutschen) Thrash Metal. Aber auch die Punk-Wurzeln schimmern bei der genial kurzen Thrash Punk-Eruption "Insanity" durch. Der Opener "Stormbringer" ist eine erstklassige Thrash Metal-Abrissbirne, die auch auf "Release From Agony" eine gute Figur gemacht hätte. Aber auch "Fiction", Paralizer", "Bone Daddy" und "Possessed Again" sind keinen Deut schlechter und stecken große Teile der Genre-Konkurrenz in die Tasche. Aber wie so oft stehen diesen Granaten auch weniger gute Songs gegenüber. "Alight" zündet, zumindest bei mir, überhaupt nicht. "Hills Of Dead": cooler Text, langweiliger Song. "Fireball" ist eigentlich eine coole Thrash 'n' Roll Nummer, aber hier zeigt sich, das Freddy beileibe nicht alles singen kann. "From Hell" haut mich auch nicht um. Offenbar von der 9/11-Thematik beeinflusst ist "Terrorist Attack". Leider zeigen sich hier einige kompositorische Patzer, diesem Song hätte ein längerer Reifeprozess gut getan. Zu "Terrorist Attack" wurde auch ein recht putziges Video abgedreht, das als Bonus auf der CD enthalten ist. Rechnen wir also zusammen: sechs erstklassige Songs ("Stormbringer", "Fiction", "Hard Pain", "Bone Daddy", "Insanity" und "Possessed Again") à zwei Punkte ergeben einen Score von zwölf Punkten. Für sechs mittelmäßige Song ziehen wir sechs Punkte wieder ab. Für das Video zu "Terrorist Attack", die beiden Live-Stücke und das gelungene Artwork gibt es einen Bonuspunkt obendrauf. Macht nach Adam Riese und Eva Zwerg: sieben Punkte. Fair? Fair.
Fazit: Ein solides Thrash Metal-Album. Nicht mehr, nicht weniger. 7 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Oktober 04: NECROPHAGIST - Epitaph - 2004 (8 Songs, 33:17 Minuten)
Mischt das Beste, was ihr von CRYPTOPSY und KRISIUN kennt und würzt das Ganze mit je einer Prise DEATH und MALMSTEEN. Heraus kommt dabei der Sound von NECROPHAGIST. Und mal richtig cool ist die Tatsache, dass es sich endlich einmal nicht um ein All-Star-Projekt aus Skandinavien oder der Weltmacht Amerika handelt, sondern um echte Krauts! Und die Jungs müssen internationale Vergleiche nicht fürchten. Was für ein Riffmassaker! Gnadenlose Frickelorgien, derbe Growls und Bassläufe, auf die auch ein Steve DiGiorgio erst einmal kommen muss. Wer jetzt allerdings befürchtet, dass Material könnte ähnlich schwer zugänglich sein wie z.B. "The Sound Of Perseverance" (DEATH, 1998), oder es könnte sich um gnadenloses Geblaste wie im Falle KRISIUN handeln, kann beruhigt werden. Bei aller Vertracktheit zünden die Songs bereits beim ersten Hördurchlauf. Klar, die runtergeklappte Kinnlade muss man erst mal wieder einrenken. Danach kann man Göttergaben wie "The Stillborn One" oder "Stabwound" aber ohne Probleme sabbernd genießen. Letztgenanntes Meisterwerk endet übrigens mit einem Gitarrenlead, das ich bereits von irgendeiner anderen Band kannte. Das macht einen echt verrückt. Nach ewigem Überlegen kam ich dann darauf, dass es sich um eine Gitarrenumsetzung des Streicherarrangements von "Lords Of Bedlam" (HOLLENTHON, "With Vilest Of Worms To Dwell", 2001) handelt. Geil gemacht! Ob die Jungs das hier gebotene auch live hinbekommen, muss man wohl vor Ort anchecken. Sollte sich die Band auf den Bühnen dieser Welt allerdings genauso tight wie auf Konserve präsentieren, werden wohl selbst die oben genannten Bands vor gemeinsamen Live-Auftritten zurückschrecken!
Fazit: Bis jetzt DIE Überraschung des Jahres! 9 von 10 Punkten Alexander "Joe D. Fister" Oberdick
Review Mai 06: NECROPHOBIC - Hrimthursum - 2006 (12 Songs, 59:11 Minuten)
Was "Hrimthursum" heißt? Ich hab' keine Ahnung. Auf jeden Fall ist das der Name des fünften Albums der bereits 1989 gegründeten Black-Death Metaller NECROPHOBIC. Fünf Alben in 17 Jahren, das klingt nicht gerade nach einer rastlosen Band. Und so liegen zwischen der der letzten NECROPHOBIC-Scheibe "Bloodhymns" und "Hrimthursum" glatte viereinhalb Jahre (und ein Wechsel von Karmageddon Records zu Regain Records). Langsamer konnten das meine ehemaligen Helden METALLICA auch nicht. Doch im Gegensatz zu den Bay Area-Pionieren werden NECROPHOBIC wenigstens nicht von Album zu Album schlechter. Die Schweden entwickeln sich im Rahmen ihrer selbst gewählten Stil-Limitierung kontinuierlich weiter, ohne alte Fans vor den Kopf zu stoßen. Anders als bei den schon erwähnten METALLICA oder, um in Skandinavien zu bleiben, bei SATYRICON, die sich das Vergraulen alter Fans zum obersten Ziel gesetzt zu haben scheinen. Nicht so NECROPHOBIC. Deren Sound besteht seit langem aus frostklirrendem Black Metal, vermengt mit rasendem Death Metal-Blutrausch, erhabenen Melodien und ausgereiftem Songwriting. NECROPHOBIC haben sich vier Jahre Zeit gelassen - und so nimmt es nicht Wunder, dass das Album bis ins kleinste Detail durchdacht und wie aus einem Guss wirkt. Auch beim zwanzigsten Durchlauf entdecke ich noch Kleinigkeiten, die mir vorher verborgen geblieben waren. Kommen wir zum Schluss: NECROPHOBIC-Fans haben das Scheibchen, dass am 22. Mai 2006 über Regain Records erscheint, sowieso auf dem Einkaufszettel. Alle anderen sollten folgende Tracks anchecken: das hasserfüllt-erhabene "Blinded By Light, Enlightened By Darkness", das hymnische "Age Of Chaos", das rasende Highlight "Black Hate" sowie das überragend-symphonische Titelstück. Ach was: kauft dieses Album! Das ist ein Befehl!
Fazit: Für mich ist "Hrimthursum" das beste NECROPHOBIC-Album. 8,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Februar 04: NECROTERIO
-A Rotten Pile Of Dead Humans - 2003 (12 Songs, 39:12 Minuten)
NECROTERIO stammen aus Brasilien. Wer jetzt allerdings 'nen KRISIUN- oder gar SEPULTURA-Klon erwartet, liegt falsch. Denn die vier Burschen machen
Death/Grind, irgendwo in der Schnittmenge GORGASM / GOREROTTED, ohne allerdings deren Klasse zu erreichen.
Und das, obwohl die Band alle wichtigen Trademarks dieser Stilrichtung verarbeitet. Da wird geblastet, dass einem die Kinnlade runterklappt, es gibt groovige Passagen und natürlich den obligatorischen Gurgel-Kreisch-Wechselgesang. Darüber hinaus ist das Ganze ordentlich produziert und besticht durch ein cooles Artwork. Und trotzdem kann dies alles nicht darüber hinweg täuschen, dass es auf dem gesamten Album, bis auf die DOOM-Coverversion "Sick With Society", keinen Song gibt, der auf Dauer in den Gehörgängen kleben bleibt. Irgendwie ist alles zu chaotisch arrangiert und bietet daher kaum
Wiedererkennungswert. Auf der anderen Seite muss man ganz klar sagen, dass es gerade im Grind-Sektor ´ne Menge schlechterer Bands gibt.
Man kann NECROTERIO bescheinigen, dass sie nicht nur stumpf drauflos holzen sondern sich bemühen, abwechslungsreiche Kost zu bieten. Mit ein paar Feinjustierungen hier und da, könnte also schon das nächste Album richtig geil werden!
