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Review Februar 07: JADIS - Photoplay - 2006 (11 Songs, 60:38 Minuten)
ASIA, ARENA, MARILLION, IQ und NEAL MORSE / SPOCK'S BEARD. Parallelen zum Sound all dieser Bands finden sich wieder in der Musik von JADIS, mit denen sich Sänger, Gitarrist und Songschreiber Gary Chandler nun auch schon wieder seit 15 Jahren selbst verwirklicht. Mir persönlich war Chandler, bzw. seine Band, bisher völlig unbekannt. Das führt nun dazu, dass ich mich beim Hören der Songs auf "Photoplay" nun ständig frage, woher mir diese Vocalline nun bekannt vorkommt und auf welchem Album ich jene Keyboardsequenz schon gehört habe. Jedenfalls kommt mir beim Hören der Platte der Name JADIS nicht in den Sinn, sondern ich bastle ständig Brücken zu den oben genannten Bands. Am ehesten kommt "Photoplay" an die Mittachtziger-Phase von MARILLION heran, auch wenn die Magie von "Fugazi" oder "A Script For A Jester's Tear" natürlich zu keiner Sekunde erreicht wird. Um ehrlich zu sein, kommt keiner der auf "Photoplay" enthaltenen Songs auch nur annähernd qualitativ in die Nähe der offensichtlichen Vorbilder. Das liegt vor allem am recht eintönigen Songwriting von Chandler, der es nicht schafft, fesselnde Kompositionen auf den Silberling zu bannen. Vielleicht hätte Gary jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt? Zum Beispiel seine beiden Mitmusiker John Jowitt (Bass) und Martin Orford (Keyboard), die es als Songwriter ihrer Stammband IQ locker schaffen, Gänsehaut-Atmosphäre zu erschaffen. Nun ja, ganz übel ist "Photoplay" für Fans der bereits genannten Bands sicher auch nicht. Interessierte können sich ja mal meinen Anspieltipp "Make Me Move" oder den eingängigen Opener "There's A Light" anhören.
Fazit: Nichts, was andere Progrock-Bands nicht schon tausendfach besser gemacht hätten. 5,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review November 03: JAG PANZER - Decade Of The Nail-Spiked Bat - 2003 (2 CDs, 20 Songs, 84:40 Minuten)
In den letzten Wochen wurden für mich einige musikalische Träume wahr: Zuerst schickte mir Martin Missy aus Stockholm mit "Echoes From The Past..." die lang ersehnte CD der ersten Releases von PROTECTOR. Dann erzählt mir Sabina Classen, dass die ersten HOLY MOSES kurz vor dem Re-Release stehen. Und jetzt halte ich "Decade Of The Nail-Spiked Bat" in den Händen, auf der JAG PANZER aus Colorado/USA ihre alten Hits neu eingespielt haben. So eine Art "Best Of The Early Years" von JAG PANZER quasi. Jeder JAG PANZER-Fan liest hier schon nicht mehr mit, weil er unterwegs ist - zum CD-Dealer seines Vertrauens. Und soviel kann ich schon mal verraten: Er wird die nächsten Tage mit Dauergänsehaut durch die Gegend stiefeln..... Die Vorgeschichte: Eine der unterbewertetsten Metal Bands der gesamten Metal Szene feiert dieser Tage ihr 20-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass beschlossen Mark Briody (Guitar), John Tetley (Bass), Chris Broderick (Guitar) Rikard Stjernquist (Drums) sowie Göttersänger Harry "The Tyrant" Conklin, eine Neuaufnahme von 20 Songs ihrer ersten Veröffentlichungen auf den Geburtstagstisch zu legen. Für die drei Metalheads auf der Welt, die von JAG PANZER nie etwas gehört haben: JP zelebrieren NWOBHM-inspirierten US-Power Metal. DAS HIER, meine Damen und Herren, ist True Metal, wie ihn kein Schwede der Welt hinbekommt. Geschrieben zu einer Zeit, als die Jungs von HAMMERFALL noch an ihren kleinen Piedeln rumgefummelt haben. Göttergaben wie "Reign Of The Tyrants", den Speeder "Generally Hostile" oder die Ur-Dampframme "Metal Melts The Ice" muss man einfach lieben. Aber auch darüber hinaus gibt es noch tonnenweise erstklassiges Material auf den beiden CDs. Die Songs der legendären "Tyrants"-EP aus dem Jahr 1983 sind komplett vertreten, sieben von neun Tracks der "Ample Destruction"- Kultscheibe (1984), die Stücke vom "Chain Of Command"-Demo (1986), das uralte TYRANT-Demostück "Tower Of Darkness" sowie vier Stücke der Scheibe "Dissident Alliance" (1994), die in ihrer ursprünglichen Version ohne den genialen Gesang von Harry Conklin auskommen mussten. Aufgenommen wurde das Material im klassischen Soundgewand, was verwöhnten Hörern zunächst befremdlich vorkommen mag. Dieser Eindruck relativiert sich jedoch nach kurzer Zeit und man ist in den glorreichen 80er Jahren angekommen. Dazu trägt auch das kultige Coverartwork bei, das 1985 entstand und gut zu den ersten JAG PANZER-Artworks passt. Kaufen!
