Storys: Festival Reports: Rock Hard Festival 2005

Mit Nappaaaa!

Festival Report des ROCK HARD FESTIVALS vom 13.05. - 15.05.2005 im Amphitheater, Gelsenkirchen

Es fing alles so harmlos an: um Informationen über eine finnische Band aufzutreiben, stolpert unser Micha bei seiner Internet-Recherche am MittwochRH FESTIVAL 2005 Ticket vor dem RH-Festival über einen Soundschnipsel eines finnischen Schlagersängers namens Martti Servo. Ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr, wie es war. Das folgende Pfingstwochenende laufen wir über das Gelände in Gelsenkirchen, alle zwei Minuten ertönt der (völlig sinnfreie) Schlachtruf: "Mit Nappaaaaa!" Natürlich hat der Song in der finnischen Originalversion nichts mit weichem Leder zu tun, aber Ostfriesen können halt kein Finnisch. Aber neben bekloppten Ostfriesen (und einem bekloppten Schweden) soll es hier ja hauptsächlich um das RH-Festival gehen, dass 2005 zum dritten Mal im schönen Amphitheater am Nordstern-Park in Gelsenkirchen stattfand. Dieses Mal waren folgende Personen mit Radio Gehacktes vor Ort: Michael Jehles, Daniel Weßling, Stefan Sieler, Roy Vorlag sowie Uwe Harms und Nina Höllerich, in Gelsenkirchen ist dann noch unser Exil-Schwede Martin Missy zu uns gestoßen. Hier der Bericht:

Da auch am Freitagabend schon mächtig Live Musik geboten sein wird, packen wir schon bald nach dem Einchecken in "unserem" Hotel die Sachen, um zum Festival-Gelände zu fahren. Natürlich nicht, ohne uns vorher mit Jever bzw. Jim Beam-Cola warm zu trinken......

Freitag, 19.00 Uhr: REGICIDE sind leider schon beim fünften Song ihres Sets, als wir alle Kontrollen zum Festivalgelände überstanden haben. Knapp 400 Leute erfreuen sich an den warmen Tönen der Emder bzw. Oldenburger Band. Zwar ist der Sound vor der Bühne schön differenziert, jedoch scheint die PA überlastet zu sein, was sie durch nerviges Kratzen und Scheppern kund tut. Handwerklich machen REGICIDE nichts falsch, allerdings ist es auf der kleine Bühne recht voll: ein Sänger, eine Sängerin, ein Keyboarder, eine Dame an der Violine, ein Bassist, ein Gitarrist und natürlich ein Drummer, da kann es schon einmal eng werden. Stage-Acting und Show wirken recht professionell und mit der Ansage "Wir sind gerade von Emden hier hochgekasselt, ähm, hochgekesselt", macht sich Sänger Timo Südhoff auch bei uns Freunde. Wir auch, Timo, wir auch! Fazit: Ostfriesland rules! -uwe

SUNRIDEFreitag, 20.10 Uhr: Nach REGICIDE spielen dann pünktlich um zehn nach acht die finnischen SUNRIDE. Mittlerweile haben sich ca. 500 Nasen vor der Nebenbühne (das eigentliche Amphitheater öffnet erst Samstag seine Tore) versammelt. Guter Dinge und mit mehreren Bieren bewaffnet, machen wir uns für finnischen Schweinerock bereit. Da die Jungs letztes Jahr für den Famma Gaala-Award als beste finnische Liveband nominiert wurden, sind wir gespannt, wie die Jungs das Haus rocken. Aber so richtig will der BACKYARD BABIES-mäßige Rock nicht zünden. Die Nordmänner versuchen wirklich alles, aber das Material, welches hauptsächlich aus den letzten beiden Alben "Through The Red" und "The End Justifies The Means" besteht, ist einfach nicht eigenständig genug. So ist bis auf Höflichkeitsapplaus keine große Regung im Publikum zu spüren. Aber das Abrackern der noch ziemlich jungen Recken wird zum Schluss noch belohnt. Gegen Ende des Gigs entsteht noch so was wie ein kleiner Moshpit und mittlerweile haben sich auch schon um die 1000 Fans versammelt. So wird zum Schluss des Gigs sogar lautstark 'ne Zugabe verlangt, die dann auch bereitwillig gegeben wird. Nach 45 Minuten ist Schicht, und durstig mache ich mich auf, um meine Pilsreserven zu füllen.  -daniel 

