Storys: Festival Reports: Sweden Rock 2004

Festival Report des SWEDEN ROCK FESTIVALS am 10.06.2004 - 12.06.2004 in Norje, Schweden

Priester, Skorpione und Europäer

Vom 10. bis zum 13. Juni 2004 fand, mittlerweile zum 13. Mal, im Südosten Schwedens das SWEDEN ROCK-Festival statt. Wenn man ganz genau sein will, eigentlich erst zum siebten Mal, da das Festival anfangs "KARLSHAMN ROCK" hieß. 1998 zog man von Karlshamn auf ein Gelände außerhalb des Örtchens Norje (an der Ostsee zwischen Sölvesborg und Karlshamn) um. Während auf dem Festival in den Anfangszeiten noch größtenteils Rock- und Blues-Bands auftraten, hat man in den letzten Jahren mehr und mehr Metal-Bands eingeladen, was ein Blick auf eine kleine Auswahl an Bands, die sich schon mal auf dem SWEDEN ROCK die Ehre gegeben haben, beweist. DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, ALICE COOPER, MANOWAR, DIO, W.A.S.P., TWISTED SISTER, ANTHRAX, TANKARD sowie SEPULTURA waren alle schon mal hier. Dieses Jahr wurde sogar noch eins draufgesetzt, in dem man von Seiten der Organisatoren eine rekordverdächtig hohe Anzahl an Thrash-, Death- und Black Metal-Bands (u.a. TESTAMENT, EXODUS, HIRAX, ENTOMBED, THE HAUNTED und NIFELHEIM) an Land zog. Die Variation an verschiedenen Stilrichtungen macht sich auch im Publikum bemerkbar. Obwohl der Altersdurchschnitt größtenteils zwischen 20 und 40 Jahren liegt, sieht man auf dem SWEDEN ROCK FESTIVAL auch sehr viele jüngere (um die 12 -13 Jahre) und ältere (bis ca. 55 Jahre) Fans der härteren Musik, was dem Festival auch eine Art von "Familien-Atmosphäre" verleiht. In diesem Jahr pilgerten 20.000 Zuschauer in die südschwedische Region Blekinge, um sich unter den 60 auf den vier Festivalbühnen (und in einem "Rockklassiker-Zelt") auftretenden Bands ihre Favoriten rauszusuchen und anzusehen, bzw. anzuhören.

Donnerstag, 12.15 Uhr, Spendrups Stage: Das SWEDEN ROCK FESTIVAL 2004 läutet die norwegische Band LUMSK ein:. Die aus sieben Musikern bestehende Band ist mit ihrer Musik - eine Mischung aus skandinavischer Volksmusik und Hardrock / Metal - ein optimaler Start für die ca. 1.000 Zuschauer, die sich zu dieser frühen Stunde bereits zum Gelände begeben haben, denn Death- oder Thrash Metal gleich zum Frühstück, und dann noch nach einer eventuell durchzechten Nacht, muss ja nicht unbedingt sein. Wer sich für LUMSK`s Musikrichtung interessiert, kann ja mal in den Song "I lytinne två" von der CD "Åsmund Frægdegjevar" reinhören.

Donnerstag, 13.00 Uhr, Sweden Stage: Zeit für den Finnen Mika Järvinen und seine Band CRAZY LED OF MIKA JÄRVINEN, das Tempo ein wenig hochzuschrauben. Mika (der sich nicht nur anhört wie Robert Plant, sondern ihm auch ziemlich ähnlich sieht) und seine Mitstreiter geben auf der drittgrößten Bühne des Festivals eine Stunde lang LED ZEPPELIN-Covers zum Besten. Songs wie "Whole Lotta Love" und "Communication Breakdown" lassen Erinnerungen an die Anfangstage des Hardrock wach werden.

Donnerstag, 14.10 Uhr, Spendrups Stage: Die schwedische Formation ASTRAL DOORS entert die nach einer schwedischen Brauerei benannten Bühne. Die Jungs aus Borlänge spielen "Volles-Brett-Heavy-Metal" und haben in Nils Patrik Johansson einen Sänger, der stimmlich sehr stark an Ronnie James Dio erinnert. Vor allem der Song "Cloudbreaker", den die Band als letzten Song spielt, begeistert die Rund 1500 Fans vor der Bühne. Wenn man auf Ronnie James Dio steht, kann man sich "Of The Son And The Father", das Erstlingswerk von ASTRAL DOORS, bedenkenlos zulegen. ASTRAL DOORS werden übrigens auch auf dem WACKEN OPEN AIR 2004 spielen. Unbedingt ansehen!

Setlist THE HAUNTED
Shadow World
Chasm
Trespass
God Puppet
99
In Vein
D.O.A.
Dark Intentions
Bury Your Dead
Abysmal
Undead
Hollow Ground
Hate Song
Three Times

Donnerstag, 15.00 Uhr, Sweden Stage: Jetzt geht die Post ab! THE HAUNTED, die Band um die Björler-Zwillinge Anders und Jonas, feuern ein fettes Thrash Metal-Feuerwerk ab. Für den, der es noch nicht weiß: THE HAUNTED wurden 1996 von ehemaligen Mitgliedern der Bands SEANCE und AT THE GATES gegründet, und mittlerweile hat man in Schweden sogar schon zweimal den großen Musikpreis "Grammy", in der Rubrik "Best Metal Release" für die Longplayer "The Haunted Made Me Do It" und "One Kill Wonder", gewonnen. Mit "99" präsentiert man auch einen neuen Song, der auf dem im Spätsommer / Herbst 2004 erscheinenden Release der Band enthalten sein wird.

