Storys: Festival Reports: Rock Hard Festival 2004

Von Tuten und Blasen

Festival Report des ROCK HARD FESTIVALS vom 28.05. - 30.05.2004 im Amphitheater, Gelsenkirchen

Die Festival-Saison 2004 ist noch nicht vorbei, für mich jedoch steht eines fest: "Festival des Jahres" 2004 ist das Rock Hard Festival, das am Pfingstwochenende im Amphitheater Gelsenkirchen stattfand. Fakten: Eine perfekte Organisation der An- und Abfahrt, die Security: freundlich und umsichtig. Eine - wie schon im letzten Jahr - fantastische Location. Ständig liefen Helfer mit Zangen Mullsäcken durch's Rund und sammelten Müll zusammen, so das man sich auch am Sonntag Abend noch bedenkenlos überall (!) hinsetzen konnte. Statt Dixi ("wenn's um die Wurst geht") kam eine Toiletten-Station zum Einsatz, die rund um die Uhr von einer Crew in einwandfreiem Zustand gehalten wurde. Die Food and Drink-Meile bot für jeden Besucher, egal ob Carnivore oder Veganer, etwas an und sogar die Preise waren für ein Festival wirklich zivil. Das Wetter war fantastisch, das Publikum und auch die Musiker waren entspannt, kurzum: das perfekte Festival! Hier der Bericht:

Freitag Mittag, 28.05.2004: noch immer die Erkältung in den Knochen, die wir uns am letzten Wochenende in Luckau beim "Fuck The Commerce"-Festival zugezogen haben, machen wir uns auf zum Rock Hard Festival nach Gelsenkirchen. Die Vorraussetzungen sind prima, für das Wochenende ist bestes Wetter angesagt, und statt wieder im Zelt zu übernachten, haben wir uns diesmal rechtzeitig ein Hotelzimmer reserviert. Radio Gehacktes Goes Decadence! Auf einem Rastplatz im katholischen Emsland dann das erste Highlight: Hier gibt es eine Autobahn-Kirche, wo es der Fensterbauer mit de Symbolik der Mosaik-Fenster nicht so genau genommen hat. Passend zu POSSESSED "Seven Churches"-Thematik prangt hier ein fettes umgedrehtes Kreuz im Mosaik-Fenster. "Evil Posing From Hell" ist hier für uns natürlich Ehrensache. In Gelsenkirchen angekommen, werden schnell die Zimmer bezogen, dann geht's mit dem Taxi in die Stadt zum "Froschkönig", um wie im letzten Jahr, eine zünftige Metal-Party zu feiern. Doch im Gegensatz zu 2003 will heute Abend keine rechte Party-Stimmung aufkommen. Der DJ nudelt immer die gleiche CD mit ONKELZ, DIMPLE MINDS und AC/DC in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, die verzerrt aus den offenbar völlig überforderten Boxen brüllt. Passend zur PA sind auch die Thekenkräfte überfordert, so dass unsere ansonsten sehr entspannte Kieler Exilsprotte Micha irgendwann die Geduld verliert: "Ich beiß den Hahn gleich ab hiär! Mein Bier willich!!!" brüllt Micha den ziemlich verstörten Zapfhahn-Streichler an. In Gesprächen mit den Gästen stellt sich heraus, dass es wohl im "Froschkönig" einen Besitzerwechsel gegeben hat, der auch einen Austausch der Crew zur Folge hatte. Die Meinung einiger Stammgäste bestätigt dann auch unseren Eindruck, dass es hier letztes Jahr noch besser lief. Bleibt zu hoffen, das Gelsenkirchen's beste Metalkneipe wieder zur alten Form zurückfindet.  -uwe

Als wir am Samstag Mittag leicht verschoben beim Amphitheater ankommen, wird uns schnell klar, das wir gestern Abend einiges verpasst haben, den im Gegensatz zum Vorjahr war diesmal auch schon am Freitag Abend mächtig was los am Rhein-Herne Kanal. METAL INQUISITOR (Old School Metal aus Koblenz), DELIRIOUS (Thrash Metal aus Hamm) ELECTRIC EEL SHOCK (völlig verrückte Japaner auf ewiger Welt-Tournee),  und HONIGDIEB (neue Band vom Ex-PHANTOMS OF FUTURE / IDIOTS-Sänger Sir Hannes Smith) sollen gestern Abend gut abgegangen sein. Vier Bands haben gestern hier gespielt, und wir waren nicht da! Sowas....