Freitag, 21.20 Uhr: Es dauert, bis ABANDONED, die Gewinner des SIM EVIL-Contests, mit ihrem Soundcheck fertig sind. Dann aberABANDONED thrashen die Hessen aus Darmstadt, die bis dato nur zwei Demos ("Forcefed", 2000, und "Misanthrope", 2003) veröffentlicht haben, furios los. Mein erster Eindruck ist, dass Sänger/Gitarrist Kalli (bürgerlich: Eric Kaldschmidt) ein wenig wie Peavy von RAGE klingt. Doch auch Bassist Günt (Günter Auschrat) schreit ins Mikro, so dass der RAGE-Vergleich in meinem Schädel schnell wieder verschwindet. Der Sound geht soweit in Ordnung, die Gitarrenduelle von Kalli mit seinem Konterpart Holger "Holg" Ziegler kommen sauber aus den Boxen, auch wenn die Drums von Schlachtzeuger Konrad Cartini etwas kraftlos rüberkommen. Technisch astrein gespielter Old School Thrash Metal, gutes Stage-Acting, offensichtliche Spielfreude und viel Humor - was will man mehr? Das denken sich auch die ersten Stagediver des Festivals, von denen einer die Bühne partout nicht mehr verlassen will. Die Musiker nehmen's gelassen und rufen: "Schoppe!" Das bedeutet wohl so etwas wie "Pause" und wird immer dann gerufen, wenn es was zu trinken geben soll. "Jahaa, jetzt gibt's noch Cola, nachher gibt's dann Bier!" Öhm, gerne! Bei aller Sympathie: ABANDONED (hessisch: "A Band Ohne D") grooven zwar wie Sau, leider fehlen die großen Hooklines, die aus einem Song etwas Besonderes machen, weitgehend. Aber die Jungs haben unlängst einen Plattenvertrag mit Dockyard1 unnerschribbe, um mal im Dialekt zu bleiben, eine Full Length ist für Anfang 2006 geplant. Eine Setlist habe ich leider nicht für euch, aber ein paar Songtitel meine ich richtig aufgeschnappt zu haben, als da wären: "Private Little Hell", "Misanthrope", "Nightmares", "Haunted House" und "Holy Terror" (?). Am Ende verabschieden sich die Hessen mit den markigen Worten: "From Old School to GIRLSCHOOL". Jau, genau! Daumen hoch!  -uwe

Setlist GIRLSCHOOL
C'mon Let's Go
Not For Sale
Hit And Run
Never Say Never
Screaming Blue Murder
Future Flash
Coming Your Way
New Beginning
Yeah Right
Race With The Devil
Demolition Boys
Emergency
Take It All Away
Innocent

GIRLSCHOOLFreitag, 22.30 Uhr: Wie kann man den ersten Abend des Rock Hard Festivals 2005 besser ausklingen lassen als mit vier Metal-Amazonen, diesmal in der Gestalt der Gruppe GIRLSCHOOL? Angeführt von ihrer Sängerin Kim McAuliffe, die seit den Gründungstagen der Band Ende der 70er Jahre dabei ist, und außerdem an diesem Tag Geburtstag hat, geben die vier sympathischen Engländerinnen ihren ungeschliffenen, punk-inspirierten 80er Jahre Hardrock zum Besten. Mag sein, dass die Mädels von GIRLSCHOOL sound- und spieltechnisch nicht immer voll auf der Höhe sind, aber vielleicht sind sie gerade deswegen wirklich 100% Rock 'n' Roll. Meine Kollegen von Radio Gehacktes verziehen sich nach und nach murrend Richtung Pommes-Bude, da es bei den "weiblichen Motörhead" (wie ich GIRLSCHOOL liebevoll zu nennen pflege) halt keine Solo-Orgien und komplizierte Riff-Attacken zu hören gibt. So verpassen sie dann aber auch coole Songs wie "Hit And Run", "Screaming Blue Murder", "Yeah Right" und "Emergency". Meinen Lieblingssong "Kick It Down" spielen GIRLSCHOOL an diesem Abend zwar leider nicht, aber ich finde den Gig trotzdem gut und ziehe mich zufrieden mit mir, GIRLSCHOOL und der Welt, ins Hotel zurück, wo ich diese Nacht bestimmt von der gut aussehenden Leadgitarristin Jackie Chambers träumen werde... mmmmh...   -martin

Mit NappaaaaaNatürlich haben wir Martin im Hotel nach Kräften davon abzuhalten versucht, in feuchte Träume zu versinken. Bier und eine Dauerbeschallung mit "Nyt Nappaa" taten ein übriges, so dass die Nacht wiederum sehr kurz ausfiel.

Samstag, 12.15 Uhr: Noch im Halbschlaf entern wir das Amphitheater. Da ich zum ersten Mal auf diesem Festival mit dabei sein darf,COMMUNIC bekomm ich meinen Mund kaum wieder zu, als ich die traumhafte Kulisse vor Augen hab. So muss der Metaller-Himmel aussehen. Wahnsinn! Als die Norweger COMMUNIC dann die Bühne entern, bin ich hellwach. Technisch unglaublich tight hauen die Jungs uns das Material ihres Debüts "Conspiracy In Mind" um die Ohren. Zu Beginn des Gigs gibt es noch leichte Soundschwankungen. Vor allem Sänger und Gitarrist Oddleif Stensland ist zu Beginn kaum zu hören. Das legt sich aber beim zweiten Song "History Reversed". Der Sound ist nun sehr druckvoll. Verstärkt durch einen Keyboarder brilliert das Trio bei jedem einzelnen Ton. Vor allem Mr. Stensland haut mich völlig um. Wie kann man so geil singen und gleichzeitig so filigran die Axt bearbeiten? Da kann selbst Warrel Dane von NEVERMORE einpacken, das hier ist Gänsehaut pur! Das Publikum ist auch voll bei der Sache, es wird gehüpft, geklatscht, und gebangt, so dass die Musiker auf der Bühne um die Wette strahlen. Als dann die ersten Töne von "They Feed On Our Fear" angespielt werden, hält es mich auch nicht mehr auf den Sitzen. Zwei Stufen auf einmal nehmend, sprinte ich Richtung Bühne, und eröffne das Stagediven. Jahhhhh! Nach 45 Minuten ist dann Zapfenstreich, und bis auf die Tatsache, dass noch etwas an der Performance gefeilt werden kann (ist aber ja auch verdammt schwierig bei dem komplexen Material) bin ich restlos glücklich. Taxi! Von mir aus kann's nach Hause gehen…….  -daniel