Die einzelnen Tracks: 01 - Reign Of The Tyrants (Ample Destruction, 1984), 02 - Eyes Of The Night (Chain Of Command, 1988), 03 - The Church (Dissident Alliance, 1994), 04 - Metal Melts The Ice (Tyrants-EP, 1983), 05 - Forsaken (Previously Unreleased), 06 - Fallen Angel (Chain Of Command, 1988), 07 - Battle Zones (Tyrants-EP, 1983), 08 - Warfare (Ample Destruction, 1984), 09 - Tower Of Darkness (TYRANT Demo, 1981), 10 - Licensed To Kill (Ample Destruction, 1984), 11 - Generally Hostile (Ample Destruction, 1984), 12 - The Watching (Ample Destruction, 1984), 13 - She Waits (Chain Of Command, 1988), 14 - Edge Of Blindness (Dissident Alliance, 1994), 15 - Spirit Suicide (Dissident Alliance, 1994), 16 - Iron Shadows (Tyrants-EP, 1983), 17 - Black Sunday (Bonustrack Re-Release von Ample Destruction, 1990), 18 - Symphony Of Terror (Ample Destruction, 1984), 19 - Death Row (Tyrants-EP, 1983), 20 - The Crucifix (Ample Destruction, 1984)
Fazit: Für jeden alten US-Metal-Fan eine Offenbarung. Ohne Wertung Uwe Harms
Review September 04: JAG PANZER - Casting The Stones - 2004 (11 Songs, 51:15 Minuten)
Drei Jahre warten die JAG PANZER-Jünger nun schon auf neues Futter ihrer Helden. Zum zwanzigsten Bandjubiläum im Jahr 2003 gab es die wunderbare Werkschau "Decade Of The Nail Spiked Bat" und in diesem Sommer die Neuauflage des gesuchten 88er Demos "Chain Of Command". Doch am 27.September 2004 gibt es endlich Neues aus Colorado/USA. Wie immer bei JP braucht auch "Casting The Stones" sechs bis zehn Hördurchgänge, bis die Songs beim Hörer ankommen. Aber nach einer gewissen Einarbeitungszeit zünden Hammersongs wie "The Mission (1943)", "Battered And Bruised", "Feast Or Famine" und das supereingängige "Cold" (erinnert nicht nur wegen des Namens an den Klassiker "Metal Melts The Ice") und legen dich lahm. Beim nächsten Hördurchgang entfalten die Gitarrensalven in Zusammenhang mit Harry Conklins Stimme eine Wirkung, als habe man dir "Ahoi-Brause" in's Hirn gekippt. Blubb, Plopp! Und hört euch mal das PANZER-Paradestück "Tempest" an, dann wisst ihr, woher INTO ETERNITY ihre Einflüsse haben. Überhaupt wird auf diesem Werk wieder einmal klar, wie schwer es sein muss, dem Feuerwerk, dass die beiden Gitarristen Mark Briody und Chris Broderick abfackeln, als Sänger etwas entgegen zu setzen. Aber Conklin wäre nicht der "Tyrant", wenn er aus dieser "Not" nicht eine Tugend machen könnte und so brilliert Harry auch auf "Casting The Stones" mit genialen Gesangslinien, die er natürlich auch live umsetzen kann. A propos live: solltet ihr vorhaben, 2005 das Bang Your Head Festival in Balingen zu besuchen, so haltet nach einer Band mit 80er Jahre Extrem-Posing und einem Sänger Ausschau, der aussieht wie ein Gebrauchtwagen-Verkäufer. Es könnte sonst sein, ihr verpasst eines der Konzerte eures Lebens...