Fazit: Grind-Fetischisten sollten ruhig mal ein Ohr riskieren. 6,5 von 10 Punkten Gastrezensent: Alexander "Joe D. Fister" Oberdick
NEURAXIS - Truth Beyond... - 2003 (12 Songs, 39:48 Minuten)
1994 in Montreal begann die Geschichte von NEURAXIS. "Truth Beyond..." ist nun bereits der dritte Longplayer der kanadischen Formation. Aufgenommen wurde der Silberling (erschienen bei Morbid Records) im Zsound-Studio, wo auch schon CRYPTOPSY ihr Unwesen trieben. Es fällt schwer, musikalische Vergleiche mit anderen Bands zu ziehen. KATAKLYSM kommen mir am ehesten in den Sinn. Von übelsten Undergroundgegrunze (Froschgesang) über Screams bis hin zu "normalen" Growls, hier ist alles vertreten. Cleane Vocals sucht der geneigte Hörer allerdings vergebens. Mir hat diese Mischung aus Grindcore-Attacken, Blastspeed-Parts, bis hin zu Death Metal a la Götheborg beim ersten Durchlauf die Kauleiste in den hinteren Nackenbereich gezwirbelt, da ich den Mund nicht mehr zu bekommen habe. Was diese Jungs an ihren Instrumenten veranstalten, ist fast nicht in Worte zu fassen. Allerfeinstes Drumming, hammergeile Riffs und eine Produktion, die einem die Gehörgänge mal wieder so richtig frei bläst! Und immer wieder diese melodischen Gitarrensoli... einfach ein Genuss! Hört sich an, als würde das nur sehr schwer funktionieren, tut es aber! Death Metal auf sehr hohem technischen, anspruchsvollem Niveau. Gespielt von einer Band, die, wie ich finde, Scheiben verkaufen müsste, wie der Berlinerbäcker am Sonntag um 16 Uhr Berliner verkloppt (wenn man bedenkt, wie viel Schrott auf dem Markt erscheint). Zwölf Songs sind vertreten auf dem Album, wovon "Imagery" einer der eingängigeren ist. Der Song wird durch ein sehr melodisches Solo verziert, ist aber auch von unzähligen Breaks durchsetzt, was mich nicht davon abgehalten hat, moshenderweise durche Bude zu agieren! Killersong! "Momento" ist ein mit Akustikgitarre gespieltes Instrumental, bevor mit "Structures" wieder die liebliche Hölle hereinbricht - die Drums sind unbedingt in der Oberklasse anzusiedeln, Drummer Alex Erian MUSS doch mehr als zwei Arme haben. Melodische Gitarrenläufe, nackenzerbröselnde Riffs, Screams, Growls, alles wie aus einem Guss, man kann einfach nicht mehr still sitzen. TIERISCH! Der Song "Essence" ist quasi wilde Raserei mit einem Killer-Moshpart und einem an MORBID ANGEL erinnernden Solo. Es wird NIE nur geballert und geknüppelt, sondern jedes einzelne Lied strotzt vor gutem Songwriting, und nach einigen Durchläufen eröffnen sich immer neue Erlebnisse, was die Pladde irgendwie nie langweilig macht. "Neurasthenic" ist der kürzeste Song auf dem Album, welcher mich geringfügig an NAPALM DEATH erinnert. Wer bei dem letzten Lied "Thruth Beyond Recognition..." noch stillsitzt, hat für mich absolut nix auf diesen Seiten zu suchen. KILLER KILLER KILLER!
Fazit: Kanadische Abrissbirne, die sich aber mal sauber gewaschen hat! 9,5 von 10 Punkten Michael Jehles
Review Dezember 05: NEURAXIS - Trilateral Progression - 2005 (10 Songs, 35:11 Minuten)
Seit der gute Michael "Mr. Deichkot" Eden irgendwann im Jahre 2002 (oder war's 2003?) mal einen Song der mir bis dato unbekannten Kanadier (Montreal) von dem göttlichen Vorgängeralbum "...Truth Beyond" in seiner Radiosendung "Mähdrescher" gespielt hat, ist es um mich geschehen. Song gehört, Scheibe gekauft, das Teil befindet sich bei mir seitdem in Dauerrotation. Nun also steht mit "Trilateral Progression" der bereits vierte Longplayer in den Läden und ein sabbernder Rezensent lässt sich zu der Aussage "KANADA REGELT!" hinreißen. KATAKLYSM, CRYPTOPSY und genau dazwischen: NEURAXIS! Die Eingängigkeit der Kataklöten, gepaart mit den genialen Frickeleien der Cryptosen, plus ein guten Schuss Eigenständigkeit und eine kleine Prise Grind ergeben die Neuraktischen. Man fragte sich, ob mit "...Thruth Beyond" der Höhepunkt der 1994 gegründeten Band erreicht war und ob sie das Werk JEMALS würden toppen können. Klare Antwort: sie können, und wie! Es wird gebolzt, gerifft und gefrickelt, was die Instrumente hergeben. Auch, wenn nicht ausnahmslos nur geknüppelt wird, sondern auch mal mehr als gekonnt langsamere Parts, bis hin zu lässigem Groove eingestreut werden, dürfte es für so manchen ungeübten Hörer an einigen Stellen schwer werden, den Songs zu folgen. Will sagen, zum nebenbei hören eignet sich die Mucke von NEURAXIS überhaupt nicht, man verpasst sonst einfach zu viele Details. Gutes Beispiel für die Komplexität des Materials ist der über fünf Minuten lange Song "Thought Adjuster". Was für ein ultrageiles Mörderbrett! Wenn ich richtig höre, ist dies auch der Song, in dem Shouter Jason Netherton (MISERY INDEX) ein Gastspiel gibt. Das coole Anfangsriff wiederholt sich in den langsamen Passagen immer wieder und zwischendurch gibt's derbe aufs Maul. Blasts vom allerfeinsten, immer kurz vor dem Kontrollverlust stehende Gewalteruptionen und mit Ian Campbell ein Sänger, der mal eben die ganze Palette von Frognoise über tiefe Growls bis hin zu markerschütternden Screams abdeckt. Wie auf dem ganzen Album sind die Gitarrenwände grandios in Szene gesetzt und sogar melodische Soli ertönen. Diese ganzen Zutaten in einen Song zu packen, würde vermutlich bei 90% aller Bands in einem heillosen Chaos enden, aber NEURAXIS-Kenner wissen, dass so etwas auch songdienlich und nachvollziehbar funzen kann. Die nun folgenden drei Songs "Shatter The Wisdom", "Monitoring The Mind" und "A Curative Struggle" machen aus qualitätsbewussten Death Metallern willenlose Kreaturen. Man muss sich nur drauf einlassen, dann eröffnet sich die ganze Bandbreite der Songs mit ihren oft doppelläufig gespielten Riffs, Soli, den melodischen Leads und der mehr als geilen Schlagzeugarbeit. Wie sagte uns Uwe kürzlich: "Samma, sind die nicht mehr ganz dicht? Die können doch nicht von dieser Welt sein!" Doch! Vor den technischen Fähigkeiten dieser Band muss man einfach den Hut ziehen. Den Schlusspunkt markiert der Überhammer "The Apex". In gut sechs Minuten unterstreichen die fünf Kanadier nochmals, warum sie verdammt noch mal in die absolute Top-Elite des Death Metal gehören. Diese (auch schon mal recht progressiven) Riffs habe ich noch von keiner anderen Band geiler vernommen! Zumal NEURAXIS auch mit einem Gitarrensound aufwarten, der kaum Vergleichsmöglichkeiten lässt. In Übersee bei "Willowtip Records" erschienen ist dieses Fest von einem Album in Good Old Europe bei Earache Records zu bekommen. Wer nun immer noch unentschlossen ist, surfe mal auf die Homepage der Burschen, denn dort gibt es zwei Tracks zum Probehören. Ich für meinen Teil bin restlos begeistert und meine hohen Erwartungen an dieses Album sind noch übertroffen worden. Eigentlich müsste ich hier die "Zehn" zücken, aber was bleibt mir dann noch, wenn der Nachfolger kommt? Eine "Elf"?! Ich bekomme Angst...
Fazit: Facettenreicher Frickeldeath auf unfassbar hohem technischen Niveau. Kaufen Marsch Marsch! 9,5 von 10 Punkten Michael Jehles
Review: NEUROSIS - A Sun that never sets - 2001
Um sich mit NEUROSIS anzufreunden, bedarf es entweder einer
suizidgefährdeten Lebenseinstellung, oder eben viel Zeit. Da ich mir ersteres
nicht zurechne, habe ich fast 9 Monate mit einer Promo des vorletzten Outputs
verbracht, bevor ich nach der Entdeckung des gewaltigen emotionalen Potentials
zum ziemlichen NEUROSIS-Fan mutierte und mir nach und nach das gesamte Programm
dieser Kapelle zulegte. Natürlich durfte auch die neue Scheibe "A Sun that never sets" ihren
Weg in mein heiliges Regal finden. NEUROSIS sind stiller geworden. Stiller ... und fieser. Ich vermisse ein wenig
die brachialen Ausbrüche von alles vernichtender Langsamkeit. Die Produktion
wirkt etwas glatter - nicht mehr so, als würde in morbider Lust durch pure
Gewalt das gesamte Studio in einer gigantischen Müllpresse zerquetscht werden.