An die Band COMMUNIC.haben wohl alle Anwesenden ziemlich hohe Erwartungen, da das Debüt "Conspiracy In Mind" allerorten einschlug, wie die vielzitierte Bombe. Jedenfalls wird der Set mit "Communication Sublime" begonnen und alle Erwartungen werden sofort erfüllt, obwohl zu Beginn der Gesang und die Keyboards etwas zu leise aus der PA donnern. Die Tatsache mit dem Gesang trifft aber beinahe auf jede Band zu. Ich finde das allerdings nicht so tragisch und tu das mal als "festivaltypisch" ab. Doch bereits beim zweiten Song "Ocean Bed" (ach ja? Daniel hat als zweiten Song "History Reversed" gehört! Wart ihr auf verschiedenen Konzerten? -uwe) löst sich das Problem in Luft auf und die ersten Pommesgabeln auf den Rängen und Haare vor der Bühne fliegen umher. Man war ja gespannt, ob die Burschen den komplexen Sound und das Feeling von ihrer Scheibe live so hinbekommen werden. Sie tun es. Und wie. Diese Tatsache veranlasst unseren Daniel dazu, als erster Crowdsurfer des Festival-Samstags in die Geschichte einzugehen. Songs wie das Titelstück der aktuellen Platte "Conspiracy In Mind" und das hammergeil ins Halbrund geschmetterte "The Feed They Fear" ziehen nicht nur mich in den Bann. Klasse Auftritt, wenn die Band noch an ihrem Stageacting - was vor allem für den Bassisten gilt, der wie eine Salzsäule auf der Bühne verweilt - arbeitet, wäre es nahezu es perfekt. Die werden mal ganz groß, wetten?  -micha

HEAVEN SHALL BURNSamstag, 13.20 Uhr: Auf Konserve knallen die Thüringer HEAVEN SHALL BURN mit ihrem derben MetalCore ja schon so einiges weg. Live auch? Wir werden sehen. Begonnen wird der Set mit dem herzzerreißenden Intro "Echoes" von der aktuellen Scheibe "Antigone". Danach knallt ohne Gnade ein sehr fetter Sound ins Theater. Der Bass-Sound ist allerdings viel zu laut und vermatscht das Gesamtbild ein wenig. Ansonsten bestätigt sich der Eindruck, den man auf den Scheiben von HSB bekommt: Die sehr aggressive Musik schlägt sich auf der Bühne in noch aggressiveres Bühnengehabe nieder. Gespielt werden sowohl ältere Songs von Scheiben wie "In Battle" oder "Whatever It May Take" und natürlich auch von der aktuellen "Antigone". Zugegeben: nicht jedermanns Sache, aber ich find's ok, auch wenn es mich nicht von den Stufen reißt. HSB agieren heute mit einem Aushilfssänger - nämlich Andre Moraweck (MAROON), der für den erkrankten Markus Bischoff eingesprungen ist. Hut ab, manch andere Band hätte den Gig wohl abgesagt. Andre macht seine Sache auch gut, steigt voll mit ein und glänzt auch mit humorvollen Ansagen der Sorte: "Danke, dass HSB mich mitgenommen haben. Das ist die hässlichste Band, die ich jemals im Hintergrund hatte!" Unseren Daniel lässt das Ganze allerdings "völlig kalt...", doch kann die Band heute Nachmittag nicht nur eingefleischte MetalCore-Fans zum Bangen vor der Bühne animieren.  -michaENSIFERUM

Samstag, 14.25 Uhr: Nachdem Götz Kühnemund das anwesende Publikum begrüßt hat, ist die Zeit gekommen für eine Portion gute Humppa-Laune. Diese wird uns spendiert von den finnischen ENSIFERUM. Da ich kaum mit dem Material der Kerle vertraut bin, muss ich mir das jetzt mal so aus der Nase ziehen, wie man so schön sagt. Jedenfalls kommt die Band einheitlich mit nacktem Oberkörper (gar nicht wahr! Die Keyboarderin hatte was an! Betrug! -uwe) und toller Kriegsbemalung auf die Bretter gestrumpelt. Auch hier bildet der anfangs schlechte Sound keine Ausnahme und die Keyboards sind zu laut, während die Gesänge des Vierers viel zu leise sind. Aber auch bei den Finnen bessert sich das im Verlauf der Show und nun reißt es fast jeden Anwesenden mit. Das Amphitheater scheint wie geschaffen für die Mucke der Band, denn die vierstimmigen Vocals kommen nun richtig zur Geltung und das schlägt sich auch auf die - sichtlich große - Spielfreude der jungen Burschen nieder. Die Meute vor der Bühne und auf den Rängen feiert die Band. Partystimmung pur ist angesagt, als die Band das lautstark geforderte "Lai Lai Hey" zum Besten gibt. Öhm... gut gemacht!    -micha

THE HAUNTEDSamstag, 15.30 Uhr: Auf THE HAUNTED habe ich mich am meisten gefreut. Auch aufgrund der Tatsache, dass der alte/neue (und für mich klar bessere) Sänger Peter Dolving wieder mit im Boot ist. Ferner haben die Schweden mit "rEVOLVEr" eine oberamtliche Scheibe im Gepäck. Das Wetter bleibt bislang auch freundlich, also kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Geht es auch nicht. Das erste Backdrop des Tages wird aufgehängt und nach einem ellenlangen Soundcheck und einigen Bieren kündigt Frank Albrecht die Band an. Was dann auf den Brettern abgeht, ist nur schwer in Worte zu fassen. Eine Thrash-Granate der Extraklasse wird auf die hungrige Meute abgefeuert, von der ersten Minute an knallt und kracht es an allen Ecken und Enden. Meine Güte, hat diese Band eine Wut im Bauch! Die Band schafft es, wie kaum eine zweite auf diesem Festival, eine schon fast unheimliche Energie zu entfesseln. Diese springt sofort auf das Publikum über und Circlepits, Crowdsurfer und Banger zeugen davon. Immer wieder angefeuert von Peter, ändert sich das auch während der gesamten 60 Minuten nicht mehr. Als dann gegen Ende des Sets noch "Angel Of Death" von SLAYER gecovert wird, ist es auch bei mir aus und ich raste völlig aus. The Haunted made me do it! Großartige Show!   -michaSAMAEL