Donnerstag, 16.10 Uhr, Spendrups Stage: DEBASE, die im Februar diesen Jahres ihr drittes Album "Unleashed" veröffentlicht haben, präsentieren dem Publikum ihren melodiösen "Power Doom Heavy Metal" und man merkt der Band ihren u.a. durch Tourneen mit ALICE COOPER und JUDAS PRIEST erworbenen Professionalismus auf der Bühne total an. Um kurz vor 17:00 verlassen die fünf Malmöer die "Spendrups Stage", und ich eile zum nächsten Gig. Nun beginnt die Qual der Wahl, da zum ersten (aber leider nicht zum letzten) Mal zwei Bands gleichzeitig auftreten werden...

Setlist ABRAMIS BRAMA
Svart
Vad jag ser
Säljer din själ
Nålen
Kejsarens nya kläder
Mjölk och honung
Sömnlös
100 dagar
Mamma talar
Men mitt hjärta

Donnerstag, 17.00 Uhr, Sweden Stage: Meine Wahl fällt auf die Stockholmer Formation ABRAMIS BRAMA, die (während auf der "Rock Stage" TNT auftreten) die rund 800 Zuschauer auf dem Hügel vor der "Sweden Stage" in eine Art "69er-Woodstock-Feeling" versetzt. ABRAMIS BRAMA (der lateinische Name für den Karpfenfisch "Brachsen") spielen BLACK SABBATH-beeinflussten Stoner Rock, der richtig gut abgeht. Richtig cool ist, ist dass Sänger Uffe Torkelsson (in weißem Anzug) die Texte der Band auf schwedisch vorträgt. ABRAMIS BRAMA ,deren Songs "Vad jag ser" und "Mamma talar" beim Verfasser dieser Zeilen an diesem Tag am besten ankommen, haben aber auch schon eine Platte namens "Nothing Changes" herausgebracht, auf der Songs von den ersten beiden schwedischen Veröffentlichungen der Band mit englischen Texten zu hören sind. Fröhlich groovend schlendere ich nach dem 60-minütigen Gig weiter Richtung "Spendrups Stage"...

Donnerstag, 18.10 Uhr, Spendrups Stage: PARAGON lassen ihren Power Metal über die südschwedischen Weiten erklingen. Vor allem der Song "Law Of The Blade" kommt beim SWEDEN ROCK-Publikum gut an. Die Hamburger Band um Gitarrist Martin Christian legt einen soliden 40-minütigen Gig hin, und wer sich PARAGON in der nächsten Zeit mal Live ansehen, und/oder sich ein Bild von ihrer Musik machen möchte, kann dies u.a. auf dem diesjährigen WACKEN OPEN AIR tun.

Und nun habe ich wieder die Qual der Wahl: Soll ich mir D:A:D auf der "Rock Stage" oder ENTOMBED (zeitgleich auf der "Sweden Stage") reinziehen? Da ich in Stockholm wohne, wo ENTOMBED ab und zu auftreten, entschließe ich mich für die dänischen Hardrocker von D:A:D...

Donnerstag, 19.00 Uhr, Rock Stage:  ...und werde nicht enttäuscht! Von der ersten Minute an heizen die vier Dänen, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern, dem 7000- bis 8000-köpfigen Publikum, das sich vor der "Rock Stage" versammelt hat, ein. Vor allem der Basser Stig Pederson, der am heutigen Tage ein "Captain America"-Outfit anhat, ist ständig in Bewegung. Sein Bass ist übrigens genauso cool wie sein Outfit: Stig bevorzugt spezialangefertigte Bässe mit nur zwei (!) Saiten. Bei "Laugh 'n' A Half" singen alle Zuschauer mit, und bei "Marlboro Man", sowie dem Hit "Sleeping My Day Away" gehen die Zuschauer noch mal richtig gut ab, bevor sich der Großteil von ihnen nach den letzten Tönen von D:A:D Richtung Campingplätze verabschiedet, um sich dort, in freudiger Erwartung auf HELLOWEEN und natürlich JUDAS PRIEST, das eine oder andere Bierchen zu Gemüte zu führen.

Donnerstag, 20.30 Uhr, Spendrups Stage: MEMORY GARDEN, auch schon seit 1992 aktiv, unterhalten den Teil der Metaller, der sich nicht auf die Campingplätze zurückgezogen hat. Die SWEDEN ROCK-Homepage beschreibt MG`s Musik mit: "Stell dir die Schwere und Dunkelheit von CANDLEMASS kombiniert mit der Komplexität von DREAM THEATER vor, und du kannst dir vermutlich vorstellen, wie sich MEMORY GARDEN anhören..." Das bringt das Ganze eigentlich ziemlich gut auf den Punkt.

Setlist HELLOWEEN
Starworld
Murderer
Keeper Of The Keys
Future World
Eagle Fly Free
Hey Lord
Forever And One (Neverland)
Open Your Life
Dr. Stein
If I Could Fly
Back Against The Wall
Power
Sun For The World

Donnerstag, 21.15 Uhr, Rock Stage: Während Ronnie Montrose mit der nach ihm benannten Band (die bereits seid Anfang der 70er Jahre besteht, und deren Song "I've Got The Fire" 1983 von IRON MAIDEN gecovert wurde) auf der "Sweden Stage" auftritt, schaue ich mir HELLOWEEN auf der "Rock Stage" an. Ehrlich gesagt bereue ich diese Entscheidung ein wenig. Nicht, weil ich HELLOWEEN nicht mag - ganz im Gegenteil, sondern weil ihr Programm fast identisch mit dem ist, das sie im Dezember bei ihrem Gig in Stockholm (siehe Live-Review hier) gespielt haben. Da hätte ich mir auch mal was "Neues" in  Form von MONTROSE gönnen können. Zurück zum HELLOWEEN-Gig: Eigentlich gibt es darüber nicht viel zu berichten. Sänger Andi Deris, Gitarrist Andy Weikath & Co. liefern einen gewohnt guten Set ab, der meiner Meinung nach lediglich beim ellenlange Gesangsspiel bei "Power" (erst wird die linke Seite des Publikums zum Singen aufgefordert, dann die rechte, dann wieder die linke, dann... u.s.w.) etwas langweilig wurde.

