Storys: Festival Reports: Rock Hard Festival 2003

And then there was...Detlef

Festival Report des ROCK HARD Jubiläums-Festivals am 04. - 05.06.2003 im Amphitheater, Gelsenkirchen

20 Jahre Rock Hard Magazine. Wie schnell ist die Zeit vergangen. Als wir hörten, dass in Gelsenkirchen ein Jubi-Festival geplant war, haben wir umgehend Karten bestellt. Wir gingen davon aus, dass die Rock Hard-Mannschaft schnell "ausverkauft!" vermelden würde, weil das Kartenkontingent strikt auf  7000 Besucher limitiert war. So kann man sich täuschen...letztendlich wurden nur um die 4000 Karten abgesetzt und das Rock Hard wird wohl demnächst teurer werden, um den finanziellen Verlust irgendwie auszugleichen J. War wohl auch etwas optimistisch, wenn am gleichen Wochenende in das "Rock am Ring"-Festival mit METALLICA und IRON MAIDEN stattfindet.

Im Vorfeld die ersten Enttäuschungen: DEATH ANGEL haben ihre Teilnahme am Festival aus organisatorischen Gründen abgesagt, dafür wurden ARCH ENEMY verpflichtet. Okay, Angela und die Amotts sind kein schlechter Ersatz. Schlimmer ist dagegen die Ankündigung, das Camping generell nicht möglich ist. Nun ja, das Rock Hard Team hat eine lange Liste von Hotels, Gasthäusern, Pensionen und Campingplätzen veröffentlicht. Nach diversen Telefonaten war dann auch die Frage nach dem Schlafplatz geklärt und wir fuhren am Freitag Nachmittag los. Gelsenkirchen gefunden, Hotel gefunden, Bier auf's Zimmer geschleppt. Dann rief Czelle, unser Redaktions-Pitbull, an: "Hey, wisst ihr schon, dass BOLT THROWER abgesagt haben? Die Frau von Sänger Dave Ingram bekommt ein Kind und deshalb bleiben BOLT THROWER zu Hause. Dafür treten SODOM auf. Das hab ich gerade auf der Rock Hard-Homepage gelesen." Na toll, und wieso erfahren wir das erst jetzt? Ist die Ursel erst seit gestern schwanger? Die Hauptgründe für mich, nach GE zu fahren, waren DEATH ANGEL, BOLT THROWER und CANDLEMASS! "Was machen wir nu?" "Lampen ausschießen!" Gesagt, getan. Der "Froschkönig", eine Metal-Kneipe mitten in GE, war genau der richtige Laden, um den Frust aus der Birne zu kriegen: humane Preise, nettes Publikum, schnelle und dabei freundliche Bedienung und jede Menge gute Musik. Nebenbei waren auch noch einige uns vorher unbekannte Ostfriesen-Metaller im Froschkönig abgestiegen. Netter Abend!

Hier nun der Festival-Report (alle Bilder vom Festival findet ihr in der "Pics"-Sektion):

Als wir um 12:00 auf dem Festival-Gelände ankommen, werden gerade überall Zettel mit der Erklärung zur BOLT THROWER-Absage aufgehängt. Nachdem wir unsere Presse-Bändchen abgeholt haben und vergeblich versucht haben, unsere überzähligen Eintrittskarten wieder zu verhökern, treffen wir auf den ersten "VIP": vor dem Kassenhäuschen stehen "Nietenpapst" Fred Otto (RANDOM) und sein Sidekick Lemmy, die uns mit ihren aktuellen Beiträgen zur Rohstoff-Verknappung bemustern und uns in unser Aufnahme-Gerät sprechen. 