Fazit: Wieder einmal ein tolles Stück progressiven US-Metal von den Meistern dieses Genres. 8,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Oktober 04: JON OLIVA'S PAIN - 'Tage Mahal - 2004 (13 Songs, 72:38 Minuten)
Was? Ein Soloprojekt vom Mountain King? Der letzte Output der Überband SAVATAGE liegt nun schon drei Jahre zurück, und hat meinen Musikhunger auch nicht wirklich stillen können. "Poets And Madmen" ist meines Erachtens nur als mittelmäßig zu bezeichnen. Nun ja, das lag wohl auch daran, das Hauptkomponist Oliva die Gesangslinien für den damals recht überraschend ausgestiegenen Frontmann Zak Stevens geschrieben hatte, und dann urplötzlich selbst die CD einträllern musste. Sei's drum. Meine Finger zitterten auf jeden Fall ganz gewaltig, als ich Uwe die Promoscheibe aus der Hand riss. Sorry nochmal.... Zunächst sei einmal gesagt, dass die Musik doch ziemlich am SAVATAGE-Stil angelehnt ist. Überraschung (?...)! Dem Hörer erwartet klavierlastiger, symphonischer Heavy Metal der alten Schule, ohne großartigen Firlefanz. Insgesamt stehen jedoch die Gitarrenelemente bei PAIN mehr im Vordergrund als es bei SAVATAGE der Fall ist. Stücke wie "Father, Son, Holy Ghost" oder auch "Guardian Of Forever" könnten ohne weiteres auch auf einem SAVATAGE-Silberling verewigt werden, wobei "Guardian Of Forever" mich sehr an die glorreiche "Streets"-Zeit erinnert. Apropos glorreich. Als solche ist auf jeden Fall Jon Oliva's Stimme auch anno 2004 zu bezeichnen. Zwar singt er nicht mehr in diesen extrem hohen und kranken Gesangslagen, wie noch zu "Sirens"-Zeiten, aber in den mittleren Gesangslagen ist er immer noch unglaublich gut. Was diese Stimme für ein Charisma besitzt, ist echt nicht von dieser Welt. So, ich hoffe diese lächerliche Diskussion um seine Stimmbänder ist nun ein für allemal vom Tisch! "People Say - Gimme Some Hell" besteht nur aus SAVATAGE Texten, die bunt zusammengewürfelt werden. Manche Leute mögen sowas als geistreich bezeichnen, ich für meinen Teil find's doch ziemlich affig. Geschmacksache. Insgesamt gibt es jedoch echt viele nette Songs auf diesem Album. Zum Beispiel das mit viel Musicaltouch versehene "All The Time", oder auch "Slipping Away", welches einen sehr coolen Refrain besitzt, mit einem echt geilen Basslauf und sehr intensiver Gesangslinie. Als Highlight dieses Album würd' ich jedoch "Walk Alone" bezeichnen. Dieser Song besitzt all das, was den Songwriter Oliva auszeichnet. Kraftvolle, orchestrale Parts im Wechsel mit ruhigen, nur vom Gesang und Klavier getragenen Passagen. Großartiger Song. Insgesamt hätt' ich mir mehr davon gewünscht. Man hört zwar ohne Zweifel, dass dem Kettenraucher und Sympathie-Bolzen diese Aufnahmen mächtig Spaß gemacht haben müssen, jedoch fehlen mir die ganz großen Ohrwürmer, die ich von SAVATAGE gewohnt bin. Es ist einfach so, dass SAVATAGE aus diversen Organisationsgründen zur Zeit nicht so Recht aus dem Quark kommen. Also hat Jon sich die Ex-Mucker von Zak Stevens' CIRCLE II CIRCLE geschnappt und aus lauter Lust und Frust mal 'n Album rausgehauen. Das ist ja völlig ok. Man kann sich "'Tage Mahal" auch ohne weiteres kaufen, ich würde das Album nicht als Mogelpackung bezeichnen (ich schon! -uwe). Ja, es ist ganz nett, nur als Highlight würd' ich "'Tage Mahal" nicht bezeichnen. Bleibt zu hoffen, das Jon Oliva, Chris Caffery, Johnny Lee Middleton und Jeff Plate sich bald mal wieder zusammenraufen und wat neues unter dem Namen SAVATAGE raushauen. Mein Vorschlag: Lasst Paul O'Neil sein TRANS SIBIRIAN ORCHESTRA-Ding durchziehen, und Jon Oliva zusammen mit Chris Caffery (der ja wohl mit seinem Soloalbum "Faces" bewiesen hat, dass er großartige Songs schreiben kann) an SAVATAGE-Songs basteln. Vielleicht kann ja noch Jeff Waters hinzu gezogen werden, der - wie ich finde - perfekt ins SAVA-Lager passt. Wie man vor geraumer Zeit auf dem Wacken Open Air eindrucksvoll gesehen hat.... Wenn ihr 'ne andere Meinung zu JON OLIVA'S PAIN habt, schreibt mir doch bitte. Würd' mich sehr interessieren.