Setlist JUDAS PRIEST
The Hellion/Electric Eye
Metal Gods
Heading Out The Highway
The Ripper
A Touch Of Evil
The Sentinel
Turbo Lover
Victim Of Changes
Diamonds And Rust
Breaking The Law
Beyond The Realms Of Death
The Green Manalishi
Painkiller
Hell Bent For Leather
Living After Midnight
United
You've Got Another Thing Coming

Donnerstag, 23.00 Uhr, Festival Stage: Endlich ist es soweit und das jahrelange Warten darauf, endlich mal einen JUDAS PRIEST-Auftritt mit der Legende Rob Halford am Mikrophon erleben zu dürfen, ist vorbei. Dass man das Publikum dazu noch kurz vor dem Auftritt mit Songs der australischen Hardrocker AC/DC ("Hells Bells", "Shoot To Thrill") aufwärmt, macht das Ganze nur noch umso genialer. Als das Intro "The Hellion" erklingt, ist die Begeisterung beim Publikum groß, und los geht's dann auch mit - sehr richtig: "Electric Eye", den Oberpriester Rob auf einem Podest in der oberen Ecke der "Festival Stage" (die an diesem Tag ausschließlich JUDAS PRIEST vorbehalten ist) durchsingt. Zum anschließenden Song "Metal Gods" stampft dann Mr. Halford im Roboterstil über die auf der Bühne aufgebaute Treppenkonstruktion, um gegen Ende des Songs schließlich unten auf der Bühne bei seinen Mitstreitern K.K. Downing, Glenn Tipton und Ian Hill anzukommen. Darauf folgt "Heading Out The Highway" und als Rob Halford den Song "The Ripper" ankündigt, muss ich gestehen, dass ich Tränen in den Augen habe, da dieses Lied einer meiner persönlichen PRIEST-Faves ist. Nächster Höhepunkt ist der "Turbo Lover", den anscheinend jeder Fan auf dem SWEDEN ROCK auswendig kennt, und die wenigen, die diesen Text nicht konnten, die können ganz bestimmt kurze Zeit später beim Mega-Hit "Breaking The Law" mitsingen (und -gröhlen). Zwischendurch hatte man noch eine schöne akustische Version des Joan Baez-Klassikers "Diamonds And Rust" ("...And here I sit, hand on the telephone, Hearing a voice I'd known, a couple of light years ago, heading straight for a fall…") vorgetragen. Nach "The Green Manalishi" ("...Now when the day goes to sleep and the full moon looks…"), der kultigen Coverversion eines FLEETWOOD MAC-Songs, der 1978 auf der Scheibe "Hell Bent for Leather" (der US-Version von "Killing Machine") erschienen war, dröhnt das Schlagzeug-Intro von "Painkiller" über das Festivalgelände, und Scott Travis zeigt allen, wo der Hammer bzw. der Drumstick hängt. Danach ist der offizielle Set zu Ende, aber PRIEST lassen es sich natürlich nicht nehmen, noch eine Zugabe zu spielen, zu der Rob Halford wie in den guten alten Zeiten auf einem Motorrad auf die Bühne gerollt kommt. "You've Got Another Thing Coming" beendet den genialen Auftritt der fünf Priester. Das Einzige, was ich mir persönlich noch gewünscht hätte, wäre der Song "Freewheel Burning" gewesen. Auch wäre es interessant gewesen, Rob Halford einen oder zwei von den PRIEST-Songs aus der Ripper-Ära singen zu hören, aber nichtsdestotrotz: ein Klasse Gig von JUDAS PRIEST! Nun bleibt nur zu hoffen, dass die neue Scheibe genauso geil wird wie dieser Auftritt.

Damit ist der erste Tag zu Ende. Auch wenn es sich ein wenig so anfühlt, als sei der eigentliche Höhepunkt des Festivals überschritten, freue ich mich dennoch sehr auf die kommenden zwei Tage, und darauf bezüglich meiner "Höhepunkt-ist-überschritten"-Theorie eines besseren belehrt zu werden...

Der Freitag fängt gleich mit einer wahren Entscheidungs-Orgie an. Auf der "Spendrups Stage" spielt zwischen 11.50 und 12.30 Uhr die schwedische Band PERSUADER, und zwischen 12.00 und 13.15 Uhr  spielen zeitgleich auf der "Rock Stage" PINK CREAM 69, sowie auf der "Sweden Stage" CONEY HATCH. Ich entscheide mich für den PERSUADER-Gig, um mir dann anschließend noch den Abschluss des CONEY HATCH-Sets anzusehen...

Freitag, 11.50 Uhr, Spendrups Stage: Die Band PERSUADER aus dem nordschwedischen Umeå nutzt die zur Verfügung stehenden 40 Minuten optimal aus, um den Fans Songs ihrer beiden Longplayer "The Hunter" und "Evolution Purgatory" zu kredenzen. Laut SWEDEN ROCK-Homepage kann man die Musik von PERSUADER "mit Bands wie BLIND GUARDIAN in Verbindung bringen, nur etwas härter...". Das kann ich so unterschreiben... Ich verlasse den Platz vor der "Spendrups Stage", um mir den Rest des CONEY HATCH-Auftrittes anzusehen...