Samstag, 17.00 Uhr: Nach dem THE HAUNTED mir und allen anderen Fans der harten Muse die Rübe abmontiert haben, fällt es mir schwer, mich direkt im Anschluss auf die Schweizer SAMAEL zu konzentrieren. An dieser Band scheiden sich ja eh die Geister, wie ich mittlerweile mitbekommen habe. Die einen lieben sie, die anderen können da gar nichts mit anfangen. Ein Zwischending gibt es nicht. Ich gehöre zur gar-nichts-mit-anfangen-Fraktion. Aber da bekanntlich Live und in Farbe immer etwas Anderes ist, versuche ich objektiv an die Sache ranzugehen. Vor der Bühne jedenfalls ist es ziemlich voll geworden. Man kann also keinesfalls behaupten, dass die keiner sehen will. Doch selbst Daniel, der die Band eigentlich mag, ist zu Beginn schwer enttäuscht ob des total vermatschten Sounds. Ich erkenne irgendwie nicht mal eine klare Songstruktur. Mit jedem Song wird jedoch der Sound besser und eine beachtliche Anzahl von Fans feiert die Band gnadenlos ab. Meine Wenigkeit allerdings ist da etwas zurückhaltender, vor allem ist es für mich irritierend, auf einer Festivalbühne keinen echten Drummer, sondern eine kalte Maschine stehen zu sehen. Wenn man die Band später am hätte Abend spielen lassen, wäre wohl auch nicht die (von der Band selbst designte) Lightshow im permanent auf der Bühne wabernden Kunstnebel untergegangen. Nö, mich haben die Schweizer nicht als neuen Fan dazu gewonnen.    -micha

Setlist SONATA ARCTICA
Misplaced
Blinded No More
Victoria's Secret
Broken
8th Commandment
FullMoon
My Land
Black Sheep
The Cage

SONATA ARCTICASamstag, 18.30 Uhr: Als sechste Band des zweiten Tages stehen nun SONATA ARCTICA auf dem Programm. Ich freue mich schon auf die fünf Finnen, die ich auf dem schwedischen Gates of Metal Festival 2004 das erste Mal Live gesehen und schätzen gelernt hatte (wir berichteten). Auch bei dem heutigen Gig geht's wieder gut ab. Gitarrist Jani Liimatainen und Keyboarder Henrik Klingenberg liefern sich ein ums andere Mal packende Solo-Duelle, die die Gedanken zu Jon Lord und - ich weiß, das mag blasphemisch klingen, ich empfinde das aber so - Randy Rhoads wandern lassen. Genau wie bei GIRLSCHOOL am Abend vorher murren meine Kollegen von Radio Gehacktes wieder rum. Ich höre vereinzelte Worte wie "laaangweilig" und "Frauenmetal!" aus ihrem Gemurmel heraus. Wenn SONATA ARCTICA wirklich Frauenmetal sein sollte, dann werde ich mir demnächst halt einen Rock und ein Schminkköfferchen anschaffen. Zurück zum Gig: Eigentlich gibt's nicht mehr viel zu sagen, SONATA ARCTICA ziehen den Auftritt sehr gut und professionell durch, und beweisen am Ende des letzten Songs "The Cage" dass sie echte Finnen sind, als sie ihren Set mit der Eigenkomposition "I Want Some Vodka" (zu den Klängen von "Hava Nagila") beenden. Ich wecke meine Kollegen und gehe erstmal eine leckere Krakauer essen, um mich für den kommenden Gig zu stärken...   -martinAMON AMARTH

Samstag, 20.00 Uhr: Pünktlich zum Gig der schwedischen Death Metal-Band AMON AMARTH ist das Amphitheater zum ersten Mal an diesem Tag ordentlich gefüllt (wurde ja aber auch Zeit!). "Wickie, Halvar & Co." stürmen die Bühne und lassen von der ersten Sekunde an die (schwedische) Post abgehen. Die Band um Ur-Wikinger und Sänger Johan Hegg lässt den Ruhrpott mit ihren Songs (u.a. "An Ancient Sign Of Coming Storm", "Masters Of War" und "Versus The World") erbeben, und das Publikum geht dazu ab wie Schmidt's, Entschuldigung: Svensson's Katze. Als während des Sets von AMON AMARTH dann zum ersten Mal am heutigen Tag im (oder besser gesagt: auf dem) Publikum eine wahre Crowd-Surfing-Orgie ausbricht, kann ich mich eines patriotischen "Heja Sverige!" nicht erwehren. Eine nette Einrahmung verpassen dem Gig auch zwei Flitzer, die während des Konzerts ungeniert durch's Publikum laufen. Wie auch immer: Super Auftritt der fünf Schweden, der es den nachfolgenden Bands nicht leicht machen wird, da noch einen draufzulegen.  -martin