Fazit: Ein nettes Album für zwischendurch, jedoch ohne Hit-Charakter. 7 von 10 Punkten Daniel "Toppo" Weßling
Review September 07: JON OLIVA'S PAIN - Maniacal Renderings - 2006 (11 Songs, 57:37 Minuten)
Nach dem eher mittelprächtigen "'Tage Mahal"-Erstling langt der SAVATAGE-Mainman Jon Oliva dieses Mal richtig hin. Gleich der Opener "Through The Eyes Of The King" ist eine SAVATAGE-Granate reinsten Wassers und der würdige Nachfolger von "Hall Of The Mountain King". Der darauf folgende Titelsong lässt uns alte SAVA-Fans beim ersten Durchgang noch mit offenem Mund da stehen, verwandelt uns aber spätestens beim zweiten Durchlauf in sabbernde Halbaffen. Der Mountain King ist zurück! Und wie! Heilige Scheiße, hört euch bitte am "Push To The Limit" an! Oder "Playing God! Wer hätte gedacht, dass Jon noch mal in der Lage sein würde, solche Songs zu erschaffen? Und das ohne die Hilfe von Chris Caffery, Paul Paul O'Neil oder Chriss Oliva (RIP) - ich bin angemessen beeindruckt, Jon, ehrlich. "Maniacal Renderings" enthält alles, was wir an SAVATAGE so lieben und so lange vermisst haben: grandiose Piano-Passagen, mächtige, erhabene Gitarren-Wände, mehrstimmige Harmonien, die einen geradewegs in den Himmel zu heben scheinen und über allem die Stimme des Mountain Kings, die selten magischer und mächtiger geklungen hat als hier. Gänsehautmomente gibt es hier gleich im Familienpack und für die alten SAVA-Fans lässt Jon hier mal eben ein "Hall Of The Mountain King"-, da ein "Gutter Ballet"- oder ein "Streets"-Zitat fallen. Und nach diversen Hördurchgängen, die ich jetzt sprachlos und verzückt hinter mich gebracht habe, vegesse ich sogar, das hier nicht SAVATAGE aufspielen, sondern "nur" der SAVATAGE-Sänger mit der ehemaligen Begleitband von CIRCLE II CIRCLE's Zachary "Zak" Stevens. Die SAVATAGE-Mitglieder machen derweil mit dem in Amerika schwer angesagten TRANSSIBERIAN ORCHESTRA Millionen und beglücken Musical-verrückte Omis. Sollen sie - solange uns Herr Oliva mit seinen Kollegen unter dem Banner JON OLIVA'S PAIN so geile Musik beschert, brauche ich kein neues SAVATAGE-Album. Von mir aus können die sich dann auch "Tage Mahal", "Big Jon's Circles" oder "Peter And The Pupsies" nennen. "Maniacal Renderings" ist um mehrere Klassen besser als "'Tage Mahal", um Welten besser als "Poets And Madmen" und übertrifft sogar das DOCTOR BUTCHER-Material. Der Silberling erschien am 01.09.2006 über AFM Records und MUSS von jedem SAVATAGE- und DOCTOR BUTCHER-Fan gekauft werden.
Fazit: Alles, was ein SAVATAGE-Fan braucht. Ein großartiges Album. 9,5 von 10 Punkten Uwe Harms
Classic-Review: JUDAS PRIEST - British Steel - 1980
Es begab sich zu einer Zeit, als
ich auf der Suche nach neuen Impulsen für meine CD - Sammlung war. Von Heavy
Metal hatte ich vor fünf Jahren null Ahnung. Dann aber kam, durch gewisse magische
Momente, die Erleuchtung. Schnell sammelte ich mehrere "muss man
haben"-CDs und alles ging seinen geregelten Lauf. Und plötzlich traf mich
ein Relikt aus einer längst vergessenen Zeit. Es lag in meinem CD-Player und
wollte da partout nicht mehr heraus. Es war unfassbar für mich, dass ein Album,
das eigentlich nicht gerade durch gnadenloses Gefrickel oder ähnliches auffällt,
mich so fesseln kann. Dieses Stück Musik ist zeitlos. (PUNKT) !