Freitag, 12.00 Uhr, Sweden Stage: ... wo ich so gegen 12.35 Uhr ankomme. Und obwohl der melodiöse Hardrock von CONEY HATCH nicht so hundertprozentig meinem Geschmack entspricht, so ist der Gig der Band doch optimal zum abchillen. Der Meinung sind bestimmt auch die rund 1000 Metaller, die auf dem Hügel vor der Bühne, stehen, sitzen oder liegen. Nach dem letzten Ton von Gitarrist Carl Dixon und seiner Gruppe ziehe ich Richtung "Festival Stage" weiter, wo die amerikanische Band Y&T auftreten wird.

Freitag, 13.30 Uhr, Festival Stage: Während auf der "Spendrups Stage" die schwedische Band BESEECH auftritt (13.20-14.00 Uhr), entern die Mannen von Y&T (YESTERDAY AND TODAY) als zweite Band dieses Festivals nach JUDAS PRIEST die Hauptbühne des SWEDEN ROCK. Und mit ihrem geradlinigen (Hard) Rock weiß die Band von Sänger / Gitarrist Dave Meniketti die anwesenden ca. 3000-4000 Zuschauer zu begeistern. Ich persönlich nutze den Gig größtenteils, um noch ein wenig zu chillen, und mich auf den Auftritt von GRAND MAGUS zu freuen.

Setlist GRAND MAGUS
Brotherhood Of Sleep
Gauntlet
Never Learned
Ulvaskall
Lodbrok
Chooser Of The Slain
Baptised In Fire

Freitag, 14.50 Uhr, Spendrups Stage: Die drei bärtigen Bandmitglieder von GRAND MAGUS (Reinhörtipp: "Summer Solstice" und "Ulvaskall" von der CD "Monument") schleudern ihren wuchtigen Metal in das ca. 1000 Mann/Frau starke Publikum. Man muss ein wenig vorsichtig sein, wenn man die Musik von GRAND MAGUS beschreiben will. Persönlich würde ich es als BLACK SABBATH-orientierten Stoner Rock bezeichnen, dies hören die Jungs von GRAND MAGUS jedoch nicht so gerne. Sie bezeichnen ihre Musik selber als "Black Magic-Metal". Wie auch immer, so ist der Auftritt von JB (Gitarre und Gesang), dem Mädchenschwarm Fox (Bass) und Trisse (Schlagzeug) echt super, nur mit 40 Minuten leider etwas kurz. GRAND MAGUS widmen übrigens den Song "Chooser Of The Slain (Valfader)" dem kurz vor dem SWEDEN ROCK FESTIVAL verstorbenen Quorthon (BATHORY), und ich kann mich der Widmung nur mit einem "Ruhe in Frieden, Quorthon!" anschließen.

Setlist OPETH
Master Apprentices
Drapery Falls
Windowpane
To Rid The Disease
The Moor
Deliverance
Demon Of The Fall

Während des Auftrittes von GRAND MAGUS - um genau zu sein: zwischen 15.00 und 16.15 Uhr - spielt auf der "Rock Stage" die PAT TRAVERS BAND, sowie auf der "Sweden Stage" OPETH. Ich entscheide mich nach dem GRAND MAGUS-Gig, mir den Rest des Gigs von OPETH anzusehen. OPETH ist zwar nicht gerade eine meiner Lieblingsbands (habe ein wenig Probleme mit Liedern die länger als sieben bis acht Minuten sind, da ich leider eine ziemlich kurze Konzentrationsfähigkeit besitze), aber die Horde vor der "Sweden Stage" findet den Auftritt geil, und das ist ja im Endeffekt das wichtigste.

Freitag, 16.20 Uhr, Spendrups Stage: Der Himmel über Norje war den ganzen Tag über schon suspekt wolkig gewesen, und pünktlich zum Auftritt von CARNAL FORGE kommt dann auch ein ordentlicher Regenschauer herab, der fast den ganzen Gig der Band anhält. Trotzdem bleiben einige hundert Fans (der Verfasser eingeschlossen) eisern vor der Bühne stehen, um sich die Band aus Sala / Schweden anzusehen. Und es lohnt sich. Herrlich brutaler Thrash-/Death Metal dröhnt aus den Boxen, und man merkt den Bandmitgliedern an, dass sie einige Live-Erfahrung von diversen Tourneen (u.a. mit THE HAUNTED und MORTICIAN, sowie als Headliner in Japan) und Festivals (u.a. vom WACKEN OPEN AIR 2001) besitzen. Von dieser Band wird man bestimmt noch viel hören! Hut ab vor CARNAL FORGE, sowie den Metallern, die den ganzen (größtenteils verregneten) Gig über vor der Bühne ausharrten.

Freitag, 16.30 Uhr, Festival Stage: Direkt nach dem CARNAL FORGE-Gig wandere ich hinüber zur Hauptbühne, wo die legendären Space-Rocker HAWKWIND, bei denen zwischen 1971 und 1974 ein gewisser Herr Ian "Lemmy" Kilmister Bass gespielt hat, bereits seid gut einer halben Stunde spielen. Und der jetzige Bassist (ich glaube er heißt Alan Davey) spielt sogar einen Rickenbacker-Bass, hat das Mikrofon auf ungefähr derselben Höhe eingestellt wie Lemmy und hört sich sogar ein wenig wie der frühe MOTÖRHEAD-Lemmy an, als er ein paar der Lieder singt. Und HAWKWIND sind auch die optimale Einstimmung auf die kommende Band TESTAMENT, denn vor einer ordentlichen Portion Thrash Metal ist es schon cool, mit ein wenig Space Rock zu relaxen.