Setlist CHILDREN OF BODOM
Intro (theme of "Naked Gun")
Sixpounder
Silent Night, Bodom Night
Hate Me!
Chokehold (Cocked 'n Loaded)
Everytime I Die
Bodom after Midnight
Knuckleduster
Needled 24/7
Deadnight Warrior
Bodom Beach Terror
Hate Crew Deathroll
Kissing the Shadows
In Your Face (new song)
Angels Don't Kill
Downfall
Outro

CHILDREN OF BODOMSamstag, 21.30 Uhr: Die finnischen Rotzlöffel CHILDREN OF BODOM habe ich nun schon des öfteren sehen dürfen. Dabei stellte ich jedes Mal fest, dass die Jungs nicht wirklich schlecht spielen können. Auch an dem heutigen Abend machen die Mannen um Alexi Laiho keine Gefangenen und pusten in gewohnter Manier alte und neue Hits der Marke "Sixpounder", "Silent Night, Bodom Night" oder "Needled 24/7" ins gut gefüllte Amphitheater. Ich habe COB zwar schon mal motivierter und actionreicher auf der Bühne stehen sehen und irgendwie vernehmen der neben mir sitzende Uwe und ich jede Menge Spielfehler (Scheiß Alkohol, wie?!?), aber trotzdem ist die Show alles in allem nicht übel. Meine Auffassungsgabe ist zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht mehr die Beste (nett umschrieben, mein Kleiner! -uwe), also was soll's. Prima Melodic Death Metal-Party. Eins noch: Wenn Frontmann Alexi sich auf ein, oder zwei mal "Fuck" pro Ansage beschränken würde, sollte das doch auch reichen, oder?   -micha

"Fuck! Fucking Fuck Fuck, you Motherfuckers!" Nee, Micha, so kann ich das nicht stehen lassen. So viele Spielfehler wie auf dem RH-Festival habe ich von COB noch nie gesehen. Alexi ist besoffen, nicht bei Stimme und völlig neben der Spur und auch seine Mitstreiter scheinen mächtig angesäuselt zu sein. Da hilft es auch nichts, dass mit "Knuckleduster" (noch nie gespielt) und "In Your Face" vom noch nicht erschienenen neuen Album zwei Überraschungen im Set sind. Das heute Abend ist mit Abstand der schlechteste COB-Gig, dem ich je beigewohnt habe. Bezeichnend auch das Outro des Children-Sets: "Fight For Your Right (To Party)" von den BEASTY BOYS, wie sinnig! Nein, meine Herren, mit mir nicht. Daumen runter!

Setlist JON OLIVA'S PAIN
Gutter Ballet
All The Time
Jesus Saves
Hounds
Tonight He Grins Again
Guardian Of Forever
Nowhere To Run
Thorazine Shuffle
Ghost In The Ruins
The Dark
People Say..Gimme Some Hell
Believe
City Beneath The Surface
Dungeons Are Calling
Sirens
Power Of The Night
Hall Of The Mountain King

Samstag, 23.15 Uhr: Eine körperlich spürbare Anspannung liegt über dem Amphitheater, das mittlerweile komplett im Dunkeln liegt. IstJON OLIVA'S PAIN das die Aufregung oder die mittlerweile ins Rund kriechende Kälte, die mich frösteln lässt? Dann betritt eine massige Gestalt die Bühne, setzt sich an ein Keyboard und spielt das Piano-Intro von "Gutter Ballet". Ohrenbetäubender Jubel, meterdicke Gänsehaut, mich reißt es von den Stufen. Der Mountain King ist zurück! Mit meinem letzten Rest Objektivität bemerke ich, dass die Stimme von Jon Oliva leider nicht mehr an alte Glanzzeiten heranreicht. Egal, die Stimmung ist super! Schade nur, dass da nicht SAVATAGE, sondern "nur" JON OLIVA'S PAIN auf der Bühne stehen. Eigentlich stellt diese Band nichts anderes dar als Jon Oliva mit den Ex-Mitgliedern von CIRCLE II CIRCLE: Kevin Rothney (Bass), die beiden Gitarristen Matt LaPorte und Jerry Outlaw, Keyboarder John Zahner sowie Drummer Christopher Kinder. Mir fällt gleich auf, dass Matt LaPorte wohl jetzt den gleichen Ernährungsplan wie Mr. Oliva hat, denn auch er ist mächtig in die Breite gegangen, seit ich ihn das letzte Mal mit CIIC sehen durfte. Was natürlich seiner Performance keinen Deut schadet. A propos Performance: was der Jon Oliva heute hier abliefert, kann man wohl niemandem zur Nachahmung empfehlen. Der Madman ist zum einen besoffen, dazu extrem übergewichtig, tut aber so, als wäre er nicht 45, sondern immer noch zwanzig Jahre alt, nüchtern und siebzig Kilo leichter. Jon schreit sich die Seele aus dem Leib und hört auch nicht auf, als er entkräftet zu Boden sinkt und alle den Atem anhalten. "Gimme a minute!" schnauft der Koloss ins Mikro, die Musiker gucken betreten, dann erzählt Jon einen Witz und schreit und singt den nächsten Song, wieder mit der gleichen Energie, wieder bis zur totalen Erschöpfung. Zwischendurch erzählt er kleine Geschichten, die aber nicht jeder versteht ("What's wrong with you guys? I'm 75 years old, I can't hear you! I'm deaf as a motherfucker!") und widmet schon mal einen Song Götz Kühnemund "This song is for you, you degenerated motherfucker! This is 'City Beneath The Surface'!" "Dungeons Are Calling", "Sirens", "Power Of The Night", da sind Daniel und ich schon in der ersten Reihe auf die Knie gesunken, um unsere Ehrerbietung zu bezeugen. Und dann kommt "Hall Of The Mountain King" und sie sind wieder da, der Zauber und die Magie längst vergangener Zeiten. Was für ein großartiges Erlebnis! Ich jedenfalls werde auch beim nächsten Mal wieder knieend vor der Bühne ausharren, all Hail the Mountain King!  -uwe