Lemmy`s aktuelles Projekt ist allerdings erwähnenswert und sorgt an diesem Wochenende noch für einigenDetlef Kowalewski - A life of suffering with a fight won in the end... "Gesprächstoff": Niemand geringeres als DETLEF KOWALEWSKI ist der Mainman, von dem Lemmy gar wunderliches zu berichten hat: '58 geboren, war der Weg in Richtung Stardom für DETLEF oft steinig. Eine steile Musiker-Karriere führt aber auch zwangsläufig zu Kokain und Kontakten zur Mafia und zur anschließenden Inhaftierung wegen - ähm - ungebührlichen Verhaltens. Zitat Info Blatt zu DETLEF KOWALEWSKI's aktueller Veröffentlichung "Bad Image": "Fernsehshow-Termine und Interviews mit den Medien wurden angesetzt (!), als DETLEF unerwartet verhaftet wurde." Dass die Mafia DETLEF den Weg in's Gefängnis nicht erspart hat, ist eines. Aber dass sie den guten Detlef auch noch jagten, als er dann aus dem Gefängnis ausbrach (!), mit seiner Familie aus Deutschland floh (!) und über zwei Jahre auf der Flucht lebte (!!), ist nun wirklich nicht die feine italienische Art. In Brasilien (!!!) nahm sich die Justiz des Falles DETLEF KOWALEWSKI an  - und steckte Detlef in ein Gefängnis in Rio de Janeiro. Dort hatte Detlef nun drei Jahre ("in denen er jeden Tag um sein Leben bangen musste" - Zitat Infoblatt) Zeit, um über sein Leben und die bis dato gemachten Fehler nachzudenken. Wieder in Deutschland, wurde Detlef nach einer Gerichts-Anhörung auf freien Fuß gesetzt und durfte die Wiedervereinigung mit seiner Familie feiern. In seinem neuen Projekt unter dem Namen BAD IMAGE verarbeitet Detlef das Erlebte in seinen Texten. DETLEF KOWALEWSKI - a name to remember...

Setlist GOD DETHRONED:

Bloody Blasphemy

Boiling Blood

Warcult

Into the Lungs of Hell

Tombstone

Slaughtering the faithful

The somberness of Winter

Soul Sweeper

Serpent King

Frank Albrecht und Götz Kühnemund begrüßen das Festival-Publikum. Götz macht eine Ansage zur Absage von BOLT THROWER, in der er um Verständnis bittet und Dave Ingram und seiner Familie alles Gute wünscht. Trotzdem ertönen einige enttäuschte Pfiffe. Pünktlich um 13:00 Uhr starten GOD DETHRONED mit "Bloody Blasphemy" ihren Set. Ca. 800 Leute stehen vor der Bühne, wirken allerdings noch ein wenig müde. Nach "Boiling Blood" begrüßt Henri Sattler die Leute, dann gibt es den "Warcult". Die Publikumsreaktionen werden heftiger und auch Henri schickt ein fettes Grinsen ins Amphitheater: "You guys have a good mood?" Während Henri die Massen mitzureißen versucht, Gitarrist Jens die ganze Zeit post wie die Hölle und Drummer Arien mit seinem Käppchen aussieht wie ein 15-jähriger Bengel aus der Nachbarschaft, hat Bassist Beef die ganze Zeit Pause. Er bewegt sich weniger als Ian Hill von JUDAS PRIEST, und das will was heißen. Es folgt Hit auf Hit, wobei das Hauptaugenmerk auf der aktuellen Veröffentlichung "Into the lungs of hell" liegt. " Tombstone", "Slaughtering the faithful" und "Soul sweeper" werden von der neuen Scheibe gespielt. "The somberness of Winter" vom Album "Grand Grimoire" gibt es dazu und als Rausschmeißer "Serpent King" (von der "Bloody Blasphemy"), dann ist Schluss. Insgesamt eine wenig mitreißende Vorstellung. Das können die Jungs besser.

TRIBE AFTER TRIBE haben wir nicht gesehen. Augen und Ohrenzeugen zufolge haben wir jedoch nichts wichtiges verpasst.