Samstag, 12.45 Uhr: Die italienischen Doom-Köpfe THUNDERSTORM, die für die zu Hause gebliebenen DOOMSWORD eingesprungen sind, geben sich redlich Mühe, die Lücke zu füllen. Aber irgendwie passt schlürfender, melancholischer Doom nicht zur Mittagszeit, erst recht nicht, wenn die Sonne bei 30 Grad Celsius vom Himmel brennt und die Radio Gehacktes hungrig und durstig ist.... Da können sich Fabio "Thunder" Bellan (Guitar, Vocals), Omar Roncalli (Bass) und Attilio Coldani (Drums) noch so anstrengen. Geile Mucke (irgendwo zwischen CANDLEMASS, TROUBLE und BLACK SABBATH) macht die Mitte der neunziger Jahre gegründete Band trotzdem und auch das Publikum geht gut mit. Im Oktober 2004 kommt die neue Scheibe "Faithless Soul" in die Läden. Check It Out!

Samstag, 13.20 Uhr: DEAD SOUL TRIBE heißt das neue Vehikel von Devon Graves, der sich früher Buddy Lackey nannte und Sänger bei PSYCHOTIC WALTZ war. Graves hat mit DST bereits zwei Alben veröffentlicht. Und so bietet der mittlerweile in Österreich lebende Sänger und Multi-Instrumentalist einen Querschnitt der Alben "Dead Soul Tribe" und "A Murder Of Crows" sowie als Dreingabe einen kleinen Abstecher in die PSYCHOTIC WALTZ-Historie. Soviel zur Theorie. Leider beginnt der Set mit ausufernden Mikrofon-Problemen, so dass man Devon während der ersten beiden Songs nur schlecht heraushört. Dann jedoch legt der Soundmann sämtliche Hebel um und fortan kann man Devon's völlig übersteuerte Stimme bis nach Meppen hören. Grmpf... Darüber hinaus hat der Meister seine Sonntags-Stimmbänder wohl zu Hause gelassen: die hohen Töne kommen so gequält aus Graves' Kehle, dass man fast schon Mitleid bekommt. Besonders bei "Feed" wird deutlich, dass der Meister heute wohl besser zu Hause geblieben wäre. Und als sich bei der genialen PSYCHOTIC WALTZ-Ballade "I Remember" die Klampfe partout nicht richtig stimmen lassen will, ist der Gig vollends im Eimer. O-Ton Devon Graves: "This Is A Nightmare!" Dass Devon seine Flöten- Bogen- Geigen und "Bogen an der Gibson"-Einsätze bravourös meistert und auch seine drei Mitstreiter ihren Job mit technischer Brillanz und viel Spaß an der Sache versehen, ändert am Gesamteindruck leider auch nichts mehr. Auch, wenn DEAD SOUL TRIBE trotz aller Unzulänglichkeiten vom Publikum abgefeiert wurden: Daumen runter!  -uwe

Samstag 14.25 Uhr: Nachdem ich für mich erst kürzlich das Debüt "Vittra" entdeckt habe, welches mich schier umgepumpt hat, habe ich mich sehr auf die Schweden von NAGLFAR gefreut. Nachdem DEAD SOUL TRIBE mich und auch das gesamte Publikum in den Schlaf gesäuselt hatten, (Uwe: "Mann, so schlecht habe ich die noch nie gesehen") wurde es Zeit für die Melodic Black Metal-Nagelfähre. Meine Befürchtungen, was schlechten Sound angeht, bestätigen sich dann auch gleich beim ersten Song, denn das Mikro von Shouter Jens Rydén fällt erstmal aus. Beim zweiten Song "Black God Aftermath" hört man schon etwas, es ist aber immer noch viel zu leise. Im weiteren Verlauf der Show wird der Soundmann wohl aus seinem Mittagsschlaf gerissen, auf einmal passt alles. Songs wie das geile "I Am Vengeance" oder auch "12th Rising" werden denn auch gnadenlos abgefeiert. Die Leute vor der Bühne lassen sich von dem aggressiven Stageacting der Band anstecken und gehen sehr gut mit, was ich angesichts der frühen Stunde bemerkenswert finde. Ich hab' mir zwar noch ein bisschen mehr von dem Auftritt versprochen, aber wie sagte unser Redaktionspitbull Czelle durchs Telefon: "Am hellichten Tage kann man auch kein Höllenfeuer entfachen..."  -micha