Wer einmal NEUROSIS live gesehen hat, weiss, was Schmerz ist. Hier auf diesem
neuen Output wurde aber erstmals an Schlagzeugverzerrung gespart, und auch die
Speakercabinets klingen nicht so, als würde das Pressholz beim Aufnehmen bald
bersten. Schade eigentlich, denn diese pure Kraft unterstrich den verzweifelten
Weltschmerz, den die Mannen um Steve von Till zelebrieren, perfekt. Auf diesem Album werden die leisen Töne gezielt eingesetzt und schaffen eine
gespenstische Spannung, wie ein schwacher Puls, der kurz davor ist, auszusetzen.
So lullt der erste Song "The Tide" den Zuhörer eine ganze Weile ein,
bevor die Lava-Akkorde mit unglaublich depressiven Melodien herausbrechen. Das lange "Falling unknown" bedient sich noch weiterer Stilmittel.
BLACK SABBATH-Riffs treffen auf spacige Mittelparts mit nostalgischen
Analogsynths (a la JEAN MICHEL JARRE). Mit unglaublicher Geduld wird aus der Beinahe-Stille ein quälend langsames Crescendo aufgebaut. Hypnotisch bohrt sich
das langsame Riff in die Hörgänge, bevor der Gesang noch einen draufsetzt. Der
gleichen Mittel bedient sich später noch "Crawl back in". Unter'm Strich bin ich aber noch nicht ganz so fasziniert von dieser CD wie von
manchen älteren Werken, z.B. die ausnahmslos geniale "Enemy of the
Sun" oder "Times of Grace". Die vielen instrumentalen Intermezzi,
die es schon immer auf den wesentlich längeren Longplayern gab, kommen hier
schon fast als Lückenfüller rüber (Ausnahme: "Resound"), so daß
man sich fragen muß, ob NEUROSIS ihren Zenith überschritten haben? Für Fans ist diese Scheibe durchaus noch ein
Muß. Vielleicht ist sie durch
ihre gemäßigtere Art sogar für Neueinsteiger eine Möglichkeit, schrittweise
in der musikalischen Welt NEUROSIS' Fuß zu fassen. Wer aber die absoluten
emotionalen Tiefen und die Brachialität des Schmerzes ausloten möchte, ist mit
den älteren Werken besser bedient. Durch Steve Albinis Produktion zieht sich
natürlich ein roter Faden bis heute durch die NEUROSIS-Welt. "The Tide",
"Falling Unknown", "Crawl back in" oder auch "Stones from
the Sky" sind fantastische Songs,
aber sie kommen nicht mehr von so tief unten, wie man es sich erhofft hätte.
Fazit: 7 von 10 Punkten Gastrezensent: Stefan "Steve"
Machwirth von http://www.was-ist-Fido.de
Review: NEVERMORE - Enemies Of Reality - 2003 (9 Songs, 40:49 Minuten)
Bei diesem Review bin ich diesmal etwas vorbelastet, denn ich konnte auf dem Rock Hard-Festival schon einige neue Stücke live hören. Die neuen Songs, die NEVERMORE dort vorstellten, hauten mich allerdings nicht besonders vom Hocker. Was allerdings auch am miesen Sound gelegen haben mag, den NEVERMORE dort leider hatten. Da "Dead Heart In A Dead World" sicherlich das Meisterstück von NEVERMORE ist, hab' ich ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es möglich ist, diese Scheibe zu übertreffen. Und so ist es dann auch. Wichtig beim neuen Album "Enemies Of Reality" ist, dass man die Scheibe erst einmal drei bis viermal durchhört, weil diesmal wieder mehr von den NEVERMORE-Songs entstanden sind, die sich erst nach mehrmaligem Hören so richtig entfalten. Ganz im Gegensatz zu den Songs auf "Dead Heart....", wo fast jeder Song einen Ohrwurmcharakter besaß. Als erstes fällt einem beim neuen Album auf, das NEVERMORE das Gaspedal mehr runter treten, als auf "Dead Heart....". Der Titeltrack "Enemies Of Reality" ist Song Nr.1. 'Ne schöne Midtempo-Nummer, die auch auf "Dead heart..." hätte stehen können. Alle Trademarks sind vorhanden: geiler Groove, super Soli von Jeff Loomis und ein typischer Warrel Dane Gesang. Dann folgt "Ambivalent". Gitarrenmäßig sehr geil gemacht, tierischer Groove, bei dem man unmöglich stillsitzen kann. Teilweise erinnert mich Loomis bei diesem Song an Dimebag Darrel von PANTERA. Song Nr.3: "Never Purify" hätte auch auf "Dreaming Neon Black" stehen können. Etwas sperriger Refrain, dieser Song geht erst nach mehrmaligem Hören richtig ins Ohr. Dann folgt ein erstes Highlight, die coole Ballade "Tomorrow Turned Into Yesterday". Super gemacht, mit Akustik-Klampfe und einem mächtigem Mitsing-Refrain. Einer der geilsten NEVERMORE-Songs, der bis jetzt geschrieben wurde. "I, Voyager" ist auch ein Highlight auf "Enemies Of Reality". Sehr präzises Zusammenspiel von Drums und Gitarren, anfangs kommt einem der Song auch etwas sperrig vor, aber wie gesagt: man muss die neue Scheibe öfter hören. Song Nr.6 "Create The Infinite" haut mich nicht vom Hocker, für mich der Tiefpunkt der Scheibe. Bei Song Nr.7, "Who Decides", geht's dann aber wieder steil bergauf, meiner Meinung nach das beste Stück des Albums. Alle NEVERMORE-Trademarks voll da. Super geiler Refrain, tolle Melodien und perfekte Arbeit der Rhythmusfraktion: Loomis, Williams, Sheppard, klasse! Der Song hätte auch gut auf "Dead Heart..." gepasst. Nahtloser Übergang, dann folgt Song Nr.8: "Noumenon" ist ein sehr psychedelischer Song mit nervigem Arrangement. Nicht unbedingt mein Fall. Dann das Finale mit "Seed Awakening". Hier wird das Gaspedal dann wieder runter getreten. Sehr guter Rausschmeißer aus einem Album, welches mich nach mehrmaligem Hören immer mehr begeistert hat. Fazit: "Dead Heart..." ist und bleibt das NEVERMORE-Album schlechthin, aber "Enemies Of Reality" ist ein würdiger Nachfolger geworden.