CIRCLE II CIRCLE ist das neue Vehikel von Ex-SAVATAGE Sänger Zak Stevens. Zachary und seine Jungs (Matt La Porte, guitars; Kevin Rothney, bass; John Zahner, keyboard und Christopher Kinder, drums) werden sehr warmherzig empfangen. C II C legen kraftvoll mit "Out of reach", dem Opener des bisher einzigen C II C Outputs "Watching in Silence", los. Der Sound ist spitze, die Jungs sind in bester Spiellaune und auch das Publikum (ca. 2000 Banger) geht begeistert mit. Direkt hinter der Bühne des Amphitheaters verläuft der Rhein-HerneKanal, auf dem reger Schiffsverkehr herrscht. Cooles Bild, wenn die Schiffe hinter der Bühne verschwinden und dann wieder auftauchen. "Was machen wir nun?" fragt Zak seine Fans, "Nun, ihr wisst alle von meiner Vergangenheit bei SAVATAGE..." - Jubel -, "...was für eine wundervolle Zeit". "Taunting Cobras", wird vom Publikum begeistert aufgenommen. "Ich habe jemanden anzusagen. Ladies and Gentleman, please welcome... Mr. Jon Oliva!" Der Mountain King wabert hinter das Keyboard, krächzt "Hello, how are ya?" ins Mikro und stimmt den Piano-Anfang von "Edge of Thorns" an. Die tobende Menge singt jede Silbe des Stückes begeistert mit und auch beim anschließenden "Gutter Ballet" bleibt die Stimmung auf dem Siedepunkt. Und das, obwohl der Mountain King sich auf die Keyboards beschränkt und das Singen Zak Stevens überlässt. Ist aber auch dick geworden, der gute Jon: 10 Kilo mehr und Oliva bekommt eine eigene Postleitzahl. Nach "Gutter Ballet" verlässt Oliva die Bühne wieder und das anschließende "Sea of White light" bringt die Begeisterung der Menge wieder herunter auf ein Normalmaß. Aber dann kommt der Hammer: Als letztes Lied ballern C II C eine kraftvolle Version METALLICAS Hymne "Welcome home...Sanitarium" über Schalke und keiner bleibt mehr sitzen. Stehende Ovationen und die Gewissheit, dass man von diesen Jungs noch einiges hören wird, machen den Gig sowohl für die Musiker als auch für die Fans zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Auch von den reformierten TROUBLE bekommen wir leider nichts mit ("Frevel!" - werden jetzt wieder einige schreien), weil wir den Auftritt der Band nutzen, uns auf dem Metal Market umzusehen. Außerdem muss ja auch mal der Bierpegel wieder aufgefüllt werden. Allerdings habe ich in Erfahrung bringen können, dass auch TROUBLE mit einem neuen Basser in Gelsenkirchen sind: Chuck Robinson (ex-THIS TORTURED SOUL) zupft jetzt bei den Doomstern die vier Saiten.

NEVERMORE sind für mich ein zweischneidiges Schwert. Auch wenn die Jungs aus Seattle gute bis faszinierende Alben veröffentlichen: Auf der Bühne langweilen sie mich. Dass der Soundmann beim heutigen Gig von NEVERMORE auf seinen Ohren sitzt und der Band den matschigsten Sound von allen Bands verpasst, ist auch nicht gerade hilfreich. Das Publikum sieht das jedoch völlig anders und feiert mit Sänger Warrel Dane (die obligatorische Flasche Becks immer in Reichweite), Jeff Loomis (g), Chris Broderick (g, sonst bei JAG PANZER), Jim Sheppard (b) und Van Williams (d) eine wilde Party. Haare fliegen, Pommesgabeln sind zu Hunderten in der Luft und Warrel grinst zufrieden. "Isch liebe Metal". Das merkt man. NEVERMORE bieten einen repräsentativen Querschnitt ihrer Karriere incl. der Götterstücke "Inside four Walls" und "Dead Heart in an dead World" und stellen auch das Titelstück der demnächst erscheinenden NEVERMORE-Langrille "Enemies of Reality" vor. Spieltechnische Weltklasse liefern dabei die beiden Saiten-Artisten Loomis und Sheppard ab, die übrigens beide eine Zusatzsaite auf ihren Griffbrettern liegen haben. Das Beste heben sich die Künstler aus Seattle allerdings bis zum Schluss auf: "Wie viele Bands haben aus einem Folksong einen Thrash Metal-Song gemacht?" fragt der Vorzeige-Langhaarige Dane. "Not many! I want Paul Simon to choke on my dick! This is the 'Sound of Silence'!". Und auf einmal klappt auch alles bei dem Mann am Mischpult. "Sound of Clearance", quasi...geht doch!

Setlist KREATOR:

Violent Revolution

Reconquering the Throne

Extreme Aggression

People of the lie

All of the same blood

Phobia

Pleasure to kill

Renewal

Servant in Heaven...King in Hell

Riot of Violence

Betrayer

Flag of Hate

Tormentor

Als um 19:20 Uhr KREATOR die Bühne betreten, wird erst einmal das gesamte Amphitheater einschließlich Himmel in roten Rauch gehüllt, so dass für ein paar Augenblicke niemand mehr etwas sehen kann. Beißender Schwefelgestank liegt in der Luft. Mitten im roten Nebel setzt "Violent Revolution" die Maschine in Gang. Die Menge tobt, sieht aber nichts. Nachdem ich mich von der Rauchattacke erholt habe und auch Jehles wiederbelebt ist, wird der Blick auf die Bühne frei. Vor über einem Jahr habe ich KREATOR  das letzte mal gesehen, verlernt haben sich nichts. Gitarrist Sami (Ex-WALTARI), der auf der letzten Tour noch nicht dabei war, sieht auf der Bühne aus, als warte er hier auf den Bus, oder halte die Gitarre nur für jemand anderes, der gerade mal pinkeln gegangen ist. Dass der Junge spieltechnisch einiges auf der Pfanne hat, steht natürlich außer Frage. Mittelpunkt bei KREATOR  ist und bleibt Mille. Und natürlich Ventor, der mit seinem  unglaublichen Punch schon mal die Betonstufen der Ränge vibrieren lässt. Das muss ihm erst mal einer nachmachen. "Der Bassiist!", stupst Jehles mich wiederholt an, glückselig grinsend. Bassist Christian "Speesy" Giesler post ganz groß rum und hält seinen Bass so tief, als wolle er irgend eine Bumsursel von hinten beglücken. Ganz großes Kino.

Setlist ANTHRAX:

What doesn't die

Black Dahlia

Caught in a mosh

Save Home

Inside out

What doesn't kill me

Antisocial

Madhouse

Nobody knows anything

Drumsolo Charlie Benante

N.F.L.

Only

Indians

Das Intro zur neuen Scheibe "We've come for you all" lässt die Gänsehaut langsam anwachsen. Charlie Benante nimmt hinter seinem Kit Platz, dann steigen ANTHRAX mit "What doesn't die" in den Set ein. Von Anfang an machen ANTHRAX klar, dass sie die eigentlichen Headliner heute sind. Alle Musiker toben wie aufgezogen über die Bühne. John Bush ist bei bester Stimme und hat auch noch sein Resthaar abgelegt. Frank Bello post wie in den 80ern und Scott's Bart gibt alles. "Black Dahlia" grindet alles in Grund und Boden, Charly Benante ist ultrapräzise. John gratuliert nach "Caught in a mosh" dem Rock Hard Magazin zum 20 jährigen Jubiläum und startet einige "Rock Hard! Rock Hard!" Sprechchöre. Dann geht's nach Hause: "Save home" erinnert an "Last train home" vom genialen ARMORED SAINT Album "Symbol of Salvation". "Inside out" ist gegen diese Hymne eher eine Stimmungskiller. John Bush Stimme bei den Ansagen klingt übrigens genau wie die von Tom Araya. "Letzte Nacht haben wir die Wiedergeburt einer 

Legende gesehen. Ich und die Jungs hier haben uns gestern Abend METALLICA  angesehen und sie waren unglaublich. Ihr mögt das neue Album lieben oder hassen, aber METALLICA sind definitiv wieder da!" Den Publikumsreaktionen zufolge ist die Crowd nicht so recht überzeugt von der Rückkehr der einstigen Helden METALLICA, weshalb Bush schnell das nächste Stück ansagt. "What doesn't kill me makes me stronger". Auch wenn das neue Material gut ist, geht die Meute naturgemäß erst bei den Klassikern der Belladonna beziehungsweise Neil Turbin-Ära richtig ab. Volles Haus, Riesenparty, als John Bush die Leute auf den Rängen zu "Antisocial" herunter holt. Gleich hinterher gibt es das "Madhouse".

 "Das nächste Stück zeigt mal, was Charlie, unser Drummer, unser Mann an den Skins, drauf hat. Ich nenne ihn den "Octopus", er ist unglaublich. This is: 'Nobody knows anything'!" Jehles, der mit dem Material von ANTHRAX vorher nicht vertraut war (Wissenslücke!!), fragt: "Ob das wohl Götter sind?" Es folgt Charlie Benantes Drumsolo, dann "N.F.L.". "Only" singt das Publikum fast alleine, so dass sich auf der Bühne Ergriffenheit breit macht. Scott Ian versagt kurz die Stimme, als er sich für diese Darbietung bedankt. "They don't do this singing in America. Right know this place is the capitol of Heavy Metal!" Und dann kommen sie, die Indianer und alles hüpft, klatscht und singt mit. 

Jehles sacht: "Wen das kalt lässt, der ist nich' inner IG Metal". Genau. 