Samstag 15.35 Uhr: GLUECIFER. Schweinerock. Lässt mich völlig kalt. Biff Malibu & Co lassen sich jedoch durch meine Ablehnung nicht irritieren und auch das Publikum feiert gut mit.  -uwe

Samstag, 17.00 Uhr: Nachdem die angekündigte Panzerdivision MARDUK neben ihrem Sänger Legion nun auch noch ihren Basser B.War verloren, mussten die Schweden ihren Gig in Gelsenkirchen kurzfristig absagen. Das Intro der deutschen Band, die als Ersatz für MARDUK verpflichtet wurde, beginnt mit folgendem Wortlaut: "The End Is Near. Lucifers Legions Of Death Are Ready For Attack. They Got Only One Aim: Total DESTRUCTION!" Schmier, Mike und Marc Reign (der eigentlich Markus Reincke heißt und aus Berlin stammt) machen von Anfang an klar, dass sie das Intro wörtlich nehmen und legen das Amphitheater in Schutt und Asche. "Total Desaster", "Curse The Gods", "Mad Butcher", das Publikum feiert seine neuen und alten Thrash Metal Helden. "Hey Hallo, wir sind nicht MARDUK!" Ach was... Das grandiose "Nailed To The Cross" zeigt, dass das neuere Songmaterial keinen Deut schlechter ist als die Klassiker aus den Achtzigern. Danach kommt (inklusive der obligatorischen "Wir sind eine Familie"-Ansage) "Eternal Ban". DESTRUCTION sind und bleiben für mich eine der besten Livebands. Auch heute wieder. "Das nächste Stück ist für alle, die Thrash Metal lieben und für die, die auf EXODUS warten. 'The Butcher Strikes Back'!" Weiter geht's mit "Thrash Till Death", "Live Without Sense", "Desecrators Of The New Age", "Invincible Force" ("Glaubt nicht alles, was ihr seht!") und "Metal Discharge". Das Publikum geht mächtig ab und auch die Gehacktes-Crew bangt Kopf. Nach "Bestial Invasion" bleibt mir nur zu sagen: "NAGLwer?"  -uwe

Samstag, 18.00 Uhr: Den KROKUS-Auftritt überspringen wir in der VIP-Schaukel. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, mir die "Schweizer Version von AC/DC" kurz anzusehen. Und die Eidgenossen machen eine wirklich gute Figur, besonders wenn man die Augen schließt, werden die Erinnerungen an die Bon Scott-Ära der Aussies wieder wach.  -uwe