Fazit: Eine ernstgemeinte Metalsammlung ohne diese Scheibe, ist keine. 9 von 10 Punkten Gastrezensent: André Bokker
Classic-Review: JUDAS PRIEST - Painkiller - 1990
Wir schreiben das Jahr zehn nach "British Steel": JUDAS PRIEST, das einstige Flaggschiff der NWOBHM (für unwürdige: New Wave Of British Heavy Metal) hat so viele Muscheln am Rumpf angesetzt, dass auch die fanatischsten J P-Fans sich langsam damit abfinden, ihre Helden ins imaginäre Altenheim abdriften zu sehen. PRIEST haben seit 1984 ("Defenders Of The Faith") nix weltbewegendes ("Turbo" - 1986, "Priest-Live" - 1987, "Ram It Down" - 1988) mehr veröffentlicht, jeder sieht, dass die Jungs aus Birmingham ihre besten Zeiten hinter sich haben. JUDAS PRIEST sind immer noch eine überzeugende Live-Band, im Studio jedoch kann das Songwriting-Trio Rob Halford (Vocals), Glenn Tipton (Guitar) und K.K. Downing (Guitar) nicht mehr an alte Glanztaten anknüpfen. Auch intern kriselt es: man trennte sich 1989 vom langjährigen Drummer Dave Holland und ersetzte ihn durch den RACER X - Drummer Scott Travis, Rob Halford fühlt sich, auch wegen seiner Homosexualität, mehr und mehr unverstanden, kurz: die Luft ist raus. Dann dieser eine Tag im Mai 1990. Der Held unserer kleinen Geschichte, ein 21-jähriger Heavy Metal-Fan aus Emden/Ostfriesland sitzt im Schneidersitz vor seinem Akustikspender und hält sie in Händen, die neue PRIEST. Eigentlich wollte er den Silberling gar nicht kaufen, wäre da nicht die Plattenkritik in einem renommierten Magazin gewesen, in der der Rezensent Götz K. aus D. die Scheibe zum Kauf empfahl, um es mal vorsichtig auszudrücken. Nun gut, denkt sich unser Held: woll'n mal sehen. Schon nach den ersten Takten macht sich Gänsehaut breit: "Painkiller", der Opener der Scheibe, macht in den ersten zehn Sekunden bereits klar, dass es richtig war, Scott Travis in die Band zu holen: dieser Junge war ein Tritt in den Arsch all derer, die gedacht hatten, PRIEST wären am Ende! Was für ein Inferno! Glenn Tipton und K.K. massakrieren ihre Gitarren in einer Geschwindigkeit und Härte, die ihnen niemand mehr zugetraut hat, dann stapft Halford im Leder-Outfit heran und schreit: "Faster Than A Bullet, Terrifying Scream, Enraged And Full Of Anger, He's Half Man And Half Machine" und: "Faster Than A Lazer Bullet, Louder Than An Atom Bomb, Chromium Plated Boiling Metal, Brighter Than A Thousand Suns". Besser kann man ein solches Heavy Metal-Lehrstück nicht umschreiben. Unser Held drückt nun erst einmal auf die Pause-Taste, zum einen, um das gerade Erlebte zu verarbeiten, zum anderen, weil er der festen Überzeugung war, dass "das Pulver nun verschossen" ist. Ein solches Stück schreibt man schließlich nur einmal im Leben. Pustekuchen: "Hell Patrol" ist zwar etwas langsamer, aber keinen Deut weniger heavy, dann folgt mit "All Guns Blazing" der nächste Gänsehautschauer, eine METAL-Hymne für die Ewigkeit. "Leather Rebel", "Metal Meltdown", auf eine solche Anhäufung von Hits ist unser Held nicht vorbereitet, er hat spontan das Bedürfnis, sich den Telefonhörer zu schnappen und jeden verfügbaren Bekannten mit "PRIIIIEST!!! PAIIIINKILLLEER!!! Unglaublich!!! Mann!!! Hör dir das mal an!!!! HÖRST DU DAS???"-Anrufen zu nerven. Und das, noch bevor er unsterbliche Klassiker wie "Night Crawler" oder "Between The Hammer & The Anvil" gehört hat. Oder "One Shot At Glory". Oder das Stück, das alleine schon eine 10-Punkte Bewertung verdient hätte: "A Touch Of Evil"! Auf "Painkiller" gibt es nicht einen Ausfall, alle Stücke sind auf einem unglaublich hohen Niveau, die Musiker liefern hier die Leistung ihres Lebens. Nie zuvor waren PRIEST so heavy, so schnell, so brillant. Rob Halford hat nie besser als auf "Painkiller" gesungen. Am Ende eines langen und lauten Tages steht für unseren Helden fest, dass dies das beste PRIEST Album, vielleicht sogar das beste klassische Heavy Metal Album aller Zeiten ist. Und an dieser Einschätzung hat sich bis heute, wir schreiben das Jahr 12 nach "Painkiller", nichts geändert.