Wer braucht nach Anthrax noch BLIND GUARDIAN? Augenscheinlich alle, denn das Amphitheater ist prall gefüllt, als Hansi Kürsch und seine Mitstreiter (Thomen war trotz Verletzung am Start!) die in stimmungsvolles Licht getauchte Bühne betreten. Und was macht das Team von Radio Gehacktes? Verdreht nach der ersten (peinlichen) Ansage vom Oberpiepmatz Hansi gelangweilt die Augen... und geht ins VIP-Zelt, um...genau, den Bierpegel aufzufüllen. Tztztz. BLIND GUARDIAN sollen aber gut gewesen sein. In der VIP-Schaukel war's auch schön: Messiah Marcolin entblößte sein Bäuchlein, stellte einen Becher Bier auf seine Plautze und rief. "Look! I'm a magician! This Bauch is only filled with Luft! It's absolutely fat free!" Sischer, Messiah, sischer...! Tom Angelripper betätigte sich als Pfandpirat und Gus Chambers hatte auch jede Menge Durst. Promoter Zippi hielt mich wohl für Rob Halford und ließ sich nur durch die Zusicherung: "I'll remember you, Zippi" davon abbringen, mich zu heiraten... Kurz, ein schöner Abend! And then there was... Silence.

Sonntag Mittag um 12.30 Uhr finden wir uns bei sengender Hitze wieder im Amphitheater ein, um den Schweden von DARKANE "beizuwohnen". "Hello fucking Deutschländ, we're DARKANE from Sweden", begrüßt Sänger Andreas die noch müde Meute. Die Instrumentalfraktion von DARKANE spielt zwar präzise (Peter Wildoer!) und tight, Sänger Andreas Sydow hat jedoch hörbar Probleme, die Töne zu halten. Nur gut, dass ihn Gitarrist Klas Ideberg gesanglich unterstützt. Als DARKANE anfangen zu spielen, scheint die Sonne bei 32 Grad Celsius. Aber die Schweden schaffen es, dass dunkle Wolken aufziehen. Sehr verwirrt auch, der gute Herr von Sydow: "Next song for tonight is from the 'Rusted Angel'-Album". "Tonight", auch, mittags um Eins...! 

Nina muss mitten im DARKANE - Set niesen. Trotz der immensen Lautstärke drehen sich fünf Leute um und sagen "Gesundheit!" Gut genießt, Löwe..

 

"Was wäre ein Rock Hard Jubiläumsfest ohne eine Prog-Band?", lautet die rhetorische Frage von "Tingeltangel Bob" aka Michael Rensen. Die sympathischen Engländer (neuer Basser: Steve Anderson für Jon Jeary) von THRESHOLD starten furios mit "Phenomenon" vom aktuellen Album "Critical Mass" und pünktlich zur Textzeile "So if the sky's about to fall..." lassen schwarze Wolken ihre Ladung fallen, ein heftiges Gewitter steht über der Arena. Das Unwetter prügelt den Regen von hinten waagerecht ins Publikum und auf die Bühne, so dass alle, ob nun vor oder auf der Bühne, pitschenass werden. Bei "Choices" singt Sänger Andrew 'Mac' McDermott "and all I see is black" und tatsächlich: nach weiteren zwei Stücken müssen THRESHOLD ihren Set abbrechen. Der Regen, der direkt auf die empfindlichen Instrumente fällt, zwingt THRESHOLD mit einem resignierenden "Thank you, good bye" die Bühne zu verlassen. Das Festivalprogramm wird unterbrochen. Während die Crew versucht, die empfindliche Bühnentechnik mit Planen zu schützen, werden in Windeseile auf dem ganzen Gelände Tausende von Einweg-Regencapes ausgegeben, so dass niemand ungeschützt im Regen stehen muss. Respekt! Wir verziehen uns in's VIP-Zelt, um darin dicht gedrängt das Ende des Gewitters abzuwarten. Mit dem Spruch: "Was habt ihr denn alle? Bei dem Wetter fangen wir in Ostfriesland an zu grillen!" ernte ich jedoch nicht nur Verständnis.

Am Eingang des Zeltes stehen Gus Chambers und unsere Kieler Exilsprotte Micha Jehles neben einander. 

Gus: "Shit." Jehles: "No, rain." Gus: "Shit rain!" Jehles: "It rains shit."

Jahaa, das sind Dialoge.....