So gegen halb zwei Uhr Nachts strumpelt unser Tross dann stockbesoffen zum Ausgang des Nordstern Parks, um ein Taxi abzugreifen. Das gestaltet sich allerdings ein wenig schwierig, da Schalke 04 auch gespielt hat und alle Taxis unterwegs sind. Wartezeit? "Ja, dat kann 'ne Stunde dauern, Jungchen" flötet die freundliche Dame in der Taxi-Zentrale mir durch's Telefon zu. Ok, ich hab noch Bier, also hab' ich Zeit.... Martin ist da allerdings ganz anderer Meinung: "Ne Stunde? Solange steh' ich hier doch nicht rum! Da bin ich ja zu Fuß schneller!" Spricht's und fummelt einen rudimentären Stadtplan aus seiner Jackentasche. Unsere Einwände will der Herr nicht gelten lassen, ruft laut: "mein Vater war ein Wandersmann!" und stiefelt los. Schade nur, dass wir ca. 15 Minuten später mit dem Taxi unterwegs zum Hotel sind und Herr Missy noch einige Stunden durch Gelsenkirchen stolpert........

Dementsprechend wortkarg fällt dann am folgenden Morgen das Frühstück aus, aber dann geht es auch schon wieder zum Endspurt im Festival-Wahnsinn. Auf zum Amphi-Theater!

Sonntag, 12.15 Uhr: HELLFUELED's Sänger Andy klingt live viel weniger nach OZZY OSBOURNE als auf Tonträger und kann mich nicht überzeugen. Auch das Stage-Acting der schwedischen Hardrocker wirkt ein wenig lustlos. Sollten die Jungs gestern Nacht genau so lange gefeiert haben wie wir? Doch halt: beim dritten Song hat sich die Stimme plötzlich signifikant verändert, auch Hall ist dazu gekommen und schon singt da vorne Mr. Osbourne. Erbärmlich. Ich geh' dann mal lieber zur Pommes-Bude....und Bier brauch' ich auch.. -uwe

Setlist WOLF
Black Wing Rider
Demon Bell
Evil Star
Venom
Electric Raga
Wolf's Blood
Devil Moon
Genocide

Sonntag, 12.15 Uhr: Das erste, was Niklas Olsson - seines Zeichens Sänger und Gitarrist der aus dem schwedischen Örebro stammenden BandWOLF WOLF - dem Publikum erzählt,  ist, dass er sich eine ordentliche Erkältung zugezogen hat, aber den Gig trotzdem durchziehen möchte. Man merkt es dem Gesang dann auch sehr stark an, dass Niklas Stimme nicht voll auf der Höhe ist, aber ich finde es trotzdem gut, dass die Jungs den Gig durchführen. Vor allem der Anfang des Sets hat es in sich: "Black Wing Rider", "Demon Bell" und "Evil Star" gehen richtig gut ab und zeigen die Schokoladenseite des MERCYFUL FATE-inspirierten Songwritings der vier Schweden. Der Old-School-Charakter der Band spiegelt sich auch im Outfit der Bandmitglieder wider: gekleidet in Jeans und Leder, mit 80er Jahre-Frisuren und Bärten versehen sowie coolen Flying-V-Gitarren könnten WOLF ohne Probleme in eine Zeitmaschine steigen, ins Jahr 1983 zu einem Metal-Gig zurückreisen und dort auftreten, ohne dass es jemanden auffallen würde, dass die Jungs eigentlich aus der Zukunft sind. Ab dem vierten Song wird dann jedoch zu meiner großen Enttäuschung das Tempo etwas gedrosselt, und auch die Lieder/Melodien sind meiner Meinung nach nicht mehr so eingängig wie bei den ersten Stücken des Sets. Erst mit "Genocide", dem achten und letzten Song des Gigs, geht es zumindest tempomäßig noch mal gut ab. Am Ende verabschieden sich WOLF mit einer coolen Geste von den Fans: sie steigen in den Photograben hinab, um sich bei den vor der Bühne versammelten Metallern zu bedanken.  -martin

THRESHOLDSonntag, 14.25 Uhr: Die Prog-Metal-Band THRESHOLD war ja schon 2003 beim ersten Rock Hard Festival anwesend. Nur musste der Gig wegen einem mittelschweren Tornado abgebrochen werden. Dass die Jungs von der Insel auch dieses Mal hoch motiviert zur Sache gehen, merkt man von der ersten Minute an. Der Sänger Andrew "Mac" McDermott rennt von einem Bühnenrand zum nächsten, als sei er in einem Topf mit Speed gefallen. Ärgerlich schmeißt er sein Mikro bei "Mission Profile" in die Ecke, da es zu Beginn des Auftritts noch leichte Soundprobleme mit den Vocals (same procedure as always) gibt. Mit "zweehundert Puls" spornt er seine Jungs an. Unglaublich! Die Rhythmusfraktion liefert sich ein Duell nach dem anderen. Soviel Power hätte ich von einer Prog-Band nun wirklich nicht erwartet. Spätestens nach dem zweiten Song ist der Sound wieder hervorragend (wie bei fast jeder Band auf diesem Festival) Wie eine Maschine ziehen THRESHOLD ihren Gig ohne erkennbare Fehler durch. Da kommt schon fast so was wie Schadenfreude auf, als "Mac" bei "Ground Control" zu früh einsetzt. Gott sei Dank, doch keine Maschinen…. Hauptsächlich Songs der beiden Meilensteine "Critical Mass" und "Subsurface" werden zum Besten gegeben, so das wir Gassenhauer wie "Mission Profile", "Ground Control", "Fragmentation", "Pressure" und "Falling Away" genießen können. So ist es als Wink des Schicksals zu verstehen, dass ausgerechnet THRESHOLD dass bis dahin beste Wetter des Festivals erwischen. Glücklich und mit der Erkenntnis im Gepäck, das Mac anscheinend fließend deutsch spricht (er begrüßt das verblüffte Publikum im perfekten Deutsch) erwarte ich das Restprogramm. Geil!  -daniel