Fazit: DIE Heavy Metal Referenz! 10 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Februar 04: JUDAS PRIEST - Angel Of Retribution - 2005 (10 Songs, 51:51 Minuten)
Was für eine Aufregung! Die neue Plattenfirma von JUDAS PRIEST, Sony Records, machte aus dem ersten Album nach der Rückkehr von Sänger Rob Halford ein mittleres Staatsgeheimnis. Mitte Dezember 2004 wurde eine ausgesuchte Schar Musikjournalisten nach New York "verschleppt", wo den verdutzten Schreiberlingen bedeutet wurde, sie hätten sich nun für zwei Tage bereit zu halten, man werde sie per Fax informieren, wann und wie es weitergehen würde. Kam dann das erlösende Fax, wurde man (Frau) in das Sony Building gebracht, wo (nach einer eingehenden Leibesvisitation) fünf Songs des am 28.02.2005 erscheinenden Albums "Angel Of Retribution" vorgestellt wurden. Am 29. Dezember 2004 wurde die Single "Revolution" über das Internet freigegeben. Anfang Januar 2005 wurden einige Promos versandt, die Sony Records mit der so genannten "Watermark Enscript Technology Mark II" ausstattete. Diese Technik, bei die CD und ihr Inhalt mit einer speziellen Signatur des Empfängers versehen werden, hat die Eigenschaft, dass jeder Kopierversuch auch die persönlichen Daten desjenigen mit überträgt, dem die Promo zugesandt wurde. Tauchen jetzt Kopien im Internet auf, so lässt sich anhand dieser Signatur auslesen, wer der Übeltäter war und es können rechtliche Schritte eingeleitet werden. Doch es hat alles nichts genutzt: am 26.01.2005, also einen satten Monat vor dem geplanten Veröffentlichungstermin, tauchten plötzlich mehrere Kopien von "Angel Of Retribution" in den einschlägigen Internet-Tauschbörsen auf - und traten binnen weniger Stunden ihren Siegeszug auf die Festplatten dieser Welt an. Trotz dieser "Niederlage" dürfte Sony Records nicht allzu sauer sein, denn das auf "Angel Of Retribution" enthaltene Material ist stark genug, um erfreuliche Verkaufszahlen zu generieren - Internet-Piraterie hin, Kopierschutz her. Das von Roy Z. und den Priestern Co-Produzierte Werk tritt an, um den Kritikern, die JUDAS PRIEST bereits abgeschrieben hatten, den Stinkefinger zu zeigen. Nein, kein zweites "Painkiller", aber immerhin das beste JUDAS PRIEST-Album nach "Painkiller" ist "Angel Of Retribution" geworden. Dabei hat es das bewährte Komponisten-Trio KK Downing, Glenn Tipton und Rob Halford fertig gebracht, die Songs so vielschichtig und abwechslungsreich zu gestalten, dass sowohl Anhänger der bluesgetränkten Anfangstage, nietenbewährte Biker von der "Hellpatrol" als auch "Lawbreaker" begeistert sein dürften. Egal, ob ich bei "Judas Rising" meine Wohnungseinrichtung zerlege, mir die geniale Ballade "Angel" die Kehle zuschnürt oder ob das fast viertelstündige Monster "Loch Ness" mir die kompletten Rocky Mountains auf die Epidermis zaubert: mit PRIESTern in dieser Form ist auch im Jahr 36 nach Bandgründung noch zu rechnen. Ich werde jetzt nicht den Fehler begehen, jeden der zehn Songs in seine Atome zu zerlegen, das wird Götz K. aus D. sicher in einer der nächsten Ausgaben des Rock Hard erledigen. Ich werde es dabei belassen, Euch einen uneingeschränkten Kaufbefehl zu erteilten. Vergesst "Jugolition" oder "Demolator" - This Is The Real Deal. Oder, wie es uns Oberpriester Halford in der Vorabsingle "Revolution" entgegen schmettert: "If You Think It's Over, Better Think Again!"