Um 16:45 Uhr haben der Regen und der Sturm nachgelassen und ARCH ENEMY bitten zum Tanz. Und wie sie das tun: Was die kleine Angela Gossow an Geschrei aus ihrem zierlichen Körper holt, jagt mir diverse Schauer über den Rücken. Dazu noch die Gitarristen-Artisten "The flying Amottis", besser kann man anspruchsvollen Death Metal nicht intonieren. Das Publikum scheint das genauso zu sehen und feiert ARCH ENEMY im nachlassenden Regen nach allen Regeln der Kunst ab. "Ihr dürft euch auch schlagen, aber nur nett", kommentiert Angela das Treiben vor der Bühne. ARCH ENEMY stellen auch einen Song des kommenden Albums "Anthems of Rebellion" vor: "We will rise" ist eine astreine Midtempo- Hymne, die live sehr gut funktioniert und sicherlich bald Klassikerstatus erreichen wird. Astreine Performance!

Was soll ich über meine Helden SOILWORK noch schreiben? Die Jungs aus Helsingborg sind ein eingespieltes Team, haben mit ihrem aktuellen Album "Figure number five" mal eben die gesamte Genre-Konkurrenz auf die Ränge verwiesen und geben sich live auch heute mal wieder keine Blöße. Fronter Speed, natürlich im Ferrari-Hemd, peitscht die Menge auf, Bandopa Ola Frenning schüttelt sich in Zusammenarbeit mit Bandkopf Peter Wichers die unglaublichsten Riffs aus dem Ärmel. Bassist Ola Flink macht seinem Namen alle Ehre und tobt wie ein Wiesel über die Bühne (und ist später im VIP-Bereich sichtlich stolz, als wir ihn "High Energy Ola" nennen). Und der Drummer? Der ist neu: Nachdem Drumtier Henry Ranta vor sechs Wochen seinen Ausstieg bei SOILWORK bekannt gab, gab es großes Rätselraten, wer zum Rock Hard Festival an den Drums sitzen würde. Meine Vermutung, Eric von CONSTRUCDEAD würde den Soilworkern aushelfen, bestätigt sich nicht. Der neue Mann an den Schüsseln heißt Richard Evensand, kommt aus Stockholm und auf meine Frage, bei welchen Bands er denn vorher gespielt habe, meint er bescheiden: "Oh, nothing known...!" Richard gibt heute (nach einer Woche Rehearsals!) mit SOILWORK sein Livedebüt und meistert den Set bravourös und ohne erkennbare Spielfehler. Welcome, Richard, you`ve done a great job.

CANDLEMASS. Wie habe ich dem Auftritt der Doomköpfe entgegengefiebert und bin dann auch restlos begeistert. "I bind unto miseeehelf, today the strong name of the triniitihihiii" - klick - und ich vergesse für die Dauer dieses Auftritts meinen Namen und meine Herkunft. Messiah Marcolin ist der geborene Entertainer, bringt neben humoristischen Einlagen und seiner Tanzbär-Performance eine 1a-Gesangsleistung. "Well of Souls", "Solitude", "Mirror Mirror", "Bewitched", "Well of Souls"....... ich weiß nicht mehr. Was für ein Fest. Danach musste ich erstmal viel...Bier trinken.

Setlist IN FLAMES:
Trigger
Behind Space
Only for the Weak
In Flames
Watch them feed
Episode 666
System
Minus
Reroute to remain
Gyroscope
Pinball Map

Live sind IN FLAMES gigantisch. Was die Jungs um den "Star Wars"-Fan Anders Friden in all den Jahren, in denen die Macht nun schon mit ihnen ist, an Erfahrungen sammeln konnten, kommt ihrer Live-Performance auf jeden Fall zu Gute. Mit traumwandlerischer Sicherheit haben die Flamies ihr Publikum im Griff, die Bühnenperformance ist super professionell und die geile Pyro- und Licht-Show ist eh' eine Klasse für sich. Kein Wunder, dass vor der Bühne mächtig viel Stimmung herrscht und diverse Crowdsurfer herumgereicht werden. So richtig viele schlechte Lieder haben die Jungs aus Götheborg auch noch nicht abgeliefert. "Trigger" wird den "lovely guys from Soilwork" gewidmet. Danach kommt "Behind Space" (von der "Lunar Strain" 1994 ). Jehles sacht: "Das ist mein Lieblingslied von Dänen. Obwohl's ja Schweden sind." 