Freitag, 18.15 Uhr, Rock Stage: Was soll ich sagen? Chuck Billy, Paul Bostaph, Eric Peterson, "Metal Mike" Chlasciak und Steve DiGiorgio blasen alles weg. "Alone in the Dark" Rumms! "Into The Pit" Zack! "Practice What You Preach" Ka-Wumm! Jeder Song ein Thrash Metal-Hammer! Sogar einer meiner Kumpels, der sonst normalerweise auschließlich Bands wie JUDAS PRIEST hört, ist total begeistert. Und das Publikum geht mit! Bestes Beispiel: Nach "Alone in the Dark" singen fast alle Zuschauer noch den Chorus des Liedes weiter, und Chuck Billy kann nur dastehen und staunen. Auch stimmt das Publikum zwischen den Songs immer wieder laute "Testament! Testament!"-Sprechchöre an. Zu "Burnt Offerings" holt man den ehemaligen TESTAMENT-Sänger und jetzigen EXODUS-Shouter Steve "Zetro" Souza auf die Bühne, damit er zusammen mit Chuck den alten Klassiker zum Besten geben kann. Bei "Over The Wall" fordert Chuck das Publikum auf, auf die Bühne zu kommen und - wie in den guten alten Zeiten - zu stagediven! Ich sehe allerdings leider nur zwei Stagediver, den Rest hat die Security dann wohl doch zurückgehalten. Munter headbangend ziehe ich nach dem TESTAMENT-Set weiter zur "Festival Stage". Ach ja, bevor ich's vergesse: Zeitgleich mit TESTAMENT (18.15-19.45 Uhr) spielen auf der "Sweden Stage" SLADE vor einigen tausend Zuschauern. Und zu einer ganz seltsamen Zeit (Beginn: 10 Minuten vor Ende des HAWKWIND-Gigs, Ende: 15 Minuten in den Set von TESTAMENT hinein) spielt die schwedische Gruppe RITUAL, die ich somit leider auch verpasst habe, auf der "Spendrups Stage". LAKE OF TEARS (19.20-20.00 Uhr, "Spendrups Stage") habe ich auch verpasst.

Setlist EXODUS
Scar Spangled Banner
Deliver Us To Evil
Blacklist
Piranha
'Til Death Do Us Part
Shroud Of Urine
Fabulous Disaster
And Then There Were None
Culling The Herd
Forward March
Only Death Decides
War Is My Sheppard
Bonded By Blood
Tempo Of The Damned
The Toxic Waltz
Strike Of The Beast
Dirty Deeds Done Dirt Cheap

Freitag, 20.00 Uhr, Festival Stage: Dave Wyndorf, der charismatische Sänger der Gruppe MONSTER MAGNET und seine Bandkollegen legen einen guten Rock-Set hin. Ich bin, ehrlich gesagt, geistig immer noch so mit dem TESTAMENT-Gig beschäftigt, dass ich dem Ganzen irgendwie nicht die Aufmerksamkeit widmen kann, die der Gig verdient hätte, aber die Fans gehen gut ab (nochmals: das ist im Endeffekt wohl das Wichtigste!) und am Rande bekomme ich dann doch noch starke Songs wie "Supercruel" und "Spacelord" mit. Gegen 21.30 Uhr husche ich dann in Richtung "Sweden Stage", um mir für EXODUS einen guten Platz zu sichern. Im vorbeisausen kriege ich aus der Richtung der "Spendrups Stage" noch die letzten Töne des Auftrittes von BRAINSTORM mit... (ja, so sind wir von Radio Gehacktes: während andere ein entspannendes Wochenende genießen, huschen und sausen wir nur, hihi...    -uwe)

Freitag, 21.15 Uhr, Sweden Stage: Zur gleichen Zeit wie EXODUS gehen auf der "Rock Stage" die Hardrock-Veteranen von UFO, die ich mir auch sehr gerne angesehen hätte, an den Start. Ich habe mich aber für EXODUS entschieden, und wie sich bald herausstellt, brauche ich meine Entscheidung nicht zu bereuen. Die Songs fliegen den Fans, die den Set in eine "Fist-Banging-Mania" verwandeln, um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist, und genau wie TESTAMENT drei Stunden vorher, brennen Steve "Zetro" Souza, Rick Hunolt, Gary Holt, Jack Gibson und Tom Hunting ein dröhnendes Thrash-Feuerwerk ab. Der Auftritt wird zwar von Liedern des aktuellen Hammer-Releases "Tempo Of The Damned" dominiert, aber auch die alten Klassiker wie "Bonded By Blood", "Piranha", "The Toxic Waltz" und "Fabulous Disaster" (den EXODUS übrigens Thomas "Quorthon" Forsberg von BATHORY widmen) kommen nicht zu kurz. Der AC/DC-Song "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" setzt den Schlusspunkt unter einen geilen Auftritt, und ich wende mich munter "And Then There Were None" vor mich hinpfeifend, der "Festival Stage" zu, um mir den letzten Act des Tages anzusehen.

Setlist SCORPIONS
New Generation
Love 'Em Or Leave 'Em
Bad Boys Running Wild
We'll Burn The Sky
The Zoo
Deep And Dark
Coast To Coast
Lovedrive
Through My Eyes
Remember The Good Times
Tease Me Please Me
Blackout
Blood Too Hot
Big City Nights
Still Loving You
Rock You Like A Hurricane
Zweite Zugabe