Fazit: The PRIEST Is Back! 9 von 10 Punkten Uwe Harms
Review April 06: JUGLANS REGIA - Controluce - 2005 (6 Songs, 37:45 Minuten)
Das italienische Quartett JUGLANS REGIA (was übrigens Walnussbaum bedeutet) wurde 1992 gegründet. Das 2005er Line Up besteht neben den drei Gründungsmitgliedern Allessandro Parigi (Vocals), David Carretti (Drums) und Massimiliano Dionigi (Bass) noch aus Gitarrist Antonello Collini, der bereits einige Male ein- und wieder ausgestiegen ist. "Controluce" ist die sechste Veröffentlichung der rührigen Italiener. Die sechs Songs, die sich jetzt seit knapp sieben Stunden in meinem Player in Dauerrotation befinden, kann man am besten mit "nichtsorichtigProgressivnichtsorichtigHeavynichtsorichtigMetal" bezeichnen. Das Material ist sehr sperrig, immer wenn eine gute Songidee auftaucht, wird sie sofort wieder fallen gelassen und durch etwas nichtssagendes ersetzt. Das Ergebnis klingt dann wie ein Matsch aus zusammengekleisterten Fragmenten, die einfach nicht zueinander passen wollen. Allem Übel die Krone auf setzt Aushilfs-Nachtigallinski Allessandro Parigi. Der nölt seine italienischen Lyrics dermaßen lust- kraft- und inspirationslos ins Mikro, als habe er die Scheibe kiffend beim Scheißen eingesungen. Seine Mitstreiter agieren zwar handwerklich einwandfrei, können aber auch nichts mehr retten...
Fazit: Nicht Fisch, nicht Fleisch. 4 von 10 Punkten Uwe Harms
Review Mai 05: JUNGLE ROT - Fueled By Hate - 2004 (12 Songs, 30:53 Minuten)
Nachdem JUNGLE ROT beim "Tanz in den Mai"-Festival in Emden ganz klar den Titel "Beste Band des Abends" einfahren konnten, war es an der Zeit, den aktuellen Longplayer "Fueled By Hate" der vier Mannen aus Übersee mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie erwartet, überzeugt die Mischung aus Brachial-Riffs der Marke PRO PAIN und walzenden Parts a la BOLT THROWER auch auf Konserve. Allerdings hat's Live dann doch noch etwas mehr Spaß gemacht! Vor allem die in jedem Song auftauchenden "Raining Blood"-Parts sind Live natürlich ein Garant für eine bangende Meute vor der Bühne. Auf CD wird's auf Dauer aber doch etwas langweilig. Trotz dieses Mankos bietet "Fueled By Hate" einige echt leckere Gourmethappen. Da wäre zum einen der stampfende Opener "Face Down". Geniale Uptempo-Nummer mit hohem Bang-Potential und "Jetzt schubs' ich mal meinen Nebenmann gegen den Tresen"-Mittelpart. Oder "Gasping For Air". Bei diesem Song werden mal eben PRO PAIN- und BOLT THROWER-Riffs gemischt, mit 'ner Prise OBITUARY gewürzt, dann mit PANTERA-Hüpfparts überbacken, um danach mit coolem Wechselgesang serviert zu werden. Geile Nummer! Aber auch Songs wie "Fractured" oder "Low Life" sollte man sich ruhig mal geben. Negativ fallen hingegen die doch recht kurze Spielzeit (Gruß von Glen Benton), die etwas mittenlastige/matschige Produktion, sowie das auf Dauer doch sehr monotone Songwriting auf. Fast jeder Song für sich ist ein echter Schädelspalter. Und ich persönlich kann mit dem Gesamteindruck sehr gut leben. Es wird aber definitiv nicht wenige geben, die nach vier Songs gelangweilt 'ne andere Scheibe in den Player schieben. Diese Leute werden natürlich auch nie in den Hörgenuss des Rausschmeißers "More Demon Souls" kommen!
Fazit: Nix für Frickelfetischisten! 8 von 10 Punkten Ali
Review August 06: JUNGLE ROT - War Zone - 2006 (11 Songs, 31:59 Minuten)
Da ist sie nun, die nächste Konserve der US-Deather, nach dem (für mich) großartigen Konzert in der Emder "Alten Post". "War Zone" ist der treffende Titel für vorliegendes Werk, denn auch hier kreist wieder der Hammer, dass sich die Balken biegen. Typisches JR-Riffing, herrliche "Frage-Antwort"-Gesangsparts, keine Soli, einfache, eingängige Stücke mit Refrains halt. Dave Matrise (Vocals, Guitar) grunzt nicht mehr ganz so tief wie zu "Slaughter The Weak"-Zeiten, das Tempo wurde etwas zurückgenommen, so dass man fast 70% der neuen Scheiblette im Midtempo verbringt. Der lässige "Ritt nach Alabama"-Beat ist teilweise schon so cool, dass man ein Grinsen nicht verbergen kann. Was mir persönlich etwas negativ auffällt ist, dass der JUNGLE ROT-Sound von CD zu CD weniger Zunder hat. Da ich mit Dave und den Jungs in Emden ein nettes Pläusschen halten konnte, weiß ich aber, dass das von der Band durchaus so gewollt ist. Nun ja, ist halt Geschmackssache. Für mich ist "War Zone" trotzdem wieder einmal eine gute CD der Amis und wenn es nächstes Mal etwas mehr auf die Glocke gibt, dann ist auch noch ein Punkt mehr drin! Fans von stumpfem Death Metal á la SIX FEET UNDER, MASTER usw. hören mal rein.... und zwar hier. Meine Anspieltipps: "Cut In Two" und "Decapitated".