Samstag, 20.00 Uhr: EXODUS hatte eigentlich niemand mehr auf dem Schirm. Über 15 Jahre hatten die einstigen Bay Area Helden damit zugebracht, "von drogenabhängigen Musikern zu Drogenabhängigen, die ab und zu Musik machen" (O-Ton) abzuhalftern. Der Tod ihres Freundes und Sängers Paul Baloff geriet zum "Wake Up Call" für die verbliebenen Bandmitglieder, man wurde clean, holte Ex-Sänger Zetro zurück und konzentrierte sich wieder auf die Musik. "Tempo Of The Damned" heißt der neue Kraftschlag der ehemaligen Speed-Abhängigen und ist ein grandioses Thrash Metal-Album geworden. Und nun stehen sie hier auf der Bühne und wollen uns beweisen, das EXODUS noch lange nicht am Ende sind. Und als Steve "Zetro" Souza und Co. mit "Scar Spangled Banner" einsteigen, ist sie wieder da, die alte Magie: "Good Evening, Rock Hard! EXODUS Is Back!" Oh ja, in der Form waren die Jungs lange nicht mehr. "Allright, You Motherfuckers, 'Deliver Us To Evil'!" Was für ein Triumphzug! Die Menge tobt und selbst Mike von DESTRUCTION steht mit verzücktem Grinsen auf den Rängen des Amphitheaters. Und dieses Grinsen dürfte ausnahmsweise nicht von Rauchwaren verursacht worden sein... Zetro ist stimmlich in Topform, die andern Bandmitgliedern toben mit fettem Grinsen und Wohlstandsbäuchlein über die Bretter, nur Rick Hunolt ist klapprig wie Hui Buh, das Schlossgespenst. Nun ja, zumindest an der Klampfe macht Hui Buh, ähm Rick eine gute Figur. "This Song Is Not About An Goldfish, Can You Tell Me What It Is?" "PIRAAANHAAA!!!!" brüllen 5000 Banger. "Black List", "Till Death Do Us Part", "The Shroud Of Urine", "And Then There Were None", "War Is My Shepherd", "Bonded By Blood", "Tempo Of The Damned" ("This One Is For Fuckin' DESTRUCTION, We Love 'em", "Toxic Waltz" und "Strike Of The Beast", die Klassiker stehen einträchtig neben den neuen Nackenbrechern. Fazit: EXODUS sind definitiv wieder zurück, es bleibt zu hoffen, dass alle ihre Drogenprobleme endgültig in den Griff bekommen haben und uns sowohl live als auch auf Konserve noch lange erhalten bleiben.  -uwe

Setlist GAMMA RAY
Welcome
Gardens Of A Sinner
New World Order
Rebellion In Dreamland
Land Of The Free
Armageddon
Heavy Metal Universe
One With The World
I Want Out
Somewhere In Space
Send Me A Sign

Samstag, 21.30: Als Rock Hard-"Painkugel" Götz Kühnemund "unseren Kai" als "einen der Erfinder des deutschen Metal" ankündigt, ist es noch taghell. Im Lauf des GAMMA RAY-Sets wird es jedoch zunehmend dunkler, so dass die GR-Fans in den Genuss einer aufwändigen Lightshow kommen. Auch musikalisch ist beim Co-Headliner alles im Lot, Kai Hansen und seine Mitstreiter sind in glänzender Spiellaune. Das Publikums singt jede Zeile mit - egal, ob  bei Klassikern wie "Heavy Metal Universe" oder dem Titelstück des aktuellen Albums, "New World Order". "I Want Out" ("als ich noch bei einer anderen Band spielt, war das mein einziger Gedanke damals"), Kai gibt sich jovial: "Gebt euch mal selbst 'nen Applaus, ihr habt's verdient!" Fazit: eine klasse Liveband, jetzt muss dringend ein neues Album her!  -uwe

Samstag, 23.15: "Steht ihr auf blasen?" fragt Wolf Rüdiger Mühlmann die Meute. Der Großteil der männlichen Belegschaft hat offenbar gegen orale Befriedigung nichts einzuwenden. "Unser Headliner wird euch nämlich gleich richtig einen blasen, mit drei Dudelsäcken!" IN EXTREMO heißt dieser Headliner und selbst meine kühnsten Erwartungen an die Show der sympathischen Berliner werden bei weitem übertroffen! Nach einem übelst langem Soundcheck geht es los mit "Küss mich" und von den ersten Tönen an hat die Band die Meute fest im Griff. Alles tanzt, bangt und singt, was das Zeug hält. Der Sound ist von Anfang an optimal, so dass es auch da nichts zu meckern gibt. Zwar gibt es an diesem Abend keine ausgiebige Feuerspuckeinlagen, aber selbst die Fans, welche IN EXTREMO schon zig mal gesehen haben, sprechen von der besten Show der Band. Überflüssig zu erwähnen, dass Songs wie "Spielmannsfluch", oder "Wind" mich und offensichtlich das ganze Amphitheater zum Ausrasten bringen. 90 Minuten Gänsehaut vom Feinsten. Mehr als geil! Unterstrichen wird die ganze Sache noch durch lustige Einlagen wie das zum "Fick mich" umgedichtete "Küss mich", oder das von Dr. Pymonte mittels der Harfe angestimmte "Alle meine Entchen" (!) Das ist Spielfreude pur! Ein würdiger Headliner!   -micha