Die Jungs aus Götheburg stellen auch einen neuen Song vor: "Watch them feed" erscheint dieser Tage auf der "Trigger"-EP. Nach dem Stück "Gyroskop" ( von der "Whoracle" 1997) fragt Anders: "Ich weiß nicht weiter. Was spielen wir?" Nachdem ihm seine Jungs "Episode 666" souffliert haben, geht es mit dem Klassiker weiter. Der Sound ist unglaublich fett und die Setlist bietet sowohl für Neu-Einsteiger in Sachen IN FLAMES als auch für alte Hasen genügend Futter. Eine gewohnt beeindruckende Leistung.

SODOM sind, wie bereits erwähnt, für BOLT THROWER eingesprungen. Tom kommentiert das auf gewohnte Art: "Ja, schade, dat dem Kerl seine Olle gekalbt hat...!" Da ich mich bei SOILWORK und CANDLEMASS verausgabt habe, ziehe ich es vor, während des SODOM Gigs im VIP-Zelt meinen....Bierpegel aufzufrischen. Sorry, Tom, nächstes Mal wieder.

Frisch gestärkt geht es in die vorletzte Runde. Der Special Guest steht auf dem Plan. Niemand anderes als unsere Box-Arena erprobte Firstlady of Rock, DORO Pesch, darf für drei Lieder auf die Bühne. "Burning the witches" (mit Sabina Classen), "All we are" und "Für immer" sind Hymnen für die Ewigkeit, die jeder Metal-Fan kennt und Silbe für Silbe mitsingen kann. Und so kann DORO auch heute Abend zufrieden lächelnd ihren Kurz-Auftritt beenden und beruhigt zurück nach Düsseldorf fahren.

Dann geht es weiter mit den Sachsen.

Setlist SAXON:
Heavy Metal Thunder
Motorcycle Man
Solid Ball of Rock
Crimson King
2000 Ft.
747 Strangers in the Night
Drumsolo Fritz Randow
Crusader
Wheels of Steel
The Eagle has landed

SAXON starten routiniert mit ihren beiden Klassikern "Heavy Metal Thunder" und "Motorcycle Man". Biff Beiford scheint noch gar nicht mitbekommen zu haben, dass wir nicht mehr das Jahr 1981 schreiben. Eventuelle Alterserscheinungen beziehungsweise Konditionsschwächen sind bei dem Urviech nicht auszumachen. Auch seine Mitstreiter werden partout nicht müde und so kommt das Publikum in den Genuss einer erstklassigen Heavy Metal Show, die keinen kalt lässt, der sich sein Brötchen morgens mit der Kneifzange belegt. Natürlich darf ein Drum-Solo von Altmeister Fritz Randow nicht fehlen, Biff sorgt durch gewohnt ironische Ansagen für gute Stimmung. "I don`t know what to play! The Setlist is scheisse, haha! Let's play 'Solid Ball of Rock' "

Natürlich landet der Adler, natürlich ist der Abend auch nach dem Gig von SAXON noch nicht zu Ende. Wir verziehen uns für den Gnadenschuss in die Wipp-Schaukel. Es bleibt nur zu sagen, dass dieses Festival auf jeden Fall wiederholt werden muss!

The Eastfreezians will return!

Uwe Harms

Das Radio Gehacktes Team auf dem Rock Hard Festival: Uwe Harms, Stefan Sieler, Nina Höllerich, Michael Jehles

Anekdoten, Erlebnisse und Meinungen von Jehles!

Habe Götz Kühnemund gefragt, was es mit den Rosa-Vanillewölkchen auf sich hat. (Vor Jahren gab es mal ein Tourbericht, wo Götz nach Einnahme von nicht jugendfreien Essenzen immer wieder besagte "Wölkchen" gesehen hat.) Ich fragt ihn nun, ob es dazu etwas zu erzählen gibt, ohne wirklich eine aufklärende Antwort zu erwarten. Er sagte ,leicht genervt: "Da mussu T. Kupfer fragen, der hat das verzapft". Na ja bei so 'ner blöden Frage...

Überhaupt kam uns die "Painkugel" immer wieder etwas sehr genervt vor. Ob das nun am Stress lag, die so ein Festival nun mal so mit sich bringt, sei dahin gestellt. Später erfuhr ich dann, dass man ihm sein Handy entwendet hat, was natürlich so einiges erklärt. Is' ja auch Kacke, sowas.

Tom Angelripper, auf mein Vorhaben , mit ihm anzuprosten: "Alter,wenn HIER jemand Ruhrpott is, dann bin ich dat ja wohl!!!" Ja, nee is klar, und Prost!!