Freitag, 23.30 Uhr, Festival Stage: Schwupp! Das Licht geht an und plötzlich stehen die Musiker von Deutschlands größter Hard Rock-Band auf der Hauptbühne des SWEDEN ROCK FESTIVALS. Wer's noch nicht weiß: ich spreche natürlich von den SCORPIONS. Ich habe mich schon den ganzen Tag auf den Gig gefreut, aber mit zunehmender Spielzeit wird meine Freude ein wenig getrübt. Gut, am Bewegungsradius und der spieltechnischen Geschicklichkeit der Skorpione gibt es absolut nichts auszusetzen, au contraire, aber irgendetwas stimmt nicht so richtig. Ich glaube es liegt daran, dass in den Set zu viele Solos (Schlagzeug, Bass, Gitarre) und Songs (stolze sechs Stücke) des neuen Albums "Unbreakable" mit eingebaut worden sind. Die neuen Songs sind zwar nicht schlecht, aber es sind in meinen Augen (oder besser gesagt Ohren) die Klassiker (u.a. "The Zoo", "Blackout", "Bad Boys Running Wild", "Lovedrive"), die die Show letztendlich positiv gestalten. Dennoch gehen viele Fans bereits nach der ersten Zugabe der SCORPIONS in Richtung Ausgang. Mehrere Minuten lang passiert auf der Bühne nichts mehr, so dass man davon ausgehen kann, dass die Show vorbei ist. Halbwegs auf dem Weg zum Auto (und dass ist wie gesagt mehrere Minuten nach dem Ende von "Rock You Like A Hurricane", dem letzten Song der ersten Zugabe) hört man plötzlich wieder Musik von der "Festival Stage". Um nun noch durch den Strom tausender Fans, die vom Gelände strömen, zurückzugehen, nur um eventuell noch ein halbes Lied mitzubekommen, fehlt mir ehrlich gesagt nach über zwölf Stunden auf dem Festival-Gelände die Energie, und so belasse ich es dann auch bei dem positiven Eindruck, den vor allem die alten Gassenhauer der SCORPIONS bei mir hinterlassen haben, und ziehe mich für den heutigen Tag zurück.

Am Samstag, dem letzten Tag des SWEDEN ROCK FESTIVALS, kommen meine Kumpels und ich ein wenig groggy nach bisher rund 24 Stunden Hardrock und Metal, 300 gefahrenen Kilometern zwischen dem Haus, in dem wir wohnen und dem Festivalgelände und ca. fünf Stunden Schlaf pro Nacht, etwas verspätet zum SWEDEN ROCK. Somit verpassen wir die Auftritte von MARYSLIM (11.50-12.30 Uhr auf der "Spendrups Stage"), DANGER DANGER (12.00-13.15 Uhr auf der "Rock Stage"), KINGDOM COME (12.00-13.15 Uhr auf der "Sweden Stage"), SUN CAGED (13.20-14.00 Uhr auf der "Spendrups Stage"), sowie AXEL RUDI PELL (13.30-14.45 Uhr auf der "Festival Stage"). Auf dem Weg zur "Rock Stage" sehen wir im vorbeigehen die Band PATHOS auf der "Spendrups Stage" spielen. Zwischen 15.00 und 16.15 Uhr wird auf der "Sweden Stage" die einzige richtige Bluesband des Festivals, MAGIC SLIM & THE TEARDROPS auftreten, aber ich habe mich für eine Gruppe aus Kanada entschieden, die zur selben Zeit auf der zweitgrößten Bühne des Festivals auftreten wird...

Samstag, 15.00 Uhr, Rock Stage: Auch wenn ich mich eigentlich nicht als begeisterten AOR-Fan bezeichnen würde, habe ich im Vorfeld des Festivals soviel von APRIL WINE gehört, dass ich mich entschieden habe, dem Gig des kanadischen Quartetts beizuwohnen. Die Gruppe um Bandleader Myles Goodwyn, die schon seid über 30 Jahren im Musikbusiness ist, weiß zu gefallen, und auch wenn ich mich anschließend immer noch nicht als AOR-Fan bezeichnen kann, so freut der Gig doch die Meute vor der Bühne, und ich finde ihn auch OK. Kurz vor Ende des Gigs gehe ich noch mal kurz rüber zur "Sweden Stage", um mir die letzten zwei oder drei Songs von MAGIC SLIM AND THE TEARDROPS anzuhören. Ich find's echt groovy, dass man zwischen all den Hardrock- und Metalbands auch Platz für eine coole Bluesband gefunden hat. In der Variation, von dem das SWEDEN ROCK weiß Gott sehr viel zu bieten hat, liegt die Würze dieses Festivals.

Samstag, 16.20 Uhr, Spendrups Stage: Nach dem Blues-Groove gönne ich mir nun wieder eine Portion Power Metal in der Form der schwedischen Band LOST HORIZON, die für die "Spendrups Stage" die rekordverdächtige Anzahl von 2500 Fans angelockt hat. Die Band, die ihren Set halbnackt und mit kriegerischer Schminke im Gesicht vorträgt, spielt melodiösen Metal mit einer fetten Portion Double Bass und starken Twin-Guitars. Die Musikpresse hat die beiden Scheiben der Band ("Awakening The World", 2000 und "A Flame To The Ground Beneath", 2003) hoch gelobt, und auch ich kann während und nach des Konzerts nur sagen: "Daumen hoch!"

Samstag, 16.30 Uhr, Festival Stage: Dadurch, dass ich mir den Gig von LOST HORIZON angesehen habe, komme ich erst ca. eine halbe Stunde in den Auftritt der Gruppe HEART hinein zur "Festival Stage". Die Band der beiden Schwestern Nancy und Ann Wilson spielen netten Hardrock, halt, wie der Name der Kanadier schon andeutet, "Musik für's Herz", was nicht so richtig mein Ding, aber zum abchillen optimal ist. Witzig ist auch der Kommentar einer der beiden Gitarristen, der, nach den netten und freundlichen Ansagen der Sängerin, mit einem Grinsen im Gesicht völlig überraschend ein zünftiges "Don't forget to buy our CD, Fuckers!" ins Publikum katapultiert. Solche Töne waren wir vorher nur von TESTAMENT und EXODUS gewohnt gewesen. Cool...