Fazit: Ein würdiger Nachfolger zu "Dead Heart...". 8 von 10 Punkten Gastrezensent: Stefan Sieler
Review Oktober 05: NEVERMORE - This Godless Endeavor - 2005 (11 Songs, 57:16 Minuten)
Vorweg: Die Bengels aus Seattle haben's mal wieder geschafft! Elf Lektionen in Sachen Metal, wie sie beeindruckender kaum hätten ausfallen können. Mit dem Opener "Born" zeigen NEVERMORE gleich, wo es hinführt, wenn man dem Alkohol und den Drogen abschwört - nämlich in den puren Frust und die heillose Aggression! Das Anfangsriff kann nur in einem Zustand schlimmster Unzufriedenheit geschrieben worden sein. Es ist wohl der brutalste Song, den der werte Herr Loomis jemals kreiert hat! Mit einem überragenden Refrain ausgestattet und tonnenweise geilen Gitarrenläufen, erschließt er sich zwar nicht beim ersten Durchlauf, wird aber von Mal zu Mal grandioser. Mit dem darauf folgenden "Final Product", zu welchem auch bereits ein Video gedreht wurde, sieht die ganze Sache nicht wesentlich anders aus. Es erreicht zwar nicht ganz den Härtegrad des Openers, kann aber ebenso mit allem aufwarten, was andere Bands in diesem Genre einfach nicht zustande bekommen. Eingängigkeit trotz höchstem technischen Anspruch, Soli, die unter die Haut gehen und nicht nur reines Highspeed-Gewichse sind sowie eine emotionale Übertragungsrate, die locker die 6000kb/s überschreitet. Meine Fresse, was soll man sagen? Mit "My Acid Words" und "Bittersweat Feast" hat man ebenfalls zwei Hochkaräter am Start, die vor genialen Gitarrenduellen (und einer gesanglichen Melodieführung, die auf so einfallsreichen und hohen Niveau wohl kein anderer Metalsänger als Warrel Dane zustande bekommt) nur so strotzen! Eine kleine Verschnaufpause verschafft uns "Sentinent 6". Dieser Song ist sozusagen das, was "Heart Collector" auf "Dead Heart In A Dead World" oder "Tomorrow Turned Into Yesterday" auf "Enemies Of Reality" war. Ein etwas sanfterer Hit, der nie wirklich eine Ballade ist, da NEVERMORE es verstehen, jegliche Gayness außen vor zu lassen - super! Mit "Medicated Nation" haben NEVERMORE ihre ganz eigene Hommage an die Pharmaindustrie geschrieben - ihr gedenkt man hier mit einer Wort- und Riffgewalt, dass die werten Herren in den Vorstandsetagen nach dem Genuss dieses Songs (sofern sie ihn jemals zu Ohren bekommen sollten) wohl selbst erst einmal zu ihren beliebten Tranquillizern greifen dürften, ob dieses Frontalangriffs. Als kleines instrumentales Intermezzo erweist sich dann das durchaus ansprechende "Holocaust Of Thoughts ". "Sell My Heart For Stones", "Psalm Of Lydia" und "A Future Uncertain" sind durch die Bank weg ebenfalls Hammerstücke und jedes von ihnen hätte auch ohne weiteres die erste Singleauskopplung werden können. Aber dann kommt die Scheiße richtig fett - das Titelstück "This Godless Endeavor" hat alles, einfach alles, was einen Neverhead in die Ekstase treibt . Das muss man gehört haben, denn zu beschreiben, was hier abgefeiert wird, kann dem einfach nicht mehr gerecht werden. Diesen Song zu toppen, ist ein Ding der Unmöglichkeit! Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass es selbst NEVERMORE gelingen sollte, da noch mal einen draufzusetzen. Abschließend ist anzumerken, dass sich der zweite Mann an der Axt, Steve Smyth (ex-TESTAMENT / DRAGONLORD) vorzüglich am Songwriting beteiligt hat, so dass man wohl das stärkste Line Up aller Zeiten aufzuweisen hat.
Fazit: DAS Referenzalbum, welches wohl die nächsten Jahre schwer zu toppen sein wird. 10 von 10 Punkten Ulf Bloem
Review November 05: NIGHTMARE - The Dominion Gate - 2005 (13 Songs, 65:42 Minuten)
Die Franzosen von NIGHTMARE sind vor 25 (!) Jahren gegründet worden und zumindest ich habe noch nie von ihnen gehört. Was für ein Versäumnis. Denn wenn diese Jungs schon seit 1979 auf diesem Niveau musizieren sollten, habe ich wohl noch einiges aufzuholen. Am ehesten erinnert mich die auf "The Dominion Gate" zelebrierte Musik an das 2001 erschienene Meisterwerk der dänischen Band BEYOND TWILIGHT, "The Devils Hall Of Fame". Zum einen gibt es auch hier hochkomplexe Arrangements, eingebettet in melodischen Power Metal. Zum anderen haben die Jungs aus Grenoble mit Jo Amore einen Sänger am Start, der unzweifelhaft mit Sangesgott Jorn Lande in einer Liga spielt, auch wenn Jo's Akzent ihm einige Minuspunkte beschert. Trotzdem: Was für ein Sänger! "The Dominion Gate" sollte ein Pflichtkauf für alle Fans von ARK, BEYOND TWILIGHT und MASTERPLAN sein. Aber auch Anhänger von NOCTURNAL RITES sollten an der Scheibe der Froschfresser gefallen finden. Auch wenn "The Dominion Gate" nicht ganz an die Hitdichte von "The Devils Hall Of Fame" heranreicht, so ist das Scheibchen meiner Meinung nach die herausragendste Veröffentlichung aus Frankreich seit vielen Jahren. Technischer Power Metal skandinavischer Prägung, handwerklich tadellos gespielt, dazu Hooklines im Familienpack und ein ausgesprochen ausdrucksstarker Sänger. Was will man mehr? Produzent Terje Refsnes (TRISTANIA, GREEN CARNATION und SIRENIA) hat den Jungs ein fettes Soundpaket geschnürt, dazu kommen noch Gastsängerin Floor Jansen von AFTER FOREVER (die den Titelsong und "A Taste Of Armageddon" mit ihrer Stimme veredelt) und ihr AFTER FOREVER-Kollege Sander Gommans, der seine Death-Grunts zu "The Watchtower" beisteuert. Und allen Raubkopierern sei gesagt, dass auch das Booklet dieses Albums absolut lesenswert ist, denn was die Jungs in ihren Lyrics verbraten, hat mit dem üblichen Power Metal-Gelaber absolut nichts zu tun. Also: unterstützt diese Band und bringt Frankreich wieder auf die Metal-Landkarte! "The Dominion Gate" ist am 04.11.2005 über das schwedische Label Regain Records erschienen.
Fazit: Absolut empfehlenswert für Fans von progressivem Power Metal. 8,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Dezember 05: NIGHTMISSION - No Saints In Black - 2005 (11 Songs, 47:02 Minuten)
Schon nach knapp einer Minute ist offensichtlich, dass es sich bei NIGHTMISSION um eine deutsche Band handeln muss. Und das liegt nicht nur am recht deutlichen Akzent des Sängers. Ein derart altbackener Metal kommt erfahrungsgemäß nun mal meistens aus deutschen Landen (frisch auf den Tisch). Ein Blick in das Booklet bestätigt unsere Annahme: NIGHTMISSION stammen aus der Stadt mit der längsten Theke der Welt, Düsseldorf. Nun hab ich ja prinzipiell überhaupt nichts gegen Old School Metal. Wenn er gut ist. Ist er bei NIGHTMISSION aber nicht. Eine dreiviertel Stunde lang langweilen uns die Rheinländer mit tausend Mal gehörten Riffs, zusammengeklauten Melodien und dümmlich-peinlichen Texten. Da hilft auch der Mitleid heischende Hinweis der Plattenfirma (STF Records), dass es sich hier um ein Debüt handelt, nichts mehr. Hauptinspirationsquelle dürften die ersten drei Scheiben der einstigen Bay Area-Helden METALLICA sein, aber auch die frühen Werke von Teutonen-Metal-Vorreitern wie GRAVE DIGGER oder RAGE dürften die Herren von NIGHTMISSION im Regal stehen haben. Selbst nach zehn Hördurchgängen kann ich auf dieser CD nichts hören, was auch nur einen Funken Wiedererkennungswert hat. Im Gegenteil, Songs wie der Ultra-Langweiler "Black Rain" oder die vergurkte Ballade "Always Inside Me" gehen mir mittlerweile gehörig auf die Nerven. Ein eigener Stil, eigene Ideen - Fehlanzeige. Und als "Krönung" gibt es am Ende der CD noch einen Song in deutscher Sprache, nämlich "Superstar". Nur schade, dass vier Musiker aus Frankfurt bereits 2004 die gleiche Idee hatten - und deren Umsetzung des Casting-Wahn-Themas um Längen mehr Klasse besaß. So, ich mach jetzt mal wieder was Gutes an...