Später dann haben wir intern den guten Tom auf den Namen "Pfandpirat" getauft, da er in allerbester Manier im VIP-Zelt die leeren Bierbecher eingesammelt hat, und damit feixender Weise zur Kasse stolzierte.... 

Hatte mir eines schönen Zeitpunkts in den Kopf gesetzt, unbedingt meine VIP-Karte von Angela Gossow signieren zu lassen. Also ging ich in der VIP-Schaukel auf sie zu. (sie stand halt grad so da, mit ihrem Gitarristen). Zuvor lieh ich mir von Nina einen weißen Edding. Also nichts wie hin. Der Gitarrist freute sich und sagte auf meine Frage nach dem Autogramm (die ich auf deutsch an Angela stellte): "Oh yes, of course!" Und so langte er nach meiner Karte. Ich meinte nur: "Oh no, sorry, i want that SHE signes the card!"... War mir ein wenig peinlich, weil auch er sehr verwirrt und enttäuscht gleichzeitig dreinblickte. Angela lachte sich halb tot. Anschließend kam ich noch in den Genuss, Arm in Arm auf ein Foto mit ihr zu kommen, was ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Geile Band und megasympathische Leude.

An Gus Chambers - auch ein ständig Anwesender in der Wipp-Schaukel - hab ich auch beste Erinnerungen. Nach einigen Gesprächen mit ihm und viel Bier später, prostete er mir zu ,sobald er mich in der Menge erblickte. Also, wenn das keine Huldigung ist, dann weiß  ich auch nicht.

Als wir wieder mal auf der Bierzeltgarnitur (VIP-Zelt) Platz genommen hatten, setzte sich Messiah himself mit dem Rücken zu Sieler. Wobei die beiden sich auch wohl berührten. O-Ton Sieler:" Alter, hat der einen Bauch" Uwe: "Hallo? Der sitzt mit dem Rücken zu dir!!!" Sieler wiederum: "Ja, der hat sogar auf dem Rücken Bauch!!" Brüller!!!

Überhaupt war Messiah einer der Sympathen unter den "Stars" auf dem Festival. Auch wenn ich mit der Musik von CANDLEMASS nicht allzuviel anfangen kann. Aber er is nunmal einfach Kult, der Mann. Lange Gespräche und viel Bier, und irgendwann , wie genau weiß ich leider nicht mehr, hab ich es geschafft, dass Messiah plötzlich, als er mitten im VIP-Zelt stand, lauthals "OSTFRIIIIESLAAAND!!!" gebrüllt hat. Glaubt eh' keiner ,der es nicht gesehen oder gehört hat. Zum Glück hab ich genug Zeugen.

Sonntag zog dann das große Unwetter über uns und das Gelände, so dass das Event ca.zwei Stunden unterbrochen werden musste. Kurz bevor es mit Wolkenbrüchen losging, fragte Sieler mich , ob die im Hotel wohl einen Generalschlüssel haben, womit die unser Zimmer aufbekommen. Denn wir hatten dummerweise vergessen, die Dachluke bei uns im Zimmer zu schließen. Was nicht so schlimm gewesen wäre, wenn Sieler`s Bett nicht direkt darunter gestanden hätte. Ich antwortete ihm, dass die solche Unwetter im Ruhrgebiet gewohnt sind, und das die da jawohl dran denken MÜSSTEN... Im Hotel des Nachts angekommen: Teppich nass, unsere Taschen nass und nicht zuletzt, Sieler sein Bett klitschenass. Er sich also ein paar Decken zusammengesucht und auf dem Boden genächtigt. Arm Sieler...

Mein Fazit insgeasamt: Obergeiles Festivel, wo die Atmosphäre nicht hätte besser sein können. Was auch hauptsächlich an dem echt geilen Amphitheater lag. Abstriche sind natürlich bei den zu kurzfristigen Bandabsagen( BOLT THROWER) zu machen, wo man allerdings niemandem Vorwürfe machen kann. Das sieht bei den Preisen für einen Becher Wasser schon anders aus: 2,50€ plus 1€  Pfand sind bei 34 Grad Hitze doch wohl mehr als unfair. Bei allen anderen Preisen für Essen und Trinken konnte man nicht meckern.

Auf jeden Fall war es ein richtig geiles Festival, und sollte es nächstes Jahr wiederholt werden , freu ich mich schon jetzt.

Michael Jehles