UNLEASHEDSonntag, 15.35 Uhr: Dem Auftritt der schwedischen Death Metal Urgesteine UNLEASHED fiebere ich wie bei keiner anderen Band entgegen. Und als die Band zur besten Kaffeezeit um halb vier Uhr mit "Into The Glory Ride" die Bühne entert, ist mir sofort klar: Auf den Stufen halten mich keine zehn Pferde mehr - was für ein Inferno! Der Sound ist von Anfang an sehr gut. Die vier Wikinger sind bester Laune und brettern uns eine Stunde lang ein Best Of-Programm um die Ohren, als gäb's kein Morgen. Die große Spiellaune der Band überträgt sich auch sofort auf das vor die Bühne strömende Publikum. Nahtlos geht es weiter mit "To Asgaard We Fly" und nun gibt es kein Halten mehr. Der Mob rastet aus und man merkt, dass das Verlangen nach einer guten Portion Death Metal bei den Anwesenden groß ist. Hauptsächlich die alten Kracher wie "Berzerk", "Never Ending Hate" oder "Victims Of War" lassen mich und die Meute vor der Bühne völlig ausflippen. Aber auch neue Songs vom aktuellen Output "Sworn Allegiance" und "Winterland" werden abgefeiert. UNLEASHED sind live ja immer eine Bank, wer sie heute aber nicht gesehen hat, hat wohl einer ihrer besten Shows der neueren Bandgeschichte verpasst. Als Johnny Hedlund auch noch anfängt, uns bei "Death Metal Victory" zu Mitgröhl-Spielchen zu animieren, ist bei mir alles vorbei und ich bin den Tränen vor Freude nahe! Was für ein Gig, was für eine Band, was für geile Songs! Ich bin überwältigt und werde diese denkwürdige Show mein Lebtag nicht mehr vergessen. Ein glattes 10 Punkte Konzert...    -micha

Sonntag, 17.00 Uhr: PRETTY MAIDS erwischen einen schlechten Start, weil der Mischer vergisst, den Vocal-Regler hoch zu ziehen. Doch beim zweiten Song hört man Über-Sänger Ronnie Atkins (der eigentlich Paul Christensen heißt) endlich klar und deutlich. Den Fans scheint es völlig egal zu sein, sie feiern ihre Helden so oder so. Nur unser Micha ist anderer Meinung: "Ich will UNLEASHED wieder haben! Scheiß Heile-Welt-Mucke! Und dann diese blöden Jodel-Mitsing-Parts!" Nun ja, damit übertreibt es Ronnie heute wirklich ein wenig. Aber ansonsten gibt es an der Performance der dänischen Melodic Metal-Vorreiter nichts zu meckern, Ken Hammer (bürgerlich Kenneth Hansen) fährt eine tadellose Axt, Spielfreude und Stage Acting sind prima und 'ne Menge geiler Songs hat die Band außerdem im Gepäck. Daumen hoch!   -uweMASTERPLAN

Daniel bei MASTERPLANSonntag, 18.30 Uhr: MASTERPLAN entern die Bühne, und nicht nur ich erwarte ganz großes Kino. Alles andere als Weltklasse wird nicht akzeptiert. Leider ziehen sich die Soundprobleme des Keyboards durchs gesamte Set. Aber was Jorn Lande aus seiner Stimme rausholt, ist nicht von dieser Welt. Noch etwas rauer als auf Scheibe, dafür aber mit noch mehr Dynamik geht seine Stimme durch Mark und Bein. Absolute Weltklasse! Roland Grapow zieht, wie schon zu HELLOWEEN-Zeiten, seinen Rockstarstiefel durch, Drummer Uli Kusch ist präzise wie immer. Ansonsten ist die Show ziemlich unspektakulär, was meiner ekstatischen Stimmung aber keinen Abbruch tut. Hits wie "Spirit Never Dies", "When Love Comes Close", "Enlighten Me", "Back For My Life", "I'm Not Afraid", "Into The Arena", "Wounds" und "Crimson Raider" werden lautstark mitgegröhlt, so dass ich anschließend nur noch flüstern kann. Dieser Auftritt wird wohl das Herz eines jeden Melodic Metallers höher schlagen lassen. Nach einer Stunde ist Schluss und ich frag' mich, wo die Zeit geblieben ist. Das war wohl die geilste Stunde in meinem Leben!  -daniel