Fazit: Kein Fazit. So! 3,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review: NIGHTRAGE - Sweet Vengeance - 2003 (11 Songs, 41:38 Minuten)
Versuchsaufbau: CD NIGHTRAGE - "Sweet Vengeance", zwei Testpersonen. Testperson 1 (TP1) erhält eine Kopie der CD auf CD-R, die von Testperson 2 (TP2) beschriftet wurde. Testperson 2 hat bereits zwei Hördurchgänge absolviert und erhielt das volle Promo-Paket, incl. CD im Pappschuber mit Infoblatt der Plattenfirma. TP1: "Schweden! DARKANE! SOILWORK!" TP2 (startet Verwirrungstaktik): "Hund! Katze! Maus! Du Hirn, das sind Griechen!" TP1: "Waaass?? Griechen?? Du lügst doch! Das sind Schweden, das hört man doch!" TP2: "Na gut, du hast gewonnen: es sind drei Schweden in der Band, aber die beiden Gründungsmitglieder sind Griechen." TP1: "Ha, gewusst! Schweden-Produktion, auch. Studio Fredman?" TP2: "Beeindruckend! Ja, die Scheibe wurde im Studio Fredman von Fredrik Nordström produziert." TP1: "Wie heißen die denn überhaupt? Deine Sauklaue kann ja wieder keiner lesen! Lichtraupe? LICHTRAUPE?? Was 'n das für 'n saublöder Name??" TP2: "Wieso Lichtraupe? Die heißen NIGHTRAGE! Kauf dich ma' 'ne Brille!" TP1: "NIGHTRAGE? Nie gehört. Sind die neu?" TP2: "2000 von den beiden Gitarristen Marios Iliopoulos und Kostas Karamitroudis gegründet. NIGHTRAGE haben dann in Griechenland mit wechselnden Line-Ups mehrere Demos eingespielt, bevor die beiden Gründer nach Götheborg gezogen sind und sich Karamitroudis fortan 'Gus G.' nannte." TP1: "Gus G.? Ist das nicht dieser Drachentöter von DREAM EVIL?" TP2 : "Ja, genau, außerdem klampft der noch bei FIREWIND und MYSTIC PROPHECY." TP1: "Den Sänger kenn' ich auch, verdammt, wer ist das? Ich hab mindestens zwei Scheiben zu Hause, wo dieser Typ schreit!" TP2: "Das könnten dann Scheiben von THE GREAT DECEIVER, THE CROWN, LOCK UP oder auch AT THE GATES sein. Der Mann hört auf den Namen Tomas Lindberg." TP1: "Tompa! Mann, darauf hätte ich kommen müssen...was is' denn nu' los? Haben die noch einen Sänger?" TP2: "Ja, Tom S. Englund von EVERGREY hat ein paar cleane Vocals beigesteuert. Wo wir gerade beim Namedropping sind: erkennst du den Drummer? Das ist Per Möller Jensen von THE HAUNTED." TP2: "Nee, hätte ich nicht erkannt, aber ich hör' schon, dass der gewaltig was auf dem Kasten hat." Im weiteren Testverlauf einigten sich beide Probanden darauf, dass die griechisch-schwedisch-französische (Bassist Brice Leclercq ist Franzose) Kollaboration mit "Sweet Vengeance" ein hervorragendes Debütalbum vorgelegt hat, das allen Fans von DARKANE, SOILWORK, AT THE GATES und THE HAUNTED gefallen sollte. Lassen wir an dieser Stelle noch einmal das Infoblatt der Plattenfirma zu Wort kommen: "Überflüssig zu erwähnen, dass so ein Überflieger nicht das Resultat eines kurzlebigen Studioprojektes ist. NIGHTRAGE sind eine ernstzunehmende Band, von der in Zukunft noch einige Überraschungen erwarten dürfen." Hoffentlich sehen diese Überraschungen dann nicht so aus: "Die Melodic Death Band NIGHTRAGE hat sich von ihrem .............. getrennt / hat sich aufgelöst. Gründe für den Split wurden nicht genannt".
Fazit: Hoffentlich kein "One kill wonder". 7,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Februar 05: NIGHTRAGE - Descent Into Chaos - 2005 (12 Songs, 42:52 Minuten)
Die Göteborger sind zurück! Der allenthalben lang ersehnte Nachfolger des 2003er Debüts "Sweet Vengeance" - welches von allen Seiten ziemlich abgefeiert wurde - steht am 21.01.05 in den Regalen. Da auch ich von dem damaligen Album der griechisch/schwedischen Band, mit ihrem oft an alte AT THE GATES erinnernden Göteborg-Sound angetan war und genauso wie unser Uwe in seinem Review hoffte, das NIGHTRAGE nicht als "One Hit Wonder" in der Versenkung verschwinden, freute ich mich umso mehr über dieses Lebenszeichen. Kommen wir kurz zur Bandbesetzung, denn da hat sich im Gegensatz zur groben musikalischen Marschrichtung was getan. An den Kesseln wurde THE HAUNTED's Per M. Jensen durch den Ex-Drummer von SEPTIC FLESH, Fotis Bernado ersetzt, den Viersaiter bedient nun Henric Carlsson (CIPHER SYSTEM) für den ausgestiegenen Brice Leclercq, der mittlerweile bei DISSECTION den Bass zupft. Die beiden griechischen Gründungsmitglieder, bestehend aus dem Gitarristen-Doppel Gus G. (ex-DREAM EVIL) und Marios Iliopoulos, welche sich auch das Songwriting auf die Fahnen geschrieben haben, blieben der Band erhalten. Ebenso der Ex-AT THE GATES Shouter Tompa Lindberg, dessen Stimme wohl schon mal an eines jeden Metallers Ohr gelangt sein dürfte. Manch einen mag ich wohl nun verwirrt haben mit den ganzen Fakten, aber die Betreffenden müssen halt noch mal von vorne anfangen zu lesen, während der Rest sich nun mit mir in die musikalische Göteborger Highschool begeben darf. Die saugeile Produktion wurde von Patrik J. Sten im allseits bekannten Studio Fredman in, na wo wohl, Göteborg verwirklicht. Wie gesagt, einen Stilbruch gibt es bei NIGHTRAGE natürlich nicht, wohl aber wurde den Songs ein Tacken mehr Aggression verpasst. Der Opener "Being Nothing" prescht ohne Vorwarnung im Blastspeed-Tempo los, bevor im Refrain wieder auf mittlere Geschwindigkeit gedrosselt wird, unterlegt mit coolen melodischen Gitarrenläufen. Geiler Beginn! Hätte ich so nicht unbedingt erwartet, vor allem nicht in dem hohen Tempo. Von dem Song wird man gnadenlos überrollt! Blastgebolze bleibt aber bei NIGHTRAGE auch auf "Descent Into Chaos" die Ausnahme und man setzt eher auf gepflegtes Midtempo, die immer noch sehr ausdrucksstarke Stimme von Tompa und die famose Gitarrenarbeit von Gus und Marios. So auch in dem Song "Poems", wo ein unglaublich mitreißendes "Sologefecht" der Griechen stattfindet. Der erste Song aber, der mich komplett umhaut, ist Nummer vier auf der Scheibe, nämlich das thrashige Titelstück! Schnell, treibend und mit vielen Breaks, knallt "Descent Into Chaos" aus den Boxen als gäb's kein Morgen. Tompa katapultiert seine Stimme in noch höhere Aggressionsgefilde. Noch eine Schippe doller und seine Stimmbänder sind wohl Geschichte, möchte man meinen. Trotz alledem ist noch Platz für melodische Riffs, die nun wirklich niemanden mehr kalt lassen dürften. Ganz herrliches Bangerfutter! Ich behaupte einfach mal, solche Songs möchte wohl jede der unzähligen Bands, die sich dem Göteborg-Stil verschrieben hat, im Koffer haben. Beim folgenden "Frozen" gibt's ebenfalls keine Pause für den Nacken. DARK TRANQUILLITY's Mikael Stanne steuerte hier übrigens ein paar hörenswerte cleane Vocals bei. Die wahnwitzigen doppelläufigen Leads, welche nahezu auf dem ganzen Album zu finden sind, markieren in "Omen" einen neuen Höhepunkt. Rasend schnell, effektiv und auch hier logischerweise wieder absolut nicht zu empfehlen bei etwaigen Schäden an Nacken oder Wirbelsäule. Wirbelsäulenpatienten (Danke für den Hinweis, Micha! - uwe) sollten vor Genuss solcher Hammersongs wirklich den Arzt oder Apotheker fragen. Mit was für guten Gitarristen wir es hier zu tun haben, wird uns in dem Instrumentalstück "Solus" noch einmal überdeutlich gemacht. Allerfeinste melodische, fast melancholische Soli wechseln sich mit druckvollem Stakkato-Riffing. Trotz kleinerer Durchhänger wie dem Song "Phantasma", welcher ohne Wirkung an mir vorbei zieht, ist das hier gebotene ganz große Klasse und das zweite Album degradiert die These des "One Hit Wonder" zumindest in diesem Fall zu purem Humbug. Durch die erwähnten Besetzungswechsel wird auch deutlich, dass sich NIGHTRAGE mittlerweile von einem "All Star Project" zu einer festen Band entwickelt haben und man darf auf baldige Live-Aktivitäten hoffen. Für Schwedenfans und Melodic Death Metal-Anhänger eigentlich ein Pflichtkauf. Diejenigen unter euch, denen Göteborg musiktechnisch zum Hals raus hängt, sollten trotzdem mal reinhören, denn hier sind wahre Könner am Werk, das Ganze ist nicht zu melodisch und somit stechen NIGHTRAGE angenehm aus dem Einheitsbrei heraus.