Samstag, 18.15 Uhr, Sweden Stage: Und wieder überlappen sich die Sets einiger Bands. Auf der "Spendrups Stage" spielen zwischen 17.50 und 18.30 Uhr NARNIA, und gleichzeitig mit der Band die ich mir ansehen will (18.15-19.45 Uhr), treten FOGHAT auf der "Rock Stage" auf. Die Gruppe, für die ich mich entschlossen habe, ist CHILDREN OF BODOM. Dass die Band aus Finnland kommt und sich nach einem See, an dem 1960 drei Personen ermordet worden sind, benannt hat, brauche ich bestimmt niemandem mehr zu erzählen, wenden wir uns also dem Gig zu... Und was für ein Auftritt! CHILDREN OF BODOM müssen beim SWEDEN ROCK 2004 den Rekord bezüglich des Publikums an der "Sweden Stage" aufgestellt haben, denn mindestens 5000 Metaller haben sich vor Bühne eingefunden, um sich die Show reinzupfeifen. Und ich denke das alle von dem Auftritt und Songs wie "Hate Me!", Silent Night, Bodom Night", "Sixpounder", "Bodom Beach Terror" und "Angels Don't Kill" begeistert sind, denn vor der Bühne geht die Menge gewaltig ab. Obwohl ich gerne noch geblieben wäre, gehe ich doch ca. 30 Minuten vor dem Ende des 90-mitügen Gigs, um mir eine Band anzusehen, deren Debüt-LP ich mir schon vor fast genau 20 Jahren ein ums andere Mal angehört habe...

Setlist HIRAX
Massacre Of The Innocent
Blind Faith
The New Age Of Terror
Hate, Fear And Power
Hostile Territory
Destroy
Broken Neck
El Diablo Negro
Killswitch
Demons Evil Forces
Suffer
The Plague
Mouth Sewn Shut
Bombs Of Death

Samstag, 19.20 Uhr, Spendrups Stage: Wie sich bald herausstellt, hätte ich mich nicht zu beeilen brauchen, da sich die Um- und Aufbauarbeiten auf der Bühne noch ein wenig hinziehen, und den Auftritt von HIRAX um mindestens 15 Minuten verspäten. Aber dann geht das Thrash-Gewitter los, und HIRAX stehen ihren Kollegen von EXODUS und TESTAMENT in nichts nach! Der einzige Unterschied ist, dass HIRAX auf der kleinsten Bühne des Festivals auftreten. Das hindert die Band um Sänger Katon W. DePena (der die Band die ganzen Jahre über zusammengehalten hat) nicht daran, ihre Songs (u.a. "Bombs Of Death", "Mouth Sewn Shut"", "Hate Fear And Power" und das geniale "Demons Evil Forces") ohne Pardon ins Publikum zu dreschen. HIRAX spielen auch Lieder (z.B. "Hostile Territory", "Kill Switch" und "El Diablo Negro") von der CD "The New Age Of Terror", die demnächst auf "Mausoleum Records" erscheinen wird. Wer wie ich auf kalifornischen Thrash Metal steht, sollte sich dieses Werk unbedingt zulegen!

Samstag, 20.50 Uhr, Spendrups Stage: Durch den verspäteten Auftritt von HIRAX gehe ich ganz einfach nicht zur "Festival Stage" hinüber, wo seid 20.00 Uhr bereits NIGHTWISH spielen. Ich bleibe eisern vor der "Spendrups Stage" stehen, um bloß keine Sekunde des Auftrittes von NIFELHEIM zu verpassen. So verpasse ich dann leider auch nicht den gewaltigen Regenschauer, der kurz vor dem Auftritt der fünf schwedischen Black Metaller vom Himmel kommt. Egal, hier wird durchgehalten bis zum bitteren Ende, denn einen der relativ seltenen Auftritte von NIFELHEIM will ich mir einfach nicht entgehen lassen! Dann stehen sie auf einmal auf der "Spendrups Stage", Funken sprühen über die Bühne und eine Black Metal-Orgie ohne gleichen nimmt ihren Anfang. Ich will einmal versuchen, euch das Bild zu vermitteln, dass sich mir bietet: Die Jungs von NIFELHEIM, die Peter Dolving von THE HAUNTED am Freitag als "Könige" angepriesen hatte, sind von Hals bis Fuß mit Nieten und Nägeln bestückt und um die Augen schwarz geschminkt. Der visuelle Eindruck wird noch durch zwei Kerzenleuchtern sowie einem Kindersarg, auf dem Tötenköpfe liegen, verstärkt. Wer Old-School-Black Metal mag, den werden die NIFELHEIM-Songs wie "The Devastation", "The Final Slaughter" und "Bestial Avenger" vor Freude Saltos schlagen lassen. Nach dem ersten Song fragt Sänger Hellbutcher, der zusammen mit seinem Bruder Tyrant das Herzstück der Band bildet, das Publikum, ob es denn bisher ein schönes Festival gehabt hätte. Als die Zuschauer jubelnd bejahen, antwortet ihnen Hellbutcher nicht mit dem sonst klassischen "Super!", sondern mit "Damit ist jetzt Schluss! Wir werden nun eure letzten schönen Erinnerungen an dieses Festival vernichten!", worauf der anschließende Track "Black Evil" den Leuten vor der Bühne fast die Haare vom Kopf bläst. Zu "Sodomizer" zaubert Hellbutcher in bester David Copperfield-Manier aus dem Sarg ein paar Klumpen rohes Fleisch hervor, die er dann gerecht auf das Publikum verteilt (lies: in die Menge wirft). Auch NIFELHEIM widmen Quorthon einen Song, und welche Band des Festivals würde das BATHORY-Coverstück "Die In Fire" besser vortragen können als die fünf Göteborger? "Storm Of Satans Fire" setzt den Schlusspunkt unter einen super Gig, und ich kann jedem nur empfehlen: Wenn ihr jemals die Chance haben solltet, einem NIFELHEIM-Auftritt beiwohnen zu können, nutzt sie!