Fazit: Eine gute, aber nicht überragende JUNGLE ROT-CD, mit leichten Schwächen beim Sound. 8 von 10 Punkten Gastrezensent: Klaus Kessemeier
Review: JUSTICE - The Hammer Of Justice - 2002
Warum will uns Common Ground Media im Info zur JUSTICE CD weismachen, dass das hier vorliegende Machwerk der fünf Franken ein Debut ist? Weil es sich besser verkaufen lässt, als wenn bekannt würde, dass die Jungs schon seit 1992 im Geschäft sind, aber mit den anderen Alben (z.B. dem Debut "Name The Never" von 1993) kein Staat zu machen war? Weil man nicht damit hausieren will, dass die Band schon drei Live-Alben (die vierte "Justice - Live IV" erscheint in Kürze) veröffentlicht hat, auf der die Band von METALLICA, IRON MAIDEN über SLAYER, PRONG und den KRUPPS alles covert, was im Hartwurst-Bereich Rang und Namen hat, aber auch nicht davor zurückschreckt, PUFF DADDY ("Come With Me") zu verwursten? Soll die Welt nicht erfahren, dass es von JUSTICE sogar ein "Weihnachtshörspiel" in teilweise fränkischer Mundart gibt? Schämt man sich vielleicht für Tracks wie "Hundekotze" oder "Der Weihnachtsporno"? Fragen über Fragen... Egal: Auf "The Hammer Of Justice" regiert Thrash mit Death Metal Growls, das ganze klingt wie 'ne Mischung aus PROTECTOR, TESTAMENT zu "Demonic" Zeiten und SIX FEET UNDER. Gleich der erste Track "2 Minutes To Live" ein schöner Beitrag zur "Don't Drink And Drive"-Thematik, zitiert, atmet und lebt den TESTAMENT Spirit. "Rotten To The Core" ist ein solider Stampfer, nicht mehr und nicht weniger. "Live Undead", ein Stück mit schönem Zombie/Gore-Text, würden die Jungs von SIX FEET UNDER höchstens als Bonus Track eines Kuba-only Releases veröffentlichen, um Fidel zu ärgern. Von "Secret Life" dagegen wäre Chris Barnes mit Sicherheit sehr angetan, das erste Highlight des Albums, ein Death Metal Brecher mit Sado/Maso-Lyrics. "That's The Living In Me" lebt wieder von den Chuck Billy-inspirierten Vocals von Shouter Mitch, ist aber eher durchschnittlich. "Total Blackout" ist zwar musikalisch nicht der Brüller, die Lyrics sind aber wirklich klasse, sehr coole Amnesie-Geschichte mit einem Augenzwinkern. "Future Oppressions" ist das zweite Highlight, eine geile Hymne mit sehr eingängigem Refrain. "Ritual In Rhodes": Jaaaaahhhh!!!! Warum nicht gleich so? Ein schneller Nackenbrecher und ein witziger Text zum Thema "Pauschalurlaub für Metal Freaks". Textauszug: "Poolbar-Keepers Suck, Never Playing Rock, Hate Inside Us Grows, Ritual In Rhodes - Disco Overdose, Ritual In Rhodes, Morning Fart Still Blows, Ritual In Rhodes". Danach gibt's mit "Street Justice" eine sehr gute Version des TWISTED SISTERS Klassikers, Well Done. "Highschool Death" behandelt, wie soll es auch anders sein, ein Highschool Massaker wie das von Erfurt aus der Sicht des Killers; wenn die Redakteure der BILD Zeitung Kenntnis von diesem Text gehabt hätten, hätten sie statt SLIPKNOT wohl eher die Jungs von JUSTICE an den Pranger gestellt. Alles in allem eine Scheibe, die sowohl TESTAMENT- als auch SIX FEET UNDER-Fans anspricht, mit einigen Highlights, aber auch vielen Längen, und das bei 13 Stücken in knapp 35 Minuten! Wenn die Gerechtigkeitsfanatiker beim nächsten Album ihr Songwriting verbessern und ihre Stärken konsequent ausbauen, ist der Sprung aus der zweiten Liga zu schaffen. Dann können JUSTICE auch aufhören, PUFF DADDY zu covern.
Fazit: Death Thrash mit Highlights, aber auch Ausfällen. 6,5 von 10 Punkten Uwe Harms