Fazit: Hochwertigster Göteborg-Stoff, mit alles überragenden Gitarristen! 8 von 10 Punkten Michael Jehles
Review Februar 04: THE NIGHTSHADE - Wired - 2003 (5 Songs)
Dem Elektro Metal haben sie sich verschrieben, die
Schweizer THE NIGHTSHADE. Elektro Metal ist allerdings ein
weiter Begriff, und ich deute ihn von The KOVENANT bis zu PAIN. THE
NIGHTSHADE bewegen sich eher im erstgenannten Bereich - nicht so tanzbar
wie das mittlere PAIN-Output und immer latent düster kommen die vier daher,
die wie SAMAEL mit synthetischen Drums den notwendigen rhythmischen
Background erzeugen. So ganz komme ich mit mir nicht ins Reine, was ich von dem Ergebnis halten
soll. Ich vermisse das durchschlagende Moment und spüre eine fehlende
Homogenität, die auch den DREADFUL SHADOWS zum Verhängnis wurde. Will
sagen: die Songs plätschern mehr oder weniger an einem vorbei. Der gekrächzte
Gesang will nicht so recht zu den banalen Riffs passen, das Tempo ist
irgendwie auf dem Niveau "bloß nicht auffallen", und die
wenigen vorhandenen Melodien versprühen weder richtige Atmosphäre, noch
sind sie in irgendeiner Form originell. "Raging Sands" ist ein
gutes Beispiel dafür, wie ein durch und durch banales Grundgerüst mit
Pseudo-Wave-Einflüssen (a la NOSFERATU) gepaart wird. Dazu kommt noch ein
sehr verkniffener Sound, der in seiner zurückhaltenden Art noch mehr die
Belanglosigkeit unterstützt. Der nervende klischee-orientalische Einfluss
(soll wohl originell sein) fällt hier schon kaum mehr ins Gewicht. "Inside
Of You" lässt einen am Schluss der CD noch mal etwas aufhorchen, weil der bombastische Anfang endlich mal die Aufmerksamkeit des
Zuhörers auf sich zieht, und auch ansonsten gibt es einige gute Momente
in diesem Stück. Hier und da strahlt sogar etwas von SAMAEL'scher Kälte
durch. Quasi die Ehrenrettung, bevor meine Kritik unterdurchschnittlich
ausfällt. Als Anspieltipps seien "Tongues" und "Inside Of
You"
genannt. Danach mag der geneigte Leser selbst entscheiden.
Fazit: 4 von 10 Punkten Gastrezensent: Stefan "Steve"
Machwirth von http://www.was-ist-Fido.de
Review Januar 08: NIGHTWISH - Dark Passion Play - 2007 (13 Tracks, 75:34 Minuten)
Hallo Leute! Es ist Winter, gefrorene Scheiben am Auto, Arschkälte - dazu einen heißen Glühwein mit Schuss und einen gepflegten NIGHTWISH-Sound bei Kerzenlicht im Wohnzimmer, wo zahlreiche Lichter fackeln. Eingemümmelt in meiner Decke, Wein schlürfend und Wärmeflasche auf dem Bauch haltend, genieße ich die Anfänge von NIGHTWISH's Debüt-Album "Dark Passion Play". Ich sage bewusst Debüt, weil die Platte nicht mehr von der ursprünglichen Ikone Tarja Turunen eingesungen wurde, sondern eine gewisse Annette Olzon am Mikro trällert. Die Auswechselbank-Geschichte dürfte jedem bekannt sein. Kaum eine Combo hat so viel Wirbel um sich selbst verursacht wie NIGHTWISH. Nach Tarjas Rauswurf wurden auf dem ganzen Globus sämtliche Frauenstimmen gecastet, bis sich Bandkopf Tuomas Holopainen nach endloser Zeit für die Schwedin Anette Olzon entschieden hat. Wer mehr über die Bandgeschichte und die Schlammschlachten von NIGHTWISH wissen möchte, der googlet! Also moppel' ich mich bei meinem Gläschen ein und erwarte Großes. Immerhin sind schon zwei Jahre vergangen, als die Band ihr letztes Album "Once" beim Plattendealer abgeliefert hat. NIGHTWISH haben großartiges geleistet und es diverse Male in die Top 10 geschafft. Auch "Dark Passion Play" war im Null Komma Nix auf Platz eins der Deutschen Album Charts. Warum, ist die Frage. Die Infos in der Hand, die Platte im Player und meine Augen zu Schlitzen verengt, lassen mich voreingenommen und argwöhnisch den ersten Track angehen. Hmmmm? Das Intro "The Poet And The Pendulum" fängt schon mal ganz viel versprechend an. Das Ganze startet mit bombastischen Chören, tiefen Sopranos, knackig gespielten Gitarren und ruhigen, sehr melancholisch klingenden Passagen. Das erinnert mich irgendwie an die Szene im Film "Friedhof der Kuscheltiere", wo sie den Jungen wieder beleben... Der Song lebt von seinem Facettenreichtum, denn jetzt bäumt sich der Sound auf, punktet mit heftiger Gitarrenarbeit, markant und schnell. Auch wenn die Vocals ungewöhnlich unspektakulär klingen, passen sie zum Song wie die Faust aufs Auge. Bodenlastig und sehr filigran. Frau Olzen hat den Song gekonnt und mit viel Feintuning brillant umgesetzt. Die nächste Singleauskopplung "Bye Bye Beautiful" kommt überraschend tough und rockig daher. Zwar ist ein gewisser "Dancefloor-Charakter" nicht von der Hand zu weisen, aber warum nicht, es müssen ja nicht immer meine Nackenmuskeln sein, die leiden.. ;-) Meine Beine halten dem Beat jedenfalls nicht stand und rappeln, was das Zeug hält. So, jetzt hört bei mir der Spaß aber auf: "Amaranth" klingt wie 'ne Auskopplung von "Popstars" und Konsorten! Nicht, dass ich da jetzt die Fachfrau für wäre... aber dieser Song versaut mir deutlich die Laune und die Lust auf Metal! Hier habe ich das Gefühl, 'nen ABBA-Song wie "Take A Chance On Me" zu hören. Wenn ich ABBA will, leg' ich sie mir auch rein. "Cadence Of Her Last Breath" beginnt dann wieder typisch "NIGHTWISHig". Heftige Gitarren, starke Vocals, mal extrem hoch, dann wieder dunkler und sanfter. Genial ist hier der Refrain und die Gitarrensoli. Der Track rockt und hat alles, was typisch für die Finnen ist: Dirty aber auch clean, bombastisch, aber auch leise! Anhören und genießen. "Master Passion Greed" ist der wohl heftigste Part auf diesem Album. Die Drums geben zu Anfang alles, aggressiv steigen die Gitarren ein und der Gesang von Marco Hietala mischt die ganze Komposition richtig fett auf. Hier sieht man wieder, was wir hier für ein Ausnahmetalent am Mikro haben. Spielfreude und Harmonie sind bei "Master Passion Greed" perfekt aufeinander abgestimmt. 'Eva' - der Song, mit dem Anette der Öffentlichkeit vorgestellt wurde - ist eine sanfte Ballade, mit viel Herzblut und viel Romantik. Das Lied könnte auch "Kling Glöckchen Klingelingeling" heißen und in einem Liebesfilm als "Herzschmerz-Szene" fungieren. Schön anzuhören, gerade deshalb, weil Anette's Stimme richtig zur Geltung kommt. Das Lied ist mit 4:25 Minuten ein netter Lückenfüller, mehr leider nicht. Wechseln wir mal die Location und gleiten in den Orient, in die "Sahara". Buddeln wir schwer basslastig und schleppend im Sand und heben die monumentalen Sandalenfilmträger aus, die unsere Vocalakrobatin mit ihren Stimmbändern schwermütig herauf beschwört. Nach und nach erscheint mir eine Karavane nach der anderen, die mit Säbeln gezückt kämpft. Mein Kopfkino trennt sich nun langsam aber sicher vom "Metal Ench Amun" und wechselt das Lager zu "Whoever Brings The Night". Aber was bringt sie mir, die Nacht? Außer ein fassungsloses "in meine Glühweintasse starren" nix! Hier haben die Popgötter einen Haufen Scheiße auf NIGHTWISH abgeworfen (Gnihihi... -uwe). Der Song ist nicht schlecht, kann einem nur schlecht bei werden. Schauen wir doch mal weiter über den NIGHTWISHigen Tellerrand und befassen uns mit 'ner Ballade namens "For The Heart I Once Had". Befassen? Neeee, besser nicht. Sonst rutsche ich auf der Schleimspur, die der Song hinterlässt, noch aus und breche mir womöglich noch meinen hart erarbeiteten Nacken! Schnell weiter zu "The Islander". Was haben die denn die armen Jungs außer einen Haufen Kiwi (Kiwi? Waren das nicht die Neuseeländer? grübelnd, uwe) - und nun einen Song von NIGHTWISH? Da bleibe ich doch lieber bei den Vitaminbomben und löffel' die Frucht mit der fast forward-Taste weiter. Beim Aushöhlen der Frucht stoße ich auf irische Einschläge. Das ist ja mal was für mich! "Last Of The Wilds" ist eine Hymne ganz nach meinem Geschmack. Hier kommen die SLOUGH FEG-Kumpels von "Hardworlder" heim und tanzen, bis die Dielen unter ihren Füßen krachen. Die Schlacht ist gewonnen, der Sieg eingefahren und nun wird Party gemacht. Horns up und lasst den Met fließen! Das Schönste an dem Song ist, dass er instrumental ist und geradezu zum Träumen einlädt. "Seven Days To The Wolves" ist ein gekonnt arrangierter Übergang zum vorhergegangenen Lied. Hier haben wir wieder eine klassische NIGHTWISH-Bauweise, wie wir sie aus "alten Zeiten" kennen. Hier wird uns eine Mischkost aus Anette und Tuomas angeboten. Gekonnt mixen sie den Song mit diversen Zutaten wie schnellem Bassspiel, rasanten Gitarren, viel Tamtam und Towbaboo. Der letzte Song, "Meadows Of Heaven" ist eine wunderbar klare und klassisch gespielte Hymne. Der Gesang ist nicht nur durch Anette ein echtes Highlight, sondern sie bekommt noch eine gesangliche Unterstützung durch eine Gospel-Sängerin. Gänsehaut! Bombastische Chöre, langsame Rythmen und Klasse arrangierte Elemente machen den Abschluss zu einem echten Highlight auf "Dark Passion Play".