Samstag, 21.45 Uhr, Rock Stage: Horch was kommt von draußen rein, kann doch nur der UDO sein! Die unverwechselbare Reibeisen-Stimme des ehemaligen ACCEPT-Sängers, dessen Auftritt bereits ein paar Minuten alt ist, als ich mich auf dem Weg zur "Rock Stage" befinde, erkenne ich bereits ein paar hundert Meter, bevor ich die Bühne erreicht habe. Ich freue mich schon sehr darauf, Udo Dirkschneider & Co. einmal Live sehen zu dürfen. Der Gig ist, wie man es von Vollblut-Profis eigentlich nicht anders erwarten kann, sehr gut, und sehr zur Freude der Fans spielt die Band auch eine Menge ACCEPT-Songs. Hier tun sich vor allem "Metal Heart", "Son Of A Bitch", "Balls To The Wall", "Princess Of The Dawn" und "Burning", den UDO das erste Mal seit längerer Zeit mal wieder Live spielen, hervor. Aber auch die UDO-Werke (u.a. "Animal House", "Independence Day", sowie "Pull The Trigger" und "Blind Eyes" vom neuen Allbum "Thunderball") werden vom Publikum mit Begeisterung angenommen. Dies ist übrigens bereits der dritte Gig von UDO auf dem SWEDEN ROCK, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihn die Organisatoren bestimmt gerne wieder zu einem der kommenden Festivals einladen werden. Gleichzeitig mit UDO treten übrigens auf der "Sweden Stage" IN FLAMES auf, die ich mir auch gerne angetan hätte, was aber, solange ich mich nicht in zwei Hälften teilen kann, leider nicht möglich ist. Am nächsten Tag war in "Aftonbladet" (der größten schwedischen Abendzeitung) zu lesen, dass IN FLAMES einen klasse Auftritt hingelegt hätten, wofür sie von dem Rezensenten des Blattes dann auch die absoluten Höchstnoten bekamen.

Samstag, 23.30 Uhr, Festival Stage: Joey Tempest, John Norum, Mic Michaeli, John Levén und Ian Haugland, oder kurz EUROPE, betreten unter großem Jubel der Zuschauer die Hauptbühne des Festivals. Die Band hatte sich Ende 2003 zu einer Reunion entschlossen, und eigentlich ist es, wenn man mal davon absieht, dass die Haare von Sänger Joey Tempests jetzt glatt sind und auch die Glitzerklamotten aus den 80ern fehlen, als wären sie nie weg gewesen. Wer denkt, dass das Repertoire von EUROPE nur aus Songs wie "The Final Countdown", oder "Carrie" besteht, ist gewaltig im Irrtum, den Lieder wie z.B. "Seven Doors Hotel" oder "Rock The Night" sind nur einige von vielen soliden Hard Rock-Songs, die die Band an diesem Abend vorträgt. Selbstverständlich wird aber auch die bereits erwähnte Ballade "Carrie", Solo von Joey Tempest mit Gitarre vorgetragen, und ich hätte mir in den 80er Jahren nie träumen lassen, dass ich jemals bei diesem Song mitsingen würde, was ich aber ohne mit der Wimper zu zucken, zusammen mit ALLEN anwesenden Zuschauern, tue. Nach "Open Your Heart" legt Ian Haugland ein cooles Schlagzeug-Solo hin, indem er zuerst zu den Songs "You Really Got Me" und "Ace Of Spades" (!), die Playback abgespielt werden, einen abtrommelt, und anschließend, nur mit einer Snare-Drum, das Publikum zum Mitsingen einlädt. EUROPE spielen an diesem Abend auch die zwei neuen Songs "Yesterday's News" und "Start From The Dark", die unerwartet harte Gitarrenriffs beinhalten. Nach zwei Zugaben ist der Gig von EUROPE, und somit auch das SWEDEN ROCK 2004 zu Ende, und die Zuschauer verlassen verschwitzt und glücklich das Gelände, in der Gewissheit, ein phantastisches Festival besucht zu haben.

Ich denke, es wird schwer werden, das diesjährige Line-Up nächstes Jahr noch zu toppen, aber ich glaube fest daran, dass die Organisatoren alles in ihrer Macht stehende tun werden, um 2005 noch einen draufzusetzen. Deshalb schon jetzt mein Tipp an deutsche Metal-Fans: nächstes Jahr auf zum SWEDEN ROCK! In diesem Jahr gab es für Fans aus Deutschland die 3-Tages-Karte für 150 Euro bei "Metaltix" (www.metaltix.de) zu kaufen. Ob dies 2005 auch der Fall sein wird, wird man beizeiten auf der Homepage des SWEDEN ROCK nachlesen können.



Und hier noch ein wenig Wissenswertes (?) über das SWEDEN ROCK 2004:

Zu guter Letzt möchte ich noch die Gelegenheit nutzen, die Bands zu nennen, die in dem kleinen (aber feinen) "Rockklassiker-Zelt" aufgetreten sind: RACEWAY , TRADING FATE, SPEARFISH, TEN 67, WASA EXPRESS, EDDIE MEDUZA TRIBUTE, SPRIDDA SKURARS, NICKY MOORE sings SAMSON und DR. FEELGOOD.

Für Radio Gehacktes huschte und sauste, schrieb, fotografierte und tat wichtig: Martin "Metal Elch" Missy