Sonntag, 12.15: Den undankbaren Job, den Sonntag zu eröffnen, haben die Koblenzer Black/Thrasher DESASTER bekommen. Mit Sänger Sataniac's Worten "...wir werden euch jetzt mit unseren Songs den Restalkohol aus dem Kopf schütteln!", ballern DESASTER uns sehr soliden Old School Thrash mit Black Metal-lastigen Vocals um die Ohren. Und wie auf Kommando sieht man vor der Bühne fliegende Haare en masse! Beim Song "Teutonic Steel", fällt besonders das sehr gute Zusammenspiel von Bass und Gitarre auf. Der Sound ist vom Feinsten und somit bildet sich ein sehr geiler, treibender Rhythmusteppich. Der Song "Symphony Of Vengeance" vom neuen Album "Divine Blasphemies" entpuppt sich als echter Live Knaller! Sataniac's Stimme erinnert stark an die von Marc Grewe (ACTION JACKSON, ex-MORGOTH). "Tyrants Of The Netherworld", "Metalized Blood" alles Kracher allererster Kajüte. Als letzen Song spendieren DESASTER uns mit "Troops Of Doom" noch eine knackige Coverversion von SEPULTURA und auch bei mir brechen die Dämme. Zum Schluss bedankt sich der Sänger artig mit den Worten: "Danke, Gelsenkirchen", welche von Uwe akustisch ein wenig missverstanden werden. O-Ton: "Wieso sagt der denn: `Danke, geht kuscheln´?!?" Pruuhaa... Mein persönliches Fazit: Werde mir wohl mal die aktuelle Scheibe zulegen MÜSSEN! Klasse! Uns Uwe's Reaktion nachdem er den Mund wieder zubekommen hat: "Ganz großer Sport!"  -micha

Sonntag, 13.20 Uhr: Das kanadische Wunder INTO ETERNITY ist die zweite Band des Nachmittages. Sänger Chris Krall ist mit einer beachtlichen Pocke ausgestattet. Der Sound dagegen ist alles andere als beachtlich: besonders der Gitarren-Sound von Bandleader Tim Roth macht die ersten beiden Songs zunichte. Kein erfolgreicher Start. Erst beim dritten Track wird der Sound marginal besser, es folgen die neuen Songs vom Album "Buried In Oblivion". Die Songs „Isolation“ und „Beginning Of The End“ kommen nicht wirklich gut rüber. INTO ETERNITY mögen eine grandiose Band im Studio sein, aber Live enttäuschen sie mich. Zumindest geben sich die einzelnen Musiker Mühe, eine gute Show rüber zu bringen. Zum Ende des Sets wirkte die Band homogener und beim letzten Song "Splintered Visions" gibt die Band noch einmal alles. Nach der Show treffen wir Gitarrist Rob Doherty und Tim Roth im VIP Bereich auf ein kühles Bier und das bringt mich zum Schluss: feiern können die Jungs.  -mikki