Fazit: Ich gebe für die Riesen-Fußstapfen, in die sich Anette reintraut, allein schon 4 Punkte. Dass die Songs teilweise nicht wirklich meinen Nerv treffen, bringt leider nur 3 Punkte. 7 von 10 Punkten Natty
Review Juli 05: NILE - Annihilation Of The Wicked - 2005 (10 Songs, 52:04 Minuten)
Euphorie, Euphorie! Aaargh, ich muss das Feld jetzt mal von hinten aufrollen. Mir liegt hier DAS Death Metal-Highlight des Jahres vor. Ich weiß, dass das Jahr erst halb rum ist, aber das hier wird schwer zu toppen sein. Was für eine Göttergabe von einem Album. Aber nun mal langsam mit den jungen Pferden. Die Amis aus Greenville mit ihrem Hang zur Ägyptologie melden sich mit "Annihilation Of The Wicked" zurück. Seit 1992 bereits existiert die Band um Kopf und Ägyptikstudent (Ägyptik? Echt? -uwe) Karl Sanders bereits. Der letzte Longplayer "In Their Darkened Shrines" aus dem Jahre 2002 war bereits ein beängstigend gutes Werk, doch was die drei Burschen mit "Annihilation Of The Wicked" abliefern, spottet eigentlich jeder Beschreibung und degradiert den Rezensenten zu einem kleinen Furz und lässt ihn somit wirklich alt aussehen. Wie um alles in der Welt soll ich diesem Album nur gerecht werden mit bloßen Worten? Ich versuche es zumindest mal. Nach einem ägyptisch angehauchten, instrumentalen Intro überrollt einen mit einer schier unglaublichen Macht der Song "Cast Down The Heretic". Ich krieg fast keine Luft mehr, mein Herz beschleunigt die Taktfrequenz in gefährliche Regionen und ich starre ungläubig auf die Boxen meiner Anlage, während mir der Sabber in dicken, zähen Fäden aus der Mundhöhle trieft. Das ist definitiv nicht von dieser Welt. Ultraschneller Gesang, präzises Uhrwerk-Drumming und ein Gitarrensound, der alles wegbläst. ALLES! Die Vocals decken die komplette Bandbreite von guttural zu kellertiefen Growls bis hin zu kranken Screams ab. Trotz aller Raserei schaffen es NILE, in jedem Song eine klare Struktur erkennen zu lassen. Das ellenlange Sologefecht der beiden Gitarristen in diesem Song lässt mich abermals völlig ausflippen. "Cast Down The Heretic" ist ein glasklarer 10 Punkte-Song, nicht weniger. Eher mehr! Das wird jeder, der auf Ami Death Metal steht, bezeugen können. NILE zocken in einer Liga, die erst noch gegründet werden muss. Ein weiteres Highlight ereilt einen mit dem fast neun Minuten langen "User Maat Re". Nach einem schleppenden Anfang mit verschachtelten Riffs und Breaks entpuppt sich auch dieses Stück als Killer. Aber der Aufbau bis dorthin ist sehr langsam. Der Song scheint etliche Male kurz vor dem explodieren zu sein, tut er aber nicht, stattdessen gibt es dann wieder wabernde Riffs, unterlegt mit Doublebass-Attacken und sägenden Gitarren. Eine ganz obermächtig böse E(Oh)rscheinung welche, wenn der Hörer ein bisschen Geduld und Zeit mitbringt, denselben killen wird! Technisch hochwertig, wie man es von NILE gewohnt ist und liebt! Präzises Highspeedgeballer im Stile NILE's ereilt einen dann wieder mit dem Song "Chapter Of Obeisance Before Giving Breath To The Inert One In The Presence Of The Cresent Shaped Horns". Auch wenn das Ende auch wieder zu den langsameren gehört. Nur zur Anmerkung: ich habe grade eben nicht den halben Songtext abgetippt, der Bursche hat so einen langen Namen. Die nächste Brecher folgt mit "Lashed To The Slave Stick". Dieser erschien letztes Jahr als Vorabsingle und weiß ob den vergleichsweise melodischen Gitarrenläufen und dem eingängigen Refrain ebenso restlos zu überzeugen. Der gravierendste Unterschied zu "In Their Darkened Shrines" ist der, dass die ägyptischen Einflüsse in musikalischer Form fast immer in den atmosphärischen Instrumentalstücken, oder nur in den Anfängen der Songs zu vernehmen sind. Sie sind also kaum mehr in die Songs mit eingewoben, wie es auf dem Vorgänger häufiger der Fall war. Ja, und dann ist es mal wieder an der Zeit, an der Zehn Punkte-Marke zu kratzen, denn jetzt kommt das Titelstück. Wo zum Teufel holen der wahnsinnige Sanders und sein Mitstreiter Dallas Toler Wade solche abgedrehten Riffs her? Ist mit Worten echt nicht zu beschreiben und bevor ich mir den Kopf darüber zerbreche, ist schon der Schlusspunkt dieser Scheibe angebrochen. "Von unaussprechlichen Kulten" heißt dieser, ist über neun Minuten lang und bläst mich schlichtweg um! Abgrundtief böser Gesang trifft auf langsame, aber alles wegfräsende Riffs und pfeilschnelle Doublebass. Auch dieser Song baut sich nach und nach zu einem Reißer auf und abgefahrenste Frickelsoli, Tempowechsel und hochtechnisches Drumming, sowie einige doomige Parts sorgen dafür, dass ich schon wieder mein Sabberlätzchen in den Trockner schmeißen muss. Das ist monumentale, vor Verzweiflung schreiende Brutalität, wie ich sie wohl noch nie gehört habe! Der Song endet ziemlich ruhig und fast schon relaxt fadet er langsam aus... "Annihilation Of The Wicked" ist damit zu Ende und zurück bleibt nur noch verbrannte Erde. Sprachlos vor Begeisterung und kläglichen Versuchen, das eben gehörte zu verarbeiten, ist man sofort versucht die Playtaste zu drücken und von vorne zu beginnen. Und auch noch nach dem zwanzigsten Durchlauf entdeckt man neue Details und es macht immer wieder Spaß die Scheibe zu genießen! Mit dieser Scheibe haben die Kerle sich selbst ein Denkmal gesetzt! Wer auf brutalen, düsteren, aber technisch ausgefeilten Death Metal steht muss hier zugreifen!