OVERKILLSonntag, 20.00 Uhr: Eigentlich ist es schon unglaublich, dass ich, obwohl ich seit bald 25 Jahren Metal höre, noch nicht in den Genuss eines Live-Gigs von OVERKILL gekommen bin. Ich sehe deswegen dem Gig der Thrasher aus New York mit besonderer Vorfreude entgegen. OVERKILL machen von Anfang an klar, dass hier keine halben Sachen gemacht werden und versetzen den Zuschauer/-hörer wieder zurück in die guten alten Tage des Thrash Metal. Man merkt den beiden Gründungsmitgliedern, Sänger Bobby "Blitz" Ellsworth und Bassist D.D. Verni zu keiner Sekunde des Konzerts an, dass es die Band schon seit über 20 Jahren gibt. OVERKILL kommen wie ein frischer Metal-Wind daher, und ich werde richtig neidisch auf den durchtrainierten Oberkörper von Bobby. Der zweite (absolute Hammer-) Song "Rotten To The Core" wird mittendrin unterbrochen. In der Unterbrechung werden OVERKILL von ihrem deutschen Fanclub "Skullcrushers" für lange und treue Dienste geehrt. Danach geht's dann auch gleich wieder ordentlich weiter. Nach "Rotten..." gibt es noch super Songs wie "Hello From The Gutter", "Elimination" und "Old School" zu hören, bevor Bobby und seine Mannen mit "Fuck You" den Schlussstrich unter ihren Gig setzen. Am Ende des Gigs geht Bobby sogar noch eine Runde Crowdsurfen, bevor die ganze Band die Bühne räumt, um den Jungs von SENTENCED Platz zu machen.   -martin

Sonntag, 21.30 Uhr: Mit den Worten "It's the beginning of the end" stürmen SENTENCED die Bühne. Was sich in den nächsten 75 Minuten abspielt ist, auf der einen Seite großartig, aber auch irgendwie verdammt traurig, da eine der geilsten Rockbands sich wohl für immer verabschieden wird. Nach 16 Jahren heißt es "It's the end of the road". Mit einer richtig "schönen" Lightshow und verdammt viel Nebel ziehen die Finnen ihr Best Of-Programm durch. Ville ist immer noch beeindruckend gut bei Stimme, und die Gitarrenfraktion erzeugt eine so geile Atmosphäre, dass es mir kalt den Rücken runter läuft. Vom aktuellen Album werden "We Are But Falling Leaves", das old schoolige "Where Waters Fall Frozen", und "Despair Ridden Hearts" (funktioniert live extrem gut) zum Besten gegeben. Ansonsten werden so gut wie alle Hits von den Alben "Frozen", "Down", "Amok", "Crimson" und "The Cold White Light" gespielt und vom Publikum extrem abgefeiert. Was für ein Siegeszug! Nach der letzten Zugabe "Sweet Revenge" ist dann Zapfenstreich. Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Nur eines ist sicher. Egal, welche Band neu gegründet wird, sie wird ein verdammt schweres Erbe antreten müssen…..  -daniel

Setlist ACCEPT
Starlight
Living For Tonight
London Leatherboys
Metal Heart
Love Child
Breaker
Head Over Heels
Neon Nights
(Klassik-Medley)
Restless And Wild
Son Of A Bitch
Turn Me On
T.V. War
Monsterman
Flash Rockin' Man
Fast As A Shark
Princess Of The Dawn
Winter Dreams
I'm A Rebel
Balls To The Wall

ACCEPTSonntag, 23.15 Uhr: Genau wie Overkill habe ich auch ACCEPT noch nie live gesehen (Schande!). Die Begeisterung kennt keine Grenzen, sowohl bei mir als auch den tausenden anderen Fans in der gefüllten Arena, als Udo Dirkschneider, Peter Baltes, Wolf Hoffmann, Herman Frank und Stefan Schwarzmann auf der Bühne mit "Starlight" loslegen. "Metal Heart", "Breaker", "Restless And Wild", "Fast As A Shark" und all die anderen Songs unterstreichen ein ums andere Mal, was für eine geile Songwriting-Maschine ACCEPT (gewesen) sind. Udo Dirkschneider muss auf seine alten Tage übrigens Pazifist geworden sein, da er anstelle des klassischen Tarnanzugs heute mit einer knielangen Lederjacke auftritt, welche den Sänger von ACCEPT in "seine Lordschaft Herr Metalbaron von Dirkschneider" verwandelt. Wolf Hoffmann bezeugt sein Faible für E-Musik in einem Klassik-Medley, dass die Band unter seiner Leitung zwischen den Songs "Neon Nights" und "Restless And Wild" vorträgt. Der fantastische Gig (das einzig langweilige sind die ellenlangen "Zuschauer-Mitsing-Phasen" in einigen Songs) wird mit dem Oberhammer "Balls To The Wall" beendet, und ACCEPT werden vom Publikum abgefeiert wie einst im Mai. Die Setlist hat meiner Meinung nach wirklich keinen Wunsch offen gelassen. Man hätte vielleicht noch "Burning" einbauen können, aber na ja... Danke Udo, Wolf, Peter, Herman und Stefan für diesen musikalischen Hochgenuss!  -martin

Völlig erschlagen machen wir uns gegen halb drei Uhr Nachts auf ins Hotel. Noch nicht einmal zu einer zünftigen Hotelparty können wir uns mehr aufraffen. Eines ist jedoch klar: das ROCK HARD FESTIVAL 2005 war wieder einmal ein geiles Festival, wir kommen garantiert wieder! Mit Nappa!

Für Radio Gehacktes: Michael "Micha" Jehles, Daniel "Toppo" Weßling, Martin "Metal Elch" Missy, Uwe Harms

Psssst: Wenn ihr es niemandem weiter erzählt, verrate ich euch, wo ihr den kompletten "Nappa"-Song saugeN könnt...

...und alle Bilder vom Festival gibt's hier