Sonntag, 14.25: Für die aufgrund eines Booking Versagens ihres Tour-Agenten nicht anwesenden MALEVOLENT CREATION sind ILLDISPOSED eingesprungen. Von Frank Albrecht als "Dänemarks gefährlichste Geheimwaffe" angekündigt, macht sich sofort nach den ersten Tönen ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht breit. Feinste Death/Grind Vocals und ganz leckere Riffgewitter donnern ins Halbrund. Allein die Begrüßung der Fans durch den Sänger Bo Summer ist jetzt schon Kult! "Hallo, wir sind die dummen Dänen aus ILLDISPOSED! Wir sind die blöden dummen Dänen aus ILLDISPOSED!" Jaahaa, mit solchen Ansagen kann man bei mir immer punkten. Überhaupt; die ganze Band sprüht nur so vor Spielfreude und verdammt schrägen Humor. Ich hab jedenfalls noch keinen Shouter gesehen, der sich beim Singen eine Kutte anzieht, oder den Bühnenpfeiler umarmt. Beim MEGADETH-Cover "Wake Up Dead" spaziert er in aller Seelenruhe erstmal um die Bühne, nur um sich nach seiner Rückkehr auf die selbige  vor die Monitorboxen zu knieen und dann keift, schreit, growlt und spuckt Summer in allerbester Manier! Songs wie "Near The Gates", "We Lie In The Snow", killen wie Sau und die Meute hat sichtlich genau soviel Spaß wie die Band selbst. Zitat Nina: "Oh, das ist aber sehr stimmig". Ja, das ist es! Bester, äußerst differenzierter Sound und an dem Sänger ist wirklich ein Komiker verloren gegangen. Noch ein Beispiel? Bitte... "Wir haben gestern in Wien... wir haben unseren Roadie verloren, der ist mit ein Mädchen gegangen, um weiter zu sprechen. Heute Morgen war er nicht am Flughafen..." Oder: "Wir sind jetzt bei Roadrunner... weiss ich auch nicht warum, fragt mich nicht" Dann stimmt er ganz locker "Sexy Eyes" an, nur um im Anschluss "Möse, Möse, Möse" zu singen. Abschließend gibt es mit "Purity Of Sadness" von der Scheibe "Submit" noch einen ganz großen Song und ILLDISPOSED hinterlassen lauter glückliche Fans. Grosse Klasse! Man darf gespannt sein auf das im August erscheinende neue Album der Danish Hools! -micha

Sonntag, 15.35: PINK CREAM 69 will sich niemand von uns angucken, wir bechern mit Buffo und BYH-Macher Horst Odermatt im Zelt....  -uwe

Sonntag, 17.00: Ruhig war es geworden um die einstige Metal Institution METAL CHURCH, nachdem Sänger David Wayne ausgestiegen war und sein Solo-Album auch noch "Metal Church" nannte. Besetzungswechsel und Rechtstreitigkeiten um Namensrechte folgten, es sah so aus, als würde Pastor Kurdt Vanderhoof das Kirchenportal ein für alle Mal zunageln. Doch erstens kommt es anders.... "They're Back! Ladies And Gentleman, From Seattle, With Their New Singer Ronnie Munroe: METAL CHURCH!" Und tatsächlich scheinen METAL CHURCH wieder voll da zu sein. Mr. Vanderhoof hat sichtlich Spaß auf der Bühne, der neue Shouter Ronnie Munroe (ex-ROTTWEILER) bringt Klassiker wie "Watch The Children Pray" und "The Dark" einwandfrei rüber und an der zweiten Gitarre hat man sich mit Jay Raynolds von der US Metal-Legende MALICE verstärkt. Das Publikum in Gelsenkirchen scheint zumindest voll hinter METAL CHURCH zu stehen und geht gut mit. Und unter Pressevertretern kursieren an diesem Wochenende schon die ersten Exemplare des neuen MC-Outputs "Weight Of The World". Endlich mal eine gelungene Kirchen-Reformation! -uwe

Sonntag, 18.00 Uhr: DARK TRANQUILLITY. Mit den Mitbegründern des Melodic Death Metal aus Schweden wird auch das erste Backdrop des Tages aufgehängt. Nach einem atmosphärischen Intro geht's auch gleich zur Sache; schönes Propeller Headbanging seitens der gesamten Band. Beeindruckender, sehr druckvoller Sound und eine sichtlich gut aufgelegte Band. Mit den Worten "It's A Nice Day To Be Here In Gelsenkirchen And Here Is 'White Noise/Black Silence' " kündigt Shouter Mikael Stanne den nächsten Song an und von da an werden die Schweden gnadenlos abgefeiert. Das folgende sehr schnelle "Punish My Heaven" mit seinen melodischen Soli tut sein übriges. Geil! Von der überragenden Scheibe "Damage Done", gibt die Band noch "Monocromatic Stainds" zum Besten, was noch gnadenloser abgefeiert wird und bei "The Single Part Of Two" bildet sich der erste Moshpit des Tages. Guter Sound, geile Bühnenshow, bester Schwedentod, also: feines Konzert! Ich freu' mich schon auf die neue Scheibe, die nach dem Sommer erscheinen soll! -micha