Fazit: Fast müßig, noch ein Fazit zu schreiben. Kauft einfach dieses unfassbar geile Meisterwerk! NILE - Death Metal at it's best! 9,5 von 10 Punkten Michael Jehles (was, nur 9,5 Punkte? Ich dachte, du würdest nach der Kritik 15 geben... -uwe)
Review Oktober 04: NOCTE OBDUCTA - Nektar Teil 1: Zwölf Monde, eine Hand voll Träume - 2004 (5 Songs, 51:21 Minuten)
Endlich halte ich das Album in der Hand, auf das ich mich so lange gefreut habe - Das neue NOCTE OBDUCTA Album ist endlich erhältlich. Und nach den grandiosen Vorgängern habe ich natürlich hohe Erwartungen an dieses Klangwerk. Wunderschöne Gestaltung des Covers, tolle Atmosphäre. Auch der Titel lässt mich schon innerlich zittern. Genug geredet, kommen wir zum Wesentlichen. Die Lieder sind nach den Jahreszeiten benannt, worauf ich noch zu sprechen kommen werde. Die Einleitung "12 Monde" eröffnet entspannend mit einer Mischung aus Gitarren und atmosphärischen Keyboards. Nach zwei Minuten erreichen wir den Frühling "Des schwarzen Flieders Wiegenlied". Ein eher deathlastiges Werk des Albums. Im Gegensatz zu den letzten Alben (die mich im übrigen auch sehr überzeugen konnten) fällt auf, dass die Produktion noch besser geworden ist. Auf Einzelheiten dieses 15-minütigen Werkes einzugehen, würde sich sehr schwierig gestalten, da es zu viele Details mit sich bringt. Man könnte es als sehr progressiv mit dem nötigen Biss beschreiben, ich zitiere: "Man stelle sich vor, wie "Galgendämmerung" unehelichen Sex mit "Stille" hätte und die "Taverne"-Keyboards am Fenster gespannt haben". Es wird Sommer, "In einem Mittsommernachtsschatten", und mein Herz bleibt stehen - selten hat mich ein Intro so ergriffen wie dieses, sollte ich es beschreiben, könnte ich nicht mehr als stottern und mit Freudentränen ringen. Wer ein wenig Musikgefühl hat, findet sich in dem im Titel beschriebenen Szenario sofort wieder. Im Gegensatz zum ersten Lied ist dieses wieder ursprünglicher Black Metal im NOCTE OBDUCTA-Stil. In der Euphorie, die dieses Werk in einem entfacht, könnte einem fast ein Satz wie "Oh mein Gott, das ist ja besser als Sex" über die Lippen kommen, aber so weit wollen wir ja jetzt nicht gehen. ;) Es wird kühler, die Blätter werden bunt und fallen von den Bäumen, "Herbst: Lenkte einsam meinen Schritt". Das härteste und raueste Stück des Albums. Und wieder einmal fällt es mir schwer, zu rezensieren - ein weiteres sehr abwechslungsreiches Lied, dass noch dazu kaum eine Genredefinition zulässt. Der Winter wandert einher, "Dezembermond" ist ein klirrend kaltes Lied. Ebenfalls sehr abwechslungsreich und titelgerecht. Das Album klingt in traurig-entspannenden Synthieklängen aus, die das Land in Schnee tauchen. Stille - ich bin überwältigt und muss mich erstmal fangen. Kaum ein Album hat je so sehr meinen Schritt durch verschiedene Szenen, hier Jahreszeiten, geleitet wie dieses. Atmosphärisch, entspannend, emotional. Ich habe das Bedürfnis, mich für diese Reise zu bedanken.
Fazit: Unbeschreiblich. 10 von 10 Punkten Gastrezensentin: Julia Hermann
Review März 04: NOCTURNAL RITES - New World Messiah - 2004 (10 Songs, 46:59 Minuten)
Alles richtig gemacht haben die schwedischen Melodic Power Metaller von NOCTURNAL RITES auf ihrem mittlerweile sechstem Album "New World Messiah". Zehn Hits, keine Ausfälle, beeindruckende musikalische Leistungen (hört euch mal an, wie Drummer Ole Lingvall sich durch "Awakening" doppelwummst!) und gutes Songwriting. Jetzt müssten nur noch die Verkaufszahlen anziehen, damit NOCTURNAL RITES endlich von den Früchten ihrer Beharrlichkeit kosten dürfen. Ein großer Pluspunkt ist auch Sänger Jonny Lindqvist, der neben der Nachtigall gerne mal den Hirsch auspackt und so viel dazu beiträgt, dass "New World Messiah" nicht so unerträglich lieblich ausfällt wie die meisten Outputs der Genre-Kollegen. Ich jedenfalls kann dieses Album jedem Power Metal-Liebhaber ans Herz legen. Einen guten Eindruck vom Album verschafft dem geneigten Hörer das Stück "Against The World". Gutes Album, gute Nacht!
Fazit: Melodic Power Metal-Fans können hier bedenkenlos zugreifen. 8 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Oktober 05: NOCTURNAL RITES - Grand Illusion - 2005 (10 Songs, 46:40 Minuten)
2005 konnten NOCTURNAL RITES aus Umea ihr zehnjähriges Bandjubiläum feiern und zu diesem Anlass haben die schwedischen Melodic Metal-Helden nicht nur ausgiebig getourt, sondern auch ihre beiden ersten Alben ("In A Time Of Blood And Fire", 1995 und "Tales Of Mystery And Imagination, 1998) zusammen auf einer Doppel-CD mit dem Namen "Lost In Time" wieder veröffentlicht. Ganz nebenbei wurden noch drei Videos gedreht und man schrieb das Material für den Nachfolger des letztjährigen Werkes "New World Messiah". Seit dem 19. September 2005 steht nun das neue Scheibchen "Grand Illusion" in den Regalen. Zehn Songs haben die fleißigen Schweden auf den Silberling gepackt und natürlich sind auch diesmal alle NR-Trademarks reichlich vorhanden. Da wäre zunächst einmal der charakteristische Gesang von Jonny Lindqvist, dessen kräftiges Organ sich wohltuend von den kastrierten Sangeskollegen abhebt. Auch die komplexen Kompositionen sowie die fast schon progressiven Elemente bei den Arrangements unterscheiden NOCTURNAL RITES vom Schlagermetal á la HAMMERFALL. Ein absolutes Überstück (war bei "New World Messiah" wohl der Kracher "Against The World") gibt es auch dieses Mal wieder. Der Opener "Fools Never Die" wurde passenderweise vorab als Single ausgekoppelt. Doch auch das aggressive "Cuts Like A Knife" und "Deliverance" sind herausragende Songs. Insgesamt kann das vorgestellte Material den Vorgänger nicht toppen, dafür ist leider noch zu viel Mittelmaß vorhanden. Schlechter ist das Album aber auch nicht. Also Gleichstand und damit auch das gleiche Fazit wie im März 2004.
Fazit: Melodic Power Metal-Fans können hier bedenkenlos zugreifen. 8 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Oktober 05: NOVEMBERS DOOM - The Pale Haunt Departure - 2005 (8 Songs, 51:50 Minuten)
Ein verdammt starkes Doom-Death Metal-Album haben die Amis von NOVEMBERS DOOM am Start. Die 1989 in Illinois gegründete Band war mir bis dato völlig unbekannt. Doch das wird sich ändern. Gleich der Opener und Titelsong "The Pale Haunt Depature" kann restlos begeistern. Hätten PARADISE LOST sich nach der Scheibe "Lost Paradise" in diese Richtung entwickelt, ich wäre wohl heute noch Fan der Engländer. "The Pale Haunt Depature" ist schlicht und ergreifend eine perfekt vertonte Walze aus brodelnder Lava. Diese Urgewalt paart sich beim zweiten Song "Swallowed By The Moon" mit der verträumten Melancholie von TIAMAT. Stimmungsvolle Wechsel zwischen Grunz- und Cleanvocals sowie majestätische Riffs hieven "Swallowed By The Moon" in die Oberliga. "Autumn Reflection" hätte kompositorisch auch auf TIAMATS "Wildhoney" eine gute Figur abgegeben. Atmosphäre pur! Das darauf folgende "Dark World Burden" ist schlicht und ergreifend der beste Doom-Death-Song, den ich seit mehr als zehn Jahren gehört habe. Weltklasse! Ich werde mir jetzt nicht die Mühe machen, euch Stück für Stück auseinander zu pfriemeln. Nur soviel: Fans von MY DYING BRIDE, ganz alten PARADISE LOST und SWALLOW THE SUN werden dieses Album lieben, da bin ich mir sicher. Das Songwriting ist vom Feinsten, Sänger Paul Kuhr ist ein Ausnahmetalent, Dan Swanö hat mit James Murphy für guten Klang gesorgt, es gibt keinen einzigen schlechten Song auf dem Album und selbst die Lyrics sorgen für wohlige Stunden auf dem Sofa. Ein geiles Album, dass ihr alle KAUFEN müsst! Tendenz zur Neun.
Fazit: Progressiver Doom-Death. Absolute Oberliga. 8,5 von 10 Punkten Uwe Harms