Sonntag, 20.00 Uhr: RAGE steigen mit "War Of Worlds" in den Set ein und prompt fängt es an zu regnen. Die "Great Old Ones" scheinen wohl was gegen einen sonnigen Tag zu haben. A propos große Alte: RAGE-Mainman Peter "Peavy" hat sich seines Resthaares entledigt und im Ausgleich dazu in der letzten Zeit einige Pfunde zugelegt. Was nicht davon ablenken kann, dass RAGE in der Form ihres Lebens sind: nie waren RAGE besser als in der Besetzung Peavy Wagner, Mike Terrana und Victor Smolski und die letzten beiden Alben "Unity" und "Soundchaser" belegen dies eindrucksvoll. Wie bei RAGE üblich, dürfen die beiden Ausnahmemusiker Terrana und Smolski natürlich auch hier wieder ihre Soli zum Besten geben. Die Setlist lässt wenig zu wünschen übrig, neben neuen Stücken wie den bereits erwähnten "War Of Worlds", "Great Old Ones" oder auch "Soundchaser" gab es natürlich auch die Medieval Ones ("From The Cradle To The Grave", "Higher Than The Sky") und die Klassiker zu hören: "Black In Mind", "Don't Fear The Winter". Fazit: mit RAGE kann man (zumindest in dieser Besetzung) nie etwas falsch machen. Daumen hoch!   -uwe

Sonntag, 21.30 Uhr: Selten wurde soviel gerätselt wie vor dem letzten offiziellen Auftritt der finnischen Superstars von STRATOVARIUS. Kommen sie überhaupt, wenn ja, pinkelt dann Johansson Tolkki wieder an's Bein, ist Timo Kotipelto überhaupt dabei? Und wer trommelt? Interne Machtkämpfe, Besetzungswechsel, Pinkelspiele, Psychiatrieeinweisung für Tolkki, sogar Schlägereien: im STRATO-Camp gab es in den letzten Monaten mächtig viel zu erzählen. Das was dann auf der Bühne passiert, ist denkbar unspannend: STRATOVARIUS sind vollzählig angetreten, in der altbekannten Besetzung, niemand pinkelt Timo Tolkki an`s Bein und auch Sänger Timo Kotipelto tut so, als wäre nichts gewesen. Die Show, die Songauswahl, die musikalischen Leistungen, alles vom Feinsten. Schade eigentlich, dass diese Band sich auflöst. Aber wie man so hört, ist die Reunion nur noch ein Frage der Zeit (und des Geldes)........    -uwe

Sonntag, 23.15 Uhr: Der Headliner vom Sonntag Abend heißt MACHINE HEAD. Ich konnte es kaum erwarten und war schon gespannt, ob Rob Flynn & Co die Leistung von IN EXTREMO übertreffen können. Um viertel nach elf kündigt Götz die "letzte Band des Abends" an. Dann stürmt das ganze Publikum bis zur Haupttribüne und schreit: "Machine Fucking Head!", bis das  Intro von Monty Pythons Film "Der Sinn des Lebens" abgespielt wird. MACHINE HEAD legen gleich los mit ihrem neuem Hit „Imperium“ und nach zehn Sekunden ist Gelsenkirchen ein Moshpit. Hits wie "The Blood, The Sweet, The (Beers)", "Left Unfinished", oder "Ten Ton Hammer" verwandeln die Arena in einen schwitzenden, stampfenden Ameisenhaufen und der dauergrinsende Rob genießt zwischendurch einen Drink: "Prost!". Der Sound ist im ganzen Rund gut zu hören, fett und dabei differenziert. Die Menge geht begeistert mit und das musikalische Rollkommando MACHINE HEAD walzt alles Platt, zum Schluss gibt es "The Stairway To Heaven“. Schweisstreibende Show, Spielfreude pur, was will man mehr? Auf jeden Fall wird mir dieser Auftritt in guter Erinnerung bleiben.   -mikki

Fazit: Ein in allen Belangen geiles Festival, wir kommen garantiert wieder!

Für Radio Gehacktes: Michael "Micha" Jehles, Michael "Mikki" Saathoff, Uwe Harms.